Wichmannshausen

Wichmannshausen
Stadt Sontra
Koordinaten:51° 6′ N, 9° 58′ O
Höhe: 207 (199–227) m ü. NHN
Fläche:13,21 km²[1]
Einwohner:851 (6. Jan. 2022) HW[1]
Bevölkerungsdichte:64 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. August 1972
Postleitzahl:36205
Vorwahl:05658

Wichmannshausen ist der nach der Kernstadt größte Stadtteil von Sontra im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographische Lage

Blick ins NSG- und FFH-Gebiet Boyneburg und Schickeberg bei Breitau

Wichmannshausen liegt zwischen dem Ringgau im Ostsüdosten, dem Richelsdorfer Gebirge im Süden und dem Stölzinger Gebirge im Westen rund 5 km (Luftlinie) nordnordöstlich von Sontra. Durchflossen wird es von der Sontra, in die hier die Ulfe mündet. İm Westen an den Ort angrenzend verläuft die Bundesstraße 27, auf die – jeweils außerhalb der Ortslage – südlich die B 400 und nördlich die B 7 treffen.

Zum Ort gehört auch das südöstlich gelegene Gut Boyneburgk, ein ehemaliges Rittergut mit etwa 150 m südlich des Gutes gelegenem kleinen Herrenhaus, Schloss Boyneburgk genannt.

Geschichte

St. Martin in Wichmannshausen

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wichmannshausen erfolgte unter dem Namen Wichmanneshusen im Jahr 1272.[2] Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Wychman(s)husen (1335), Wichmershusen (1440) und Weichmanshusen (1527).

Das Dorf war im Besitz der Herren von Boyneburg und gehörte zum teilautonomen Gericht Boyneburg. Als solches stand es neben den benachbarten landgräflichen Ämtern Sontra und Eschwege, ohne in diese integriert oder diesen unterworfen zu sein.[3] Ende des 18. Jahrhunderts gehörte ein Teil des Dorfes zum Amt Bischhausen (bei Waldkappel), da Hessen seit 1650 1/4 davon den von Boyneburg abgekauft hatte.[2]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Wichmannshausen zum 1. August 1972 kraft Landesgesetz in die Stadt Sontra eingegliedert.[4] Für Wichmannshausen, wie für alle bei der Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Wichmannshausen angehört(e):[2][6]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wichmannshausen 921 Einwohner. Darunter waren 9 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 141 Einwohner unter 18 Jahren, 357 zwischen 18 und 49, 219 zwischen 50 und 64 und 210 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 378 Haushalten. Davon waren 96 Singlehaushalte, 117 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 84 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 231 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1585:64 Haushaltungen
• 1747:65 Haushaltungen
Wichmannshausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
755
1840
  
767
1846
  
761
1852
  
772
1858
  
747
1864
  
742
1871
  
705
1875
  
768
1885
  
713
1895
  
697
1905
  
750
1910
  
812
1925
  
898
1939
  
876
1946
  
1.216
1950
  
1.228
1956
  
1.145
1961
  
1.090
1967
  
1.046
1970
  
1.051
1980
  
?
1987
  
1.000
2000
  
?
2011
  
921
2015
  
935
2020
  
929
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2]; Stadt Sontra:[10]; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885:629 evangelische (= 95,16 %), 10 katholische (= 1,51 %), ein anderes christliche-konfessioneller (= 0,15 %), 21 jüdische (= 3,18 %) Einwohner[2]
• 1961:974 evangelische (= 89,36 %), 110 katholische (= 10,09 %), Einwohner[2]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Kirche

Die im Jahr 1730 fertiggestellte Orgel von Johann Eberhard Dauphin gehört zu den bemerkenswerten Ausstattungsgegenständen der St.-Martinskirche.

Die St.-Martinskirche im alten Ortskern ist die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde Wichmannshausen. Zu den ältesten Bauteilen gehört der untere Bereich des hohen gotischen Chorturms, dessen Errichtung in das 12. oder 13. Jahrhundert datiert wird. In den 1480er Jahren wurde die Holzfachwerkkonstruktion des Obergeschosses auf den Turms gesetzt. Das im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Kirchenschiff wurde in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts neu errichtet und das Kircheninnere mit einer konsequenten Raumnutzung neu gestaltet. An drei Seiten des hohen Schiffs entstanden Emporen in zwei Geschossen auf gedrungenen Holzsäulen, die bis zur Decke reichen und über dem Mittelteil die Rundtonne tragen. Der dort aufgemalte, kräftig-blaue Wolken- und Sternenhimmel wurde im Jahr 1968 umfangreich überarbeitet. Ihre reiche Bemalung macht die Wichmannshäuser Kirche zu einer der sehenswürdigen Kirchen in der Region. Sie wird zu den dreizehn Bauernbarockkirchen im nordöstlichen Hessen gezählt, in denen die ländliche Bevölkerung ihren christlichen Glauben in der Formensprache des 18. Jahrhunderts ausdrückte und die Innenräume mit einer farbenfrohen üppigen Ausmalung schmückte.[11] Wegen ihrer künstlerischen, geschichtlichen und baulichen Bedeutung ist die St.-Martinskirche ein geschütztes Kulturdenkmal.[12] Die Kirchengemeinde Wichmannshausen ist in einem Kirchspiel mit den Gemeinden Hoheneiche und Mitterode verbunden.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

In Wichmannshausen stehen ein Dorfgemeinschaftshaus und ein Jugendraum zur Verfügung. Angrenzend ist der Kindergarten „Bunte Welt“ des Stadtteils ansässig.[13]

Im Zuge der geplanten Verlängerung der Bundesautobahn 44 von Kassel nach Eisenach entsteht seit 2017 unmittelbar nördlich von Wichmannshausen die 264 m lange Netratalbrücke, gemeinsam mit der „Anschlussstelle Ringgau“ und dem Tunnel Boyneburg.

Persönlichkeiten

  • Otto Hartwig (1830 in Wichmannshausen–1903), Bibliothekar, Prediger, Historiker
  • Daniel Theodor Bierschenk (1838 in Wichmannshausen–1906), Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
  • Kurt Reuber (1906–1944), Arzt, Pfarrer in Wichmannshausen, Schöpfer der Stalingradmadonna

Weblinks

Commons: Wichmannshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wichmannshausen. Ortsgeschichte, Infos. In: www.wichmannshausen.de. Private Website, archiviert vom Original am 10. März 2016;. Ab Mitte 2020 befindet sich diese Website wieder im Aufbau.
  • Literatur über Wichmannshausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Stadtteil Wichmannshausen. In: Webauftritt der Stadt Sontra.
  • Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Bischhausen) und Verwaltung
  3. Am 1. August 1972 als Ortsbezirk zur Stadt Sontra.

Einzelnachweise

  1. a b Wichmannshausen In: Webauftritt der Stadt Sontra. Abgerufen im Januar 2022.
  2. a b c d e f g h Wichmannshausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Thomas Diehl: Adelsherrschaft im Werraraum. Das Gericht Boyneburg im Prozess der Grundlegung frühmoderner Staatlichkeit (Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts), Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2010, ISBN 978-3-88443-314-0 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 159).
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hersfeld und Rotenburg (GVBl. II 330-13) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 217, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Hauptsatzung. (PDF; 26 kB) § 8. In: Webauftritt. Stadt Sontra, abgerufen im Oktober 2020.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 7 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 72 f. (kurhess GS 1821)
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 56 und 112, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Wichmannshausen. In: Webauftritt. Stadt Sontra, archiviert vom Original; abgerufen im Oktober 2020.
  11. Evangelische Kirche Wichmannshausen. In: Evangelische Bauern-Barock-Kirchen in Osthessen. Broschüre der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Tourismusförderung des Landkreises Hersfeld-Rotenburg; abgerufen am 23. November 2020.
  12. Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand. In: Denkmaltopographie Werra-Meißner-Kreis I. Altkreis Eschwege. S. 429 f.
  13. Kindertagesstätte „Bunte Welt“ Wichmannshausen. In: Webauftritt der Stadt Sontra. Abgerufen im Februar 2021.

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Evangelische Kirche St. Martin in Wichmannshausen, einem Stadtteil von Sontra im Werra-Meißner-Kreis (Hessen)
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Herbst im hessischen Werra-Meißner-Kreis: Blick vom Holstein (Berg zwischen Weißenborn und Breitau in Sontra) in nordöstliche Richtung auf die Boyneburg (Hintergrund) im Naturschutzgebiet „Boyneburg und Schickeberg bei Breitau“.