Jack Lang

Jack Lang (2008)

Jack Mathieu Émile Lang ([ʒak lɑ̃g]) (* 2. September 1939 in Mirecourt, Département Vosges) ist ein französischer Politiker. Er war Kultur- sowie Bildungsminister des Landes.

Herkunft und Familie

Monique und Jack Lang bei den Filmfestspielen von Venedig 2009

Lang entstammt einer wohlhabenden Familie mit drei weiteren Geschwistern, seine Mutter war Katholikin. Sein Vater (kaufmännischer Direktor) wie sein Großvater entstammten einer jüdischen[1] Familie und waren Mitglieder einer Freimaurerloge. Im Zweiten Weltkrieg engagierte sich sein Vater in der Résistance.[2] Lang wuchs in Nancy auf, studierte am Institut d’études politiques de Paris («Sciences Po») Politikwissenschaft und Öffentliches Recht und erwarb den Doktorgrad in beiden Disziplinen.

Lang heiratete 1961 Monique Buczynski, eine Sängerin und Schauspielerin polnisch-jüdischer Herkunft.[3] Ihre beiden Töchter Caroline Lang (* 1961) und Valérie Lang (1966–2013) wurden ebenfalls Schauspielerinnen.

Beruf

Sein frühes Interesse für das Theater führte dazu, dass er von 1969 bis 1977 Leiter des Festivals von Nancy und von 1972 bis 1974 Intendant des Théâtre national de Chaillot in Paris war. In den Jahren 1971 bis 1981 war er Professor für Internationales Recht an der Universität Nancy. Von 1986 bis 1988 und von 1993 bis 1997 war er Juraprofessor an der Universität Paris-Nanterre.

Politische Laufbahn

Kulturminister Lang (links) mit dem Sänger Alain Meilland beim Printemps de Bourges

Politisch war er früh Anhänger von Pierre Mendès France. Er engagierte sich Ende der 1960er-Jahre bei der linkssozialistischen Parti socialiste unifié (PSU),[4] bevor er 1974 Wahlkampf für François Mitterrand machte und 1977 Mitglied der Parti socialiste (PS) wurde.[5] Innerhalb der Sozialistischen Partei übernahm er bald höhere Ämter, u. a. leitete er für die Partei den Europawahlkampf von 1979, war dann nationaler Delegierter der Partei für Kulturangelegenheiten, wirkte maßgeblich am Wahlsieg von Mitterrand bei der Präsidentschaftswahl 1981 mit und war dann von 1987 bis 1988 in der Partei als nationaler Sekretär für Kultur und Jugend tätig.

1977 unterschrieb er wie etwa sechzig andere Intellektuelle auch einen Appell zur Entkriminalisierung der Pädophilie, der in den Zeitungen Libération und Le Monde erschien. Initiator des Appells war der pädophile Schriftsteller Gabriel Matzneff.[6]

Minister für Bildung und Kultur

Einer weiten Öffentlichkeit wurde er aber vor allem durch seine Ministerämter bekannt. 1981 wurde er Kulturminister im Kabinett von Premierminister Pierre Mauroy, ein Amt, das er in allen linken Kabinetten der Präsidentschaft von Mitterrand innehatte, von 1981 bis 1986 und 1988 bis 1993. Dabei rief er unter anderem 1982 die Fête de la Musique ins Leben und begleitete die Ära François Mitterrand mit einer so umfassenden kulturellen Tätigkeit, wie sie vom Kulturministerium seit André Malraux in den 1960er Jahren nicht mehr ausgegangen war. 1984 rief er die Tage der offenen Türen in historischen Sehenswürdigkeiten (Journées Portes ouvertes dans les monuments historiques) ins Leben, die seitdem in vielen weiteren Ländern als European Heritage Days und in Deutschland jeweils am zweiten Sonntag im September als Tage des offenen Denkmals stattfinden.

Insbesondere hatte Lang auch Anteil an der architektonischen Umgestaltung von Paris. Auf ihn geht die gläserne Pyramide am Louvre und der neue Triumphbogen La Grande Arche in La Défense zurück. Im Rahmen der Dezentralisierung Frankreichs stieß er auch die Gründung zahlreicher Kulturhäuser in der Provinz an. Er sprach sich gegen die Dominanz der amerikanischen Kultur aus und setzte sich für die Stärkung der europäischen durch die Quotierung einheimischer und europäischer Filmproduktionen im Fernsehen ein. Sein Engagement für die Rechte Homosexueller brachte ihm die Kritik konservativer und religiöser Kreise ein.

Im Kabinett Pierre Bérégovoy war er vom 3. April 1992 bis 29. März 1993 „Superminister“ für Bildung und Kultur im Rang eines Staatsministers, also den Ministerkollegen übergeordnet. 1994 bis 1997 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Im Zuge einer Regierungsumbildung des Kabinetts Jospin wurde er im März 2000 noch einmal Bildungsminister und blieb es bis zum Rücktritt der Regierung im Mai 2002.

Andere politische Ämter

Neben seiner Ministertätigkeit hatte Lang auch andere Ämter inne: Von 1989 bis 2001 war er gleichzeitig Bürgermeister von Blois. Danach war er von 2002 bis 2012 Abgeordneter in der Nationalversammlung für den Wahlkreis 6 des Départements Pas-de-Calais.

Im Jahr 2010 ernannte ihn UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zum UN-Sonderberater für den Kampf gegen die Piraterie im Seeverkehr.[7]

2013 trat er an die Spitze des Instituts der Arabischen Welt in Paris.[8] In der französischen Presse wurde ihm 2015 vorgehalten, er verteidige Saudi-Arabien und Katar gegen den Vorwurf, den islamistischen Terror zu unterstützen, weil diese beiden Länder an der Renovierung seines Instituts finanziell beteiligt seien.[9]

Auszeichnungen

1991 erhielt er den Orden wider den tierischen Ernst des Aachener Karnevalvereins.

Schriften

  • La langue arabe, trésor de France. 2020 (Pressetext)

Film

  • 2009: Elektrokohle (Von Wegen). Dokumentation, Deutschland 2009, 91 Minuten, Buch und Regie: Uli M Schueppel
  • 2011: Jack Lang – Kultur macht Politik. Schauspieler, Pädagoge, Minister. Dokumentation, Frankreich, 2011, 43 Minuten, Buch und Regie: Marie-Eve Chamard und Philippe Kieffer, Produktion: ARTE France, deutsche Erstausstrahlung: 19. Juni 2011, Inhaltsangabe.
  • 2012: Und nebenbei das große Glück (Un bonheur n’arrive jamais seul)

Weblinks

Commons: Jack Lang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gay activist with Jewish roots to head Arab World Institute. In: Jewish Telegraphic Agency. 27. Januar 2013, abgerufen am 20. Januar 2019 (amerikanisches Englisch).
  2. «Jack Lang – Kultur macht Politik.»@1@2Vorlage:Toter Link/www.arte.tv (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ARTE France, 19. Juni 2011
  3. Marie Delarue: Les aventures de Lang de Blois. Enquêtes. Jacques Grancher, Paris 1995, Kapitel 1: Je est un autre.
  4. Christoph Kalter: Die Entdeckung der Dritten Welt. Dekolonisierung und neue radikale Linke in Frankreich. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2011, S. 323.
  5. Jack Lang. In: TéléObs, abgerufen am 19. August 2019.
  6. Pascale Hugues: Es war verboten, zu verbieten. In: Die Zeit vom 25. Januar 2020, S. 53.
  7. Piraterie : le Français Jack Lang nommé Conseiller spécial de l'ONU Cenre d'actualités de l'ONU, 26. August 2010.
  8. Jack Lang devient le nouveau président de l'Institut du monde arabe, hemonde.fr, 25. Januar 2013.
  9. Jörg Altwegg: Für Aleppo sterben? Jack Lang führt französische Kulturschaffende in den Krieg nach Syrien. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Februar 2016, S. 9.

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66ème Festival du Cinéma de Venise (Mostra), 4ème jour (05/09/2009) Tapis Rouge avec Jack Lang et sa femme Monique Buczynski pour le film : Persécution
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de gauche à droite : Jacques Lang Ministre de la Culture et Alain Meilland directeur du Centre Régional de la Chanson lors du Printemps de Bourges en Avril 1986
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