Verhandlung

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

Eine Verhandlung ist ein Dialog oder ein Monolog mit anderen (im Falle des Monologes mit sich selbst) über eine Sache, die man entweder will oder nicht braucht. Dabei ist es unerheblich, wer was will. Denn alle wollen irgendwie das Gleiche oder grundsätzlich unterschiedliche Dinge. Wie auch immer: Einer verliert. Manchmal beide.


Hier wird knallhart verhandelt!

Allgemeines

Die Einleitung sagt ja schon einiges aus. Eine Verhandlung ist demnach immer ein Gespräch mit einem Gegenüber, bei dem es sich um eine Art Diskussion handelt. Gegenstand dieser Diskussion ist dabei meistens ein Gegenstand. Je nach Art und Lage kann dieser Gegenstand aber auch ein Mensch, ein Tier oder ein Alien sein. Und in einigen Fällen ist der Gegenstand möglicherweise auch ein Zustand. Auf den Punkt gebracht: Bei einer Verhandlung dreht es sich um einen Gegenstand, der fast nie einer ist. Sondern Menschen, Tiere, Aliens, Lebewesen, Zustände, Situationen oder Dinge.

Verhandlungen beim Einkauf

Im täglichen Einkaufswahn, der aufgrund des lieben Geldes mitunter gut geplant sein will (wir erinnern uns: Wirtschaftskrise, Inflation, Wäschekörbe voll mit Euroscheinen, Rush Hour) trifft man gerne auf Waren, die mit einem Preis ausgezeichnet sind, den man nicht bereit ist zu bezahlen. Mögen die Verhandlungen beginnen!

Käufer

Die viel zu teure Ware im Blick oder gar schon in der Hand, steuert der Kunde den nächsten Kaufhausangestellten an.
Beginnend mit jovialem Gesichtsausdruck und einer unschuldigen Frage nach der Qualität versucht der Kunde nun dem Verkäufer zu schmeicheln, ihn einzulullen. Rhetorisch geschulte Kunden (Scientologen, pädophile, Psychologen) sind hier eindeutig im Vorteil. Nicht selten kommt es zu Wortkonstellationen und Satzkonstrukten, die das Gehirn des Otto-Normal-Elektromarkt-Abteilungsleisters überlasten. In Volkshochschulkursen über die Jahre mühsam antrainierte Abwimmelstrategien greifen nun nicht mehr und der Kunde bekommt den gewünschten Artikel zum eigentlichen Marktpreis.

Verkäufer

Überforderter Verkäufer einer Elektromarktkette
Der durchschnittliche Bereichs- oder Abteilungsleiter eines Einkaufsparadieses ist mit dem schon erwähnten Volkshochschulkurswissen und der strikten Anweisung seines Marktleiters ausgestattet, jeden Wunsch auf Preishandel im Keim zu ersticken. Damit sind diese Angestellten (der eigenen Meinung nach) bestens auf aufdringliche Kundschaft vorbereitet. Wird er von einem handelwilligen Kunden angesteuert, greift zu allererst sein Fluchtinstinkt. Die Devise lautet: ››Suche Dir eine andere Beschäftigung und gehe jeglichen Gesprächen mit Kunden aus dem Weg‹‹. Kommt es trotz allem doch zu einer solchen Konfrontation, bietet der Angestellte unter Mobilisierung aller Intelligenzreserven dem Kunden nachdrücklich die Stirn. Im Zuge dieses Verhaltens kann es dann dazu kommen, dass nach dem vollständigen Aufbrauchen aller Ressourcen des Anti-Verkaufsgenies eine Auswechslung durch den Marktleiter vollzogen wird. Ein neuer, unverbrauchter Kollege wird ausgesandt, das Gespräch zu übernehmen. In wirklich brisanten Fällen springt auch mal der Chef persönlich ein. Passiert dies, ist der Kunde dem König schutzlos ausgeliefert. Durch firmeninterne Schulungen gestärkt und einem intensiven Rhetorikprogramm unterzogen schmettert dieser sämtliche Verhandlungsforderungen des regimekritischen Kunden mit einem Kategorischen "Nein! Sicherheitsdienst?" erbarmungslos ab.

Kaufgut

Der zum Erwerb auserkorene Artikel hat hierbei kein Mitspracherecht.

Verhandlung im Büro

Im Arbeits- und Büroalltag findet man mannigfaltige Gelegenheiten zu verhandeln. Sei es die Menge Kopierpapier, die jedem zusteht, die Benutzungsrechte für den Locher, wer nächste Woche den Kaffee kauft oder wer als nächstes die Praktikantin vögeln darf. Ansätze sind also vorhanden. Mit in dieser Disziplin scheint also nichts unmöglich.

Mit dem Büroboten

Er bringt die Post und die Materialbestellung. Er sorgt durch seine liebenswert-dilettantische Art für Spaß und Heiterkeit. Immer ist er da, um zu seine helfende Hand überall dort zu reichen, wo sie gebraucht wird. Diesen Umstand kann man sich natürlich zunutze machen. Hat der ungeliebte Kollege vorne rechts mal wieder auf dem falschen Parkplatz geparkt, lässt man ihm vom Büroboten den mit Lasix versetzten Kaffee bringen. War die Sekretärin nicht willig, pinkelt er ihr auf Geheiß in den Blumenkübel. All dies verlangt natürlich nach einer entsprechenden, vorher ausgehandelten Vergütung. Ob Geld, eine beliebige Nummer aus dem Telefonbuch (die angeblich von der scharfen Cousine ist) oder das Versprechen ihn bei der nächsten Betriebsversammlung vielleicht mal einzuladen: Nichts ist niederträchtig genug.

Mit Kollegen

Irgendwer muss bei der nächsten Grillparty für Bier sorgen, einer für Fleisch, einer für Frauen. Sowas will besprochen sein! Nicht, dass am Schluss jede Menge Fleisch da ist, aber weder ein Grill noch was zum Ficken! Und überhaupt: Wer macht sowas in stocknüchternem Zustand?
Auch direkt am Arbeitsplatz wollen einige Dinge ausgehandelt sein:
Diesen Teufelskreis gilt es
mit Verhandlungsgeschick zu durchbrechen!
  • Wer sitzt wo?
  • Wer geht heute zum Chef um nach einem größeren Budget zu fragen?
  • Wer bekommt welchen Parkplatz?
  • Und wer den neuen Bürostuhl, Drucker, Kopierer, PC?

Mit der Kantinenfrau

Auf, auf zum Mittagstisch! Doch Obacht: Hier lauern fiese Fallen, Stolpergelegenheiten und Fettnäpfchen.
Die Kantinenfrau ist quasi die Instanz für Zufriedenheit in der Firma. Stellt man sich mit ihr nicht gut, hat man schlecht Kirschen essen - im wahrsten Sinne des Wortes. Sie will umschmeichelt und wenn nötig geschmiert sein. Tut man nicht was sie will, schmeckt das Essen wahlweise nach Tabasco pur, Ratte oder lecker Kantinenfrauspeichel. Möglicherweise ist es auch versalzen. Den Spieß kann man aber auch zurechtdrehen: Schleimt man sich bei dieser wunderschönen, ehemalig russischen Hammerwerferin genug ein, verwandelt sie auf Wunsch das Mittagsmahl eines anderen zu einem wahren Gaumengraus.

Mit der Sekretärin

"Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt's einen, der die Putzfrau vögelt. Und ist das Schiff auch noch so klein, die Putzfrau will gevögelt sein!".
Ersetzt man "Schiff" durch Büro und "Putzfrau" durch "Sekretärin", wird ein auf jede Firma anwendbarer Schuh draus. Möglicherweise will sie aber was dafür. Nicht jede Sekretärin gibt sich damit zufrieden, es einmal pro Woche auf dem Mahagonitisch des Chefs zu treiben. Manchmal kommt es vor, dass diese unverzichtbare Fachkraft eine Vorausleistung verlangt. Ob nun ein Abendessen, romantisches Ambiente, neue Unterwäsche oder die Benutzung eines Kondoms: Alles Verhandlungssache.

Mit dem Chef

Als Machtzentrale kann man mit diesem Vertreter seiner Spezies nur schwer verhandeln. Er hält die Zügel in der Hand, führt das Heft.
Hat man nicht einen verdammt guten und mehr als nur glaubhaften Grund, sich mit ihm in eine Verhandlung zu stürzen, braucht man zumindest ein sehr gutes Argument. Besonders fleißiges Arbeiten, möglichst viele Vertragsabschlüsse, hohe Quote bei der Kundenaquise: Alles gute Gründe. Zum Beispiel für Verhandlungen über mehr Urlaub, mehr Geld oder mehr Kompetenzen. Wie bei der Kantinenvorsteherin kann auch hier die Fähigkeit eine veritable Schleimspur zu ziehen, hilfreich sein. Kann man nichts und ist man unfähig sich einzuschleimen (weil z.B. zu doof) bleibt für eine solide Verhandlungsbasis mit dem Chef dann nur noch die gute, alte Erpressung. Mit der Praktikantin auf dem Kopierer erwischt: Super Grundlage! Er missbraucht Firmengelder und ist zu blöd es zu verbergen: Sehr schön! Er hat seinen Vorgänger umgebracht um selbst Chef zu werden und die Leiche ist noch im Schrank: Herzlichen Glückwunsch! Solche Argumente braucht man, um gut dazustehen.

Horizontale Verhandlung

Skihasen@Work

Wer kennt das nicht? Man schlendert ohne böse Vorahnung bei McDonalds an der Reeperbahn vorbei. Plötzlich: Ein wunderschöner, gut gebauter und offensichtlich promiskuitiver Schneehase versperrt den Weg. "Na, Kleener? Willste mal ran? Nur fuffzich Euro! Mit Anfassen!" Eine Verhandlung der einfachen Art und vorhersehbarem Ende beginnt.

Nutte

Die Prostituierte ist ein unentbehrlicher Partner in den Verhandlungen um käuflichen Sex. Ihre primäre und somit originäre Aufgabe besteht darin, den potentiellen Kunden mit ihren Vorzügen (Körper, geistige Reife, Hochschulabschluss) zu locken. Um den geneigten Passanten in ein Gespräch zu führen wird dabei ein Alltagsthema aufgegriffen. Zum Beispiel über den aktuellen Wert des Euros im Kontext zum Preis käuflichen Beischlafs unter Beachtung des durch die Osterweiterung steten Einwanderungsdrangs von Ostblockschönheiten. Dieses in der Tagespresse kontrovers behandelte Thema ist gerade in diesen Zeiten der Abwertung Europas durch Schurkenstaaten wie Griechenland ein gerne diskutierter Gesprächsstoff. Konkret läuft diese Anwerbung beispielsweise so ab:

Hure (schelmisch zwinkernd): "Na, Du? Mal anfassen? Kannst auch mehr, nur fuffzich Euro."
Freier: "Naja, ich weiß ja nicht..."
Hure: "Ach komm schon. Bist wohl schüchtern, hm?"
Freier (auf beliebige Passantin zeigend): "Nee! Bei Olga da vorn kostets nur'n Zwacken."
Hure: "Echt jetzt? Blöde Schlampe! Pass auf: Ich und meine Freundin Jana hier. Zusammen nen Fuffi. Mit reinstecken und anfassen."
Freier: "Mh..."
Freier: "Alles klar. Aber nur wenn's oben nicht teurer wird!"
Hure (augenverdrehend): "'Türlich, Schatz. Keine Sorge, nicht für Dich..."
Freier: "Na dann los!"

Freier

Nunja, so frei ist er gar nicht. Zurück zur Ausgangssituation: Ein Angebot wurde unterbreitet.
Nun hat der unbescholtene und sichtlich überraschte (und nicht selten überforderte) Passant genau vier Möglichkeiten:

  1. Sich auf die Verhandlungen einlassen und versuchen noch auf der Straße eine bessere Basis und günstigere Konditionen auszuhandeln. Anschließend begibt er sich mit der Herzensdame "seiner" Wahl auf deren Zimmer und treibt Unzucht ihrer Wahl. Je nach Vertragsbedingungen findet die Bezahlung wahlweise vor oder nach dem Beischlaf statt.
  2. Sich auf die Verhandlungen einlassen wie in Punkt eins beschrieben. Sobald es allerdings zur Bezahlung kommt, macht der Kunde die Biege. Man setzt sich hierbei allerdings unter Umständen dem Zorn der Hure sowie deren Vorgesetzten aus, was zu schweren Verletzungen (vornehmlich am Genital) führen kann.
  3. Das Angebot dankend ablehnen und weiterhin seines Weges ziehen.
  4. Die Nutte prellen. Sprich: Noch auf der Straße bezahlen und abhauen. , dafür aber unvorhergesehen und somit recht witzig.

Zuhälter, wahlweise Puffmutter

Auch der den Huren Obdach bietet, will zufrieden und bezahlt sein.
Der Freier hat hiermit in allererster Linie nichts zu tun. Die Entlohnung des Luden oder seinem weiblichen Gegenpart, der Puffmutter, wird zwischen Ihm (Ihr) und der Prostituierten geregelt. Diese Verhandlung läuft nach einem einfachen, aber sehr effektiven Schema ab. Der Zuhälter bietet der unterzubringenden Hure an, in seinem Gebäude ihrem Beruf nachzugehen und zu wohnen, wenn er dafür 90% ihrer Einnahmen bekommt. Stimmt die arbeitsuchende diesem Vertrag nicht zu, sind die Verhandlungen beendet und es wird ein Platzverbot ausgesprochen. Die ukrainischen Sicherheitsdienstmitarbeiter des Puffchefs sorgen im Anschluss für die konsequente Durchsetzung des Hausverbots.
Böse Zungen behaupten von Zeit zu Zeit, dieses Angebot wäre gar keine Verhandlungsbasis. Nach deren Entfernung durch schon genannte Sicherheitskräfte verstummen die Besitzer aber in der Regel sehr schnell.

Mit der Ehefrau

Diese Frau ist die teuerste von allen. Die Verhandlungen über Beischlaf und beginnen schon, bevor dieses Exemplar der Weiblichkeit überhaupt den Bund der Ehe eingeht. Was als reizvoller Flirt zur Begehung einer Kurzbeziehung beginnt, kann sich zu einer lebenslangen Abhängigkeit entwickeln. Wichtig ist hierbei die absolute Erkenntnis, dass die Frau immer gewinnt.
Und steckt dann erst mal der Ring am Finger, hat der Mann, der sich auf diese unheilvolle Liaison einlässt, endgültig verloren. Verhandeln zwecklos. Nur die Hoffnung hilft in dieser Situation weiter. Doch auch die kann sich schnell zu einem Wunschgedanken verflüchtigen.

Ed Teach - Mal wieder in einer
angeregten Diskussion über Schiffsbesitzrechte

Verhandlungen bei Besitzrechtsstreitigkeiten

Die grünblaue, unbedruckte Mauritius in Originalgröße
Haus, Sauna, Jacht, Automobil, Flugzeug, Van Gogh Selbstportrait. Kleinigkeiten wie eine Sammlung Montblanc-Füllfederhalter von 1921, zwei Tonnen Krügerrand, die grünblaue und unbedruckte Mauritius: Jeder von uns besitzt etwas, das für ihn von Wert ist. Doch Besitz schafft Neider. Und diese können gar unbequem werden!

Besitzer

Als (künftiger) Besitzer hat man es nicht leicht! Zuerst muss man mit einem Händler über den Erwerb eines Gegenstandes verhandeln. Je nach Wert des erworbene Stückes mit dem Safe-Verkäufer oder dem für die Schließfächer zuständigen Bahnhofsmitarbeiter. Auch könnte es notwendig werden, einen Schlosser zu beauftragen, der die Türen mit Schlössern versieht. Preis ggfs. Verhandlungsbasis. Und zu allem Übel gibt es dann noch böse Buben, die einem den Besitz nicht gönnen. Meist bewaffnet melden sich diese unangekündigt mit einem Eilantrag beim Besitzer. Um über die Eckpfeiler der Aushändigung der Waren zu verhandeln.

Antragsteller

Im kriminellen Milieu beheimatet kennen die künftigen Besitzer verschiedener Gegenstände aus der Nachbarschaft und einiger Museen sowie Banken alle Tricks und Kniffe einer effektiven Verhandlungsführung. Gekonnt wedeln sie mit tödlichen Waffen wie Schießgewehren oder Küchenmessern vor eines jeden Nase herum, der im Besitz begehrter Dinge ist. Untermalt wird die Szenerie stets mit wilden Beschimpfungen, Drohungen gegen Leib und Leben sowie dem freundlichen Hinweis alles Wertvolle auszuhändigen, ist einem der Hund der Familie lieb und teuer. Ist der Hund tatsächlich teuer (in der Anschaffung) kann aber auch er zum Objekt der Begierde werden.

Verhandlung bei Geiselnahmen

Kommt es, zum Beispiel im Zuge von Besitzrechtsstreitigkeiten, zu einer Geiselnahme, kann es nötig werden mit den mutmaßlichen Geiselnehmern über die der Geiselbefreiung zu verhandeln.
Geiselnehmer in Aktion.
In der Mitte ist die Geisel grausamer Flüsterfolter ausgesetzt

Geiselnehmer

Böse Burschen, Terroristen, Räuber und Verbrecher nennt man diese Art Mensch gemeinhin. Und das stimmt auch! Geiselnehmer sind Menschen wie Du und ich andere Verbrecher. Dabei kann eine Geiselnahme (zumindest aus Sicht der Geiselnehmer) mit Kleinigkeiten beginnen. Zurück zum Beispiel Aneignung fremder Dinge. In seiner Rolle als Überfallender, der mitten in den Verhandlungen zu Besitzrechtsangelegenheiten steckt, kann es dem Schurken böses wiederfahren. Ein bisher unbeachteter Protagonist seiner Posse greift zum Mobiltelefon und ruft die Gendarmerie:

Polizeilicher Verhandlungsführer

Vom Hilferuf in helle Aufregung versetzt trifft die verständigte Staatsmacht dann mit viel Zeter und Mordio am Ort des Geschehens ein und mach sich sofort daran, das Gelände weitläufig abzusperren. Sodann begibt es sich, dass derjenige Beamte mit dem besten rhetorischen Geschick oder zumindest der niedrigsten Rate an Toten im Zuge der Verhandlungen das Wort ergreift.

Der Einfühlsame

Voller Emotionstiefe schafft der Empath es erst nach einigen Minuten, Worte zu finden. Die Situation stimmt ihn traurig, sind doch Menschen in Gefahr. Er spricht den Geiselnehmer persönlich an, bittet höflich um Gehör. Er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut und dies gereicht ihm nicht selten zu seinem eigenen Schaden: Zu sehr mitfühlend macht er Fehler, übersieht Dinge, geht auf Forderungen der Geiselnehmer ein. Und ist somit für den Tod von Menschen verantwortlich. Denn entweder die Geiselnehmer töten die Geiseln, weil unnötiger Ballast auf der Flucht. Oder aber die Geiselnehmer werden auf der Flucht erschossen. Schlimmstenfalls beides. Gefolgt vom beamtlichen Suizid.

Der Draufgänger

Ist niemand vor Ort, der eine Verhandlung friedlich beenden könnte, entschließt sich der Leitende letztendlich für einen Beamten mit eher militärischen Charakterzügen. Kurzentschlossen ist die erste Stufe seiner Verhandlungen die Planung eines schnellen Eindringens unter Inkaufnahme der Tatsache, dass Geiseln getötet und Geiselnehmer zumindest psychische Schäden nehmen. Steht seine Planung und Organisation, fährt er mit einer kuren Ansage per Megaphon fort, die die Absicht kund gibt, das Haus zu stürmen, ergibt sich der darin befindliche Übeltäter (und ggfs. seine Schergen) nicht auf der Stelle. Ergibt dieser sich nicht, freuen sich die seriösen Medien wie z.B. RTL, die Bild-Zeitung und sich schon über tolle Schlagzeilen und .

Geisel

Von allen Parteien als Spielball missbraucht, hat die gemeine Geisel eigentlich nichts zu melden. Ab und zu begibt es sich, dass ein Geiselnehmer die Stimme einer Geisel durch das Telefon erklingen lassen muss. Dies dient als Lebensbeweis für den polizeilichen Verhandlungsführer. Es ist gleichzeitig eine Art Lebensversicherung für den oder die Geiselnehmer: So lange die Geiseln leben, ist es unwahrscheinlich, dass die Polizei das Gebäude stürmt und so die Verhandlungen vorzeitig beendet.
Abgesehen von den offensichtlichen Gefahren für die Geiseln, wie zum Beispiel für deren unmittelbare Gesundheit, droht den Gefangenen aber Unbill aus eher unerwarteter Richtung. In der Vergangenheit wurde bei Geiselnehmern vermehrt der Hang beobachtet, sich mit den Geiseln zu identifizieren und positive Gefühle für die Schutzbedürftigen zu entwickeln. Die moderne Psychologie spricht hier vom Stockholm-Syndrom.

Verhandlung vor Gericht

So sieht's aus!

Bei dieser - der schwierigsten - Form der Verhandlung, haben einige Faktoren (sogenannte Prozessteilnehmer) Einfluss auf den Verhandlungsverlauf. Je nach deren Agieren und Reaktion kann ein schon im Vorfeld als sicheres geltendes Ergebnis sich schnell ins Gegenteil umkehren.

Richter

Auch "Herr Vorsitzender" oder "Euer Ehren" genannt, ist der Richter eine Art Gesprächsleiter.
In dieser Funktion ist er berechtigt, allen und jedem ins Wort zu fallen, Fragen zu stellen, die Anwälte zu beleidigen und Zeugen vorzuführen. Auch darf er seine Meinung zu Auftreten und Verhalten aller anwesenden äußern. Das Beste an dieser verantwortungsvollen Position ist aber das Recht, jeden aus dem Sitzungssaal entfernen zu lassen, der dem Richter nicht gefällt oder gewogen ist. In einigen Fällen sollen sogar Zeugen kurz nach ihrer Aussage des verwiesen worden sein. Sogar die Jury darf er nach eigenem Ermessen vor und nach der Pause zum Kommen und Gehen auffordern.

So wünscht man sich seinen Anwalt:
Weiblich, lecker und erfolgreich.

Staatsanwalt

Als Ankläger, Vertreter des Staates und chronisch unzufriedener Jurist mit einem Universitätsabschluss der Qualitätsstufe Magna Cum Nada zugleich ist der Staatsanwalt die labilste Figur dieser Verhandlungsart. Seinem geistigen Horizont entspringt die Anklage. Und seiner Meinung nach sollte dem Angeklagten mindestens die Todesstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung drohen. Auch ist er immer skeptisch gegenüber dem Verteidiger sowie dessen Zeugen.
Die Aufgabe des Staatsanwaltes ist es, Zeugen und andere Angeklagte ins Kreuzverhör zu nehmen, zu befragen, so lange zu nerven bis sie unter dem Druck des Zeugenstands zusammenbrechen. Er muss sich an Fakten halten, darf die Zeugen weder anlügen noch arglistig täuschen. Dank seiner gymnasialen und universalen Ausbildung ist es ihm zuzutrauen, dass er der deutschen Sprache und der Wortverdrehungskunst mächtig ist. Beides darf zur Wahrheitsfindung angewandt werden.

Verteidiger

Der Verteidiger ist das, was im Volksmund gerne als Winkeladvokat, arrogantes Arschloch oder Rechtsverdreher bekannt ist. Und das ist auch sein Job: So lange das Recht beugen, biegen und verdrehen, bis er es sich so zurechtgelegt hat, dass der Angeklagte gut dasteht. Im Gegenzug zum Staatsanwalt ist der Verteidiger ein echter Rechtsanwalt mit Geld, Macht und schicken Anzügen. Auch er darf nicht Lügen. Es ist ihm jedoch gestattet, die Unwahrheit zu sagen. Und dieses Recht schöpft er bis zum letzten Tropfen aus, wenn er wirklich gut ist. Denn an ihm liegt es, ob die Jury zum Schluss seinen Klienten freispricht oder lebenslänglich eine schwedische Aussicht garantiert. Hat er keine soziale Ader oder seinen Tag an dem er sich besonders reich fühlt, muss man diesen Menschen teuer bezahlen.

Angeklagter

Die schillernde Hauptfigur eines jeden Prozesses. Als Angeklagter ist man in jeder Verhandlung die zentrale Figur. Er und seine angeblichen Verbrechen sind Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. Und je nach Beweislage, Fähigkeiten des Anklägers und des Verteidigers ist er schuldig, nicht schuldig oder unschuldig. Ausschlaggebend für einen Freispruch ist aber immer die Fähigkeit des Angeklagten selbst, mit traurigem Hundeblick in Richtung der Jury zu schauen.
Ähnlich der Ware in einem Verkaufsgespräch hat er nur ein begrenztes Mitspracherecht. Verstößt er dagegen und macht wider besseren Wissens ungefragt den Mund auf, verspielt er womöglich seine Chance den Gerichtssaal als freier Mann zu verlassen.

Zeugen

Zeuge sein ist toll. Je nach dem, wessen Zeuge man ist, ist das allerdings Auslegeware.
Zeugen der Anklage sind immer dem Wohlgefallen des Verteidigers ausgeliefert. Hat dieser Beziehungen zu eher zwielichtig einzustufenden Kreisen, könnte es passieren, dass die Lebenserwartung eine rasche Abwertung erfährt. Eine Aussage, die den Angeklagten ins rechte Licht rückt, kann dem Zeugen aber gut zu Gesicht stehen. Und vor allem seinem Bankkonto.
Zeugen der Verteidigung werden nach strengen Auswahlkriterien auf der Straße angeworben. Deren einzige Aufgabe besteht darin folgenden Satz immer wieder so laut und verständlich wie möglich zu wiederholen: "'Der Angeklagte war die ganze Nacht bei mir." Vergleichbar mit einem billigen Bollywoodstatisten wird er nach der Verhandlung nicht mehr gebraucht und zieht mit seinem hart verdienten Zeugengehalt von Dannen.

Auch als Gerichtsschreiberin gut geeignet:
Die ewige Jungfrau Curtis

Jury

Die Jury, auch gerne Geschworene genannt, sind eine von Ankläger und Verteidiger ausgewählte Gruppe von Mitbürgern, die keinerlei juristisches Verständnis besitzen. Auch ist allen Jurymitgliedern der Wunsch nach einem schnellen Ende der Verhandlung sowie einer akuten Null-Bock-Phase während der Verhandlungen nachweisbar. Die einzige Aufgabe dieser Menschen ist es, still dazusitzen, zu beobachten, zu schweigen, sich Dinge zu merken, die Schnauze zu halten und nach dem Ende aller Aussagen und Plädoyers ein Urteil zu fällen.
Je nach Laune der Jury fäll dies dann unterschiedlich aus. Mit einer Chance von 50% spricht die Jury den Angeklagten dann schuldig oder nicht schuldig. Unschuldig ist ein Angeklagter nie. Dieser Zustand ist alleine für Jamie Lee Curtis reserviert.

Gerichtsschreiberin

Um sich für diesen mehr als nur verantwortungsvollen Job zu qualifizieren, muss die Bewerberin mehrere Fähigkeiten, Fertigkeiten und andere Merkmale vorweisen können:

  • Schnell tippen können,
  • Gut aussehen,
  • Fingergeschick,
  • Besser aussehen,
  • Enge, figurbetonte Kleidung tragen und vor allem
  • Eine sexy Figur besitzen, die man guten Gewissens vorzeigen kann.

Die Aufgabe der Schreiberin beschränkt sich dabei auf Aussehen, Fingerfertigkeit und Schreibkünste. Sie schreibt jedes gesprochene Wort der Verhandlung mit. Männer sind aufgrund körperlicher Unzulänglichkeiten im Gesichts-, Brust-, Lenden- und Genitalbereich von dieser Tätigkeit ausgeschlossen.

Verhandlungen mit Gott

Hier spricht man häufig auch von einem sog. "Gebet". Ziel dieser Zwiegespräche ist es, mit einem übergeordneten, metaphysischen Wesen möglichst günstige Lebensbedingungen auszuhandeln. Diese Lebensbedingungen finden in gesellschaftlichen Stand, Kontostand, Gesundheitszustand und vielen anderen (Zu)Ständen Manifestation. Stellt sich der gewünschte Zustand nicht ein, ist es dem Gläubigen erlaubt seinen jeweiligen Gott daraufhin nochmals anzusprechen - nötigenfalls laut weinend und auf Knien. Diese Klagerufe sind vor allem in den lateinamerikanischen Gefilden Südamerikas vorzufinden. Die dortigen Einwohner haben immer etwas vor ihrem christlichen Gott zu beklagen. Eine dieser Klagerufe beinhaltet immer die Tatsache, dass dieser "Gott" nie eine Antwort gibt. Er lässt nur durch seinen Vertreter im Amt auf Erden Worthülsen in die Menge werfen. Doch davon wird ja auf Dauer auch keiner satt.
Darum wird der berechtigte Verdacht immer lauter, Gott sei stumm oder zumindest verrückt.

Siehe auch

  • Verhandlung mit Gott

Verhandlungen mit sich selbst

Sollte es der Fall sein, dass man aufgrund zufälliger Erbfolge oder eines anderen Umstandes selbst Gott ist, trifft der Punkt Verhandlungen mit Gott zu.
Götter sollten hier also in ihrem eigenen Interesse nicht weiterlesen.

Das eigene Ich

Das eigene Ich ist etwas, dessen man sich unbedingt bewusst sein sollte.

Denn nicht selten kommt es vor, dass man gedankenverloren an einem Strand, im Bett oder einer Einzelhaftzelle vor sich hin döst und über sich, das Sein und andere Trivia des täglichen Lebens nachdenkt. Möglicherweise künftige oder vergangene Ereignisse werden überdacht, man lässt Entscheidungen, die getroffen wurden oder getroffen werden könnten, Revue passieren. Auch das ist eine Art der Verhandlung: Mit sich selbst. Gedanken und Vorhaben werden gegeneinander abgewogen, Entscheidungen getroffen. Bis zu einem gewissen Punkt ist dies völlig normal und unbedenklich. Bis zu dem Punkt, an dem der innere Schweinehund sich zu erkennen gibt und widerspricht. Womit sich der letzte Abschnitt des Artikels folgerichtig mit einem Phänomen befasst, das unter Umständen psychiatrische Beachtung finden sollte:
Wer davon bin ich?
Und wenn ja: Wie viele?

Mögliche andere Ichs

... sind Nebendarsteller. Deren Rolle richtet sich hierbei aber immer nach den individuellen Bedürfnissen des primären Ichs. Im normalen Monolog mit sich selbst bekommt man keine Antwort. Innerhalb des eigenen Kopfes - während dem Selbstgespräch - kann es zu einem Wechselbad der Gefühle kommen. In diesem Zustand der Verwirrung ist die Wahrscheinlichkeit, dass es doch zu einer Antwort kommt nicht zu unterschätzen, weil definitiv gegeben. Ab diesem Moment steht der nachdenkliche Mensch dann in einem direkten Dialog mit sich selbst. Gegebenenfalls mit sich selbst und sich selbst. Der nunmehr geistig geschädigte fängt an Stimmen zu hören wo seiner Meinung nach tatsächlich welche sind. Sehr oft trifft dieses Verhaltensmuster rauchende Katzenbesitzerinnen mittleren Alters, deren sexueller Zenit genauso vorüber ist wie der ihres Aussehens. Es ist zwar unwiderlegbar bewiesen, dass Katzen nicht sprechen können. Diesen... Damen... ist das oder sie ignorieren diese Tatsache gekonnt mit einer Leichtigkeit, die Ihresgleichen sucht.
Und dann war da noch...

Diese Aliensache...

Grundsätzlich gilt: Man kann entweder mit oder über Aliens verhandeln. Mit ihnen zu verhandeln stellt sich im Idealfall einfacher dar als über sie hinweg. Denn die markenrechtlich eingetragenen Besitzer aller Aliens - die Amerikaner - besprechen sowas nicht gerne in der Öffentlichkeit. Auch nicht im privaten Rahmen. Das macht Verhandlungen schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Helfen kann hier nur der sich in seiner Rolle sonnende Verschwörungstheoretiker. Durch seine Informationen, die sämtlich aus nicht nachvollziehbaren oder zumindest unbestätigten und unglaubhaften Quellen stammen, ist er die erste Adresse für jeden Interessenten. Verhandlungen mit dieser Art Mensch sind einfach: Man muss dem bemitleidenswerten Tor nur ordentlich was vorlügen und die Sache läuft.