Spiegelwelten:Hygjachora

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

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Hygjachora (Healthland)
Hygjachora (Healthland)
Wahlspruch: Keine Toleranz den Intoleranten!
Kontinent Otrantonien
Amtssprache Hygreek
Hauptstadt Limanileykos
Regierungssitz Limanileykos
Staatsform Hygjakratie
Regierungsform Hygjakratie
Pressedienst Angeli Farmakopios (Apothekerzeitung)
Währung HygCoin (elektronische Währung)
Gründung ca. -400
Nationalhymne Länder vergehen, Hygjachora bleibt bestehen
Nationalfeiertag 01. April
Internet-TLD .hyg
Telefonvorwahl +11
Hygjachora (Healthland)}}

Hygjachora heißt in der Landessprache hygreekisch das „Land der Gesunden“. International ist es unter Healthland bekannt. Es liegt an der Westküste des Kontinents . Die Bewohner betrachten sich als humanistisch aufgeklärt, rational, freiheitlich, liberal, tolerant und stets bestrebt richtig zu denken und zu handeln. Deshalb sind sie entsprechend einem Gutmenschen-Chic stets im Betroffenheitsmodus, wenn sie meinen, etwas verstößt gegen ihre Werte. Gesundheit und Wohlbefinden sind das höchste Gut, das in der Staatsform der Hygjakratie (Gesundheitsstaat) bewahrt und gefördert werden soll.

Geographie, Klima

Die Boynochora
Die Hauptstadt Limanileykos
Die Orosira Eylogia (OE) mit Techipoli im Vordergrund
Der Excelsydor in seinem Quellgebiet

Die geografische Lage des Staates an der Bucht von Hygja (Phonä Hygja) wurde perfekt gewählt, um gesund leben zu können. Die Gebirgskette Orosira Eylogia (OE, Gebirge der Wohltat) schützt vor den rauen Nordwinden, das hier nicht allzu kalte Meer sorgt für milde, aber stets erfrischende Luft.
Im Westen ist die Küste noch steil, Richtung Osten wird sie flacher. Dabei formt sie einige windgeschützte Strände und zwei ausgezeichnete Tiefseehäfen, Limanileykos (weißer Hafen, 58000 Einwohner), die Landeshauptstadt, sowie Ormoseo (guter Ankerplatz, 19000 Einwohner) . Sumpfgebiete, die als Brutstätte für Krankheitserreger dienen könnten, wurden trockengelegt und sind nun fruchtbares Ackerland.
Hinter der Küste erstreckt sich ein sanftes, toskanisch anmutendes Hügelland, das sogenannte Boynochora (Hügelland). Auf den Erhebungen liegen verstreut die Villen der Bewohner. Die größte Stadt dort mit 25000 Einwohnern ist Etrusco. Das Hügelland wird durchzogen von drei großen Flüssen, dem Potamileykos (weißer Fluss) im Westen und dem Excelsydor (köstliches Wasser), die beide im Orosira Eylogia entspringen. Der Potamimelas (schwarzer Fluss) hat seine Quelle auf dem Hochplateau im Osten, genannt Anachora Techi (Hochland des Glücks) und bewässert das Hügelland. An seiner Mündung ins Meer liegt Vila Thalassa (Villa am Meer, 13000 Einwohner). Der Hauptort des Hochlands ist Techipoli mit 7500 Einwohnern.
Im Osten fällt das Hochland wieder ab zum Flusstal des Erythro (der Rote), der von Nord nach Süd fließt. Das Gebiet besitzt einen kolonialen Status und heißt Ayxano Kilada (Tal des Wachstums). Dort befindet sich vor allen im Hauptort Ayxano (89000 Einwohner) jene Industrie und Produktion, die gesundheitsschädlich sein könnte und das Industrie- und Wissenschaftszentrum samt Forschungs-Campus.
Das Klima des Landes ist gemäßigt, im Winter kühl und trocken, im Sommer angenehm warm mit Niederschlägen. Schnee fällt meist in den Hochlagen des OE. Dessen höchste Erhebung ist der Olymbos mit 3145 Meter über Meereshöhe.
Dem Staat ist es gleichgültig an wen es gerade irgendwo angrenzt. Hier heißt das Motto: "Länder vergehen, Hygjachora bleibt bestehen." Dies ist auch der Text der Nationalhymne.

Staatssymbole, Landesfarben

Die Landesfarben sind Grün-Gold-Blau, das Staatssymbol das Kleeblatt. Grün steht für Gesundheit und Natur, Gold für Wohlstand und Macht. Das Blau repräsentiert den Verstand, die Philosophie, die Weisheit und die Vernunft, natürlich auch das Meer. Das Kleeblatt ist Sinnbild für Gesundheit und Glück.

Tier- und Pflanzenwelt

Der Grenzzaun gegen unregistrierte Tiere und anderem Geschmeiß

In Hygjachora wird darauf geachtet, dass keine giftigen Tiere und Pflanzen seit der Polykatharismo, der „großen Reinigung“, mehr heimisch werden. Pflanzen dürfen keinen Pollenflug aufweisen, um Heuschnupfen zu vermeiden. Hierzu werden auch gentechnisch veränderte Pflanzen gezüchtet. Tiere mit einem Gebiss, das Menschen verletzen könnte, sind unzulässig. Alle größeren zahnlosen Tierarten werden in speziellen Aufzuchtstationen vermehrt, auf Krankheitserreger untersucht und sterilisiert in die freie Wildbahn entlassen, um dem Volk bei ihrer Erholung ein naturverhaftetes Gefühl zu geben. Durch ihren eingepflanzten digitalen Sender kann per Scan der Naturbehörde die Lebensberechtigung der Tiere geprüft werden. Alle Tiere, die dieser Kontrolle nicht unterliegen, werden eingefangen oder gekeult.
Zum Tierschutz werden die Grenzen des Landes von einem Grenzzaun umschlossen. So können keine ungeprüften Tiere und anderes Geschmeiß eindringen, die dann ja gekeult werden müssten.

Geschichte

Irrationale Märchenzeit

Man findet in den Bibliotheken des Landes unter „Märchen“ einen Gründungsepos der Anderswelt, der von einem Kurt als Schöpfer und irgendwelchen eierlegenden Federvieh ausgeht. In alten Überlieferungen wird eine Göttin mit Namen Hygjea genannt, die für Gesundheit, Wohlstand und Fruchtbarkeit zuständig war und welche die Menschen erkranken ließ, wenn sie gegen den Willen der Göttin ungesundes taten. Ihr wurden zur Besänftigung Marathonläufe und Diskuswürfe geopfert, die während eines alle 4 Jahre stattfindenden Rituals dargebracht wurden, den sogenannten „Korruptischen Spielen“.


Epochi Philosophos (-400 bis 600)

Ein Stochastiker

In der Epoche der Philosophen durchdachte man alles durchdenkbare und kam zu dem Ergebnis, dass das zu durchdenkende erst dann durchdacht werden kann, wenn das Denken gedacht wird als gedachtes. So entstanden die Gedanken.
In jener Zeit drückten sich viele von der Arbeit, um sie lieber zuerst zu durchdenken, so dass es zu einer Zweiklassen-Gesellschaft kam aus Denkern (Stochastiker) und Nichtdenkern (Nistochastiker). Man bedankte sich bei diesen mit dem Gedanken, dass schwere Arbeit schwieriges Nachdenken erübrigt. Diese gesellschaftliche Übereinkunft setzte sich bis in die Moderne in immer wieder neuen Formen fort.


Epochi Christianos (600 bis 1455)

Nachdem die Stochastiker zunächst das Göttliche als etwas unbeweisbares und damit irrationales wegdachten, kam es zu einer Wiederbelebung des Göttlichen, als Missionare eines Christos das Land betraten. Sie hatten besonders bei den Nistochastikern Erfolg, indem deren Leben dadurch freudvoller, friedlicher, liebevoller wurde.
Konnte zunächst die Christos- und Stochastisströmung nebeneinander existieren, kam es ab dem 14. Jahrhundert zu immer größeren Differenzen, weil die Denker nicht mehr wollten, dass die Nichtdenker mit ihrem Gott dabei so viel Spaß haben. So begann man die Nichtdenker lächerlich zu machen, sie als dumm und minderwertig zu titulieren und für einen denkenden Menschen unwürdig. Im Jahr 1455 schließlich fassten die Denker den Entschluss nicht mehr weiter über die Nichtdenker nachzudenken und sie zu töten oder zu vertreiben, wenn sie weiter dem Christos anhingen. Was damals den Stochastikern an Arroganz fehlte, machten sie mit Intoleranz wieder wett. So war nun der Weg frei für einen humanistischen, gottfreien und rationalen Staat.


Epochi Tiafotismo (1455 bis 1720)

In der Logizmo Antitheos (Erklärung gegen Gott) vom 01.04.1457 hielten die Stochastiker fest, dass alle Götter abgeschafft werden, in dem man nicht mehr über sie nachdenkt, und der Mensch allein Weg und Ziel allen Bestrebens sein muss und darin keine Grenzen anzuerkennen braucht. Der Zusammenhalt des Volkes und ihre Regierung wurden durch laberierende Gesprächsrunden, Stuhlkreise und Work-Shops gewährleistet. Kriege gewann man damals durch die wirtschaftliche Ruinierung der Gegner und mit massiver Arroganz, ohne aber die Ignoranz zu vernachlässigen.


Anthropokratie (1720 bis 1917)

Weil die Nistochastiker nun plötzlich doch auch nachdenken wollten und als Mensch geachtet, beschlossen die Stochastiker einen Staat zu gründen, in dem die Menschenwürde als unfrei machende Verengung abgeschafft wird. Der freie Mensch kann sich von nun an selbst in verschiedene Personenstufen graduieren oder der Staat, vertreten durch die Stochastiker, definiert die Stufe der Person, in der er als Mensch volle Anerkennung erhält. Es entstand eine Anthropokratie, in dem die Oberhäupter nur von Voll-Personen gewählt wurden.
Die Zahl der Personenstufen auf dem Weg zum vollen Menschen wuchsen stetig, um das Niveau des Vollmenschentums zu wahren, was zu einem ausgeprägten Individualismus führte. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bereits 215 verschiedene personale Stufen des Menschseins. Aufgrund der unterschiedlichen Mitspracherechte im Staat kam es deshalb zu Unruhen. Zudem zerbrach durch neue medizinische und biologische Erkenntnisse die Definition des Menschseins an sich, besonders was das Mann- und Frausein mit unzähligen Zwischenstufen betrifft. Darum wurde 1914 nach der Menschenwürde auch das Menschsein als nicht mehr hinnehmbare Begrenzung der menschlichen Freiheit abgeschafft. In dieser freiheitlichen Gesinnung kam es schließlich zu bewaffneten Auseinandersetzungen gegen Personen, welche ihre Freiheit missbrauchten. Damals hieß das humanistische Motto: "Sperrt alle im Namen der Freiheit ein!". Die Anthropokratie ging schließlich am 14. März 1917 ihrem Ende entgegen, wobei zuvor einige Köpfchen im Namen des Humanismus unter der Guillotine rollen durften.


Epochi Anarchi (1917 bis 1920)

Nach Zusammenschluss und Wiederauflösung von Persönlichkeitsinteressengruppen, Stuhlkreisen, Work-Shops und Freicorps, nach gegenseitigem Töten, Rächen und Kopfabschlagen, setzte sich nach 3 Jahren schließlich die Personengruppe der Vollmenschen wieder durch und begann eine Verfassung zu erarbeiten. In der Präambel stand ihr Motto: „Keine Toleranz den Intoleranten“.


Simasikratie (1920 bis 1997)

Der erste Paragraf der Verfassung lautet: Ein Mensch an sich hat weder Sein noch Würde, erlangt beides aber durch seine Person, die der Definition bedarf und durch Werte geformt wird. So führte man nun ein Wertesystem, wobei diese Werte stets neu festgelegt werden und in der Rangordnung verschoben, je nachdem es die Zeit und der Umstand erfordert. Deshalb wird diese Regierungsform Wertestaat, Simasikratie, genannt.
Die obersten Hüter dieser Werte und damit die Regierung ist das Ethiksynedrion. In ihm dürfen nur Personen sitzen, die bestimmte Definitionen erfüllen, die sie selbst festlegen. Sie werden vom Volk gewählt.
In der Legizmo Simasi (Erklärung der Werte) vom 01.04.1921 wurden als Werte Toleranz, Sicherheit, Freiheit, Bildung, Wahrheit, Gerechtigkeit, Autorität, Frieden, Wohlstand und Gesundheit festgelegt. Auf diese hat die Person Anspruch. Das Naturrecht des Menschen und das Recht auf Leben und Familie sind nur zu wahren, wenn es dem Gemeinwohl dient.
In den ersten Jahren dieser Epoche waren die Sicherheit und der Frieden dominant, ab 1955 der Wohlstand und die Bildung. 1968 wurden vom Ethiksynedrion Gerechtigkeit, Frieden und Toleranz als vorrangig betrachtet.
Im Jahr 1978 schließlich kam es zu einem großen Umbruch, als die Gesundheit als oberster Wert nach einer Wahl festgelegt wurde. Das hatte zur Folge, dass man plötzlich mehr auf die Umwelt, das Klima, das Waldsterben, den Juchtenkäfer, Wollpullover und lange Haare achtete. Man stellte fest, dass die derzeitige Lage des bewohnten Landes und dessen Klima der Gesundheit abträglich sind. Es wurde deshalb der Plan einer Umsiedlung des ganzen Volkes in eine Region beschlossen, die optimal die Gesundheit der Personen fördert und immer schöne rote Bäckchen macht. Dazu entsandte man Kundschafter in die ganze Anderswelt, die ein rohstoffreiches Land mit dankbaren, zu humanisierende Ureinwohnern finden sollten, und begann Infrastruktur und Bevölkerung auf einen Umzug vorzubereiten.


Hygjakratie (seit 1997)

In den Jahren 1993-1997 fand der große Umzug der Nation in das neue Staatsgebiet statt, nachdem dort die gesamte Infrastruktur neu errichtet wurde. Zuvor vollzog man die sogenannte „Polykatharismo“, die große Reinigung, die alle gesundheitsschädlichen Einflüsse, samt giftiger, bissiger, ekliger, langbeiniger Tiere – Spinnen halt - beseitigte, aber auch zuvor dort lebende krankheitsverseuchte Ureinwohner.
Man wandelte auch die gesamte Regierungsstruktur um und ordnete das gesellschaftliche Leben auf den Wert Gesundheit hin neu aus. Deshalb nennt man die Regierungsform nun Hygjakratie (Gesundheitsstaat). Es entstanden bald verschiedene Symposis (Gruppen), welche unterschiedliche Werte oder Personengrade vertreten und bevorzugen.


Bevölkerung

Religion

Aufgrund der Logizmo Antitheos von 1457 ist jegliche Religion grundsätzlich verboten. Als 2009 positive Auswirkungen bei einem Glauben an Gott bei Personen festgestellt wurden, ist für bestimmte Gruppen ärztlich verordnete Religion erlaubt. Jedoch ist der Beipackzettel genau zu lesen, auf dem Risiken und Nebenwirkungen vermerkt sind.
Zudem wurde erkannt, dass in Personen von Natur aus eine spirituelle göttliche Sehnsucht nach Erfüllung und Liebe vorhanden ist. Deshalb werden Konsumtempel zur Regulierung dieser Sehnsucht angelegt und elektronische Medien dafür verwendet. Eine eigene Kommission achtet darauf, dass in Contests ständig neue Idole platziert werden, deren Verfallszeit angepasst wird.


Schrift und Sprache

Wer das lesen kann wird feststellen, dass die Schrift von Hygjachora lesbar ist, also nicht für Analphabeten geeignet.
Die Sprache heißt zur Zeit Hygreek, weil sich immer mehr Worte aus dem Gesundheitswesen in sie einfügen. Bis 1997 hieß die Sprache Simasgreek, bis 1917 Anthrogreek und irgendwann wird sich die Bezeichnung wohl wieder ändern, je nachdem wie die Wahlen ausgehen und der Ethikrat entscheidet.


Gesellschaft

Ein Askeo, der sich seiner gehobenen Stellung bewusst ist

Es sind keine Parteien im herkömmlichen Sinn, jene Symposis, die bestimmte Werte oder Personengrade vertreten. Die wichtigsten sind:

Elit (Elite) und Eyodomai (Erfolgreiche)

In ihr formieren sich vor allen die höchste Personenstufe und solche, deren Vorfahren bis zu den Stochastikern zurückreichen. Da höchste Personenstufen käuflich sind, gehören auch wirtschaftlich erfolgreiche (die Eyodomai) zu dieser Gruppe. Sie halten Regierung, das Ethiksynedrion, die Finanzwirtschaft und die Medien in ihrer Hand, natürlich ausschließlich zum Wohle des ganzen Volkes.

Askeo (Ärzte) und Ptichuchos (Akademiker)

Seit Gesundheit zu den obersten Werten der Gesellschaft zählt, erhielten Ärzte und Akademiker einen großen Machtgewinn. Millionen von teuren Gutachten im Jahr, weitere Millionen von teuren ärztlichen Attesten zum Personengrad, lassen beide Gruppen zu einem wichtigen Machtfaktor werden. Nur wer schriftlich hat, dass er gesund, ist auch gesund.

Physi (Naturalisten)

In dieser Gruppe sammeln sich all jene, welche eine gesunde Natur und Umwelt als Garant für Gesundheit erkennen. Sie achten auf gesunde Lebensmittel, essen vegan, eiszeitlich, nur auf Brücken oder nur Fleisch von ungeschlachteten Tieren und sind ökologisch interessiert.

Kathaires (die Abgehängten)

Man nennt sie die Nichtdenker, die große Masse der Bevölkerung, die willig alles übernehmen, was die Eliten und Medien ihnen suggerieren.

Xenosechtra (Feinde des Fremden)

Sie kamen ursprünglich aus der Gruppe der Kathaires, betrachten sich nun aber als das Volk. Wer dem angehören will, sollte kein Ausländer sein, auf seine Socken achten, Verschwörungstheorien lieben, aber keine Aristeros (Linke).

Aristeros (Linke)

In dieser Gruppe sammeln sich die Relativisten, Kritikaster, Bedenkenträger und Allerliebchen.

Oikdiaphoros (andersartig geschlechtliche)

Sie gehen davon aus, dass es die Freiheit der Person einschränkt, wenn man sich einem Geschlecht zuordnet. Deshalb fordern sie zwischen Mann und Frau und außerhalb dieser Begrenzung unzählige Formen von Geschlecht zu akzeptieren. Sie sind vor allen bei Verfassern von Texten gefürchtet, weil nichts darin auf irgendein Geschlecht bezogen sein darf. Deshalb entstehen Wörter wie Stier und Stierinnen oder etwa Lehr/er/+*][In{#nen, um alle Spielarten von gefühlter Geschlechtlichkeit ausdrücken zu können und niemanden zu diskriminieren. Zwar herrscht im Land die Einehe vor, beweist aber ein Oikdiaphoros durch ein Attest eines Askeo, dass er mehrere Geschlechtsabstufungen besitzt, darf er für jede davon einen Ehepartner heiraten.

Theosebes

Dies sind jene, die vom Arzt eine für sie geeignete Religion auf Rezept verschrieben bekommen haben, damit ihre Psyche geheilt wird. Manche von ihnen werden jedoch süchtig und entwickeln einen Glauben an Gott, der überraschenderweise nicht nur heilend, sondern auch stärkend und sinngebend wirkt. Treten solche Nebenwirkungen ein, muss der Glaube sofort abgesetzt werden.

Staatssystem

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Ein Einsatzfahrzeug der Hygjastoma, der staatlichen Gesundheitspolizei

Das oberste Regierungsorgan und Parlament ist die Tamiohygja, die staatliche Gesundheitskasse, kurz Tamio. Das Volk wählt in diese 24 Abteilungsleiter (2 pro Wahlkreis). Ihr Vorstand ist zugleich Regierungschef, der sogenannte Careman.
Der Ministerrat besteht aus ihm und dem Ethiksynedrion, das den Careman wählt. In diesen Ethikrat wählt die Bevölkerung 12 Vertreter in 12 Wahlkreisen. Die Synedrion gewichtet die Werte der kommenden fünfjährigen Wahlperiode und bestimmt jeweils in bestimmten Kriterien neu, wer welche Person ist oder nicht.
Der Bevölkerung werden die Werte mittels einer staatlichen Social-Media-Plattform (Koinomesos) vermittelt, bei der Anmeldepflicht besteht und in das sie auch ihr eigenes Leben datensicher einspeisen können. Zudem erhält jedes Neugeborene kostenfrei einen Chip unter die Haut gepflanzt, das wichtige gesundheitliche Daten und den momentanen Standort der Person übermittelt.
Wichtige Kontrollbehörden zur Erhaltung des öffentlichen Wohls und Gesundheit sind die Naturbehörde (Physiarches) und die Gesundheitsbehörde (Hygjarches). Ihr unterstellt ist auch die staatliche Gesundheitspolizei (Hygjastoma), die darauf achtet, dass die Bevölkerung meidet, was das Leben verkürzen könnte. Eine weitere Behörde ist die Nachrichtenbehörde (Ageliarches), die über die politische Korrektheit aller Meldungen wacht, Diskriminierung löscht und ahndet.
Wer vorsätzlich gegen Werte verstößt oder Personengrade missachtet, wird durch die Hygjastoma verfolgt sowie vor das staatliche Gesundheits- und Wertegericht gebracht, dem Skape, und abgeurteilt.

Politik

Da die Würde des Menschen im Grad der Person liegt, die in Kriterien festgelegt wird, hat kein Mensch grundsätzlich ein Recht auf Leben oder auf Familie und Partnerschaft. Um keinen lebensunwerten Personengrad zu gebären, sind Frauen verpflichtet den Embryo im Mutterleib auf Krankheiten testen zu lassen. Werden Fehler festgestellt, muss der Embryo entfernt werden, um keine hohen Nachfolge-Gesundheitskosten anfallen zu lassen, für die die Allgemeinheit aufkommen müsste.
Wer ein gesundes und lebenstüchtiges Designerbaby erhalten möchte, erhält von der staatlichen Gesundheitskasse zwar einen Zuschuss, die wirklich teuren Babys können sich jedoch nur die Reichen leisten. Dieses humane Verfahren verhindert aber, dass man unwertes Leben postnatal beseitigen muss.
Wird eine Person vorsätzlich krank oder alt, kann, von den Angehörigen beauftragt, der Personengrad von der Hygjastoma überprüft werden. Sind die Kosten für die Allgemeinheit für den Erhalt des Lebens zu hoch, wird dem alten oder kranken Menschen eine kostenfreie Lebensbeendigung angeboten, damit er nicht dem unangenehmen Gefühl ausgesetzt ist, seinen Angehörigen oder der Allgemeinheit zur Last zu fallen.

Wirtschaft, Technik

Durch einen hohen Bildungsstand der Eliten und einer modernen Forschung ist der technische Fortschritt im Land groß. So kommunizieren etwa die selbstfahrenden Autos miteinander und mit Fußgängern, vor denen beispielsweise das Auto einen Zebrastreifen auf die Straße projiziert, um Unfälle zu vermeiden.
Die Produktivität ist hervorragend, da kaum Krankheitstage anfallen. Zudem sind gefährliche Arbeitsvorgänge automatisiert oder werden von Personen niederen Grades freiwillig ausgeführt. Sie erhalten dafür auch noch Ermäßigungen bei ihrem Gesundheitskassenbeitrag.
Im Land werden vor allen seltene Erden abgebaut, die für Medizin und Speichertechnik wichtig sind. Die Energieversorgung des Landes ist autark, Windräder, Wasser und Solarkraftwerke schaffen ein feinstaubfreies und gesundes Klima. Verbrennungsmotoren sind verboten.
Besonders die Computer- und Robotertechnik ist weit fortgeschritten, zumal in diesem Bereich die traditionelle rationale Denkweise der Bevölkerung von Vorteil ist. Die Entwicklung in der Medizin und im Bio-Engeneering hat einen führenden Rang in der Anderswelt.
Niedere Personengrade erwirtschaften auch die landwirtschaftlichen Produkte und erhalten somit ihren Wert sowie ihren Anteil am Glück der Nation.
Der Handel mit dem Ausland unterlag schon immer einer humanen Ausbeutungsstrategie, die billige Aufbauhilfe in korrupte Kanäle dieser Länder lenkt und wertvolle Rohstoffe günstig erwirbt. Nach ihrer Veredelung im Inland können sie dann zusammen mit landwirtschaftlichen Überschüssen teuer wieder verkauft werden. Im Ausland wird anschließend die dort heimische Landwirtschaft dadurch ruiniert, Hungersnöte generiert, um Kredite anzubieten, die diese mildern und mit denen das Land die veredelten Produkte überteuert kaufen kann. So ist dem armen Land geholfen und der humanistische Vorzeigestaat Hygjachora wird wieder einmal seinem Ruf gerecht, eine menschenfreundliche Entwicklungspolitik zu betreiben.
Das Bargeld wurde 2011 in Hygjachora abgeschafft und der virtuelle HygCoin eingeführt. Somit übernimmt die staatliche Gesundheitskasse nun auch den kostenfreien Service der Finanzplanung für die Bevölkerung.

Leben

Aufgrund der Ausrichtung der Person auf Gesundheit, zielt das ganze Leben darauf ab lang, gesund, erfolgreich und erfüllt zu leben. Da die Option Ewigkeit im Atheismus wegfällt, gilt es alles in dieses eine Leben zu packen, bevor es in der Sinnlosigkeit verfällt. Diese Sinnlosigkeit im Tod färbt aber bereits im Leben ab, wie die hohe Selbstmordrate und die vollen Wartezimmer bei den Psychiatern beweisen. Lebenssituationen, eingespielt mit Virtual Reality Brillen, lassen die Person viel künstliches erleben, weil das richtige Leben für das meiste doch zu kurz ist. Dabei gilt es jene Balance zu treffen, in der rechtzeitig zum Lebensende die größtmögliche Abgestumpftheit erreicht wird.
Die von der Tamio bezahlten und somit kostenlosen Fernsehsender strahlen wunderbare Fitness- und Einlullprogramme aus, um den Menschen größtmögliche Ablenkung gegen ein sinnfreies Leben zu schenken. Neben Konsumtempel, die immer wichtige Dinge des Lebens anbieten, sind Fitnessstudios und Parkwege für den Morgenlauf die wichtigsten Treffpunkte der Bevölkerung. Natürlich zählt man sich kulturell zur Geschmackselite.
Der eingepflanzte Chip unter der Haut sendet immer den aktuellen Gesundheitszustand der Person an die staatliche Gesundheitskasse, um den Mitgliedsbeitrag zu berechnen, der zugleich Steuerabgabe ist. Es besteht zum Wohle der Allgemeinheit eine Fitnesspflicht, um eine ungewollte Krankheit vorbeugen zu können. Denn eine Krankheit ist ja irgendwie immer ein Zeichen persönlichen Versagens in einem Staat, in der alles für die Gesundheit getan wird.
Die Gesundheitskasse schenkt jeder Person zudem ein Fitnessarmband, das die Gesundheitsdaten und Empfehlungen anzeigt und Warnungen von der Kasse übermittelt. Die Daten können auch im Koinomesos veröffentlicht werden oder im Mobil-Phone angezeigt, damit man mit anderen in einen lustigen Gesundheitswettbewerb treten kann. Wer gesund und agil ist, kann nämlich seine Person wertvoller machen.
Da perfekt designte Kinder für die Eltern teuer in der Herstellung sind, bleibt es meist bei einem Kind, von dem allerdings stets Erfolg abverlangt wird. Ständiges Lobgehudel und verdeckter Leistungsdruck, lässt die jungen Personen zu Selbstoptimierer, Selfie-Poser und Narzissten heranwachsen. Sie waren es gewohnt, dass ihr Name per Aufkleber auf der Rückscheibe des Elternautos prangte und das nicht nur, weil die egoistischen Eltern vergaßen, wie sie hießen. Es entstand eine ausgeprägte Selfie-Kultur, weil nur jene Augenblicke geschehen sind, die digital festgehalten. So verhofft man seinem Leben mehr Sinn zu verleihen, weil am Ende wenigstens noch digitale Spuren von einem vorhanden sind.
Diesem Selfie-Kult schloss sich auch die staatliche Gesundheitskasse an. Seit 2013 der Wert Sicherheit vom Ethikrat gleich hinter Gesundheit angehoben wurde, erhielt jede Person eine Body-Cam, die er in der Öffentlichkeit zum Wohle der Allgemeinheit tragen darf. Alle Daten werden vertraulich im nationalen Rechenzentrum der Hygjastoma gesichtet und gespeichert, so dass man sicher sein kann, dass die Gesundheit bedrohende Situationen sofort erkannt und subversive Personen per Gesichtsscan identifiziert werden.
Rauchen, Alkohol oder andere Suchtmittel sind natürlich zum Wohle der Allgemeinheit verboten.

Eine unbefraute Drohne

Sport

Es dürfen selbstverständlich gefährliche und spaßige Sportarten ausgeübt werden, wenn man einen erhöhten Gesundheitskassenbeitrag leistet. Allgemein im Land beliebt sind das wenig unfallträchtige Smartphone-Daddeln und Tischkicker. Auch gesundheitsförderndes Frische-Luft-Schöpfen und Auf-spreißelfreier-Hausbank-Sitzen ist beliebt durch alle Generationen. Aufgrund des geringen Verletzungsrisikos ist das Selfie im Badezimmer und Selfiestick-Mikado im Freien allgemein als Freizeitsport verbreitet. Als Volkssport gelten Depressionen und Burnout. Dafür gibt es eigene Traurigkeits-Arenen.

Militär

Das Personal des Militärs gehört niedere Personengrade und nicht designte Personen an, die dafür von Gesundheitskassenbeiträgen befreit werden, obwohl Kriege in der Regel als gesundheitsgefährdend eingestuft sind. Das Waffenarsenal ist technisch weit fortgeschritten, meist werden unbemannte/unbefraute Drohnen und schießendes Roboter-Krims-Krams eingesetzt, um einen tödlichen Ausgang für jene aus Hygjachora zu vermeiden.

Pnoima-Bewegung

Seit dem Jahre 2016 entwickelte sich am Rande der Gesellschaft eine sogenannte Pnoima-Bewegung, die sich den allgemeinen Werten des Ethikrats und der Tamio verweigern. Sie behaupten, der Staat hat eine Totalüberwachung seiner Bevölkerung durchgesetzt und dies heuchlerisch als alternativlos und einzig zum Wohl aller Menschen deklariert. Die Pnoima wollen stattdessen mit Tugenden leben und verbinden die Suche nach Sinn wieder mit einer transzendenten, göttlichen Macht. Ebenso denken sie den Menschen als Mensch, weil er Mensch ist, und er deshalb an sich seine Würde besitzt ohne Abstufungen oder Voraussetzungen. Damit beginnt der Mensch als lebendes Wesen bereits im Mutterleib und behält seine Würde bis zum natürlichen Tod. Dabei besinnen sie sich auf schon lange nicht mehr gedachtes Denken während der Epochi Christianos.
Da die Bewegung gegen die Logizmo Antitheos verstößt und sich rezeptpflichtigen Glauben illegal besorgt, wird sie staatlich verfolgt und muss deshalb im Untergrund wirken.