Spiegelwelten:UM-Spiel 2012 Al-Andalus vs. Hamunaptra (Gruppe C)
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
Guten Abend, wertes Zuschauerpack. Sensationslustige Proletarier, Plebejer, Patrizier und Pöbel, ich heiße euch willkommen, zum letzten Spiel der Gruppe C wie Cäsar. Cäsar... auch so jemand, von dem man mir viel erzählt. Sogar mehr, als von mir selbst. Muss schon ein toller Hecht gewesen sein, dieser Cäsar. Tja, nur zu schade dass er sich dazu nicht selbst äußern kann, was? Tja, Cäsar, so toll du auch gewesen sein magst, im Gegensatz zu dir schlägt meine Pumpe wieder! Ha!
Ich sollte mich vielleicht vorstellen. Mein Name ist Hannibal, genannt the Trivial. Aber den Spitznamen hat man mir auch erst nach meinem Tod, ergo ohne zu fragen verpasst. Ich bin karthagischer Kriegsheer der, wie Sie es nennen, Antike. Ich sage dazu immer noch Tagesgeschäft. Zweitausend Jahre vergehen schneller als man denkt. Ich war heute Abend eh unterwegs, weil mein sechster Sinn für schlechte Witze ausschlug und ich diesem Trottel namens Trent ganz dringend eine verpassen musste. Und dann bot mir ein UM-Funktionär mit namens McMorgan, der verzweifelt nach einem Moderater für ein Fußballspiel suchte, diesen Job an. Deshalb bin ich jetzt hier. Wie das Leben so spielt; eben sitzt man noch gemütlich südlich des Mittelmeers auf der Veranda, zack, schon überquert man die Alpen.
Heute spielen diese lustigen multikulturellen, das Wort musste ich auch erst mal lernen, Heinis gegen... oh. Die schon wieder. Greifen die heute wieder zu den Waffen? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Diesem Spiel würden mehr Schwerter durchaus gut tun. Also, schnell alles durchgehen. Das Stadion, oder um es wie die Römer zu sagen, Stadium ist das Craven Cottage. Die Besitzer dieser schönen Immobilie sind gerade noch auf Sonntagsausflug, weil der Tag in dieser Zeit anscheinend eine besondere Bedeutung hat. Ich muss anmerken, die Stadien an die ich mich erinnere, sahen prächtiger aus. Der Schiedsrichter ist „Sofie, das Sofa“. Hm, sieht wie eine Liege aus. Ich vermute einen schlechten Scherz. Und jetzt... Was? Was soll das heißen, das Spiel beginnt erst in einer Dreiviertelstunde? Aber ich hatte mich doch schon vorbereitet! Was soll ich denn in der Zeit machen? Wie bitte? Das Aufwärmen der Andalusier kommentieren? Da veranstalte ich lieber illegale Wagenrennen. Das habe ich schon immer gut gekonnt. Hier, denkt euch was für die Zeit aus.
Hannibal verlässt die Kabine ohne weitere Worte. Kurz darauf tritt UM-Delegierter Gillian McMorgan ein.
Gillian McMorgan: Großartig. Aber was Besseres als den Kerl habe ich nicht auftreiben können. Verehrte Zuschauer, es geht gleich weiter. Ich präsentiere meine Moderatorengeheimwaffe: Den Erzähler!
Es spricht: Der Erzähler.
Inhaltsverzeichnis
Spielvorbereitung auf Andalusisch
Zum Ersten
Das andalusische Team tritt nun auf, es wirkt verschlafen. Sehr verschlafen sogar. Aber tut es das nicht immer? Man merkt eine Lustlosigkeit, die wohl auch daraus resultiert, dass man zuletzt verloren hat. Nach andalusischer Meinung zu Unrecht. Die Spieler stellen sich auf dem Platz auf. Ofra macht Gymnastik und al-Qurrun schlürft selbsthergestelltes Meloneneis. Alles wirkt ruhig und entspannt. Siesta eben. Roja, Sanchez und de huevo y harina feiern einen Gottestdienst, doch die Hostien fehlen. Man entschied sich stattdessen Melonenscheiben zu verwenden. Praktische Entscheidung, wo al-Qurrun ja Probleme hat die Melonen los zu werden. Pundhabi zupft einige Töne auf seinem Saiteninstrument. Es ist wohl eher eine alte Pfanne mit gespannten Drähten denn ein Instrument. Mit viel Fantasie erkennt man eine Melodie. Mit sehr viel Fantasie. Mit ganz ganz viel Fantasie erkennt man die andalusische Version von „Ist ein Mann in'n Brunn gefallen“. Im Hintergrund plätschert ein Springbrunnen, den man eigens aufgestellt hat. So sieht Aufwärmen aus, Aufwärmen im andalusischen Altenheim. Zahass und Jitzchak diskutieren und durchbrechen die Ruhe durch temperamentvolle Streitereien. Jitzchak behauptet der Islam sei eine jüdische Sekte, woraufhin Zahass das Judentum auf Grund der geringen Gläubigenzahlen als Sekte bezeichnet.
Zum Zweiten
Zupf! Pundhabi unterbricht den Streit für eine kurze Zeit, er fängt an zu singen. Schlecht zu singen. Ibn Fahd zückt den Karpfen und erzählt al-Qurrun einen Angelwitz, den dieser offenbar schon kennt. Zahass und Jitzchak streiten weiter. Diesmal ob zuerst die Henne oder das Ei war. Zupf! Pundhabi unterbricht erneut. Er scheint aber ignoriert zu werden, weshalb er jetzt auf einer Bank steht und Bauchtanz macht. Pfui, das will nun wirklich keiner sehen. Das ist Belästigung. Da sind sich selbst die Streithähne einig, bevor sie über die Sinnhaftigkeit von Sinnhaftigkeit diskutieren. Wer so viel Zeit für Philosophie hat, scheint selbst den Stoikern zu stoisch. Ganz Epikureisch gießt sich at-Tawīl al-Mawardi Karim einen Wein ein und isst ein Stück Erdbeertorte vom Vortag, das nicht mehr ganz schön aber auch noch nicht ganz schlecht aussieht. Ofra wird neidisch und erhascht einen Bissen, bevor sie von ben Mathitjahu bestraft wird. Jitzchak wird der Streit zu viel, er wirft eine Tomate nach Zahass. Zahass kontert mit einer Banane. Al-Qurrun schließt mit einer als Aubergine verkleideten Melone ab. Zupf! Pundhabi will diesen Obstsalat kommentieren, er scheitert aber an einer gerissenen Saite. Rasch will er Ofra ein paar Haare ausreißen, welche ihm dann erst mal eine scheuert.
Und zum Dritten
Inzwischen ist der Gottesdienst beendet und Roja erfreut sich an den Resten des Messweines, welche, auf Grund der Zahl der Messebesucher, unglaublich groß ausfallen. De huevo y harina verteilt Rosmarinkrapfen, die er sich aus seinem Ärmel gezaubert hat. Ibn Fahd greift beherzt zu, will aber im Gegenzug einen Angelwitz erzählen dürfen. Der Krapfenbäcker läuft weg und tauscht mit al-Qurrun Krapfen gegen Melonen. Roja macht indessen ein neues Fass Messwein auf. Die Wangen erröten. Ben Mathitjahu ließt aus dem Tanach. Ibn Fahd hört ihm als einziger zu, hofft aber auch mal etwas sagen zu dürfen. Ein genialer neuer Angelwitz liegt im auf der Zunge. Zahass und Jitzchak streiten immer noch, aber nicht mehr mit Worten, sondern mit Ostereiern. Wo sie die jetzt noch gefunden haben ist unklar. Zupf! Pundhabi hat die Saite repariert. Sie klingt schief, aber immer noch mehr gerade als zuvor. Sie übertönt ibn Fahds Angelwitz, der ungehört in die Leere des mitlerweile doch relativ gefüllten Stadion verhallt. Inzwischen scheinen alle Andalusier ihre Siesta zu beenden und sich auf das Spiel vorzubereiten.
Die Rentner ziehen sich ihre“Trikots“ an. Och nein! Gibt es dafür nicht Umkleiden? Ich glaube ich habe noch nie so viele Cellulite auf einmal gesehen. Igitt! Lediglich Ofra verbirgt ihren Körper hinter einer Spanischen Wand, und das obwohl sie Hebräerin ist. Alle positionieren sich irgendwie auf dem Spielfeld, bis auf al-Qurrun, der ein neues Melonenfeld anlegt. Zupf! Nun sind alle bereit. Al-Andalus ist bereit. Man erwartet den Beginn des Spieles.
Erste Halbzeit
Hannibal betritt wieder die Kabine.
So, da bin ich wieder. Wie sich herausstellte, haben sich auch die Wagenrennen in eurer Zeit etwas verändert. Ich mach mir aber keine Sorgen, ich lerne schnell. Jetzt geht es los, die Andalusier bringen sich in Position, sie sind bereit, das sieht man in ihren Augen. Und ihre Gegner, ja ihre Gegner... Was machen die denn? Die Hamunaptresier gehen in die Umkleide?! Oha. Offensichtlich hatte das Spiel eigentlich schon angefangen, während sich die Andalusier aufgewärmt haben. Und das ist niemandem aufgefallen? Jedenfalls kann man auf meiner Punktetafel erkennen, dass sich jeder hamunaptresische ein Tor gegönnt hat und dass sie alle danach ein Würfelspiel gespielt haben. Da sind die Würfel gefallen. Jedenfalls steht es damit schon 0:11. Und die Andalusier haben nur 45 Minuten Zeit, um das aufzuholen. Dürfte kompliziert werden.
Halbzeitpause
Zweite Halbzeit
49. Minute
Und da bin ich wieder. Man verzeihe die kleine Verspätung, ein Student der Historie wollte, dass ich meinen Namen auf seinen Tragebeutel schreibe. Sehr merkwürdig. Rangiert aber auf meiner Liste der Merkwürdigkeiten, seitdem ich wiederbelebt wurde weit unten. Oh, und wie ich sehe ist Al-Andalus motiviert. Rabbi Jitzchack hat das erste Tor für Al-Andalus geschossen, es steht "nur" noch 1:11.
53. Minute
Die Hamunaptresier ruhen sich auf ihrem Vorsprung aus. Nun haben sie Fernando Sanchez eine gute Chance erlaubt, der Ball ging knapp über die Latte, aber nichtsdestotrotz, ein hervorragender Schuss. Der sogar noch zu einem Tor wird! Grandios! Der Ball prallt von den Zuschauerbänken ab und gegen den Hinterkopf von Torwart Ali! Dieses Spiel ist ja doch nicht so uninteressant, trotz des Mangels an Hieb –und Stichwaffen. Es steht 2:11.
57. Minute
Große Empörung, die Spieler Hamunaptras wollen natürlich dass das Tor durch diesen Ball, der eindeutig im Aus war, nicht anerkannt wird. Sie appellieren an den Schiedsrichter, aber der ist, wie bereits erwähnt, ein Möbelstück, das ist demnach dazu verdammt, ergebnislos zu bleiben. Aber aufgepasst, die Andalusier nutzen diese Unachtsamkeit aus! Carlos Maria Roja erzielt ohne größere Probleme das 3:11! Und Khalid ibn Fahd direkt im Anschluss das 4:11! Es sah so aus, als wollte er lediglich einen Angelwitz erzählen, eine ausladende Bewegung seines Fußes hat aber den Ball sofort ein weiteres Mal ins Netz befördert. Ich glaube, diesmal werden sich die Hamunaptresier nicht beschweren...
64. Minute
Die Hamunaptresier erkennen so langsam die Gefahr und starten jetzt so etwas wie einen Gegenangriff. Anubis und Renseneb versuchen es mit einem schnelle Konter, werden aber umgehend von Bernardo de huevo y harina abgefangen, der ihnen köstlich aussehendes Gebäck an den Kopf schmettert, ihnen den Ball abnimmt und für Al-Andalus das 5:11 erzielt. Ob dieser Spielzug so ganz legitim ist, bleibt fraglich, aber es ist ja niemand auf dem Feld, der den Andalusiern Einhalt gebieten könnte.
69. Minute
Isaak at-Tawīl al-Mawardi Karim gerät in einen Zweikampf mit Thoth, das wird interessant... Aha, al-Mawardi verweigert jegliche Rangeleien und schlägt zum Ausgleich eine Partie "Schere-Stein-Papier" vor. Klingt brutal. Und Thoth nimmt an? Oh, sie scheinen irgendwas zu schwingen; ein Faustkampf? Thoth macht eine Geste, al-Mawardi macht eine Geste, jetzt schnappt sich al-Mawardi den Ball, stürmt los und macht das 6:11 gegen ein paar fassungslose Hamunaptresier.
76. Minute
Haza Ofra hat sich mit ein paar Zuschauern über längere Zeit unterhalten. Was heckt die Andalusierin aus, um das gebeutelte hamunaptresische Team, das immer noch weit in Führung liegt, endgültig in die Knie zu zwingen? Sie hat anscheinend eine Gruppe kampfbereiter wie nennt sich das? Feministinnen, genau, so viel gibt es noch zu lernen, um sich gesammelt, welche die Hamunaptresier zu Boden drücken, währen Ofra mit dem Ball zum Tor marschiert. Rokko das Kamel wird von 4 Feministinnen unten gehalten. Ofra erzielt ohne Anstrengung das 7:11. Und weil's so schön war, schiebt Yussuf al-Qurrun, der gemütliche Melonenbauer, gleich das 8:11 hinterher.
120. Minute
...und das ist das 17:11, erneut erzielt durch Torwart Ghuradjati Pundhabi. Die Hamunaptresier hat man der Einfachheit halber gefesselt und geknebelt an die Seite gelegt, jetzt müssen sie dem Torfest der Hamunaptresier zusehen. Kein Ende in Sicht. Obwohl, jetzt hat Kapitän Schabtador Ali die Andalusier angesprochen. Scheint um "außerspielerische Einigung" zu gehen. Er appelliert in sehr gewählter Sprache an den Pazifismus der Andalusier und bittet sie, auf den Sieg zu verzichten und stattdessen das 11:11 zu akzeptieren; den Spielstand der 90. Minute. Die Andalusier überlegen nicht lange, denn offensichtlich wollen sie gar nicht weiter bei diesem Turnier mitspielen. Ja, ganz richtig, sie haben Tätigkeiten, denen sie viel lieber nachgehen würden, deshalb verzichten sie nun freiwillig auf den Sieg. Damit endet das Spiel wohl oder übel 11:11, das bedeutet das Ausscheiden Al-Andalus’ und den Einzug in die Finalrunde für Hamunaptra! Und während die Hamunaptresier losgeschnitten werden, den Andalusiern die Hände reichen und der Pazifismus unten auf dem Platz Einzug hält, bekämpfen sich die Fans der beiden Mannschaften ob das kontroversen Ausgangs nun schon mit Waffen. Klingt mehr nach meinem Metier, aber irgendwie gefällt mir die friedliche Einigung der beiden Teams...
Eנف - andalusisches Amateurteam (Al-Andalus) |
Gruppenspiel der UM 2012, Gruppe C | Hamunaptresische Fußballnationalmannschaft (Hamunaptra) | |
24.06.2012 London (New England), Craven Cottage, 20:30 Uhr Zuschauer: 20.000 |
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1:11 Jitzchack (48.) 2:11 Sanchez (55.) |
0:1 Anubis (1.) 0:2 Thoth (4.) | ||
Beste Spieler: Ofra |
Beste Spieler: Ali | ||
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