Diverses:Institut national de la statistique et des études économiques

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

Datensammler in der Zeit der NSA-Skandale. ein tagesaktuelles Thema. Aber nicht Edward Snowden oder gar die Mutti kommen hier zu Wort, sondern der für seine ungewöhnlichen Methoden bekannte Dauerumschüler und derzeitige Privatermittler Lars Hatzbach-Wollenstein (der unter dem Decknamen Herr Bertrand ermittelt). Hatzbach-Wollenstein kann alles, nur kein französisch. Das hat er mit dem Autor gemein, darum werden frankophile Leserinnen und Leser gebeten, die französisch aussehenden Wörter auch als das zu sehen, was sie sind. Platzhalter für Konversalien, die nicht verstanden wurden.

Frankreich, Paris, Molotovstraße 2, Der Sitz des Institutes und ein Schauplatz des Dramas!

Der Kontakt

"Bonjour Madame, ma chapeau c'est súr Peringon de Brassérie, je dois partier, a tout le Baguettes!"
"Wie belieben?"
"Retirer l'affichage en cas de prépuce."
"Ah, ja?"
Ich sah die hübsche blonde Frau mit gespielt erstauntem Blick an: "Excuse moi, Madame", fuhr ich fort. "Isch bin so... wie sagt man... serstreut und in Gedank verfall in die Sprach meine Eltern. Vielleisch' 'aben Sie misch abe auch etwas... träumen lassen!"
Nun war es an der Frau, einen erstaunten Blick aufzusetzen, und bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr ich fort: "Bitte schön, meine Accreditè", und legte mein Bastelwerk der letzten beiden Tage auf den Tisch. "Meine... ah.. Dienst'err 'atte gesendet une E-Mail... Madame Malisch."
Bei meiner ersten Observation hatte ich ihren Namen in Erfahrung gebracht, in dem ich kruzerhand das Türschild zu ihren Amtsräumen gelesen hatte. Ich bin halt clever!
"Ah, Herr Bertrand, Sie wurden uns angekündigt", erwiderte die Malisch leicht errötend.
Ich strich mit Zeigefinger und Daumen über meinen adretten Schnauzbart. Das soll, so stand es im Lehrbuch... oder in der Coupé, ich war mir nicht so sicher, die Weiber wuschig machen. In der sensiblen Kontaktaufnahmephase war es von immenser Bedeutung, die Aufmerksamkeit der Kontaktperson von kritischen Faktoren abzulenken. Und ein solcher Faktor war mein gefälschter Dienstausweis. Außerdem war die Malisch gar nicht mal so übel. Als Frau. "Strammer Arsch und dicke Titten", wie mein alter Schulkollege Tebartz-van Elst früher zu sagen pflegte, bevor er Bischof wurde.
"Äh, ja Herr Bertrand, dann darf ich Sie bitten mir zu folgen", sagte die Amtfrau und schwebte hinter ihrem Schreibtisch hervor. Wirklich nicht schlecht, das Fahrgestell, und ich meinte nicht den Bürodrehstuhl.

Die Malisch in ganzer Pracht...

Die blonde Frau schritt voran und ich hinterdrein. Ihre Arschbacken unterhielten sich mit mir, jedoch konnte ich sie schlecht verstehen, denn der enge dunkelgraue Kostümrock dämpfte wohl die Botschaft.
Gerade noch rechtzeitig richtete ich meinen Blick etwas nach oben, denn die Amtfrau drehte sich um und wies auf eine Bürotür: "Herr Seibert erwartet Sie bereits."
"Vermutlich macht er seinem Namen alle ehren, wenn Du SO vor ihm herschreitest", dachte ich, aber mein Mund sagte: "Vielen Dank Madame Malisch, isch 'offe, dass wir 'aben noch eine Gelegen'eit zur Zusammenarbéit?"
"Sicherlich", antwortete sie viel zu kühl, drückte die Bürotür auf und wackelte ein letztes mal vor mir her auf einen imposanten Schreibtisch zu, hinter dem ein unscheinbares Männlein saß.
"Herr Bertrand ist eingetroffen", sagte die Malisch und flippte dem Männlein meinen Dienstausweis auf die Schreibtischplatte.

Nachgereichter Prolog

Mein Name ist Hatzbach, Lars Hatzbach-Wollenstein, und ich bin Privatermittler... mit unkonventionellen Lösungsansätzen. Zumindest habe ich ein kleines Büro in einem älteren Bürohaus im Randbezirk der Innenstadt von Saarbrücken mit einem entsprechenden Messingschild an der Tür. Die Miete wird direkt vom Job-Center gezahlt. Praktisch. Ich übe diese Tätigkeit erst seit zwei Monaten aus. Aufträge hatte ich bisher nicht viele. Genau genommen waren es vier. Meine frühere Journalistentätigkeit hatte sich nicht als nachhaltig erwiesen, nachdem der geliehene Reporterwagen bei einem Einsatz abgebrannt war. Nun also Schnüffler und heute gab es eben im "Statistischen Landesamt Hessen" etwas zu schnüffeln. Warum, das wird bald deutlich.

Ein fast perfekter Start

Seibert begrüßte mich steif aber korrekt und fixierte mich durch seine dicken Brillengläser wie ein Opossum seine Beute. Das heißt, er sah haarscharf an mir vorbei und sprach mit dem Kleiderständer. Durch seine Sehhilfe wirkten seine Augen wie zwei Golfbälle mit Vogelscheiße drauf (als Pupillen!). Ich war fasziniert und bekam gar nicht mit, was er mit mir besprach. Eigentlich fatal für einen Privatermittler.
"Sehr gee'rte Monsieur Seibert," improvisierte ich darum schnell. "Isch übermittele Ihnen die beste Gruße und 'erzliche Dank von Directeur Cidrec Audinis, dass isch 'ospitiere darf bei ihre Landesamt."
"Hmmm. Und wie war jetzt Ihre Fahrt?", setzte Seibert nach.
"Ahh, fantastique, manifick fantastique."
"Manifick? Achso! Ja, die Frau Malisch hatten Sie schon kennen gelernt. Sie wird sich in den nächsten drei Wochen um Sie kümmern. Viel Erfolg."
Ich buckelte rückwärts Richtung Ausgang und die Bewegung hat dann wohl, ähnlich wie bei einem Amphibium, Seiberts Sehnerven stimuliert, denn plötzlich sah er mir direkt ins Gesicht und rief:
"Halt, Monsieur ...Herr Bertrand! Nehmen Sie Ihren Dienstausweis mit. Künstlerisch sehr gelungen. So etwas können wir uns hier leider nicht leisten, aber wir sind ja auch nur ein Landesamt und kein Institut national de la statistique."
Uff, beinahe hätte ich den Ausweis vergessen, schnell greife ich mir das Dokument und ergänze: "Et des études économiques!"

Ein Privatermittler in Nöten - nachgereichter Prolog II

Vier Aufträge sind für einen Privatermittler eigentlich kein Monate füllendes Programm. Leider! Sicher, sicher... den entlaufenen Hund hatte ich gut eine Woche lang gesucht und dann auch gefunden. Aber Frauchen war nicht erbaut, als ich ihren Caesar, etwas leblos aber gut verpackt, in einem Einkaufsbeutel zurückgegeben hatte. Vielleicht hätte ich einen Beutel aus Jute nehmen sollen, denn die Plastiktüte hatte dem Kleinen wohl nicht so richtig bekommen; kann aber auch sein, dass es an dem Schließfach gelegen hatte, in dem ich die Tüte mit dem Fellbündel am Abend zuvor deponiert hatte. Ich wollte ja keine Flöhe oder Sackratten in meiner Bude haben, wer weiß, was sich auf dem Vieh so alles getummelt hatte. Wie dem auch sei: Frauchen hatte mir mein Honorar vorenthalten!
Aber was sollte ich mich aufregen? Es war NUR ja der einzige Auftrag, den ich bisher abgeschlossen hatte. Leider würden irgendwann meine 100 Dosen Ravioli, die einem Supermarktzulieferer und guten Freund von mir vom Laster gefallen waren, aufgebraucht sein; darum brauchte ich dringend Bares.
Ich rief meinen alten Kumpel Uli an, vielleicht suchte der ja eine Hilfe um seine überschüssigen Erträge irgendwo unter zu bringen. Mehr als 1 Mio. Euro Steuerhinterzug gibt ja Knast. Aber Uli verwies mich weiter an Robert Hoyzer und dieser verriet mir, im Austausch gegen ein gefälschtes Rabattmerkenbuch vom Konsum, eine Telefonnummer in Serbien.

So trug ein unschuldiger Schlitz zu einem neuen Dienstausweis bei

"Unsere neueste Errungenschaft, die vollautomatische Kantine!" trällerte Frau Malisch mit stolzgeschwellter Brust, so schien es, und führte mich in dem fast klinisch weißen Raum zu einem Edelstahltresen, dessen Instrumentierung dem schnellen Raumkreuzer Orion alle Ehre gemacht hätte. Auf einem Bildschirmpaneel wurden uns zahlreiche Gerichte mit den entsprechenden Fotobeispielen angeboten.
"Ich nehme Strammen Max," entfuhr es mir ganz in Gedanken, ich konnte aber noch rechtzeitig rettend hinzufranzöseln: "und Sie, Madame Malisch?"
Die Blonde schien es nicht bemerkt zu haben und versetzte bereits die vollautomatische Kantine in eine virile Irritation, so behende flogen ihre schlanken Finger über den Bildschirm.
"Und zum Nachtisch, Herr Bertrand?"
Ich geriet ins Stottern... "Ah, isch denke, geschlagene Eierschaum wäre gut!?"
Die Malisch bestellte mir Schokopudding und zog behende ihren Dienstausweis durch den Schlitz. Den an der vollautomatischen Kantine. Hoppla, hier kam meine Chance, und ich hatte nicht gedacht, dass es so einfach wäre.
Nachdem in Sekundenschnelle die wie frisch zubereitet aussehenden Speisen auf dem Ausgabefließband materialisierten, und nachdem ich mit Mühe den geschwätzigen Arschbacken der Malisch folgen konnte, ohne zu verunfallen, und nachdem wir, nur durch belanglose Äußerungen zum Wetter unterbrochen, unser Mittagessen seiner Bestimmung zugeführt hatten... zog ich alle Register!
"Madame Malisch. Isch fü'le misch se'r gee'rt durch I're Einladun zu diese fantastikè Menue. Aber bitte, für misch als Mann ist es nicht möglisch I'nen die Beza'lung zu überlassén. Bitte, wie kann ich aus diese horrible Situatione entkommen? Darf isch Sie zu einem Abendessen einladen in eine verträumte petite Restaurant hier in die Nä'e?"
Der hübschen Amtfrau fuhr der Schrecken in die Gesichtszüge, doch bevor sie antworten konnte, zog ich die Schlinge zu: "Oder Sie gestatten mir, zu übernehmen die Kantinenmenue für die Rest der Woch?"
"Gerne, Herr Bertrand, wenn Sie darauf bestehen," sprudelte die Erleichterung aus der Malisch.
"Qui, dann sollten wir gleich sehen, wie wir eine Card Accredité für diese Behörde für mich bekommen, denn sonst ist es mir ja nicht möglich hier zu zahlen, ne c'est pas, Madame?"

Ein Job im Job - nachgereichter Prolog III

Der Serbe, nennen wir ihn Milosevic, weil auf dem Balkan jeder so oder so ähnlich heißt, machte mir ein Angebot, dass ich nicht ablehnen konnte. "Ich war alt und brauchte das Geld", wie mein Schulkamerad Tebartz-van Elst immer zu sagen pflegt, seit dem er Bischof geworden war. Milosevic bot mir die Beteiligung an einer Megawette an: Die Voraussage der aktualisierten Einwohnerzahl Frankreichs zum 30. Oktober! Ich könnte mit 10 Riesen einsteigen. Im Pott lägen bereits 4,2 Millionen Euro und es würde mit einer Quote von 1:20 gerechnet. Außerdem könnte ich mir 100.000 bar auf die Kralle verdienen, ich sei ja Privatermittler und könne die amtliche Zahl sicherlich vor deren Veröffentlichung ausbaldowern und Milosevic mitteilen. Ich fand das wunderbar! Zusammen wären das nämlich 119.000 Euro Gewinn, das macht rund 140.000 Dosen Ravioli.

Ein Bild aus glücklichen Regierungstagen: Der Minister und die Malisch beim Betriebsfest des Landesamtes

Ein Angriff muss gut vorbereitet sein

Nun... leider kann man nicht so einfach in das etitude Heiligtum der Franzosen hineinspazieren. Das statistische Zentrum der Grande Nation mit über 5000 Mitarbeitern und der Zentrale in Paris gibt sich öffentlich... man muss aber konstatieren, dass die Franzosen Sicherheit und Misstrauen groß schreiben. Deutschen gegenüber erst recht, egal welche Fisimatenten die jeweiligen Präsidenten offiziell machen. Der Tag der Deutschen Einheit war mir grad gut genug für meine Attacke auf Frankreich. Außerdem hatte dann das Hessische Statistenamt geschlossen und der Hospitant Betrand hatte zudem für den folgenden Brücken-Freitag Urlaub bekommen, weil er der Malisch nicht nur seine Bierdeckelsammlung präsentiert, sondern auch in höchsten Tönen ihre Auslage gepriesen hatte. Äh, vielmehr ihre Ausstellung... von Fotografien der statistischen Betriebsfeste der Jahre 2005 bis 2012.
Ich hatte ja schon mal als Fotograf gearbeitet, für die Bäckerblume. Mensch, was hatte ich da Schnecken fotografiert. Jedenfalls konnte ich der Malisch einiges über Blenden erzählen. Das hatte sie so begeistert, dass wir schnell beim Du waren. Sie heißt Anni.
Nun war mein Plan, mit der gleichen Masche wie in Hessen, auch in Paris ins Statistikherz vorzustoßen. Dank der zentralistischen Struktur Frankreichs gibt es dort nur die Zentralbehörde und die ist nicht so leicht mit einem selbstgemachten Ausweis hinters Licht zu führen wie die Provinzämter in Deutschland. Ich konnte mir jedoch in der Rolle des Deutschen Praktikanten mit einem waschechten deutschen Dienstausweis und der elektronischen Korrespondenz, die ich zuvor von Seiberts Dienst-PC mit den Franzosen geführt hatte, Zutritt verschaffen. Schwieriger war es für mich, an die Daten zu kommen.

Sagt, was Ihr wollt; irgendwie hat das was Vulgäres.

Das Institut national de la statistique et des études économiques sammelt nämlich Inflationsraten, Industrie-Informationen, verfolgt das Wirtschaftswachstum und rafft alles über die Französische Bevölkerung zusammen, was es bekommen kann. Dabei werden auch die Europäischen Nachbarn nicht vernachlässigt: Die Franzosen ermitteln z.B.: "Wieviele Baguettes verputzt ein durchschnittlicher französischer Mann an einem Samstagnachmittag, während seine Frau sich von einem überduchschnittlichen Belgischen Sanitärfritzen ein Rohr verlegen lässt?" Oder: "Wieviele französische männliche Besucher nehmen an Partys Italienischer Ministerpräsidenten in Arcore teil, wenn frühreife marokkanische Mädchen mit Überpropotionen in Deutschland produzierte Pariser verteilen?" In dieser Beziehung ist das französische Institut sogar neugieriger als die NSA. Denn für die französische Volkswirtschaft sind diese Informationen existenziell.
"Mein Name ist Bertrand, ja, aber ich spreche leider kein Französisch", erklärte ich der Mademoiselle, die meinen Dienstausweis des Hessischen Landesamtes für Statistik musterte. Sie war wohl irgendwie ein Kind der Währungsunion und im Institut vermutlich für die Inflationsrate zuständig, denn ihr Gewicht hatte sich offensichtlich auch etwas inflationär entwickelt. So hatte ich mir die "Petite Französinnen" eigentlich nicht vorgestellt.
"Je suis allée dans cet rue il y a moins de deux semaines. En escale d'une nuit pour le ponpon, l'expérience était plus que décevante par rapport aux commentaires internet et qui n'ont rien à voir avec la réalité. On s'attend à refait à neuf et nous tombons et bonbons?" So oder so ähnlich hörte sich das an, was die Göttin von Kilo mir entgegnete.

Paris. Ich hatte ein Auge auf die jungen Frolleins geworfen.

"Ach du Scheiße", dachte ich. "Wie soll ich hier nur an die erforderlichen Daten kommen?" Doch weil ich irgendwie an Anni denken musste, brabbelte ich: "Jammerschade, so eine hübsche Frau und ich kann jetzt nicht mit ihr reden."
Das wuchtige dunkelhaarige Weibstück fühlte sich angesprochen und schlug daraufhin andere, säuselnde Töne an: "Aber gut, Herr Bertrand, ich werde mich persönlich um Ihr Anliegen kümmern, wo ich doch ganz zufällig Germanistik studiert habe."
Die geballte Masse Französin hörte auf den hübschen Namen Tiné und nahm mich unter ihre Fittinge. (Dem Autor ist bewusst, dass Fittinge eher im Sanitärbereich vorkommen, doch sein Held hatte früher einmal eine Umschulung zum Sanitärinstallateur gemacht.) Ich nahm sie auch, was tut man nicht alles für 119.000 Euro. Nicht, dass ich mich verkauft hätte, aber ich konnte leider nicht auf einen Kirchschatz zurückgreifen, wie mein alter Kumpel...Ihr wisst schon. Tiné zeigte mir alles was ich sehen wollte und noch etwas mehr, aber so kam ich schon gegen Abend des Donnerstags zu meinen Daten. 63.460.212 Einwohner waren zum 30.10. gezählt worden. Und zwar genau, denn man hatte zwei mal zählen müssen, weil ein Leiharbeiter vom Wahlamt der Stadt Essen mitgezählt hatte.

Tiné erläutert ihre letzten statistischen Erkenntnisse über die Ausstattung Deutscher Privatermittler mit unkonventionellen Lösungansätzen (empirische Ermittlungen).

Ein Telefonat

"Wie wickeln wir das Geschäft ab?", fragte ich Milosevich am Telefon.
"Du gehst zu Kontaktmann. Poststraße 4 in Saarbrücken. Erkennst Du ihn sofort. Ist Cousin von mir. Sagst Codewort Frankreich und er sagt Froschfresser, dann Du gibst Umschlag mit Blatt und auf Blatt steht Einwohnerzahl."
"Äh... ja und was passiert dann? Ich meine, wo ist meine Sicherheit?", entgegnete ich.
"Alles kein Problem. Bekommst Du Quittung." Mir wurde grad schwarz vor Augen, doch Milo beruhigte mich: "Du bekommst Anzahlung, 2000 Euro. Wenn Du wetten willst, zieht Dir Cousin den Wetteinsatz gleich ab! Oder Du kannst überweisen Einsatz auf Konto in Schweiz und wir überweisen Gewinn zurück... Money, Money, Money!".
Zwei Tage später stand ich in einem schmuddeligen Etablissement und wickelte mit einem serbischen Kleiderschrank die Übergabe ab. Weil ich nichts zum Überweisen hatte, kassierte ich nur 1000 Euro, die andere Hälfte ließ ich auf 63.460.212 setzen.
"Abgerechnet wird in 5 Tagen, wenn die Institut die aktuellen Zahlen veröffentlicht hat. Kommst Du gegen 19 Uhr und bekommst Deinen Lohn gerechten", grinst mich der Serbe an.

Wir treten nun durch ein Wurmloch um die 5 Tage zu überbrücken. Raum-Zeit-Krümmung. Kennt jeder, der mal Science-Fiktion gelesen hat.

"Was? 2200 Euro? Allein mein Einsatz müsste sich ja bereits verzwanzigfacht haben! Von meinem Lohn für die richtigen Zahlen ganz zu schweigen!" In einer fast aberwitzigen Parabel stoben kleine Spucketröpfchen, wie Haarbalgsekret aus gequetschten Pickeln pubertierender Bengel, von meinen Lippen in Richtung Tresen, hinter dem sich der Serbe verschanzt hatte, so war ich in Fahrt.
"Schrei bitte nicht so", gab dieser ziemlich ruhig zurück, "was kann ich dazu, wenn noch Anderer hat auf richtig Zahl gewettet? Wir hatten hohe Auslagen, Zinsen für geliehenen Einsatz zum Beispiel. Sei froh, dass Du überhaupt was bekommst."
Und mit einer obszön eleganten Bewegung öffnete er sein schmieriges Jacket und gab den Blick auf einen Pistolenknauf frei.

Tapetenwechsel

Ich bin Privatermittler und kein Pistolero. Also war ich von Dannen gezogen mit 2200 Mäusen und eingezogenem Schwanz. Aus der ganzen Geschichte war ich also mit einem ganz kleinen Schwanz Gewinn rausgekommen. Die Mücken reichten so eben für das Flug-Ticket nach Barbados. Am Flughafen traf ich meinen alten Kumpel, der auf dem Weg nach Rom war (ich hoffe, ich langweile Euch nicht mit dem Bischof.)

... Seitenhieb auf die Katholische Kirche aber auch auf die Gesellschaft

Apropos Bischof Tebartz-van Elst: Ich kann und möchte nicht nachvollziehen, dass man sich so über sein angebliches Fehlverhalten echauffiert. Die Limburger Tourismusbranche hat Franz-Peter Tebartz-van Elst viel zu verdanken [1]. Und die örtliche Handwerkerschaft auch. Steuerhinterziehern wie Uli Hoenisch, DENEN gehört der Arsch versohlt!
Bei dieser Gelegenheit muss ich allerdings zugeben, dass ich mit Franz-Peter in einer Klasse war und mit ihm nach der Schule noch gemeinsam Feldstudien betrieben hatten (und das Studium der Weiber ist schwer!). Eigentlich wollte ICH danach Bischof und Franz-Peter Sanitärinstallateur werden. Aber für die klerikale Laufbahn war mein Latein zu schlecht und Franz-Peters Pimmel war zu klein für die Sanitär-Zukunft (siehe "Ein Angriff muss gut vorbereitet sein").


Wieder Wurmloch

Am Strand zu liegen hat normalerweile etwas Geniales.
"Larsihasi, cremst Du mir bitte den Rücken ein?", hauchte mir ein fast schon perfekt gebräuntes Wesen mit langen blonden Haaren zu.
"Sicher, Anni." Und so begann ich langsam die Sonnenmilch mit dem Lichtschutzfaktor 20 auf ihrem oberen Steißbein zu verteilen. "Ein Hoch auf das Hessische Landesamt für Statistik", inthronisierte ich in einer Cremepause. Und die Cremeschnitte erwiderte:
"Und ein Hoch auf das Institut national de la statistique et des études économiques."
Dem Leser dürfte mittlerweile dämmern, dass Behörden, die Daten sammeln, auch die technischen Möglichkeiten haben, Daten nachzuverfolgen und dass durchaus Möglichkeiten bestehen, den Datenstrom ein wenig zu ergänzen. Anni hatte ebenfalls eine Wette auf die richtige Einwohnerzahl platzieren können. Mit meiner selbstlosen Unterstützung. Die Serben gingen sich gegenseitig an die Gurgel, weil niemand den "unbekannten" Wetter auf dem Schirm gehabt hatte, der mit seiner Einlage zwar für eine geringe Quote gesorgt, aber dennoch mit 7,5 Millionen Euro einen satten Gewinn eingestrichen hatte. Um ein paar Stunden war allen hessischen Landesbediensteten das Novembergehalt verspätet ausgezahlt worden; das hatte aber gereicht, um einen immensen Einsatz auf dem Wettkonto zu parken.
"Larsihasi, hol mir doch bitte eine eisgekühlte Cola mit einem Spritzer Barcadi", nölte Anni. Das tat sie schon seit drei Tagen so und Larsihasi musste springen. Die liebe Anni hatte den Gewinn selbst eingestrichen und ich war so etwas wie ihr Schoßhündchen in der Fremde. Gestern kam sie auf die Idee, dass mir ein tägliches Fitness-Training zu verordnen sei, denn ein wenig Speck müsste noch runter von meinen Rippen. Dabei bin ich so schlank! Und süffisant meinte sie hinzuzufügen, dass sie ja selbstredend den Coach zahlen würde, so wie sie auch meinen kompletten Aufenthalt zahlen würde.
"Ich habe Dich an der Angel, mein Fröschchen", schob sie heute morgen noch nach. "Und morgen wechseln wir das Hotel und reisen an die Ostküste, Larsi. Pack doch schonmal unsere Koffer!"

Madame prominiert und Larsihasi schleppt Koffer...

An der Küste küsst der Küster Kühe

Das Drama begann an der Rezeption. Weil ich die Koffer ins Foyer zu tragen hatte, musste Anni selbst zum Mietwagen zurück laufen um ihren Pass zu suchen, der -wie sie vermutete- zwischen die Sitze hätte gerutscht sein können (Das in diesem Satz verwendete grammatikalische Instrument nennt man übrigens Plusminusquamperfekt). Ich war gerade beim Einchecken, als Anni in die Lounge stürmte:
"Wo ist mein Pass, Lars? Sieh doch bitte noch einmal in meiner Handtasche nach, im Auto war er nicht!" Aber ich machte keine Anstalten nachzusehen sondern ein ziemlich dummes Gesicht, raufte mir die Haare und fragte in gespielter Irritation, ob ich gemeint sei.
"Wer denn sonst, Dummkopf?" Der Ärger in Ihrer Stimme war deutlich herauszuhören, fast schon hysterisch... Perfekt! Ich nahm Haltung an und entgegnete:
"Bitte, würden Sie mich nun nicht mehr belästigen, gnädige Frau, sonst muss ich den Portier bitten, die Polizei zu rufen." Ich ließ geschickt ein Mischung aus Empörung, Verunsicherung und Mitleid in diesen Satz einfließen und Anni tat, was sie sollte: explodieren.
Die Polizei war dann nach kurzen 15 Minuten vor Ort und befreite die armen Hotelportier von einer tobenden Anni.
Der zuständige Inspektor Witless widmete sich uns mit einer vorsichtigen Frage: "Kennen Sie diese Person?"
"Nein, aber sie verfolgt uns schon eine gewisse Weile und gibt sich für meine Partnerin aus", antwortete ich und schaute nach links, wo die dunkelhaarige, etwas stabilere Frau, die sich bei mir untergehakt hatte, lächelnd ergänzte:
"Obwohl wir uns gar nicht ähnlich sehen!"

Gefälscht, aber gut!

Epilog

Nun, ich fühlte mich letztendlich doch zu einer etwas handfestere Frauenvariante hingezogen. Und außerdem: Das Institut national de la statistique et des études économiques ist Teil des Ministeriums für Finanzen und Industrie und für eine versierte Frau wie Tiné ist es nicht schwer, Ausweispapiere auf den Namen Anni Malisch erstellen zu lassen. Mit ihrem eigenen Foto drauf.
Der Bluff wird für ein paar Tage unentdeckt bleiben. Bis dahin haben wir Annis Konto leer geräumt und uns auf die Reise gemacht. Vielleicht, nach Hawai. Dort gibt es zwar kein Bier, aber das Essen soll lecker sein.