Hans-Georg Aschenbach

Hans-Georg Aschenbach
Hans-Georg Aschenbach bei den DDR-Skimeisterschaften 1973
(c) Bundesarchiv, Bild 183-M0204-0010 / Demme, Dieter / CC-BY-SA 3.0

Hans-Georg Aschenbach bei den DDR-Skimeisterschaften 1973

NationDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Geburtstag25. Oktober 1951
GeburtsortBrotterodeDDR
BerufSportsoldat, Sportlehrer, Arzt
Karriere
VereinASK Vorwärts Brotterode
Statuszurückgetreten
Karriereende1976
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen1 × Goldmedaille0 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
WM-Medaillen3 × Goldmedaille0 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
SFWM-Medaillen1 × Goldmedaille0 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
DDRM-Medaillen8 × Goldmedaille0 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
 Olympische Winterspiele
Gold1976 InnsbruckNormalschanze
 Nordische Skiweltmeisterschaften
Gold1974 FalunNormalschanze
Gold1974 FalunGroßschanze
Gold1976 InnsbruckNormalschanze
 Skiflug-Weltmeisterschaften
Gold1973 OberstdorfEinzel
DDR-Meisterschaften
Gold1971Normalschanze
Gold1973Normalschanze
Gold1973Großschanze
Gold1974Normalschanze
Gold1974Großschanze
Gold1975Normalschanze
Gold1975Mannschaft
Gold1976Großschanze
Gold1976Mannschaft
Skisprung-Weltcup / A-Klasse-Springen
 Vierschanzentournee1. (1973/74)
letzte Änderung: 26. Februar 2012

Hans-Georg Aschenbach (* 25. Oktober 1951 in Brotterode) ist ein ehemaliger deutscher Skispringer. Er war Olympiasieger, Weltmeister und gewann die Vierschanzentournee. Er deckte nach seiner Flucht 1988 das staatliche Zwangsdoping im DDR-Leistungssport auf.

Sportliche Erfolge

1969 wurde Aschenbach Junioren-Europameister, zwei Jahre später gewann er als 20-Jähriger in Johanngeorgenstadt den ersten DDR-Meistertitel. 1972 nahm er an den Olympischen Winterspielen in Sapporo teil und landete auf der Normalschanze auf Platz 31. 1973/1974 holte er sich nach Siegen in Oberstdorf und Innsbruck den Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee, nachdem er zuvor 1973 in Oberstdorf mit einer persönlichen Bestweite von 157 Metern Skiflug-Weltmeister geworden war. 1974 wurde er im schwedischen Falun Weltmeister von der Normal- und der Großschanze und zum Sportler des Jahres der DDR gewählt. Im Jahr darauf wurde er am Meniskus operiert. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck gewann er Gold auf der Normalschanze, auf der Großschanze wurde er Achter. Zudem gewann er die Skiflugwoche 1976 in Ironwood (USA) und erzielte dort mit 154 Metern Schanzenrekord. Danach beendete er seine Sportlaufbahn.

Ausbildung und Engagement im Sport-System der DDR

Während seiner aktiven Karriere absolvierte er von 1970 bis 1978 ein Sportstudium an der DHfK Leipzig zum Diplom-Sportlehrer. Anschließend studierte er bis 1982 an der Militärmedizinischen Sektion der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Nach seiner Facharztausbildungszeit wurde er 1985 zum Dr. med. promoviert. Von 1985 bis 1988 arbeitete er als Sportarzt beim ASK Vorwärts Oberhof und war medizinischer Betreuer der Skispringer und Arzt der DDR-Nationalmannschaft. Dabei bekleidete er den Rang eines Oberstleutnants der Nationalen Volksarmee.

Aschenbach war seit 1969 Mitglied der SED, Delegierter des XI. SED-Parteitags und Mitglied des Friedensrats der DDR. Nach eigenen Aussagen geschah dies gezielt, um vom Staatsapparat wieder die Erlaubnis für Reisen in den Westen zu erhalten, nachdem er beim MfS wegen „kleinbürgerlicher Tendenzen“ und „charakterlicher Schwächen“ aufgefallen war.[1]

Flucht in die Bundesrepublik Deutschland und spätere Aktivitäten

Am 27. August 1988 nutzte Aschenbach die Teilnahme der Nationalmannschaft am Mattenspringen in Hinterzarten, um sich in den Westen abzusetzen.[2] Er schüttelte vor dem Mannschaftshotel seinen Bewacher von der Staatssicherheit ab und fuhr mit einem Freund, der ein halbes Jahr zuvor aus der DDR geflohen war und mit seinem Auto auf ihn wartete, davon.[3]

Seine Familie ließ er in der DDR zurück. Nach seiner Flucht berichtete er in Bild am Sonntag vom Zwangsdoping im DDR-Leistungssport: Kinder und Jugendliche würden gedopt, ohne dass sie und ihre Eltern es wüssten.[1] Auch er selbst nahm Oral-Turinabol ein.[4][5]

Nach seiner Flucht nahm Hans-Georg Aschenbach eine Stelle als Orthopäde an der Mooswaldklinik in Freiburg im Breisgau bei Armin Klümper an. Wenige Monate vor dem Fall der Berliner Mauer erhielt seine Familie durch Vermittlung der UNO die Erlaubnis, ebenfalls nach Freiburg überzusiedeln. Seit 1993 praktiziert er als niedergelassener Arzt in Freiburg-Munzingen.

Zeitweise war Aschenbach als TV-Experte für das ARD tätig.[6]

2012 publizierte er unter dem Titel Euer Held. Euer Verräter. Mein Leben für den Leistungssport seine Lebenserinnerungen.

Erfolge

Schanzenrekorde

OrtLandWeiteaufgestellt amRekord bis
FalunSchweden Schweden90,0 m
(HS: 100 m)
16. Februar 197410. März 1981
FalunSchweden Schweden104,0 m
(HS: 134 m)
23. Februar 19748. März 1985

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

Literatur

Weblinks

Commons: Hans-Georg Aschenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Flucht eines Olympiasiegers. In: Mitteldeutscher Rundfunk. 20. Juni 2011
  2. Christoph Becker: Hans-Georg Aschenbach: „Ich hier, und im Westfernsehen lief Miami Vice“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 26. Februar 2011
  3. Friedhard Teuffel: Abrechnung mit dem DDR-Sport: Olympiasieger Aschenbach: Vom Held zum Verräter. In: Der Tagesspiegel. 21. März 2012 (Teil 2)
  4. "DDR-Sport lässt sich nicht auf Doping reduzieren", Mitteldeutscher Rundfunk 2. Februar 2010
  5. Michael Voß: Skisprung-Idol Aschenbach stellte in Erfurt sein Buch vor, Thüringer Allgemeine 16. März 2012
  6. Jörg Hahn: Die Schein-Durchleuchter. faz.de, 29. November 2011, abgerufen am 18. März 2022.
  7. DOSB: Fünf weitere Mitglieder in der „Hall of Fame des deutschen Sports“ (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive). 7. September 2015. Online auf www.dosb.de. Abgerufen am 20. September 2015.

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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
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The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
ADN-ZB Demme 4.2.1973 Schmiedefeld: Auch zweiter Sprunglauftitel für Hans-Georg Aschenbach
Zum Abschluß der XXV. DDR-Skimeisterschaften in den Nordischen Disziplinen gewann am 4.2.1973 in Schmiedefeld Hans-Georg Aschenbach vom Ask Vorwärts Brotterode auch den Sprunglauf auf der Normalschanze, nachdem er am 3.2.1973 in Oberhof überlegener Meister auf der Großen Schanze (unser Bild) geworden war.