Spiegelwelten:Wilhelms kaiserliche Abenteuer auf der Orbis Alius
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
2017 - 76 Jahre nach seinem Tod wacht Wilhelm II., Kaiser des Deutschen Reiches, in einem Gesteinsfeld auf. Doch er ist nicht mehr in seiner Welt. Das Gesteinsfeld liegt auf Aurora, dem Mond einer Welt namens Orbis Alius.
Kaum wieder am Leben gerät Wilhelm in ein Scharmützel rund um den Weihnachtsmann, der gleich in der Nähe des Gesteinsfeldes sein Anwesen hat.
Nach kleineren Verwicklungen und einer natürlich unbeabsichtigten Irrfahrt mit dem Mond, sieht der Kaiser a.D. seine Zeit gekommen. Er flieht vom Mond Aurora und reist auf die Orbis Alius.
Dies ist seine Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
17.4.2017
Liebes Tagebuch,
Diese Welt ist nicht meine. Ich dachte, ich würde zurückkehren in eine Welt des Pomp und Trubel, des Säbelrasseln und Granatensplittern, doch nichts ist. Nicht hier.
Als ich vor einigen Tagen der Weltallkutsche des unbekleideten, semitischen Rechtsbeistandes, in die ich mich heimlich geschlichen hatte, als er einen dummen Jungen damit auf die Erde zu bringen vermochte, entstieg, dachte ich, die Weltraumkutsche würde mich auf diese Weise zurück in mein geliebtes Reich bringen. Doch mit großen Bedauern stelle ich fest: Dies ist nicht mein Reich. Es ist nicht einmal eines der anderen Reiche, die mir bekannt sind. Ich gebe zu, es erinnert mich an Russland, so voller Wälder es hier ist. Aber irgendetwas sagt mir, dies ist nicht Russland. Da vorn ist das Meer und ich laufe nach Westen. Wäre ich in Russland, würde ich so Ostpreußen erreichen und nicht das Meer. Seltsam. Oh, da vorn kommt ein Bär. Welch Glück, dass ich mein Gewehr mit mir führe. Ich liebe die Großwildjagd. Da ist es doch egal, wo ich bin.
Willy
19.4.2017
Liebes Tagebuch,
Ich wandere die Fremde Küste entlang. Südwärts. Bislang bin ich auf keine Menschenseele gestoßen. Kein Deutscher weit und breit. Nicht einmal ein niederträchtiger Neger lässt sich aus dem Busch hervorlocken. Das langweilt mich. Wäre ich vielleicht doch lieber in der Gesellschaft des rotgekleideten Mannes geblieben? Ich bin mir nicht sicher. Die Erfahrung sagt mir, dass dieser Mann mit dem langen Bart und dem roten Mantel ein Sozialist ist. Weil alle Sozialisten lange Bärte haben und rot ihre Farbe ist. Wir alle - und mit "alle" meine ich wie immer selbstverständlich mich - wissen, dass dem Sozialismus nicht zu trauen ist. Andererseits- Er ist eine Moderscheinung. Wie der Humpelrock. Oder der Fischbein-Stehkragen. Davon wird in 20 Jahren keiner mehr reden.
Wie sehr wünsche ich mir ein Pferd. So bequem meine Stiefel sind, dann müsste ich nicht permanent in... Was ist das? Großer Gott! Über mir ist gerade eine Kreatur hinweggeflogen. Sie sah aus wie der Sensenmann persönlich, der seine Kutte verlegt hat.
Mir scheint, ich bin hier doch nicht allein.
Mich fröstelt es.
Willy
22.4.2017
Liebes Tagebuch,
Ich wünschte, Bismarck wäre hier. Seine großväterliche Art ließ mich einst den Mut fassen, mein Reich selbstbewusst zu lenken. So selbstbewusst, dass ich ihn dann ausgebootet habe. Ich mag Boote einfach. Doch jetzt wünsche ich ihn mir einfach zurück.
Seit 3 Tagen hocke ich in einer kleinen Höhle, um nicht dem fliegenden Sensenmann erneut begegnen zu müssen. Natürlich ist das schändlich feige, aber ach, was mache ich mir vor, außerhalb der Pressemitteilungen bin ich dies bereits mein ganzes Leben gewesen. Wer hat denn je von einem Anführer des deutschen Reichs gehört, der sich schändlich unter die Erde verzog? Ich glaube nicht, dass es das jemals gegeben hat.
Nein, damit muss jetzt Schluss sein. Ich muss meinen Mut wiederfinden, ungeachtet aller Beteuerungen, niemals welchen besessen zu haben. Ich werde die Ehre Deutschlands in diesen mir so fremden Gefilden wieder herstellen, indem ich den fliegenden Sensenmann finde und ihn zur Strecke bringe. Darum auf! Zu den Waffen!
Willy
26.4.2017
Liebes Tagebuch,
Seit Tagen schleiche ich durch das Unterholz, auf der Suche nach dem Sensenmann. Ich wünschte mir ein Pferd. Ein Kaiserreich für ein Pferd! Nur ein Scherz! Ich weiß natürlich, dass der König, der diese Wort einst so laut sprach, kurz darauf alles verlor. Ich aber werde niemals verlieren. Ein Deutscher Kaiser verliert nicht, ein Deutscher Kaiser stürzt nicht und ein Deutscher Kaiser schleicht nicht durch den Wald und sucht ein Fabelwesen, beim Schnurrbart meiner englischen Großmutter!
Was tue ich hier eigentlich? Wo ist mein Volk? Wo ist mein Reich? Wo bin ich? Und warum steht hier ein Heizkörper im Geäste?
28.44.2017
Liebes Tagebuch,
Wo bin ich hier gelandet? Gestern Nacht landete ich unsanft in einer Falle, die mir ein paar Bauern stellten. Ohne Zweifel, um das Kaiserreich zu stürzen und den Sozialismus auszurufen. Zumindest sehen diese Vandalen so aus.
Immerhin besaßen diese ungehobelten Kretins den Anstand, mich aus dem Loch zu befreien und mir eine Herberge zu geben, von der aus ich den Oberbefehl über mein stolzes Reichsheer wieder erlangen kann. Wo auch immer es sein mag, denn ich weiß noch immer nicht, wo ich hier eigentlich bin. Die Bauern sind keine große Hilfe. Sie wissen scheinbar selbst nicht, wo sie eigentlich sind. Auf jeden Fall scheint es sie nicht zu interessieren und sie haben mir gegenüber nicht die kleinste Andeutung einer Ortsangabe gemacht. Alles, was sie interessiert ist die Jagd nach einem Wesen, welches sie "Z-Monster" nennen. Nach reiflichem Nachdenken komme ich zu dem Schluss, dass dieses Wesen der von mir gesuchte Sensenmann ist. Ich denke, es wird mir ein leichtes sein, die Führung über die Bauern zu übernehmen und mit ihnen gemeinsam den Sensenmann zu stellen. Für Volk und Vaterland.
Willy
1.5.2017
Liebes Tagebuch,
Die Bauern machen mich wahnsinnig. Holt mich raus aus diesem dämlichen Wald. Ich will nach Berlin zurück. Bitte! Weitere Tage mit diesen Irren ertrage ich nicht. Und ich habe Familienfeste mit den Briten erlebt!
Hilfe!
Willy