Sportler des Jahres (DDR)
In der DDR fand von 1953 bis 1989 eine Sportlerwahl im Rahmen einer Leserumfrage der Tageszeitung Junge Welt statt – im Unterschied zur Bundesrepublik, wo seit 1947 durch Sportjournalisten die Sportler des Jahres gewählt wurden.
1958 fand erstmals eine getrennte Wertung nach DDR-Sportler und DDR-Sportlerin statt, 1959 wurde die Kategorie DDR-Mannschaft des Jahres eingeführt. Bis 1989 wurden insgesamt 100 Titel vergeben, wobei der Großteil an Leichtathleten, Radsportler und Schwimmer ging (26-, 21- bzw. 17-mal). In den Einzelwertungen triumphierten bei den Herren die Radsportler mit 16 Ehrungen am häufigsten, bei den Damen ging die Auszeichnung 13-mal an die Leichtathletinnen. Die Umfrage zur DDR-Mannschaft des Jahres entschieden mit neun Ehrungen die Fußballer am häufigsten für sich.
Zur Ermittlung der Sieger durften bis 1961 beliebige Vorschläge eingereicht werden, was umfangreiche Unterschriftensammlungen von diversen Fan-Gemeinschaften ermöglichte. Ab 1962 gab die Junge Welt pro Kategorie ca. 15 Kandidaten vor, deren Namen gegen Jahresende über mehrere Wochen in einem Tippschein abgedruckt wurden. Das Konzept der DDR-Sportlerumfrage blieb in den neuen Bundesländern bis in die Gegenwart erhalten, wo Zeitungen von ihren Lesern bis heute die regionalen Sportler des Jahres ermitteln lassen.
In einzelnen Sportarten gab es ebenfalls Wahlen zum herausragenden Sportler dieser Sportart, so wurden die Handballer des Jahres geehrt.
Mehrfache Titelträger
- Radsportler Täve Schur – neunmal
- Schwimmer Roland Matthes – siebenmal
- Leichtathletin Marita Koch – fünfmal
- Schwimmerin Kornelia Ender, Kunst- und Turmspringerin Ingrid Krämer-Gulbin – je viermal
- Leichtathlet Waldemar Cierpinski, Radsportler Bernd Drogan, Turnerin Karin Janz, Radsportler Olaf Ludwig, Schwimmerin Kristin Otto – je zweimal
Übersicht
Besonderheiten
1964 wurde mit dem Fußballer Klaus Urbanczyk das erste und einzige Mal ein Vertreter einer Mannschaftssportart zum DDR-Sportler des Jahres gekürt.
Im Jahr 1965 wurde der Mittelstreckenläufer Jürgen May zum Sportler des Jahres gewählt. Nachdem er 1967 in die Bundesrepublik geflüchtet war, wurde in späteren DDR-Statistiken der Zweitplatzierte des Jahres 1965, der Fußballer Peter Ducke, als offizieller Sieger ausgewiesen. Nach der politischen Wende von 1989 wurde 1990 eine neue mit Mays Namen eingravierte Siegerschale angefertigt.
Mit der siegreichen Mannschaft um die World Trophy bei der 42. Internationale Sechstagefahrt wurden 1967 das erste und einzige Mal Vertreter des Motorsports zu DDR-Sportlern des Jahres geehrt.
Die DDR-Sportlerin Christa Stubnick wurde in der Bundesrepublik unter ihrem Geburtsnamen Seliger Sportlerin des Jahres 1953. Ingrid Krämer-Gulbin, Doppel-Olympiasiegerin 1960 im Wasserspringen, wurde 1960 in beiden deutschen Staaten als Sportlerin des Jahres geehrt. Als DDR-Sportlerin des Jahres 1986 brachte es Heike Drechsler im Jahre 2000 zur nochmaligen Auszeichnung als gesamtdeutsche Sportlerin des Jahres.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Robert Rosentreter und Günter Simon: Immer hart am Wind. 40 Jahre F.C. Hansa Rostock. Die Werkstatt, Göttingen 2005, ISBN 3-89533-504-5, S. 27
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