Joachim Jeremias
Joachim Jeremias (* 20. September 1900 in Dresden; † 6. September 1979 in Tübingen) war lutherischer Theologe und Orientalist sowie Abt des Klosters Bursfelde. Er unterrichtete von 1935 bis 1968 an der Universität Göttingen. In seinen Forschungen versuchte er, den ursprünglichen aramäischen Wortlaut der Verkündigung Jesu darzustellen.
Leben
Joachim Jeremias lebte von 1910 bis 1915 in Jerusalem, weil sein Vater Friedrich Jeremias dort Propst der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche war. 1922 und 1923 schloss er seine Studien der Theologie und der orientalischen Sprachen mit je einer Doktorprüfung ab (erwarb also die Titel Dr. phil. und Dr. theol.). Es folgte eine Zeit als Repetent am Theologischen Seminar der Brüdergemeine in Herrnhut und als Dozent in Riga.
Nach seiner Habilitation im Fach Neues Testament in Leipzig 1925 wurde er erst außerordentlicher Professor und Direktor des Institutum Judaicum an der Universität Berlin, dann 1929 Professor in Greifswald.
Schließlich wechselte er im Jahr 1935 nach Göttingen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1968 verblieb. Im Krankenhaus Neu-Bethlehem, das von 1939 bis 1946 als Lazarett diente, war er in dieser Zeit als Feldwebel vom Dienst in der Führung tätig. Jeremias war einer der wenigen Göttinger Theologen, die auf der Seite der Bekennenden Kirche standen, deren Mitglied er seit 1933 war. Jeremias hatte auch gegen die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche protestiert und Stellung gegen das Führerprinzip und die Reichskirche bezogen. Er trat nie einer NS-Organisation bei.[1][2]
Von 1968 bis 1971 war Joachim Jeremias Abt des Klosters Bursfelde im Weserbergland. Seine Söhne sind der Neutestamentler Gert Jeremias und der Alttestamentler Jörg Jeremias.
Seine Forschungen beruhen auf breitem Fachwissen im Bereich der Theologie, Philologie, Geschichte, Geographie und Archäologie. Sein besonderes Bemühen galt der Rekonstruktion der Verkündigung Jesu vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Judentums. Dazu kamen ihm nicht zuletzt auch die in seiner Kindheit anschaulich erworbenen Kenntnisse der Verhältnisse in Jerusalem zugute.
Ehrungen
Joachim Jeremias erhielt zahlreiche Ehrungen. So war er Ehrendoktor der Universität Leipzig, der Universität St. Andrews (Schottland), der Universität Uppsala (Schweden) sowie der Universität Oxford. Er war Träger der Burkitt-Medaille für biblische Studie der Britischen Akademie. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und Vorsitzender von deren Septuaginta-Kommission, Mitglied der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied der Britischen Akademie (London).
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Jerusalem zur Zeit Jesu (1923, seine phil. Dissertation)
- Die Abendmahlsworte Jesu (1935)
- Die Gleichnisse Jesu (1947, Taschenbuchausgabe 1965) (, PDF; 27,8 MB, 156 Seiten auf www.carespektive.de)
- Unbekannte Jesusworte (1948, Taschenbuchausgabe 1980)
- Neutestamentliche Theologie. 1. Teil: Die Verkündigung Jesu (1971)
Literatur
- Jörg Jeremias: Jeremias, Joachim. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 51–53 .
Weblinks
- Literatur von und über Joachim Jeremias im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke im SSG Vorderer Orient digital der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
- Martin Janßen: Jeremias, Joachim. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart Juni 2010
Einzelnachweise
- ↑ Joachim Jeremias (1900 - 1979), Philosoph: Gedenktafel. In: Stadtarchiv Göttingen. Abgerufen am 16. Februar 2014.
- ↑ Traudel Weber-Reich: Pflegen und Heilen in Göttingen. Die Diakonissenanstalt Bethlehem von 1866 bis 1966. Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen. Band 22. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-85423-4, S. 184–185.
Personendaten | |
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NAME | Jeremias, Joachim |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher lutherischer Theologe, Orientalist und Abt |
GEBURTSDATUM | 20. September 1900 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 6. September 1979 |
STERBEORT | Tübingen |