Wolgadelta

Wolgadelta am nordwestlichen Teil des Kaspischen Meers

Das Wolgadelta ist das Flussdelta der Wolga am Kaspischen Meer im Südosten des europäischen Teils von Russland und im äußersten Westen Kasachstans. Im Jahre 1880 hatte es eine Fläche von 3.222 km². Durch Absinken des Seespiegels des Kaspischen Meeres vergrößerte sich seitdem seine Fläche beträchtlich. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts umfasst es eine Fläche von 27.224 km² und ist damit das größte Flussdelta Europas.[1]

Geographie

Das Wolgadelta liegt im Nordteil der Kaspischen Senke. Es beginnt bei der Stadt Wolschski, wo der Mündungsarm Achtuba (mit Abstand längster aller Wolgaarme) von der Wolga abzweigt. Von dort zieht sich das anfangs schmale Delta in Richtung Südosten, wobei Wolga und Achtuba die größten Fließgewässer bilden, parallel zueinander verlaufen und untereinander verästelt sind.

Wesentlich weiter südöstlich von Wolschski beginnt etwa bei der Stadt Astrachan (früher Itil) der Hauptbereich des Wolgadeltas. Ab dort ästelt sich das Wolgadelta in zahlreiche Mündungsarme auf. Das Flussdelta ist im Mündungsbereich am Kaspischen Meer, dem größten See der Erde, etwa 180 Kilometer breit, wobei es sich zwischen Lagan in Kalmückien (Südwesten) und Qurmanghasy in Kasachstan (Nordosten) erstreckt.

Am Ausgang des Wolgadeltas mündet die Wolga mit zahlreichen Mündungsarmen in den Nordwestteil des Kaspischen Meers. Die wichtigsten Flussarme des Deltas sind (von West nach Ost): Bachtemir, Wolga, Tabola und Achtuba. Das Seeufer wird von diesen und anderen Mündungsarmen der Wolga etwa 75 bis 100 km südlich bzw. südöstlich von Astrachan erreicht.

Naturschutz/Tierwelt

Wolgadelta bei Astrachan

Das Wolgadelta, von dem Großteile unter Naturschutz stehen, ist eine wichtige Zwischenstation für Zugvögel auf ihrem Weg nach Süden und auch wichtiger noch verbliebener Lebensraum zahlreicher anderer Tierarten wie dem Stör, dessen Fang hier streng reguliert ist. Illegaler Störfang (für den Handel mit Kaviar) sowie die Wasserverschmutzung haben die Bestände stark schrumpfen lassen.

Avifauna

Im Wolgadelta und seiner Umgebung findet sich eine weltweit einzigartige Konzentration an Vogelarten: Singschwäne, Höckerschwäne, Kormorane, Graureiher, Nachtreiher, Silberreiher, Seidenreiher, Purpurreiher, Löffler, Sichler, Zwergdommeln, Krauskopfpelikane, Zwergtrappen, diverse Limikolen, Beutelmeisen, Bartmeisen, Bienenfresser, Flamingos, Fischmöwen, Rostgänsen, Kolbenente, Moorenten, Knäkenten, Zwergsäger, Rotfußfalken, Seeschwalben, Seeadler, Fischadler und viele mehr.[2]

Fischfauna

Das Wolgadelta gehört mit dem Donaudelta und 230 dort vorkommenden Süßwasserfischarten[3] zu einem der fischreichsten Gebiete Zentralasiens und Europas. Am Unterlauf der Wolga zwischen Wolgograd und Astrachan findet man eines der größten Vorkommen an Wildkarpfen mit einem Durchschnittsgewicht von 12 Kilogramm, die hier bis 35 Kilogramm schwer werden können. Begünstigt wird das Wachstum durch die hohen Wassertemperaturen im Sommer (bis max. 26–28 °C und Außentemperaturen von 50 °C), viele Muschelbänke und großflächig überschwemmte Uferzonen, die den Karpfen ein hohes Nahrungsaufkommen liefern.[4] Außerdem finden sich viele andere Friedfische wie Silberkarpfen, Brassen, Rotaugen und Güster. Rotfedern zeigen hier anders als in Mitteleuropa mit zunehmender Größe ein räuberisches Verhalten. Bei den Raubfischen dominieren in der Wolga Hechte, Rapfen, Wolgazander und die dort bis zu 100 Kilogramm schwer werdenden Welse. Von Astrachan aus wurden ab Ende Juni nach der Hochwassersaison Angeltouren organisiert.

Flora

Das Wolgadelta bildet eine natürliche Oase zwischen dem Kaspischen Meer und den Halbwüsten der Kaspischen Senke, teilweise reichen Sanddünen bis kurz an die Ufer heran.[5] Im Wolgadelta findet man sowohl nördlich-boreale als auch mediterrane Vegetation. Neben einer Vielzahl von Wasserpflanzen wie Schilfrohr, Seerosen, Teichrosen, Lotosblumen, Wassernuss und Seekanne finden sich ausgedehnte Auwälder in der Uferzone. Durch die starken Überschwemmungen findet sich zahlreiches Treibgut und Totholz im Gewässernetz des Wolgadeltas.

Einzelnachweise

  1. James M. Coleman, Oscar K. Huh und DeWitt Braud, Jr.: Wetland Loss in World Deltas. Coastal Studies Institute, Louisiana State University, Baton Rouge, LA 70803. Abgerufen am 14. April 2014.
  2. Wolgadelta im Herbst (Memento vom 5. Januar 2009 im Internet Archive), auf Albatros-Tours, abgerufen am 22. August 2010
  3. The Volga Delta (Memento vom 7. Februar 2009 im Internet Archive), Natural Heritage Protection Fund, abgerufen am 22. August 2010
  4. Aleksey Chemushenko: Darf es etwas mehr sein? (Memento vom 11. November 2007 im Internet Archive) (PDF 253 KB), in: Blinker 7/2003, abgerufen am 22. August 2010
  5. E.A. Baldina et al.: Vegetation change in the Astrakhanskiy Biosphere Reserve (Lower Volga Delta, Russia) in relation to Caspian Sea level fluctuation, Environmental Conservation (1999), 26:3:169-178 Cambridge University Press

Weblinks

Koordinaten: 46° 44′ 0″ N, 47° 51′ 0″ O

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VolgaDelta AMO 2005jun11.jpg

Satellite image of the w:Volga Delta at the w:Caspian Sea. This time of year, the river is running high, flushed with melting snow and springtime rain. The flood water has swept dark brown mud into the Caspian Sea. The mud fades to a soupy green as it becomes diluted in the water. While most of the green seen in the Caspian Sea in this image appears to be diluted mud, some may be phytoplankton or w:algal blooms, particularly in the lower right corner of the image. Satellite image of the w:Volga Delta at the w:Caspian Sea. The deep green braids of the Volga River fan into a broad delta on the northwest shore of the Caspian Sea. More than 500 channels flow from the river into the sea, creating a web of wetlands that supports hundreds of species of birds, fish, and plants. The Volga River delta is one of the most productive regions of the world for fish, particularly caviar-producing sturgeon, 25 percent of which live in the Volga River. The delta also contains oil deposits where millennia of carbon-rich mud have piled until pressure and heat converted the organic material in the lowest layers into petroleum. This photo-like image of the delta was taken by the Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) on NASA’s Aqua satellite on June 11, 2005. This time of year, the river is running high, flushed with melting snow and springtime rain. The flood water has swept dark brown mud into the Caspian Sea. The mud fades to a soupy green as it becomes diluted in the water. Mud is not the only thing pouring into the sea with the river water. The Volga River is Europe’s longest river, flowing some 3,700 kilometers (2,300 miles) from its source in the Valday hills of northwest Russia to the Caspian Sea. As it winds its way through Russia, it passes through several large cities, and it is lined with agriculture. In its travels, the river picks up agricultural and industrial run-off, and these chemicals are deposited into the Caspian at the Volga River delta.

The added fertilizers nourish the algal blooms that grow on the surface of the sea, allowing them to grow larger. When they die, the plants begin to sink and are consumed by bacteria. A thick layer of decaying plants can suck all of the oxygen out of the water, leaving pockets of oxygen-poor water where fish cannot survive. For this reason, large algal blooms can result in fish kills. While most of the green seen in the Caspian Sea in this image appears to be diluted mud, some may be phytoplankton or algal blooms, particularly in the lower right corner of the image.
Astrachan Volgadelta.jpg
(c) Markv, CC BY-SA 3.0
Astrachan, Volgadelta. Eigen foto Mark Voorendt, juli 2005.