William Wilberforce

William Wilberforce. Gemalt um 1794 von Karl Anton Hickel
William Wilberforce
William Wilberforce, Lithographie
Das zum Museum eingerichtete Wilberforce House und das Denkmal in der High Street, Hull

William Wilberforce, FRSA (* 24. August 1759 in Kingston upon Hull, Yorkshire; † 29. Juli 1833 in Chelsea) war ein britischer Parlamentsabgeordneter und Anführer im Kampf gegen die Sklaverei und den Sklavenhandel in der westlichen Welt.

Leben

Wilberforce war der einzige Sohn und Erbe des Robert Wilberforce († 1768), eines Kaufmanns im Ostseehandel aus Kingston-upon-Hull, aus dessen Ehe mit Elizabeth Bird. Als Kind soll Wilberforce den ehemaligen Sklavenhändler John Newton kennengelernt haben und sogar mit ihm befreundet gewesen sein.[1] Er studierte ab 1776 am St John’s College der Universität Cambridge.

1780 wurde er erstmals ins britische Unterhaus gewählt. Von 1780 bis 1784 war er Abgeordneter für seine Heimatstadt Kingston upon Hull, von 1784 bis 1812 für das County Yorkshire und von 1812 bis 1825 für Bramber in Sussex. Um 1784 konvertierte er auf einer Reise durch Kontinentaleuropa zum evangelikalen Protestantismus und begann 1787 seine Mission zur Reform der Sitten („Proclamation Society“) und speziell zur Beendigung des Sklavenhandels, unterstützt von Abolitionisten wie Granville Sharp, Thomas Clarkson, Quäkern und Methodisten. In einer Parlamentssitzung im Jahre 1789 beantragte er gemeinsam mit seinem Studienfreund William Pitt, dem damaligen Premierminister, die Abschaffung des britischen Sklavenhandels.[2] Von diesem Zeitpunkt an wiederholte er die Einbringung der Gesetzesvorlage in das Parlament jedes Jahr, außer in den Jahren 1800 bis 1803.

1807, nach 18 Jahren Kampagnen und Kampf gegen die Sklaverei, hatte Wilberforce schließlich Erfolg. Nach einer zehnstündigen Debatte im Parlament wurde das Gesetz gegen den Sklavenhandel (Slave Trade Act) am 24. Februar 1807 um vier Uhr morgens mit einer unerwarteten und überwältigenden Mehrheit von 283 zu 16 Stimmen angenommen.[3] Einen Monat später, am 25. März 1807, trat das Gesetz in Kraft. Von da an war der afrikanische Sklavenhandel im britischen Machtbereich verboten und Sklavenhändler wurden den Piraten gleichgestellt. Der interne Sklavenhandel in den außerafrikanischen Kolonien blieb allerdings weiterhin erlaubt. Die Vereinigten Staaten beschlossen ein entsprechendes Gesetz (Act Prohibiting Importation of Slaves); es trat aufgrund einer Festlegung in der amerikanischen Verfassung, die den Sklavenhandel bis 1808 garantierte, am 1. Januar 1808 in Kraft.

Wilberforce richtete nun seine Bemühungen darauf, dieses Verbot auch in den übrigen westlich dominierten Gebieten durchzusetzen. Auf seine Veranlassung hin brachte Lord Castlereagh die Angelegenheit auf dem Wiener Kongress zur Sprache. Nach dem Abschluss der Verträge, in denen sich Frankreich, Spanien und Portugal zum Verbot des Sklavenhandels verpflichteten, setzte er sich für die Überwachung des Beschlusses ein.

Nach Abschaffung des Sklavenhandels engagierte er sich für die Beseitigung der Sklaverei überhaupt. Schon 1816 stellte er im Parlament einen Antrag auf Verringerung der Sklaven im britischen Westindien, und als die Regierung seit 1823 die völlige Emanzipation vorbereitete, entfaltete er großen Eifer und führte mit Thomas Buxton an seiner Seite im Unterhaus heftige Debatten.

Seit 1825 lebte er aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Er starb am 29. Juli 1833 in Chelsea, drei Tage, nachdem mit dem Slavery Abolition Act die Sklaverei im Britischen Weltreich abgeschafft worden war. Er wurde in der Westminster Abbey begraben.

Aus seiner 1797 geschlossenen Ehe hinterließ er seine Witwe Barbara Ann Spooner, Tochter eines Bankiers, vier Söhne und eine Tochter. Eine weitere Tochter war bereits 1821 gestorben.

William Wilberforce und Indien

Wie viele Briten stand Wilberforce dem Hinduismus kritisch gegenüber. Abgelehnt wurden das Kastenwesen und Praktiken wie die Witwenverbrennung oder die Benachteiligung von Frauen und Mädchen bis hin zur Tötung weiblicher Neugeborener. Wilberforce sagte deshalb einmal, dass die Bekehrung der indischen Bevölkerung zum christlichen Glauben für ihn einen höheren Stellenwert habe als die Abschaffung der Sklaverei.[4] Er gehörte damit zu der zunehmend größer werdenden Gruppe von Briten, die sich dafür einsetzten, in Indien eine Missionierung zu erlauben.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die britische East India Company jegliche christliche Missionierung in Indien unterbunden. Wilberforce setzte gegen den Einfluss der East India Company auf die Beteiligung der Bürger in der Meinungsbildung. In insgesamt 837 Petitionen, die fast eine halbe Million Briten unterzeichneten, wurde dem britischen Parlament vorgeschlagen, die 1793 anstehende Erneuerung der British East India Company’s Charter so zu gestalten, dass die East India Company zur Entsendung von Lehrern und Diakonen verpflichtet würde. Das Anliegen scheiterte zunächst an der erfolgreichen Lobbyarbeit der Direktoren der Kompanie. Diese fürchteten, dass die Hinwendung zum Christentum die in Indien bestehenden Machtstrukturen gefährden und damit ihre wirtschaftlichen Interessen beeinträchtigen könnte.[5]

Zitate

„Mir erschien die Verderbtheit des Sklavenhandels so enorm, so furchtbar und nicht wiedergutzumachen, dass ich mich uneingeschränkt für die Abschaffung entschieden habe. Mögen die Konsequenzen sein, wie sie wollen, ich habe für mich beschlossen, dass ich keine Ruhe geben werde, bis ich die Abschaffung des Sklavenhandels durchgesetzt habe.“

vor dem Unterhaus[6]

„Mein Weg ist ein öffentlicher Weg. Mein Geschäft ist in der Welt; und ich muss mich unter die Menschen mischen oder den Posten aufgeben, den die Vorsehung mir anscheinend zugewiesen hat.“

aus seinem Tagebuch zur Entscheidung, nicht in den vollzeitlichen Dienst zu gehen[6]

Nachwirkung

Zahlreiche Denkmale wurden Wilberforce gesetzt. Sein Geburtshaus ist heute ein Museum. Das Wilberforce College in Ohio ist nach ihm benannt.

In Carol Reeds Spielfilm The Young Mr. Pitt (1942) wurde er von John Mills dargestellt. 2006 wurde sein Leben unter dem Filmtitel Amazing Grace verfilmt; hier übernahm Ioan Gruffudd seine Rolle.

Nach ihm benannt ist der William Wilberforce Trafficking Victims Protection Reauthorization Act of 2008 der USA zur Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsprostitution.[7]

Nach ihm benannt wurde außerdem der Kater Wilberforce, ein Chief Mouser to the Cabinet Office, der von 1970 bis 1988 in 10 Downing Street diente.

Literatur

  • Eric Metaxas: Wilberforce. Der Mann, der die Sklaverei abschaffte. Hänssler, Holzgerlingen 2012, ISBN 978-3-7751-5391-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Originaltitel: Amazing Grace. William Wilberforce and the heroic campaign to end slavery. New York 2007. Übersetzt von Christian Rendel, Leseprobe).
  • Hugo Oertel: William Wilberforce, der Sklavenfreund. Julius Riedner, Wiesbaden 1885. (Volltext im Project Gutenberg ).
  • Hermann Krummacher: William Wilberforce. H. Klein, Barmen o. J. 1891.
  • Lothar BilyWilberforce, William. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 1160–1166.
  • David R. Fisher: Wilberforce, William (1759–1833), of Gore House, Kensington, Mdx. and Markington, nr. Harrogate, Yorks. In: David R. Fisher (Hrsg.): The History of Parliament. The House of Commons 1820–1832. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 0-521-19314-1 (Online).
  • Wilberforce, William. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 28: Vetch – Zymotic Diseases. London 1911, S. 631 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  • H[ermann] F[erdinand] Uhden: Leben des William Wilberforce in seiner religiösen Entwicklung dargestellt nach „the life of Wm. Wilberforce by his sons Robert Isaac and Samuel Wilberforce. 5 vols. London 1838“. Mit einem Vorwort von Dr. August Neander. Wilhelm Besser, Berlin 1840 (books.google.de).
  • William Hague: The Life of the Great Anti-Slave Trade Campaigner. HarperPerennial, London 2008, ISBN 978-0-00-722886-7.
  • Hans Harbeck: William Wilberforce – Der Befreier der Sklaven. Phönix, Hamburg 1948.
  • John Piper: Beharrlich in Geduld. John Newton, Charles Simeon, William Wilberforce. CLV, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-86699-303-7.
  • Garth Lean: Wilberforce – Lehrstück christlich-sozialer Reform (= Theologie und Dienst. Band 3). Brunnen, Gießen / Basel 1974, ISBN 3-7655-0318-5 (englisch: Brave men choose. 1961. Übersetzt von Klaus Bockmühl).

Film

Weblinks

Commons: William Wilberforce – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Radiobeitrag auf erf-plus: Interview mit Eric Metaxas, dem Autor der Biografie Wilberforce – der Mann, der die Sklaverei abschaffte.
  2. J. Gordon Melton: Wilberforce, William (1759–1833). Pioneering voice in the abolition of slavery in the West. In: Encyclopedia of World Religions. Encyclopedia of Protestantism, Nr. 6. Facts of File, New York 2005, ISBN 0-8160-5456-8, S. 573 (englisch).
  3. History: Parliament Abolishes the Slave Trade (Memento vom 13. Mai 2009 im Internet Archive) Parliament and the British Slave Trade 1600–1807 (abgerufen am 25. Mai 2010).
  4. A. N. Wilson: The Victorians. Arrow Books, London 2003. ISBN 0-09-945186-7, S. 202.
  5. The Charter Act of 1813. – Derby Local Studies Library (abgerufen am 10. Dezember 2011).
  6. a b Os Guinness: Von Gott berufen – aber zu was? Hänssler, Holzgerlingen 2000, ISBN 3-7751-3609-6.
  7. William Wilberforce Trafficking Victims Protection Reauthorization Act of 2008. Travel.State.Gov, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Juni 2013; abgerufen am 1. Dezember 2015 (englisch, Originalwebseite nicht mehr verfügbar).

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A statue of William Wilberforce, located outside Wilberforce House, High Street, Hull, East Riding of Yorkshire, England.