Fécamp

Fécamp
Fécamp (Frankreich)
StaatFrankreich
RegionNormandie
Département (Nr.)Seine-Maritime (76)
ArrondissementLe Havre
KantonFécamp (Hauptort)
GemeindeverbandFécamp Caux Littoral Agglomération
Koordinaten49° 45′ N, 0° 23′ O
Höhe0–125 m
Fläche15,07 km²
Einwohner18.054 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte1.198 Einw./km²
Postleitzahl76400
INSEE-Code
Websitewww.ville-fecamp.fr

Blick auf Hafen und Stadt

Fécamp ist eine französische Stadt mit 18.054 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Seine-Maritime in der Region Normandie. Sie liegt auf Meereshöhe direkt am Ärmelkanal zwischen Dieppe und Le Havre. Die Stadt unterhält insgesamt drei Häfen: einen Handelshafen, einen Fischereihafen und einen Yachthafen.

Die Steilküste der Gegend ist als Alabasterküste bekannt. Das bekannteste Produkt aus Fécamp ist der hier destillierte Likör Bénédictine.

Geschichte

Die Geschichte von Fécamp (von lat. fisiacampus, Feld des Feigenbaums) geht zurück bis in die 60er Jahre des 7. Jahrhunderts. Waningus, der ein enger Berater von König Chlothar III. war, gründete hier ein Frauenkloster. Er ließ eine Kirche und ein Kloster errichten, wo der Legende nach das Meer einen Feigenbaumstamm anspülte, der wieder Wurzeln schlug. In einer Ritze des Baums wurde ein Gefäß gefunden, das einige Blutstropfen Jesu Christi enthalten soll. Angeblich hat Josef von Arimathäa das Blut aufgefangen und das Gefäß während der Christenverfolgung in dem Feigenbaum versteckt. Nach 674 wurde Bischof Leodegar von Autun hier inhaftiert. Dem klösterlichen Leben wurde jedoch zwischen 842 und 876 durch wiederholte Überfälle dänischer Wikinger ein Ende gesetzt.

Die Neugründung Fécamps geht zurück auf die Normannen. Wilhelm Langschwert, Sohn des Wikingers Rollo, ließ eine Kirche und ein Kloster errichten. Die Bauten wurden 990 fertiggestellt und der Altar am 15. Juni 990 geweiht. Ab dem Beginn des 11. Jahrhunderts schloss sich die Abtei, mit Unterstützung der Herzöge der Normandie, der Kirchenreform an und entwickelte sich zum führenden, geistigen Zentrum der Normandie. Diese führende Rolle wird auch in der Wahl als Grablege durch die Herzöge Richard I. und Richard II. deutlich. Nach der Schlacht bei Hastings übertrug Wilhelm der Eroberer der Abtei vermehrt englischen Besitz, so unter anderem auch den Ort Hastings. Die Abtei und Kirche wurden wegen des großen Pilgerandrangs mehrfach erweitert. Wegen der prächtigen Ausstattung der Pilgerstätten wurde Fécamp mit Jerusalem verglichen. Der spätere Papst Clemens VI. (Peter von Fécamps) wurde im Jahre 1326 Abt von Fécamps.

Der 1963 entdeckte Schatz von Fécamp enthielt unter den 8.584 Münzen, die geborgen werden konnten, auch 20 Denare und zwei Obole aus der Münzstätte Bourges. Alle wurden von Françoise Dumas untersucht und veröffentlicht.

Während der Besetzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg war der Hafen ein Evakuierungspunkt der Briten. Die Deutschen umzingelten die Stadt unbemerkt und wollten sie komplett zerstören. Nach gescheiterten Verhandlungen zur kampflosen Übergabe der Stadt kam ein Zivilist zu den Deutschen und bat, das Kloster und die Stadt selbst nicht zu beschießen, da die Engländer im Hafen wären. Die Folge war, dass der Hafen beschossen wurde. Zwei Zerstörer der Briten konnten stark beschädigt entkommen.

Sehenswertes

Palais Bénédictine.

Fécamp wurde vom französischen Kulturministerium als Stadt der Kunst und Geschichte ausgezeichnet.

  • Die Abteikirche Sainte-Trinité wurde 1175 bis 1220 im normannischen Baustil errichtet. Die erhaltenen angegliederten Abteigebäude beherbergen heute das Rathaus der Stadt.
  • Das historistische Palais Bénédictine stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist ein Kunstmuseum, in dem vor allem mittelalterliche sakrale Kunst ausgestellt ist; außerdem ist dort die Brennerei des Kräuterlikörs DOM Bénédictine.
  • Das Musée des Terre-Neuvas zeigt Ausstellungen zu den Themen Neufundland und Fischerei.
  • Kap Fagnet erhebt sich 95 Meter über die Stadt. Dort sind u. a. Reste von Bunkern deutscher Radar-Standorte des Atlantikwalls aus dem Zweiten Weltkrieg mit vielen Erklärungen zu sehen.
  • Die Kirche Saint-Etienne aus dem 16. Jahrhundert wurde zum Monument historique erklärt.

Wirtschaft

Alexandre Le Grand, Gründer des Palais Bénédictine

Bedeutende Einnahmequellen ergeben sich aus den Aktivitäten des Hafens, dessen Verwaltung der örtlichen Industrie- und Handelskammer Chambre de commerce et d'industrie (CCI) übertragen wurde. Er umfasst fünf Hafenbecken und neun Kais mit einer Länge von 80 bis 300 m. Die Einfahrt erfolgt über einen 220 m langen, 70 m breiten Hafenkanal. Der Hafen untergliedert sich in einen Handelshafen (zwei Becken, sieben Anlegestellen am Kai), einen Fischereihafen (drei Kais) und den Yachthafen Port de plaisance de Fécamp (drei Becken mit insgesamt rund 650 Liegeplätzen).

Städtepartnerschaften

Partnerstädte von Fécamp sind:

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt:

  • Richard I., genannt Ohnefurcht (Sans Peur) (um 935 – 996), der erste Herzog der Normandie
  • Claude Louis Michel de Sacy (1746–1794), Schriftsteller
  • Alexandre Le Grand (1830–1898), Gründer des Palais Bénédictine
  • Jean Lorrain (1855–1906), Schriftsteller und Dichter des Symbolismus
  • Antonin Gosset (1872–1944), Chirurg, Klinikinhaber und Hochschullehrer[1]
  • Adolphe Hélière (1891–1910), Radrennfahrer
  • Patrick Schmidt (1907–1974), deutscher Beamter, Präsident des Statistischen Bundesamtes
  • Pierre Carron (1932–2022), Künstler
  • Marie-Andrée Morisset-Balier (* 1938), Organistin
  • Étienne Chicot (1949–2018), Schauspieler, Komponist und Drehbuchautor
  • Élisabeth Décultot (* 1968), Germanistin, Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin
  • David Belle (* 1973), Begründer des Parkour und Schauspieler
  • Justine Triet (* 1978), Filmregisseurin
  • David Martot (* 1981), Fußballspieler

Personen, die in Fécamp gewirkt haben:

  • Johannes von Fécamp, Theologe, 1028–1078 Abt der Abtei Fécamp

Ehrenbürger

  • Herbert Thomas King (1920–2001), Oberbürgermeister der Partnerstadt Rheinfelden (Baden)

Literatur

  • N. Bulst: Fécamps. In: Lexikon des Mittelalters. Band 4, Sp. 323–325.
  • Françoise Dumas: Le trésor de Fécamp et le monnayage en Francie Occidentale pendant la seconde moitié du Xe siècle Paris 1971

Trivia

Der Asteroid (6177) Fécamp wurde am 12. Januar 2017 nach der Stadt benannt.

Weblinks

Commons: Fécamp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Fécamp – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Barbara I. Tshisuaka: Gosset, Antoine Louis Charles Sébastien. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 504 f.

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0 Fécamp - Quai et Bd Bérigny - Église St-Etienne (1).JPG
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Fécamp (Seine-Maritime Frankreich), Pier Berigny, Berigny Boulevard und dem Stephanskirche.
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Alexandre Le Grand, Gründer des Palais Bénédictine
  • Datum: 19. Jahrhundert
  • Urheber: (mir) unbekannter Bildhauer
  • Urheber der Fotografie: selbst erstelltes Foto
  • Quelle: privates Fotoalbum des Urhebers der Fotografie
Palais Bénédictine 2017.jpg
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Das Kunstmuseum und die Destillerie Palais Bénédictine in Fécamp.
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blason de la commune de Fécamp, seine maritime, france : de sinople aux trois tentes d’argent ouvertes du champ, celle de la pointe plus haute, au chef cousu d’azur chargé d’un faucon essorant, tenant dans ses serres une corne d’abondance, d’où s’échappent des graines brochant sur le champ, le tout d’argent