Schwalbennestersuppe
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
In der westlichen Welt ist Schwalbennestersuppe wenig gefragt, da der Gedanke an den Verzehr von tierischem Speichel oftmals Ekelgefühle hervorruft. Logisch betrachtet erscheint dies sehr inkonsequent angesichts des weit verbreiteten Konsums von Honig, der bekanntlich nichts anderes ist als pflanzliches Drüsensekret, das von Bienen gefressen, vorverdaut und anschließend wieder ausgekotzt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Neben den namensgebenden Nestern besteht die Suppe aus konventionellen Bestandteilen wie Hühnerbrühe, Sojasprossen und gehackten Fledermausohren.
Die Nester selbst sind von pappiger Konsistenz und nahezu geschmacklos. Ihr Aroma erhält die Schwalbennestersuppe ausschließlich durch die übrigen Zutaten, wie z.B. Meisenknödeln als Einlage. Aus geschmacklichen Gesichtspunkten könnte man die Schwalbennestersuppe also auch ohne die Zugabe von Schwalbennestern zubereiten, allerdings wäre es dann ja keine Schwalbennestersuppe mehr. Die Nester erfüllen demnach eine Art rituelle Bedeutung als Statussymbol: Der Konsument kann durch den Verzehr beweisen es im Leben so weit gebracht zu haben, dass er sich für teures Geld Vogelspucke leisten kann, die zuvor irgendein armer Schlucker unter Einsatz seines Lebens von einer hohen Felswand klauben musste.
Herkunft der Nester
Die geernteten Nester werden in verschiedene Güteklassen eingeteilt, um ihre Reinheit zu beurteilen. Nester der Klasse A bestehen aus purem, unkontaminiertem Speichel. Sie sollten also möglichst durchsichtig sein. Idealerweise kann man sich darin spiegeln. Nester der Klasse B sind durch Federn, Nahrungsreste oder Nistmaterial verunreinigt. Nester der Klasse C enthalten darüber hinaus auch Kotstückchen. Obwohl man für eine Schwalbennestersuppe von hoher Qualität unbedingt auf Nester der Güteklasse A zurückgreifen sollte, hat sich auch für Nester der Klasse C in perverseren Kreisen der Gastronomie ein beträchtlicher Markt entwickelt. Regelmäßig auftauchende Gerüchte sprechen sogar von gelegentlichem Handel mit Nestern der Gemeinen Rauchschwalbe, die aus Schlamm und Kuhfladen bestehen und als inoffizielle Güteklasse Z angeboten werden.
Preisentwicklung
Schwalbennestersuppe wird zu hohen Preisen gehandelt. Dies hat verschiedene Gründe:
- Durch ihre abgeschiedene und unzugängliche Lage sind die Nester äußerst kompliziert zu beschaffen. Das von verschiedenen Spitzenköchen als neue Trendsportart angeregte „Schwalbennestersammeln“ konnte sich nie in ausreichendem Maße durchsetzen. So bleibt die Ernte weiterhin eine zeitaufwendige und kostenintensive Angelegenheit. Gelegentlich stirbt dabei auch mal jemand. Allerdings nie jemand von Bedeutung.
- Schwalbennestersuppe ist vornehmlich in China gefragt, wo die Salanganen und ihre Nistplätze blöderweise gar nicht vorkommen. Deshalb muss die begehrte Ware aufwendig aus Indonesien oder Kambodscha herübergekarrt werden.
- Dem legalen Schwalbennestergewerbe macht auch der Handel auf dem Schwarzmarkt zunehmend zu schaffen. Teilweise tauchen sogar gefälschte „Nester“ aus Sekundenkleber oder Krautsalat auf. Um diese Machenschaften zu unterbinden wurde vor einigen Jahren das „Shanghaier Schwalbennestersuppenabkommen“ verabschiedet, wodurch jeglicher illegaler Handel mit drakonischen Strafen bis hin zu Ohrenlangziehen belegt wird.
In den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts kam es auf dem Schwalbennestermarkt zu einer bemerkenswerten Spekulationsblase, in Folge derer der chinesische Kaiserpalast zeitweise nicht mehr wert war als viereinhalb Nester. Als die Blase schließlich platzte, verloren viele Spekulanten ihr in Schwalbennester angelegtes Vermögen und mussten anschließend in aus den Nestern zusammengebauten Behausungen wohnen.
Angebliche medizinische Wirkungen
So wie allen obskuren Substanzen aus der fernöstlichen Küche werden auch den Schwalbennestern zahlreiche Heilwirkungen unterstellt. Angeblich hilft der Konsum gegen Schweißfüße, Prostatakrebs, Verstopfung, Malaria, Impotenz, Denguefieber, Schluckauf, deutsche Hausmannskost, Schädelbrüche, Haarausfall auf dem Rücken, pathologische Dummheit und Aberglauben.
Siehe auch
- Maikäfersuppe