Hooligan

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

AGGRESSIVITÄT! Und dieser Bauchnabel erst - aggressivst gewölbt

Eltern, die bei E-Jugendspielen ihren Sprösslingen beim Fußball zugucken, den scheiß Schiri anpöbeln und ihre Kinder dazu anheizen, „dem Spasti die Beine wegzusemmeln“, sind keine Hooligans. Fans, die Fahnen mit ins Stadion bringen, tolle Kombinationen bejubeln und ein Trikot mit ihrem eigenen Namen hinten drauf haben (Nummer 45, Beflockung „Super Kalle“ oder „Manni“), sind keine Hooligans. Mitglieder eines , die mit Plakaten eine Choreografie organisieren und zu jedem Auswärtsspiel mitfahren, um ihrem Team beim Fußballspielen zuzusehen, sind auch keine Hooligans. Hooligans pöbeln den scheiß Schiri an, bringen ihre Alkoholfahne mit ins Stadion und fahren zu jedem Auswärtsspiel mit. Nur das mit dem Fußballgucken, das vergessen sie meistens.

Hooligans in...

England

England, Ende der Sechzigerjahre. Liverpool und Chelsea trennen sich nach 90 qualvollen Minuten 0:0. Eigentlich ein guter Zeitpunkt, um das letzte Bier auszutrinken, das Stadion zu verlassen und schnurstracks und -stramm nach Hause zu marschieren. Doch nicht an diesem Tag. Zwei sichtlich angetrunkene Zuschauer führten nämlich eine hitzige Diskussion darüber, wo denn nun der Friedensvertrag von Versailles unterschrieben wurde. Der Eine meinte New York, der Andere war überzeugt, dass es London war - keiner bereit nachzugeben und so musste die Debatte schlussendlich mit Fäusten geklärt werden. Bald schon weitete sich der kleine Zwist auf das ganze Stadion aus. Heim- gegen Auswärtsfans, Heim- gegen Heimfans, Männer gegen Männer, Frauen gegen Frauen, Männer gegen Frauen, Frauen gegen Kinder. Bis heute gilt dieses Ereignis als Geburtsstunde des Hooliganismus, wenngleich die Wurzeln dieser Subkultur wahrscheinlich schon viel früher anzusiedeln sind (London brannte schließlich nicht ohne Grund zwei Mal ab). Doch Generationen von Raufbolden und Unruhestiftern blicken ehrfürchtig auf diesen Tag zurück und zollen den damaligen Gründervätern mit regelmäßigen Krawallen Tribut.
Mit den Jahren wurden es jedoch so viele Nachahmungstäter, dass man heute von einer regelrechten Plage sprechen kann. Jedes Wochenende kriechen die seltsamsten Gestalten aus ihren Löchern, um ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Tragischerweise fand das der englische Fußballverband, nun ja, etwas lästig und so lies man sich ausländische „Rattenfänger“ aus Asien, Osteuropa und Amerika einfliegen, die die großen Investoren mimen und dadurch das Proletariat aus den Arenen vertreiben sollten. Prompt führten die neuen Klubbosse ein striktes Stehplatzverbot ein, außerdem ersetzten sie Fish & Chips durch Pick-Up!-Familypackungen und Capri Sonne, und bauten VIP-Logen, die so groß sind, wie der Berg aus Münzen, in dem sie nachts immer schwimmen. Alles in allem genug, um sämtliche Schlägertypen aus dem Stadion zu ekeln. Mit denen verabschiedete sich jedoch auch der normale Fan und die einstige Fußballhochburg England kann jetzt nur noch mit Sitzplatzheizungen brillieren. Die klassischen „Kategorie C“-Fans halten ihre Meetings mittlerweile in Bahnhöfen und auf Rastplätzen ab. Der echte Fan hingegen muss Zuhause vor seinem Mini-Fernsehgerät bleiben - mit einem lauwarmen Bier in der Hand, während der Sohn die Antenne hält.

Spanien

Ein lichterloh brennender Auswärtsblock. Das MUSS dem Team doch Motivation geben, oder?

Spanische Hooligans sind wie das Klima in Mitteleuropa - gemäßigt. Zwar gibt es immer wieder Zwischenfälle rassistischer Gesänge oder Pyrotechnik in den Fanblöcken, aber die viel größere Aggression im spanischen Fußball geht von den Kommentatoren aus. Wer Zuhörer in Depressionen schreit und neben dem spielen auch noch eine Ausbildung zum Rettungstaucher absolviert, um beim „Gooooooool“-Schrei mehr Luft und Lungenvolumen für minutenlange Ohrmuschel-Penetration zu haben, der lebt Fußball. Braucht der Fußball so was? Ja, sagen Millionen begeisterter Zuschauer. Nein, interveniert der ARD-Intendant – denn Moderation muss sachlich bleiben und den Stock im Arsch halten. Die Aggressionen im Fußball in die Kommentatoren-Kabine zu verlegen, kann und muss der richtige Schritt sein, den der spanische Fußball seit Jahren schon vorlebt. Nur so kann das Emotionschaos Fußball kontrolliert werden. Die Emotionen, die ein Fußballfan während eines Spiel erlebt, hätten ihn privat durch drei Scheidungen und mindestens so viele Ehen geführt. Und das innerhalb von 90 Minuten, so was schafft nicht mal Britney Spears. Die gelegentlichen Zwischenfälle auf den spanischen Tribünen entpuppen sich zudem oft als simple Missverständnisse. So war der Bananenwurf auf Dani Alves im Jahr 2014 zum Beispiel gar keine rassistische Beleidigung – der Fan hatte Dani Alves lediglich etwas Vitamine reichen wollen, damit dieser Kraft für die verbliebene Spielzeit hatte. Spanien – der Good Guy des Fußballs. Dass es wirtschaftlich in diesem Land drunter und drüber geht und die meisten Fußballvereine in Schulden versinken und Bankengelder abzapfen, um sich neue überteuerte Transfers finanzieren zu können... na ja, das sei mal dahingestellt.

Italien

Italiens Fußball - grazil, ästhetisch und voller Schwalben. Das Bild der femininen Spielkunst der Itaker muss der maskuline Zuseher natürlich wieder zurechtrücken und so ist es Aufgabe, nein, Pflicht eines jeden „Ultra“ so grimmig wie möglich zu blicken, wenn ihn eine Kamera fixiert. In anderen Ländern bekommen die Zuschauer Gesichtsorgasmen aus heller Freude darüber, dass sie geistig in der Lage sind, sich selber auf einer Leinwand zu identifizieren. Der italienische grantig-herausfordernde Blick zeugt hingegen von Männlichkeit und verschafft einem Respekt, da sind sich die Italiener allesamt einig. Auch was Körperkunst angeht, gibt es in Italiens Szene strikte Richtlinien. Wer am Spieltag ohne voll harte Tattoos erscheint, wird mit Traubensaft übergossen. So ist sie eben, die Kurve: erbarmungslos und hart. Zum Glück verkaufen die Ultras selbstgemachte Henna-Tattoos vor den Stadiontoren, um der Mafia neben dem Drogenschmuggel ein weiteres Standbein aufzubauen und für die krasse Körperkunst im Stadion zu sorgen. Die Tattoos gehen beim nächsten Mal baden bei Mutti wieder runter und sind gesundheitlich völlig unbedenklich. Aber wer hart im Nehmen ist, muss ja noch lange nicht Mutter Natur schaden! Trotz alledem bleibt der echte italienische Ultra natürlich vor allem eines: Fußballfan. Und als solcher liegen ihm die Spieler seines Klubs natürlich auch am Herzen, welches anatomisch gesehen bei den meisten italienischen Ultras aufgrund eines Gendefekts rechts ist. Und weil der italienische Ultras nicht nur böse ist und aus jedem, der ihm in den Weg kommt, Stakkato machen kann, sondern auch noch sehr eitel, entwickelte sich neben den Tattoos ein weiterer Trend. Die Liebe zum Verein wird in der eigenen Frisur festgehalten - farblich, in Mustern oder in Form von Essensresten. Um stets aktuell zu bleiben, bedarf es hierbei natürlich einer Absprache mit den anderen Ultras, weswegen die Stunden vor Spielbeginn meist gemeinsam vor dem Spiegel verbracht werden. Vortrinken in Kneipen? Fehlanzeige in Italien. Hier wird nur geföhnt, geglättet und frisiert.

Deutschland

Hemmungslose Ekstase in der Kurve. Wenn das keine gute Geschichte beim montäglichen Erzählkreis in der Schule abgibt!

In Deutschland ist zwischen zwei Arten Hooligan zu unterscheiden: Hooligans und 16-Jährige. Deutsche Hooligans gehen tagsüber zur Arbeit auf den Bau oder in die Buchhaltung und treffen sich nachmittags auf Autobahnraststätten zum Prügeln. Am nächsten Morgen auf der Arbeit erklären sie das blaue Auge durch einen unglücklichen Treppensturz und die Kollegen tuscheln hinter ihrem Rücken, dass „der bestimmt wieder von seiner Frau geschlagen wurde, so wenig Selbstbewusstsein wie der hat.“. Dieses private Scheitern muss kompensiert werden. Und in der Gruppe, in ihrem Block, da sind die deutschen Hooligans stark. Und so heißt es jedes Wochenende wieder „Fight Club für die Unterschicht“. Ein wichtiger Teil des Stadionerlebnisses sind hierbei für den deutschen Hooligan Bengalos – so wichtig, dass er sich diese sogar in Körperöffnungen steckt, um an den Kontrollen vorbeizukommen. Dieser Teil übt auch auf die zweite Art der Hooligans, die 16-Jährigen, eine enorme Anziehungskraft aus. Wie 5-Jährige, die zum ersten Mal eine Wunderkerze in der Hand halten, geilen sie sich an den Bengalos auf und filmen mit ihren Handykameras die „aggressiv geile Atmosphäre“ im Stadion. Und da waren sie natürlich mittendrin und sind voll abgegangen. Der Fakt, dass die Handybilder zehn Reihen hinter den Bengalos gefilmt wurden, beweist, dass das eine Lüge ist. Aber die 16-Jährigen sind wichtig für die Hooligan-Szene. Sie helfen dabei das Revier zu markieren, indem sie an jede Ampel der Stadt Sticker der Hool-Gruppe kleben und Sticker anderer Vereine und Organisationen hemmungslos abkratzen. Der nähere Bereich um das Stadion wird auch als Revier markiert, wobei die älteren Hooligans hier wieder fleißig mithelfen und Baum für Baum anpinkeln. Wow, welch beeindruckende Kampfansage!

Österreich

In den meisten Gegenden Österreichs gilt schon ein Bauer, der mit seiner Lieblings-Mistgabel am Spielfeldrand steht, als Hooligan. Zu Zusammenstößen mit Hooligans anderer Teams kommt es jedoch eher selten, Österreich ist groß und so oft trifft man sich da nicht zufällig, vor allem wenn man aus verschiedenen Dörfern kommt. Ein Experte kann solche Laien natürlich nicht als vollwertige Hooligans anerkennen, weshalb er vermutlich in den großen Städten der Alpenrepublik besser aufgehoben wäre. Dort findet man nämlich eine sehr aktive Hooliganszene, die europaweit berüchtigt ist. Das mag im ersten Moment etwas bizarr wirken, erscheint einem mit der Zeit aber logisch, denn in der österreichischen Bundesliga kann man Spiele auf dem Niveau der dritten mikronesischen Rentnerliga verfolgen und bei solch einem Katastrophenkick, greift man schon mal zu einer gepflegten Prügelei, sobald Nase bohren, die Frau am Telefon und Meckern langweilig geworden sind.

Nach einer bitteren Niederlage müssen sowohl Emotionen als auch Sitzplätze einfach mal raus!

Polen

Das klischeehafte Bild des glatzköpfigen Rabauken trifft wohl auf keinen eher zu als auf das polnische Modell. Woher dieser kahle Modetrend jedoch kam, darüber rätselten Wissenschaftler jahrelang. Soziologen erklärten es mit dem dynamischen System des Gruppenzwangs. Hat einer Glatze, haben alle Glatze, ugh! Ein völlig falscher Denkansatz. Philosophen meinten, die Hooligans würden ihren Geist durch die Vernichtung des Haupthaares befreien wollen. Sie waren aber nicht in der Lage dies in einer Art und Weise zu formulieren, die es Nicht-Philosophen ermöglicht hätte, ihre Denkansätze zu verfolgen. Letztendlich wagten es Evolutionsbiologen, zu behaupten, man hätte eine neue Zwischenform von Affe und Mensch gefunden. Ebenfalls nicht korrekt, polnische Hools sind in der Regel dümmer als sämtliche Affenarten.
Wie bei vielen großen Rätseln war auch hier die Antwort denkbar simpel. Alpecin hat den polnischen Markt noch nicht erreicht und den Werbespot nie ins Polnische übersetzen lassen. Wie soll man da von Polen erwartet, dass sie DAS Mittel gegen Haarausfall kennen? Dass Fankurven in Polen wie gigantische aussehen, kann nur eine logische Folge dessen sein, oder?
Die hohe Anzahl an Gewalttätern und die Hoffnung auf eine glorreiche Zukunft als hochbezahlter Fußballprofi, treibt viele polnische Topspieler in weit entfernte Ligen oder zu Borussia Dortmund. Heutzutage sind die wöchentlichen Spiele in Polen mehr ein Treff der Sozialversager, Sik Hiel!

Brasilien

In Brasilien gibt es keine Hooligans und Fußball ist eine riesengroße Party. Das dachte die Weltbevölkerung noch bis vor einigen Jahren. Die Bilder von den Fans der brasilianischen Nationalmannschaft und aus dem Land selber - eine pure Freude und Wichsvorlage für FIFA-Funktionäre. Die böse untere Mittelschicht, die arm genug war, um sozial durch das Raster zu fallen, aber gleichzeitig wohlhabend genug, um sich ein Busticket in die besseren Viertel der Stadt zu leisten, in denen man sich eine Eintrittskarte erbetteln konnte, existierte so nicht. Der Brasilianer an sich war lange Zeit einfach entweder arm oder weiß.
Im Jahr 2012 nahm diese Harmonie ein abruptes Ende, als neben Spielerentführungen plötzlich die Nachricht in den Medien landete, dass ein brasilianischer Amateurschiedsrichter von einem wütenden Mob geköpft und aufgespießt wurde. Anschließend tunkte man ihn in Maggi Fix und eröffnete die Grillsaison. Grund dafür soll ein falsch gegebener Einwurf in der 13. Minute gewesen sein, aus dessen Resultat in der 76. Minute das entscheidende 0:1 für die Auswärtsmannschaft fiel. Brasilianer sind nun mal etwas emotionaler und heißblütiger als andere Nationen. Da kann man auch bittere Tränen im Training verstehen, wenn man bei „Schweinchen in der Mitte“ dem Ball mal länger als 20 Sekunden hinterherjagen muss. So miterlebt bei der WM 2014 im eigenen Land, als der brasilianische Betreuerstab nicht nur um einige Psychologen erweitert werden musste, um den Druck von den Spielern abzubauen, sondern man auch noch dem KiKA das Kummerkasten-Konzept abkaufen musste, um die Probleme der Spieler gut zu lösen. Der brasilianische Hooligan existiert dementsprechend in geringer Zahl in den unteren Ligen, doch wenn er auf sich aufmerksam macht, dann mit einem lauten Knall.  

Tuvalu

Tuvalu ist prozentual gesehen tatsächlich das Land mit den meisten Hooligans im Vergleich zur Gesamtbevölkerung. Dies geht aus einer Statistik des Wirtschaftsmagazins „The Economist“ hervor. Im Gegensatz zum Fußballspiel selber ist die Hooligan-Szene auf Tuvalu dabei sehr ausgeprägt. Vice-Reporter konnten in einem Bericht über die „Tuvalu Cannibal Ultras“ professionelle Fan-Choreografien unter den Hooligans ausmachen – wie zum Beispiel bedrohlich wirkende Tanz-Choreos um ein Lagerfeuer oder den Tanz vom „Las Ketchup“-Song. Auch die Geschichte beweist, dass Tuvalu schon lange Zeit eine Hochburg des organisierten Fanlebens ist, trotz aller britischen Versuche das Gegenteil zu beweisen. Als 1834 der Brite John Carlton versuchte, den Fußball aus Tuvalu, dem Vaterland dieses Sports, nach Großbritannien zu exportieren, wurde er kurzerhand getötet und verspeist - wenn auch ohne Maggi Fix. Erst 1871 gelang es britischen Seemännern, den Sport nach Europa zu bringen. Während die Entwicklung auf dem europäischen Festland vor allem in Richtung einer Professionalisierung des Sports ging, entwickelte man auf Tuvalu die Fanszene rund um den Fußball weiter. Manche Jahre wurde gar kein Fußball gespielt, weil jeder damit beschäftigt war Hooligan zu sein. Diese Umstände sorgten für viel Kritik an der FIFA im Rahmen der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2026 an Tuvalu – dem Nest der Hooligan-Kultur.

Motivation

Der Einstiegsgedanke ist oft, seinen Verein intensiver zu unterstützen und mit Fangesängen und Choreografien für ein tolles Stadionerlebnis zu sorgen. In diesem Stadium verbleiben auch viele Fans, die Woche für Woche tolle Aktionen durchziehen. Doch manch einer gerät in einen Sog hinein, der ihn bald glauben lässt, dass man seine Liebe zum Verein nur stark genug zeigen kann, indem man sich für seinen Verein schlägt und Bengalos anzündet. Erst dann ist für Hooligans der Fußball das Erlebnis, welches er sein soll - ganz egal ob es den Gesetzen nach illegal ist oder nicht. Aber es soll ja auch Leute geben, die bei Rot über die Ampel gehen. Schritte der Vereine gegen solche Aktionen sind dann ein klares Zeichen dafür, dass der Verein die Liebe zu sich nicht zulässt und das Fanleben gezielt kaputtmachen möchte (es geht ja nur noch um Geld). Zu den Bengalos kommen nun also auch noch beleidigende Gesänge und Spruchbänder hinzu. Dafür bleibt dann nicht mehr so viel Zeit für die eigentlichen Fangesänge und schwächere Leistungen der eigenen Mannschaft werden jetzt als Anlass genommen, gegen Management und Vereinsspitze zu stänkern, anstatt mit positiven Anfeuerungsrufen die Mannschaft aus dem Tief nach oben zu ziehen. Fußball, die schönste Nebensache der Welt, wird also auch im Fußballstadion zur Nebensache und politische Meinungen und Problemchen der Hooligans Hauptthema im Stadion. Das Erlebnis Fußball, für welches die Hooligans doch so ausdrücklich kämpfen, wird somit durch sie selber Stück für Stück kaputtgemacht. Aber dafür wird sich schon irgendein Schuldiger in den Vereinen finden. Und für diese Analyse wurden die Autoren ganz bestimmt von irgendeiner Vereinsführung bezahlt, ehe ein Hooligan ernsthaft seine Kindergarten-Argumentationen hinterfragen würde.

Organisation

Wer meint, Hooligans würden schlicht planlos umherrennen und den erstbesten Typen mit einem Schal des Gegners verdreschen, der irrt. Besoffen kann man nämlich nicht mehr rennen. Von offizieller Seite her ist jede Aktion genauestens durchdacht und folgt ganz gewissen Regeln. Kopf dieser Aktionen ist der Chef der Hooligans, der Capo. Er ist das Hirn des Schlägertrupps. Der Rest folgt ihm blind, es bliebe auch nichts anderes übrig. Denn 99 Prozent der Hools sind weder in der Lage selbstbestimmt noch vorausschauend zu handeln, weswegen ein Führer immer von Nöten ist.

Mike wird nicht vergessen! In der Bildmitte, drei Köpfe über dem ersten E: Kevin Großkreutz’ lange verschollener Zwillingsbruder.
„Intensivierte Stadionkontrollen am Eingang. Gewaltprävention beginnt vor dem Spiel!“

Neben dem Capo existieren noch einige Helferlein, die durch besonders breite Schultern und böse Blicke Eindruck schinden. Ansonsten gibt es keinerlei Rangordnung in der Gruppe, da sich der Otto-Normal-Hooligan eine solche Struktur ohnehin nicht merken könnte. Finanziert wird das ganze „Geschäft“ übrigens durch selbstgemachte T-Shirts, Schals und Fahnen, die von den Omas der Gruppenmitglieder regelmäßig gestrickt werden. Diese verkaufen die Hooligans neben dem Stadion, damit kein Fan gezwungen ist, das kapitalistische Vereinstrikot mit all den Sponsorenlogos kaufen zu müssen. Die Fanshops der Vereine sind meist trotzdem der Ort, an dem sich Zuschauer mit Kleidung eindecken und die echten Fans können ihre Kunstwerke nur an „Eingefleischte“ und japanische Touristen verkaufen.

Bekämpfung

Als Verein Hooligans zu identifizieren kann schwer sein. Die organisierte Fanszene hat generell keine Ahnung, wer die bösen Gewalttäter sind, die im Stadion mit Bengalos zündeln und Prügeleien provozieren. Ultras legen großen Wert darauf, dass nicht sie es sind, die für solche Aktionen verantwortlich sind und die Verursacher außerhalb ihrer Reihen zu suchen sind. Wird ein Hooligan jedoch erkannt und mit einem Stadionverbot belegt, sind ebendiese Ultras die Ersten, die mit „Wir vermissen dich, Sascha“- oder „Gegen Stadionverbote - Freiheit für Sven und Pascal!“-Bannern gegen die Strafen protestieren.
Hooligans bekämpft man am besten, indem man sich Steine und herausgerissene Stühle an den Kopf schmeißen lässt und dann in den Medien anmerkt, dass das so nicht ganz in Ordnung sei und man über ernsthafte Konsequenzen nachdenke. Das nennt sich „Konzept der passiven Einschüchterung“ und soll laut Montessori echt super klappen.
Dabei wäre die Bekämpfung von Hooligans so einfach. Eine geregelte Kontrolle mit Scannern, Ordner die keine Berührungsängste haben und gut genug bezahlt werden, dass sie nicht schon bei jedem zugesteckten 10-Euro-Schein blind durchwinken. Kostenpunkt: Ein brasilianisches „Jahrhunderttalent“ weniger, welches am Ende sowieso nur für Leistung unter der Motorhaube der eigenen Luxuskarosse sorgt. Doch die Vereine machen nichts. In den großen Ligen werden stattdessen lasche Geldstrafen an einige Pechvögel weitergereicht, die sich nicht gut genug maskiert haben und somit eine der 300 Personen darstellen, die für Schäden zu verantworten wären. In der englischen Liga sind die Ticketpreise einfach so hoch, dass 20 Prozent der Besucher per Flugzeug aus Saudi-Arabien und den Emiraten anreisen. Und in den nicht ganz so großen Ligen ist die Korruption bis in die Vereinsspitzen vorgedrungen, sodass das Interesse am Sport Fußball nur noch vereinzelten Familien und Sportlern auf dem Rasen nachgesagt werden kann. Für den Rest zählt die Wirtschaftskraft des Fußballs. Und ohne die Ultras und ihre Hooligan-Anhängsel würde die Stimmung in den Stadien auch gehörig in den Keller fallen. Der Gelegenheitsbesucher kennt nämlich maximal zwei Fangesänge, welche er sich ohne Alkoholeinfluss nicht alleine anzustimmen traut. Wer es wagt, außerhalb der Fankurve im Stadion aufzustehen, wird von den Reihen hinter sich außerdem sofort angepöbelt. Bei einem Streik der Hooligans würde die Stimmung also auf ein „Olé, olé“ pro und eine verkrüppelte La-Ola-Wel­le nach dem 1:2-Anschlusstreffer reduziert werden. Auch nicht schön.