Orden wider den tierischen Ernst

Orden wider den tierischen Ernst im Deutschen Fastnachtmuseum

Der Orden wider den tierischen Ernst ist ein jährlich gegen Ende der Karnevalszeit vom 1859 gegründeten Aachener Karnevalsverein (AKV) an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vergebener Orden und Kulturpreis. Der Orden wurde von Jacques Königstein 1952 mit initiiert.

Zielsetzung

Der Orden wider den tierischen Ernst wird an bekannte nationale und internationale Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, „die Individualität, Beliebtheit und Mutterwitz in sich vereinen, vor allem aber Humor und Menschlichkeit im Amt bewiesen haben.“[1] Die bisher Ausgezeichneten sind überwiegend Politiker, Diplomaten oder Juristen. Die Geehrten werden auf Lebenszeit Ordensritter des Ordens wider den tierischen Ernst.

Geschichte

Der britische Militärstaatsanwalt James Arthur Dugdale, Staatsanwalt in der zum britischen Besatzungsgebiet gehörenden Stadt Aachen, ordnete Anfang Februar 1950 die vorzeitige Entlassung eines Delinquenten, der einen belgischen Besatzungssoldaten verprügelt hatte, an. Anstatt am 20. Februar 1950 wurde er am 18. Februar entlassen. Dugdales Begründung lautete: der aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft Heimgekehrte solle die höchsten Feiertage im Rheinland nicht hinter Gittern verbringen. Helmut A. Crous, Chefredakteur und AKV-Archivar, informierte den Elferrat über dieses bedeutende Ereignis. Der Elferrat beschloss James Arthur Dugdale in Anerkennung des (…) bewiesenen Verständnisses für den Aachener Karneval (…) den diesjährigen Orden zu verleihen. Die Menschlichkeit von Dugdale wurde vom AKV im gleichen Jahr geehrt, in dem auch zum ersten Mal der Karlspreis verliehen wurde.

Im Jahre 1952 war es ein Ereignis in Mölln, das den AKV aufhorchen ließ. Die Finanzminister aller Bundesländer trafen sich. Jedoch ließ jemand ihre festlich gedeckte Tafel abräumen mit der Begründung, Schleswig-Holstein sei ein armes Land, und servierte Erbsensuppe. Königstein fand den Betreffenden heraus und Jules von Jouanne, Kieler Regierungsrat, erhielt den AKV-Orden 1952. Die Ordensidee war gegründet, von nun an wurde gezielt nach einer speziellen Persönlichkeit gefahndet, „die mit Menschlichkeit und Humor im Amt den Kampf gegen die seelenlose Bürokratie und das Wiehern des Amtsschimmels aufnahm.“[2] 1954 wurde der erste Orden wider den tierischen Ernst aber noch als Jahresorden verliehen, eine Zeitungsüberschrift Gegen den tierischen Ernst hatte Königstein auf die Namensidee gebracht.[3]

Im folgenden Jahr nahmen der Orden und das Rittertum ihre unverwechselbare Gestalt an. Der Graphiker Manö Paulsen entwarf den Orden und Juwelier Heinrich Jaspers übernahm die Anfertigung. „Der blaue Emailschild zeigt einen Tschako im goldenen, mit Paragraphen bewehrten Vogelkäfig, auf dessen Spitze ein Vogel in Freiheit sein Liedchen pfeift. Als ursprünglich militärische, von Teilen der deutschen Polizei noch bis Anfang der 1970er-Jahre getragene Kopfbedeckung symbolisiert der Tschako den tierischen Ernst, der anstelle des mit einer Narrenkappe gekrönten Vogels im Paragraphenkäfig gefangen ist.“[4] Bei der als Fremdensitzung bezeichneten Ordensverleihung wurde im Protokollbuch 1955 erstmals vom Ritter des Ordens geschrieben. Die Verleihung entwickelte sich zu einem närrischen Ritterschlag. „Die Idee, Beispiele einer humorig-menschlichen Amtsführung auszuzeichnen und diese hintergründig-verschmitzt mit einer kabarettistisch geschliffenen Feder zu loben, entwickelte sich zum Aushängeschild des von Königstein favorisierten geistreichen Karnevals.“[5] Der Käfig für die Ritterrede kam 1964 hinzu. Zu dem Verleihungsritual gehört die obligatorische Laudatio des letzten Ritters. Der designierte Ritter erhält als Ritterinsignien: den Orden Wider den tierischen Ernst, die Rittermütze und die Ordensregelrolle in bestem Küchenlatein.

Im Jahr 1955 wurde der Orden vorübergehend in Klassen eingeteilt. Die Normalklasse des Ordens für unspektakuläre, aber originelle Ereignisse und die Sonderklasse des Ordens. Die Normalklasse wurde drei Mal verliehen. Der AKV ging dazu über, bekannte internationale Persönlichkeiten auszuzeichnen. Daraufhin hatte Ordensritter Carlo Schmid in seiner Rede 1958 gewarnt: daß wir nicht aus lauter Angst vor dem tierischen Ernst in den tierischen Humor verfallen. Zu dem 100-jährigen Bestehen des AKV wurde Konrad Adenauer 1959 zum Ritter geschlagen. Das Ansehen und die Popularität des AKV stiegen.

Edmund Stoiber während der Ordensverleihung 2000

Erstmals wurden Bilder der Ordensverleihung 1957 in der ARD Tagesschau gesendet und 1960 eine 45-minütige Live-Übertragung der Ordensverleihung ausgestrahlt. Folglich wurde der Ritterblock zum närrischen Staatsakt. Die Fernsehübertragungen brachten dem AKV sowohl mit dem Fernsehhonorar einen finanziellen Aufschwung als auch den Erfolgsdruck, einen das Publikum begeisternden Ordensritter und entertainerfähigen Sitzungspräsidenten zu präsentieren. Die Sendung wurde im Deutschen Fernsehen bis 1982 mit einer Ausnahme (1971) live übertragen. Von 1983 an wurde der Sendeplatz auf das dritte Programm mit Gesamtübertragung verlagert, 1991 schloss der AKV einen Fünfjahresvertrag mit dem Sender RTL mit dreistündiger Liveübertragung, vorzeitig wechselte der Verein zum WDR und es erfolgte die aufgezeichnete Ausstrahlung in der ARD seit 1995. Die Vorstellung avancierte zur Karnevalsshow mit nicht permanent auf der Bühne präsentem Elferrat. Der Orden wurde besonders durch die Fernsehübertragungen der ordensverleihenden Sitzungen bundesweit bekannt. Internationale Aufmerksamkeit entstand durch die Vergabe des ungewöhnlichen Ordens auch an international bekannte Persönlichkeiten.

Nach der Schließung des Neuen Kurhauses 1975 und der Nutzung durch die Spielbank Aachen seit 2. Juli 1976 erfolgte die Verleihung im Krönungssaal des Aachener Rathauses[6] und seit 1979 im Europa-Saal des Eurogress.

Mit Gertrud Höhler wurde 1988 erstmals eine Ritterin geschlagen. Als erster Aachener erhielt 2020 Armin Laschet die Ritterwürde.

Infolge der COVID-19-Pandemie fand 2021 keine Ordensverleihung statt. Stattdessen wurde der für dieses Jahr vorgesehene Preisträgerin Iris Berben der Orden für 2022 verliehen.[7] Da die Pandemie 2022 fortbestand, konnte dieser Orden nicht im Rahmen einer Festsitzung verliehen werden, sondern nur in einer TV-Sendung, die über drei Tage vor 80 Zuschauern aufgezeichnet und am 14. Februar 2022 ausgestrahlt wurde.[8]

Kritik

Am 3. Februar 2007 erhielt Joachim Hunold, Chef der Fluggesellschaft Air Berlin, die Auszeichnung als Anerkennung dafür, „dass es auch heute noch Männer gibt, die den Mut haben, ein Typ zu sein“. Die Verleihung blieb nicht ohne Konflikte, da der Vorwurf der Schleichwerbung im Raume stand. Hunold und andere hatten mehrfach den Namen des Unternehmens genannt und dessen Leistungen propagiert. Da auch die Reden anderer Politiker, besonders Rainer Brüderles, als langweilig empfunden wurden, überlegte der WDR, die Sitzung künftig nur noch im WDR Fernsehen auszustrahlen. Der Hauptsponsor Zentis zog daraufhin seine Unterstützung vorübergehend für das Jahr 2007 zurück.

Schließlich einigte sich der WDR mit dem AKV, dass im ersten Programm eine gekürzte Aufzeichnung und bei der Wiederholung im Dritten Programm eine längere, wenn auch gekürzte Fassung gezeigt wird.[9]

Liste der Ordensritter

Seit 1950 wurden folgende Personen zu „Ordensrittern“ mit folgenden Begründungen geschlagen:[10]

Legende: † Verleihung an Ordensträger erfolgte postum
JahrPreisträgerBerufBemerkung
1950J. A. DugdaleStaatsanwaltGewährte einem Delinquenten während der Karnevalszeit Urlaub, weil er ihm es nicht zumuten wollte, „die höchsten Feiertage im Rheinland“ hinter Gittern zu verbringen.
1951Die Ordenvergabe an J. A. Dugdale 1950 war der erste AKV-Jahresorden an einen Engländer und ursprünglich als einmalige Aktion gedacht gewesen.
1952Jules von JouanneRegierungsratLieß vor versammelten Gästen in Mölln anstelle eines Festmahls einfachen Eintopf auftischen: „Schleswig-Holstein ist arm.“

Von nun an wollte der AKV künftig regelmäßig solche fröhlichen Taten auszeichnen.

1953Hans SachsStaatsanwaltBeantwortete als Oberstaatsanwalt in Nürnberg eine ihm zugesandte Schmähschrift in Knittelversen im Stile seines Namensvetters Hans Sachs.
1954Leo M. GoodmanRichterEntschärfte ein Urteil gegen eine Deutsche und einen Italiener, die sich wegen einer Portion Ravioli mit einem Amerikaner geprügelt hatten, auf „kabarettistische“ Art.
1955August Dresbach (CDU)BundestagsabgeordneterGelang es laut Protokoll in einer Bundestagsrede 46-mal „Heiterkeit“ oder sogar „stürmische Heiterkeit“ hervorzurufen.
1956Willem Baron Michiels van KessenichBürgermeisterStoppte auf „humorvolle“ Art den Kriegsminister, der einen Fußballplatz beschlagnahmen wollte.
1957Max Becker (FDP)BundestagsvizepräsidentZur Auswahl Bonns als westdeutsche Hauptstadt: „Bonn ist die Oase, in der die Regierungskarawane vorübergehend lagert auf ihrem Weg zum endgültigen Ziel Berlin.“
1958Carlo Schmid (SPD)BundestagsvizepräsidentDer Bundestagsvizepräsident wurde als einer der „geistreichsten und schlagfertigsten“ Redner ausgezeichnet.
1959Konrad Adenauer (CDU)BundeskanzlerFür sein Talent, komplizierte Sachverhalte einfach darzustellen.
1960Rudolf Eberhard (CSU)bayerischer FinanzministerFür seine „unbürokratische und unorthodoxe“ Steuerpolitik. Sein Knappe war Rudolf Birkl.
1961Bruno Kreisky (SPÖ)österr. AußenministerGing im Spaß mit brillant-witziger Diplomatie auf den Wunsch der seit dem Frieden von Pressburg bayerischen Stadt Burgau ein, wieder österreichisch zu werden.[11]
1962Rochus SpieckerGeistlicherFür seine „streitbare, humorvolle“ Art.
1963Henry ChauchoyProfessorAls treuer Mitarbeiter bei der Mainzer Bütt.
1964Ewald Bucher (FDP/DVP, später CDU)BundesjustizministerWegen seiner Politglossen „Blaue Briefe der Bundesregierung“.
1965Paul Mikat (CDU)Kultusminister Nordrhein-WestfalensFür seine hemdsärmelige Art, vermeintliche Persönlichkeiten auf Normalmaß zurückzustutzen.
1966Pietro Quaroniehem. italienischer Botschafter, Präsident der RaiSpitzname: „lachender Diplomat“.
1967Karl-Günther von HaseLeiter d. BundespresseamtsFür „Schlagfertigkeit und Ironie“ als oberster Pressesprecher.
1968Per Hækkerupdän. Haushaltsminister und ehem. AußenministerLieß sich wegen seiner Leibesfülle mit Käse aufwiegen.
1969Hermann Höcherl (CSU)BundeslandwirtschaftsministerFür seine spöttisch-humorvolle Art.
1970Denis W. Healeybrit. Verteidigungsminister, späterer SchatzkanzlerFür große Bonmots an diplomatischer Gewandtheit.
1971Josef Ertl (FDP)
Franz Xaver Unertl (CSU) †
PolitikerTrotz verschiedener Parteizugehörigkeit schlagfertiges bayerisches Rednerpaar.
1972Helmut Schmidt (SPD)BundesverteidigungsministerAls Verteidigungsminister erlaubte er den Soldaten die damals modische Haarlänge.
1973Lance Popeehem. brit. Botschaftsrat in BonnKonnte als Brite platteln und jodeln wie waschechte Bayern.
1974Walter Scheel (FDP)Bundesaußenminister und VizekanzlerFür „rheinisch-fröhliche“ Offenheit.
1975Willfried Gredlerösterr. Botschafter in BonnKomponierte diplomatische Sonaten.
1976Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck (CDU)Präsident des Deutschen BauernverbandesKonnte handfeste wirtschaftliche Interessen mit Humor vertreten.
1977Raymond BrogerLandammann von Appenzell und Abgeordneter im StänderatSeine Reden gegen die Bürokratie im Ständerat wurden „mit (anerkennenden) Lachsalven“ quittiert.
1978Ephraim KishonHumorist, SchriftstellerBeleuchtete satirisch den Kampf gegen die (meist israelische) Bürokratie. Kishon gab 2002 den Orden zurück, da er nicht mehr den gleichen Orden wie Norbert Blüm tragen wollte, dem er antisemitische Äußerungen vorwarf.[12]
1979Hans-Dietrich Genscher (FDP)BundesaußenministerAls Dienstherr des (fiktiven) Ministerialdirigenten Edmund Dräcker.
1980Richard Stücklen (CSU)BundestagspräsidentZitat: „Humor ist der Mutterboden der Demokratie.“
1981Heinz Werner KetzerKölner DompropstGalt als „kirchlich-ernster“, aber auch „rheinisch-fröhlicher“ Kirchenmann.
1982Manfred Rommel (CDU)OberbürgermeisterDer Stuttgarter Oberbürgermeister verband die „schwäbische Mentalität mit hintergründigem Humor“.
1983Bernhard Vogel (CDU)Ministerpräsident von Rheinland-PfalzGab in seinem „Vogelhaus“ (seiner Staatskanzlei) „närrische Vogelschauen für gefiederte Freunde aller Farbschattierungen“.
1984Friedrich NowottnyJournalistTeilte seine Interviewpartner in zwei Gruppen ein: Austern – schwer zu knacken aber ertragreich – und Heiße-Luft-Produzenten.
1985Norbert Blüm (CDU)BundesarbeitsministerFür seine „eigenwillige, aber farbige“ Art.
1986Johannes Rau (SPD)Ministerpräsident von Nordrhein-WestfalenAls „bibelfester, (selbst)ironischer“ Politiker.
1987August Everdingbayerischer Generalintendant„Verband Kunst und Kommerz, Managertum, Pädagogik und Glauben in all seinen Widersprüchen in sich.“
1988Gertrud Höhler (CDU)ProfessorinMotto: „Wissen kann man nur vermitteln, wenn man unterhält.“
1989Franz Josef Strauß (CSU) †Ministerpräsident von BayernFür seine Kombination aus intellektueller Schärfe und rauflustiger Kumpelhaftigkeit bekannt. Zuerkennung zu Lebzeiten, Verleihung postum.
1990Lothar Späth (CDU)Ministerpräsident von Baden-WürttembergFür seine „pfiffige“ Einführung des Transrapid.
19911991 fiel der närrische Staatsakt wegen des Zweiten Golfkrieges aus.
1992Jack LangProfessor, französischer Bildungs- und Kulturminister„Paradiesvogel“ im Pariser Kabinett.
1993Ruud LubbersNiederländischer MinisterpräsidentIm Maastrichter Karneval trat er als er selbst auf: „Damit mich keiner erkennt, muss ich so aussehen wie ich selbst.“
1994Renate Schmidt (SPD)Vizepräsidentin d. Deutschen BundestagesWegen ihres „Mutes zur Menschlichkeit“.
1995Heiner Geißler (CDU)ehem. CDU-GeneralsekretärZitat: „Narren sind die wahren Humanisten. Sie lieben die Menschen, und nur deshalb dürfen sie ihnen auch weh tun.“
1996Bernard HenrichsKölner DompropstLeistete Fürbitte im Hohen Dom für einen stadtbekannten „Sünder aus dem Milieu“ zum Dank für dessen Hilfe bei der Wiederbeschaffung eines gestohlenen Domschatz-Kreuzes.
1997Theodor Waigel (CSU)BundesfinanzministerWegen seiner Schlagfertigkeit zu Zeiten komplizierter Steuer- und Sparmaßnahmen.
1998Heide Simonis (SPD)Ministerpräsidentin von Schleswig-HolsteinWegen ihrer „scharfsinnigen, unkonventionellen und herzlichen“ Art.
1999John KornblumBotschafter der USA in DeutschlandBeleuchtete satirisch-treffend Deutschland aus Sicht der Vereinigten Staaten.
2000Edmund Stoiber (CSU)Ministerpräsident u. CSU-VorsitzenderWegen seiner bayerisch-jovialen Art und seiner unfreiwillig-komischen Wortverdreher.
2001Guido Westerwelle (FDP)Bundesvorsitzender d. FDPFür seine Schlagfertigkeit.
2002Thomas Borer-FieldingBotschafter der Schweiz in DeutschlandWegen seiner humorvollen Beiträge zum deutsch-schweizerischen Verhältnis.
2003Wendelin WiedekingPorsche-ChefFür die Verbindung aus wirtschaftlicher Kompetenz und Menschlichkeit.
2004Henning Scherf (SPD)Präsident des Senats (Bürgermeister) von BremenHielt in einer politisch schweren Zeit das SPD-Bundesland Bremen mit seiner „offenen, herzlichen Art.“
2005Karl Kardinal LehmannBischof von MainzMotto: „Ich möchte meinen Weg gehen, ob gelegen oder ungelegen.“
2006Friedrich Merz (CDU)stellv. CDU-FraktionsvorsitzenderFür seinen Kampf gegen die deutsche Steuerbürokratie. Die Rede von Merz zur Verleihung des Preises erregte größeres Aufsehen, als sich später herausstellte, dass Merz diese zum Teil aus einem fiktiven Spiegel-Gespräch[13] aus dem Jahr 2009 mit einem Bundeskanzler namens Heinrich von Pierer abgeschrieben hatte.[14]
2007Joachim HunoldVorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft Air BerlinZitat: „Wenn man etwas falsch gemacht hat, es aber nicht mehr ändern kann, dann kann man darüber nur noch herzhaft lachen. Allerdings: Dasselbe darf nicht noch einmal passieren.“ (Seine Wahl wurde mit einem Vorwurf der Schleichwerbung kritisiert)
2008Gloria von Thurn und TaxisUnternehmerinFür ihren „mütterlich warmen“, karitativen Einsatz.
2009Mario AdorfSchauspieler„mit Mario Adorf [ist] eine Persönlichkeit der Kultur auszuzeichnen, welche mit feinsinnigem Humor und schlagfertigem Witz ausgestattet ist, wobei er ganz viel ‚menschelt‘“
2010[15]Jürgen Rüttgers (CDU)Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen„Nah bei den Bürgern sein, ist ihm wichtig. Dabei ist es ganz gleich, ob er in Kalifornien bei Gouverneur Arnold Schwarzenegger über Drehorte für Hollywood in Nordrhein-Westfalen verhandelt oder aber in Bochum mit den Opel-Arbeitern für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpft. Dieser Mann ist geerdet!“
2011Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)BundesverteidigungsministerMit Tatendrang und Tacheles bringe er Politikerkollegen ins Schwitzen und Bürger zu Begeisterungsstürmen. Sich selber nehme er erfrischend wenig wichtig. Zitat Guttenberg: „Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, ist es außerordentlich ungesund, den Kopf hängen zu lassen.“[16] Ließ sich von seinem Bruder Ritterknappe Philipp zu Guttenberg vertreten, der 2012 zum Ehrenmitglied des AKV ernannt wurde und 2015 selbst in die Ritterrunde aufgenommen wurde.
2012[17]Ottfried FischerSchauspieler und Kabarettist„Pfundig, bayerisch gut: Ein Ritter von Format“
2013[18]Cem Özdemir (B’90/Grüne)Bundesvorsitzender der Grünen„Ein vegetarisches Krokodil“
2014[19]Christian Lindner (FDP)Bundesvorsitzender der FDPLindner sei „politisches Naturtalent“ und ausgestattet mit einem besonderen Humor – „trocken und hintergründig, aber auch manchmal derb und immer herzlich“.
2015[20]Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)Ministerpräsidentin des SaarlandesFür Kramp-Karrenbauers „uneitlen, geradlinigen, heiteren und humorvollen Stil in der Politik und in der Bütt“
2015[21]Philipp Franz zu GuttenbergBruder von Karl-Theodor zu GuttenbergWurde für seine Treue und die hervorragende Vertretung seines Bruders Karl Theodor zu Guttenberg geehrt.
2016[22]Markus Söder (CSU)Bayerischer FinanzministerNicht für sein Talent zur unfreiwilligen Komik, sondern unter anderem für sein Faible für verrückte Kostümierungen.
2017[23]Gregor Gysi (Die Linke)Politiker der LinkenGysi schaffe es wie kaum ein anderer Politiker in Deutschland, die Menschen für politische Debatten zu faszinieren
2018Winfried Kretschmann (Die Grünen)Ministerpräsident von Baden-WürttembergKretschmann sei ein „überzeugter Narr und überzeugender Landesvater“ mit humanistischem Politikverständnis und feinsinnigem Humor
2019Julia Klöckner (CDU)Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaftaufgrund ihrer Treue zur rheinland-pfälzischen Fastnacht; daher zeigt sie im Amt Humor und Menschlichkeit[24]
2020Armin Laschet (CDU)Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalenaufgrund seines feinsinnigen, tiefgründigen und rheinischen Humors mit Fähigkeit zur Selbstironie; damit setzt er sich in der Politik für Verständigung ein[25] (Laschet war der erste Aachener, der den Orden erhielt.)
2021Verleihung wurde wegen der COVID-19-Pandemie auf 2022 verschoben[7]
2022Iris BerbenSchauspielerinals gesellschaftspolitisch stark engagierte Persönlichkeit, die mit Sympathie, Humor und Geradlinigkeit die Herzen der Menschen gewinnt und als Mahnerin gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ein Vorbild ist[26]
2023Annalena Baerbock (B’90/Die Grünen)Bundesministerin des AuswärtigenFür ihre Standhaftigkeit, ihren Humor auf dem diplomatischen Parkett und ihren Kampf für Hoffnung und Frieden.[27]

Literatur

  • Georg K. Helg: Der „Orden wider den tierischen Ernst“ – Am Anfang stand ein Plagiat. In: Werner Pfeil u. a.: Die Geschichte Aachens in 55 Objekten. AKV Sammlung Crous, Aachen 2017 (Schriftenreihe AKV Sammlung Crous; 10), ISBN 978-3-9817499-3-9, S. 200–203.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zum Orden wider den tierischen Ernst auf aachen.de
  2. Töller, S. 156.
  3. Zu diesem Plagiat s. Töller, S. 158 f.
  4. Töller, S. 160.
  5. Töller, S. 161.
  6. Für die WDR-Übertragung wurde Literatur über die Akustik in gotischen Gewölben studiert. Töller, S. 182.
  7. a b AKV verschiebt Ordensverleihung – Prinz bekommt Doppelsession 2021/2022. Aachener Karnevalsverein, 19. Oktober 2020, abgerufen am 22. Januar 2021.
  8. Offen, humorvoll und mit klarer Haltung: Iris Berben ist Ritterin des Ordens wider den tierischen Ernst. Aachener Karnevalsverein, 13. Februar 2022, abgerufen am 15. Februar 2022.
  9. beispielsweise für 2012: Georg Dünnwald: Jede Menge Öcher Flair bleibt erhalten. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Aachener Zeitung. 30. Januar 2012, archiviert vom Original am 7. Mai 2016; abgerufen am 13. Februar 2020.. Entgegen dem Artikel wurden die Beiträge sowohl von Margie Kinsky wie auch Schlabber und Latz doch gesendet. Siehe auch Einschaltquote in diesem Jahr: Ursula Herrling-Tusch: Zufriedenstellende Quote: 4,1 Millionen Zuschauer für den AKV. (Nicht mehr online verfügbar.) In: oche-alaaf.com. Archiviert vom Original am 17. April 2019; abgerufen am 13. Februar 2020.
  10. Die Tafelrunde wider den tierischen Ernst (Memento vom 9. Februar 2009 im Internet Archive), wdr.de
  11. Angela Effenberger: Seit 60 Jahren haben die Narren das Zepter in der Hand. Augsburger Allgemeine, 14. Januar 2011, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 5. Mai 2019.
  12. Kishon gibt Orden "Wider den tierischen Ernst" zurück. In: Kölner Stadtanzeiger. 1. September 2002, abgerufen am 25. April 2020.
  13. Spiegel: »Die Arbeitslosen entlassen«: Ein erfundenes SPIEGEL-Gespräch aus dem Jahr 2009 mit einem Bundeskanzler als Chefsanierer, 19. Februar 2006
  14. Stern: Merz’ gemopste Spaß-Dragees, 13. Februar 2006
  15. Dr. Jürgen Rüttgers ist der designierte Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ 2010. Aachener Karnevalsverein, abgerufen am 3. November 2012.
  16. „Tatendrang und Tacheles“ – Warum der AKV Guttenberg kürt. Aachener Zeitung, 10. November 2010, archiviert vom Original am 3. Februar 2015; abgerufen am 15. April 2019.
  17. Pressemitteilung auf akv.de.
  18. Cem Özdemir. Ordensbegründung. Aachener Karnevalsverein, archiviert vom Original am 9. Januar 2013; abgerufen am 5. Mai 2019.
  19. AKV präsentiert neuen Ritter Christian Lindner (Memento vom 28. Oktober 2017 im Internet Archive), Aachener Zeitung vom 14. Juni 2013, abgerufen am 23. Januar 2023
  20. Kramp-Karrenbauer wird neue AKV-Ritterin
  21. Doppelter Ritterschlag in Aachen (Memento vom 27. Februar 2016 im Internet Archive)
  22. Söder erhält Orden „Wider den tierischen Ernst“
  23. Gysi zum Ordensritter "wider den tierischen Ernst" geschlagen WDR
  24. Julia Klöckner wird Jubiläumsritterin. Aachener Karnevalverein, abgerufen am 3. März 2019.
  25. Nominierung: Armin Laschet erhält Orden wider den tierischen Ernst 2020. Aachener Karnevalsverein, 28. November 2019, abgerufen am 9. Februar 2020.
  26. Humorvoll und engagiert: Iris Berben wird 72. Ritterin des Ordens wider den tierischen Ernst. Aachener Karnevalsverein, 24. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
  27. RTL Online: Baerbock bekommt Orden wider den tierischen Ernst. Abgerufen am 1. September 2022.

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Edmund Stoiber während der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst des Aachener Karnevalsvereins, März 2000.