Saugerkrankheit

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

Die Saugerkrankheit ist die Plage der Internetjunkies.

Die erste Stufe

Es fängt ganz harmlos an mit 1-2 MP3s. Irgendwann kommt der erste Film und ehe man sichs versieht, hat man alle Staffeln mehrerer TV-Serien auf seiner Platte. Der Betroffene rüstet nach und nach Speicher auf. Getrieben von seiner Sammellust und dem "GEIL-ALLES-UMSONST"-Gedanken, treibt sich der Saugerkranke auf dubiosen Webportalen herum, um sich "frische Links" für seinen Sauger-Client zu besorgen.

Fürsorglich schenkt der Betroffene jedem einzelnem Download einen Teil seiner kostbaren Aufmerksamkeit. Läuft ein Download gut, so ist er erfüllt mit Stolz, läuft ein Download eher schlecht so ist er schwer besorgt. Etliche Stunden verbringt er damit, die richtige Kombination aus Videomaterial auf immer viel zu kleine optische Speichermedien (CD, DVD, BluRay) zu brennen. Penibel werden Stücke mit minderwertiger Qualität ausgemustert und die Glanzstücke sorgfältig in eigens dafür angelegten Ordner verschoben.

Nach wenigen Jahren wächst so ein stattliches Archiv zusammen, welches auf Außenstehende völlig chaotisch wirkt. Dem Betroffenem fällt dieses Chaos überhaupt nicht auf, denn er ist zu sehr mit Links suchen, Downloads überwachen, Brennen und Verschieben beschäftigt. Spricht man ihn darauf an, stößt man auf steinharte Ignoranz.

So fristet der Erkrankte viele Jahre seines ärmlichen Daseins. Doch irgendwann fällt es ihm dann wie Schuppen von den Augen. Im Glauben alles umsonst zu bekommen, erkennt er, dass er doch einen sehr hohen Preis dafür zahlen musste. Ihm wird klar, dass er seine besten Jahre praktisch zum Fenster herausgeworfen hat. Alles für die Katz, Katzenjammer. Plötzlich ergreift ihn die Panik und er beginnt alles zu löschen, was er je gesaugt hat, die Datenträger werden entweder vernichtet oder verkauft und die Teufels-Sauger-Software deinstalliert.

Die zweite Stufe: Sauger-Reloaded

Nach wenigen Jahren Abstinenz, geplagt von dem tief schwarzem Loch, das die Saugerei in der gepeinigten Seele des Erkrankten hinterlassen hat, kann der trockene Saugerkranke einen Rückfall erleiden. Geschieht dies, so erreicht er die zweite Stufe der Krankheit: "Saugerkrankheit Reloaded".

Selbstverständlich ist mit der Zeit die Technik vorangeschritten, als auch die Bequemlichkeit des Betroffenen. Mit optischen Datenträgern wird nicht mehr hantiert, nur Festplatten können den hartgesottenen Sauger mit ihren niedrigem Preis, hoher und flexiblen Zugriff überzeugen. Außerdem soll es ja nicht wieder so ausarten wie beim letzten Mal. Es soll ja nur der neue Spielfilm und vielleicht noch ein Anime, von denen der Sauger aus früheren Tagen unlängst ein Fan geworden ist, sein. Auf die Teufels-Sauger-Software von früher will sich der gereifte Sauger allerdings nicht mehr einlassen.

Doch glücklicherweise erscheint dem geneigtem Sauger bald ein Popup im Internet um ihm die Next-Generation des Saugens anzupreisen für nur ein kleines Entgelt im Monat versteht sich. Die Ironie der Tatsache das hier Technologie als Neu verkauft wird, die älter ist als die bisherige Computererfahrung des Erkrankten, ignoriert er gnadenlo,s um sich dieses Schnäppchen nicht entgehen zu lassen.

Kaum in der neuen alten Welt angekommen, tun sich Ozeane feinster Saugerware vor seinen Augen auf. Noch völlig überwältigt von der Vielfalt, Auswahl und Geschwindigkeit, stellt der Sauger-Reloaded fest, dass er keine neuen Festplatten in seinen Rechner einbauen kann. Alle Slots und Schächte sind bereits belegt.

Die Zeit, die er benötigte, um sich zu überlegen, wohin er die nächsten Downloads verschieben wird, spart er sich geschickt durch sein neues Ordnungssystem zusammen. Alle Downloads werden direkt auf der Hauptpartition der nächstfreien Festplatte abgelegt. Der Fachmann spricht hier von "Flat Order". Doch der Sauger kann sich über solch unwichtigen Details, wie einmalige Bennenungen allerdings keine Gedanken machen. Er hat nämlich viel weitreichendere Probleme, welche die Zukunft betreffen, zu lösen wie z.B. "Wo werde ich die Downloads von morgen speichern?" oder "Wann soll ich jemals den ganzen Inhalt konsumieren?".

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