Ludwig von Zanth

Ludwig von Zanth
Ludwig von Zanth: Ansicht der Wilhelma (1855). Das Wilhelma-Theater (nicht im Bild) und die Wilhelma mit den Gartenanlagen und maurischen Gebäuden sind die Hauptwerke von Ludwig von Zanth.

Karl Ludwig Wilhelm Zanth, ab 1844 von Zanth, (auch Zandt; * 6. August 1796 in Breslau; † 7. Oktober 1857 in Stuttgart) war ein deutscher Architekt, Architekturtheoretiker und Aquarellmaler.

Leben und Werk

Ludwig Zanth war der Sohn des jüdischen Arztes Abraham Zadig, der in den Diensten des Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen stand. Der Vater konvertierte 1820 zum Christentum und die Familie nahm den Namen Zanth an. Ludwig Zanth besuchte in Breslau die Kunst- und Bauschule. 1808 übersiedelte die Familie nach Kassel. Durch ein Stipendium des westphälischen Hofes konnte Ludwig Zanth im Sommer und Herbst 1813 in Paris die École polymatique sowie das Lycée Bonaparte besuchen. Ende des Jahres 1813 schickte der Vater seinen Sohn nach Stuttgart, wo dieser seine Schulausbildung, vor allem in den klassischen Sprachen Latein und Griechisch, auf dem Gymnasium abschloss. Folgend absolvierte Ludwig Zanth eine Lehre im Architekturbüro des Hofbaumeisters Ferdinand von Fischer, dem Sohn Reinhard Ferdinand Heinrich Fischers (1746–1813). Nach Aufenthalten in Schwäbisch Hall, Ellwangen und Paris, wo er an zwei Theaterbauten mitwirkte und vom evangelischen Glauben zum Katholizismus konvertierte,[1] ließ er sich 1831 als Architekt in Stuttgart nieder. Dort zeichnete er verantwortlich für die Inneneinrichtung des Wilhelmspalais, das von 1834 bis 1840 entstand. Diesen im klassizistischen Stil errichteten Prachtbau ließ König Wilhelm I. für seine Töchter Marie und Sophie erbauen.

1835 beteiligte sich Zanth am Wettbewerb für den Neubau eines Königlichen Hoftheaters in Stuttgart. Das Projekt wurde jedoch nicht realisiert. 1835/36 plante er ein Haus für Adolf Goppelt in Heilbronn und 1836/37 das Berkheimer Schlössle für Friedrich Notter nahe Stuttgart. Dort entstanden 1838 ein Landhaus für Wilhelm von Taubenheim und die Villa Rebenberg für Ernestine Elise von Koenig-Warthausen. Im selben Jahr entwarf er die Pläne zum Wilhelma-Theater in Bad Cannstatt, einen Bau im Stil der französischen Renaissance mit Ausmalung im „pompeianischen“ Stil, der 1840 fertiggestellt wurde. Folgend übertrug ihm König Wilhelm I. von Württemberg die Planung und Ausführung eines Badehauses inmitten exotischer Gewächshäuser und Parkanlagen in unmittelbarer Nähe des Wilhelma-Theaters. Ab 1843 plante Zanth die Anlage im maurischen Stil, das auf Anweisung des Königs den Namen Wilhelma erhielt,[2] heute der Name des sich dort befindenden zoologisch-botanischen Gartens. Die Einweihung als Maurisches Landhaus erfolgte 1846.[3] Der Prachtbau war ein so großer Erfolg, dass der Architekt hierüber ein großformatiges Mappenwerk mit kolorierten Zeichnungen anfertigte. 1838 lieferte er einen prächtigen Entwurf für die heutige Alte Staatsgalerie (Entwurf eines Kunstschul-Gebäudes für Stuttgart) und 1855 einen für den Königsbau gegenüber dem Neuen Schloss in Stuttgart. König Wilhelm I. von Württemberg ernannte ihn zum Hofbaumeister und zeichnete ihn 1844 mit dem Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone aus. Damit verbunden war die Erhebung in den persönlichen Adelsstand.

Der Architekt war auch ein begabter Zeichner. Ein noch erhaltenes Aquarell im Ellwanger Schloss zeugt von seinem Talent.

Zanths Grab auf dem Stuttgarter Hoppenlaufriedhof

Ludwig von Zanth fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hoppenlaufriedhof. Die Inschrift auf seinem Grabstein ist jedoch bis zur Unkenntlichkeit verwittert.

Schriften

  • mit Jacques Ignace Hittorff: Architecture antique de la Sicile ou recueil des plus intéressans monumens d'architecture des villes et des lieux les plus remarquables de la Sicile ancienne, mesurés et dessinés par J. Hittorff et L. Zanth. Paris [1827] (Digitalisat).
  • mit Jacques Ignace Hittorff: Architecture moderne de la Sicile ou Recueil des plus beaux monumens religieux et des édifices publics et particuliers les plus remarquables de la Sicile, mesurés et dessinés par J. J. Hittorf et L. Zanth Architectes. Paris 1835.
  • mit Jacques Ignace Hittorff: Architecture antique de la Sicile. Recueil des monumens de Ségeste et de Sélinonte, mesurés et dessinés par J.-I. Hittorff & L. Zanth, Texte avec un atlas de 89 planches. Paris 1870 (Digitalisat)
  • Die Wilhelma. Maurische Villa Seiner Majestät des Königes Wilhelm von Württemberg. Entworfen und ausgeführt von Ludwig von Zanth. Autenrieth’sche Kunsthandlung, Stuttgart 1855–1856 (Digitalisat).

Literatur

  • Frank Scholze: Karl Ludwig Wilhelm von Zanth und die Wilhelma. Eine kurze Einführung zum 200. Geburtstag des Architekten. Stuttgart 1996 (Volltext)
  • Thomas L. Donaldson: Memoir of Louis Zanth. In: Papers read at the Royal Institute of British architects, Session 1857–58. London 1858, S. 15–18 (Digitalisat)
  • Bertold Pfeiffer: Der Hoppenlau-Friedhof in Stuttgart. Stuttgart 1912.
  • August WintterlinZanth, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 689 f.
  • Karl Klöpping: Historische Friedhöfe Alt-Stuttgarts. Band 1: Sankt Jakobus bis Hoppenlau. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte mit Wegweiser zu den Grabstätten des Hoppenlaufriedhofs. Stuttgart 1991, S. 314–315, 317 Nr. 1109.
  • Annemarie Roeder, Michael Wenger u. a.: Karl Ludwig von Zanth. Der Erbauer der Wilhelma in seiner Zeit. Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der Heimat. Stuttgart 2012.
  • Georg Kaspar Nagler (Bearb.): Zanth, Ludwig von. In: Neues allgemeines Künstler-Lexicon, Band 22. München 1852, S. 221–222. (Digitalisat)
  • Rolf Hofmann: Die Maurische Villa in der Königlichen Wilhelma Gartenanlage. Ein Rückblick auf das Leben des Architekten Ludwig Zanth. Ohne Ort und Jahr (online)
  • Judith Breuer, Wolfgang Mayer, Helmut F. Reichwald: Erweckung aus dem Zauberschlaf. Zur Restaurierung des Wilhelmatheaters in Stuttgart-Bad Cannstatt. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 16, 2, 1987, S. 65–86.
  • Nekrolog des Dr. Ludwig v. Zanth, Königl. Würt. Hofbaumeister. In: Schwäbische Kronik vom 3. Januar 1858, S. 13f. – Nachdruck: Zeitschrift des Architecten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover 1858, Sp. 372–375 (Digitalisat)
  • Mathilde Boisserée: Sulpiz Boisserée. Briefwechsel/Tagebücher, 2 Bände. Stuttgart 1862, Faksimiledruck Göttingen 1970, Band 1, S. 790, 827–828, 848–850, 865.
  • Michael Wenger: Karl Ludwig von Zanth (1796-1857). In: Stadtarchiv Stuttgart (Hg.): digitales Stadtlexikon, publiziert am 16. März 2022.

Einzelnachweise

  1. David August Rosenthal: Convertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert. Band 1. 2. Teil. S. 47, Schaffhausen, 1872.
  2. Geschichte der Wilhelma – 19. Jahrhundert Website der Wilhelma, abgerufen am 26. April 2016.
  3. „Alles, alles, dem König und uns“ Monumente – Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, Oktober 2011, abgerufen am 26. April 2016.

Weblinks

Commons: Ludwig von Zanth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Zanth, Karl Ludwig von, Grabstein.jpg
Autor/Urheber: Gerd Leibrock, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grab von Karl Ludwig von Zanth, Grabstein aus Sandstein, 1857. Stuttgart, Hoppenlaufriedhof, Abteilung 6b. Die Inschrift auf dem Grabstein ist fast vollständig verwittert. Das Grab konnte nur anhand einer Positionsbeschreibung und der umgebenden Gräber aus dem Jahr 1991 identifiziert werden. Siehe: Karl Klöpping: Historische Friedhöfe Alt-Stuttgarts. Band 1: Sankt Jakobus bis Hoppenlau. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte mit Wegweiser zu den Grabstätten des Hoppenlaufriedhofs. Stuttgart 1991, Seite 314-315, 317, Nr. 1109.
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Xaver Franz Milz (1765-1833): Portrait von Ludwig von Zanth