Friedhof der krummen Nägel
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
Dereinst kommt eine Zeit für jeden Nagel, da es ihn gen sein natürliches Ende zutreibt. Es ist das Schicksal der krummen Nägel, die als aussortierter Altballast, nicht mehr gut zu nageln sind.
Inhaltsverzeichnis
Der plötzliche Hammerschlag
Für die meisten Nägel ist es ein unerwarteter Hammerschlag, wenn sie sich plötzlich aus der Reihe ihrer Artgenossen gerissen sehen, gen ihre Bestimmung ins Holz gepfercht zu werden, und dann ad hoc nach der Führung einer dilettantischen Hand, mit gekrümmten Rücken, das Feld räumen müssen. Unbrauchbar, benutzt, überflüssig! Nicht mehr wert, als die alte Garde aus der Garnison der rostigen Nägel und kaum mehr wert als die Rekruten vom Regiment der zu kurzen Nägel. Viele, die noch mit Kruppstahl geschmiedet wurden, nicht mal mehr zu gebrauchen, um Löcher zu stopfen.
Der Krieg fordert sein Blutzoll
Die meisten trifft es früh, schon in jungen Jahren! Kaum ist ihre Ausbildung, nach maschinellem Drill durchlaufen, werden sie schon zu höheren Aufgaben bestimmt, da ihnen eine tragende Rolle zukommt. Ein falscher Ansatz aber schon, kostet sie die ach so wertvolle Gesundheit und treibt sie aus ihrer straffen Führungsposition heraus und dem Überfluss entgegen.
Nicht wenige aber auch werden wieder aus ihrem Posten herausbefördert, den sie Jahre lang innehatten und unterliegen der Willkür der Umstände, des um sie herum zersetzenden Kerbholzes und der faulen und faulenden Glieder, der sie untergebenen Massen. Und beim Abriss der alten Strukturen, treten intern solcherlei Spannungen auf, dass nicht wenige gebeutelt und durchgedreht, den Dienst ermüdet unter der Last ihres Kreuzes quittieren.
Einhalt den krummen Touren
Einige alte Eisen versuchen sich noch ein letztes Mal gegen ihr Los aufzubäumen und eine gerade Linie zu ziehen, um mit erhobenem Kopf das Feld zu verlassen. Ihre buckligen Gestalten können mit viel und dem richtigen Handling in Sanatorien wieder auf ein erträgliches Maß gebracht werden. Die Belastbarkeit ihrer Körper und die damit verbundene Spannung, nimmt aber unter dem Stress der Behandlungen stark ab, so dass sie hernach nur noch Schatten ihrer selbst sind und sie ihre fixierende Wirkung nicht mehr auf die Spitze treiben können.
Deshalb gilt auch bei den Vertretern der besten oder spitzen Stifte, wer einmal auf krummen Touren unterwegs gewesen ist, wird nur schwerlich von den schiefen Bahn gelenkt werden können, die er immer wieder einzuschlagen sucht. Eine erstaunlich hohe Rückfallquote von 65% spricht da Bände, dass krumme Nägel einfach kein geradliniges Konzept mehr zu fassen vermögen. Ihr Schicksal ist bei eintretender Krümmung von daher nur allzusehr vorherbestimmt.
Der Nagellack oder die letzte Ölung
Führt kein Weg mehr am natürlichen Ende eines Nagels vorbei, erteilt man dem Gedienten eine letzte Ölung, die seinen Körper zu konservieren vermag. Dazu wird eine spezielle Tinktur auf die allzuoft eingerissene Haut der Nägel aufgetragen, die den Rost der alten Werkstage zersetzt und eine silberne Flächenstruktur an die Oberfläche schält. Dieses als Nagellack bezeichnete Lösungsmittel wirkt Verwitterungsprozessen entgegen und wird gerne von Nägeln als Ersatz ihrer ausgedienten Ausgeh- und Gardeuniform auf ihrer letzten Reise angefordert und mit Achtung getragen.
Friedhof der Gerächten
Ihre letzte Ruhe finden die Glöckner von Notre Dame, wie sich die alten Haudegen selbst nennen, auf Ehrenfriedhöfen für krumme und gedummbeutelte Nägel. Hier wird ihnen ein letztes Salut, ein symbolischer Ehrenschlag auf ihr Haupt zuteil, wonach sie sich mit allerletzter Kraft und Mühe in das zähe Fleisch ihres Schicksals winden, ihre Materie, ihre Bestimmung, den Humus ihres Lebens, das sie erhaltende Holz.
Bis 1973 wurden krumme Nägel, die ihren Dienst nicht ordnungsgemäß erfüllten und als krumme Hunde verschrien waren, noch auf ausgelagerten Friedhöfen, in sogenannten Kerbhölzern, geerdet, um das bilaterale Schuldverhältnis dem die Nägel gegenüber ihren Aufgaben erlagen, fälschungssicher zu dokumentieren. Diese damals gängige Praxis wurde aber von den Lobbyisten der federführenden Fraktion um die Friedhofsverwaltungen, den Schwellennägeln, als antiquiert abgetan und somit gilt auf den Friedhöfen heute nur noch ""!
Beistand erhalten die tapfer Dahinziehenden von denen, die am besten mit ihrer Materie betraut sind, und die sie ein Leben lang, ihr Leben lang, begleitet haben, die Mannen vom Bau, und einstigen Generalitäten der verzogenen Eisenstifte. Dann schwingt eine ihnen besonders nahe stehende Person mit kreisender Wucht den Hammer und senkt das Metall durch einen gezielten Köpfer in das Holz. Während dieser Beisetzung spricht ein Priester zusätzlich den mit einem vollkommenem Ablass verbundenen gewerkschaftlichen Segen und überführt den krummen Nagel ins Jenseits.
Das Grab und der Stein im Brett
Ehe die meisten krummen Nägel in das dunkle Loch verschwinden, aus deren Pendant man sie vorübergehend herausgezogen hat und das ihrem Wesen vorherbestimmt ist, reißen sie nocheinmal in Angedenk ihres einzigartigen Humors einen rießen Witz. In diesen letzten Minuten, der Transzendenz in das Hinübergleiten in das nächste Reich, bezeichnet man die krummen Nägel daher auch als Reißnägel. Je besser der gerißene Witz, umso höher das Ansehen.
Viele alte Kirchennägel haben darüber hinaus noch einen letzten Wunsch, ehe man sie ein letztes Mal nagelt. Sie wünschen sich, ob ihrer allseeligen Vergangenheit erinnert, einen Grabstein, der ihre Größe auf Ewig zum Ausdruck bringt, und das Längenmaß festhält, mit dem sie so manche Bretterfreundschaft zusammengehalten haben. Der Stein im Brett wurde geschaffen.
Ein paar letzte Worte
- Nägel, die krumme Dinger drehen, sind suizidgefährdet.
- Ein krummer Nagel, kann bei guter Weiterbildung und Umschulung noch zum Haken werden.
- Auf dem Friedhof der krummen Nägel haben Fakire nichts zu suchen!
- Nach einem Erlass der UVV werden krumme Nägel auf Friedhöfen nicht nach ihren Metallen wie Stahl, Kupfer oder Messing getrennt, sondern einheitlich ohne Unterschiede vor dem Herrn geerdet.