Johann Rudolph Ahle

Johann Rudolph Ahle, auch Johann Rudolf Ahle (* 24. Dezember 1625 in Mühlhausen/Thüringen; † 9. Juli 1673 ebenda) war ein deutscher Komponist, Organist, Dichter und evangelischer Kirchenmusiker.

Leben

Ahle war der Sohn des Kaufmanns Johann Ahle und dessen Ehefrau Getraute, geb. Printz. Seine Schulzeit absolvierte er zunächst an der Lateinschule in Mühlhausen und danach in Göttingen. Spätestens ab dem Frühjahr 1645 studierte er Theologie in Erfurt, unklar ist aber, ob Ahle auch einen Abschluss errang. In Erfurt amtierte er ab 1646 als Kantor an der Andreaskirche und war dadurch zugleich als Lehrer angestellt. In dieser Zeit entstanden erste theoretische Schriften zur Musik und auch seine frühesten gedruckten Kompositionen. Sie erschienen 1648, ein Jahr vor seiner Rückkehr nach Mühlhausen. Dort arbeitete Ahle zunächst als freier Musiker, bis er 1654 zum Organisten an der Hauptkirche Divi Blasii bestellt wurde. Ab 1660 schrieb er überwiegend geistige Arien, die weite Verbreitung fanden. Er bekleidete ab 1655 als Mitglied des Stadtrates zahlreiche städtische Ämter und wurde in seinem Todesjahr zum Bürgermeister der Freien Reichsstadt gewählt. Nach seiner Rückkehr nach Mühlhausen 1649 heiratete Ahle im Jahre 1650 Anna Maria Wölfer. Ihr 1650 geborener Sohn Johann Georg Ahle machte sich ebenfalls als Komponist und Organist einen Namen und war wie sein Vater auch dichterisch tätig. Er trat nach seinem Tod dessen Nachfolge als Organist an der Kirche Divi Blasii an.

Werke

Das umfangreiche Œuvre Ahles ist fast vollständig in zeitgenössischen Drucken erhalten und umfasst geistliche Vokalmusik (Konzerte, Motetten, Arien), Orgelmusik, weltliche Instrumentalwerke sowie eine musiktheoretische Schrift. Neben seinen eigenen Liedern und Gedichten vertonte er Gedichte von Johann Vockerodt, Ludwig Stark sowie Franz Joachim Burmeister und schrieb die Texte zahlreicher geistlicher Lieder.

Ahles Werk ist typisch für die protestantische Kirchenmusik in Thüringen und Sachsen im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts.[1] Die volkstümlich-einfachen geistlichen Lieder repräsentieren den Typ eines ländlichen Darbietungslieds.[2] Die Chormotetten zeichnen sich durch Eingängigkeit aus, die doppelchörigen aber auch durch Kontrapunktik.[3] Die Messkompositionen repräsentieren das typische Nebeneinander von prima pratica und seconda pratica im 17. Jahrhundert: Neben kontrapunktischen A-cappella-Messen schrieb er solche im konzertierenden Stil.[4]

Seine Werke stehen unter dem Einfluss von Heinrich Schütz, Andreas Hammerschmidt und zeitgenössischen italienischen Komponisten.

Kompositionen

  • Geistliche Konzerte
  • Motetten
  • Arien
    • ”Liebster Jesu, wir sind hier”
    • ”Komm Jesu Christ, sei unser Gast”
    • ”Lasset uns den Herren preisen”
  • Orgelwerke
  • Ensemblesuiten

Schriften

  • Compendium pro tenellis (Anweisungen zur Gesangskunst)

Melodien in Gesangbüchern

Auch in kirchlichen Gesangbüchern hat Johann Rudolph Ahle als Melodist Eingang gefunden:

Evangelisches Gesangbuch und Gotteslob:

  • EG 161 und GL 149 "Lieber Jesu, wir sind hier" (Melodie 1664)
  • EG 375 "Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht" (Melodie 1662)
  • EG 450 und GL 84 (ö) "Morgenglanz der Ewigkeit" (Melodie 1662)

Evangelisches Kirchengesangbuch – Ausgabe Württemberg

  • EKG 566 "Es ist genug" – Melodie wie EG 375

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. George J. Buelow: Ahle, Johann Rudolf. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Reprint in paperback ed., Macmillan Publishers Ltd., London 1995, ISBN 1-56159-174-2, B. 1, S. 172–173, hier 172.
  2. Werner Braun: Die Musik des 17. Jahrhunderts. Athenaion, Wiesbaden 1981 (= Neues Handbuch der Musikwissenschaft, Band 4), ISBN 3-7997-0746-8, S. 234f.
  3. Gustav A. Krieg: Die Chormotette. In: Wolfgang Hochstein (Hrsg.): Geistliche Vokalmusik des Barock. Teilband 2. Laaber-Verlag, Laaber 2019 (= Handbuch der Musik des Barock, Band 2/2), ISBN 978-3-89007-872-4, 20–45, hier 34.
  4. Wolfgang Hochstein: Die Messe. In: Ders. (Hrsg.): Geistliche Vokalmusik des Barock. Teilband 1. Laaber-Verlag, Laaber 2019 (= Handbuch der Musik des Barock, Band 2/1), ISBN 978-3-89007-872-4, 133–182, hier 173.