Primatfernsehen

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

Der Blick des Affens signalisiert: "Ich will Fernsehen, kein Internet!"

Wir schreiben das Jahr 2019, und das Privatfernsehen hat sich nach einer endlosen Odyssee des Kampfes gegen das durch tyrannische GEZ-Gebühren zwangsfinanzierte öffentlich-rechtliche Fernsehen endlich durchsetzen können. Bohlen, Raab und Konsorten haben ihren Weg auch in die letzten Wohnzimmer der Bundesrepublik Deutschland gefunden. Nur noch Marcel Reich-Ranicki und die drei 74-jährigen Bewohner einer Blinden-WG in Berlin-Kreuzberg haben sich der Macht der Privaten entzogen.

Das Privatfernsehen hatte also das Einnahmenmaximum erreicht, doch Stagnation war man in den Sendestudios von Garmisch-Partenkirchen bis Flensburg nicht gewohnt. Wie schon vor der totalen Machtergreifung im Medienmarkt sucht man fieberhaft nach weiteren Konsumentengruppen. Und da man die menschliche Rasse schon komplett kontaminiert hatte, mussten die nächstintelligenten Wesen herhalten – das Primatfernsehen war geboren.

Dabei stand dem neuen Fernsehen schon vor seiner Entstehung ein gewaltiges Hindernis entgegen. Zwar musste man das Niveau der meisten Fernsehsendungen kaum nach unten modifizieren und beim Betrachten des Dschungelcamps kamen bei vielen Exemplaren ungeahnte Heimatgefühle auf, doch sprachen wirtschaftliche Gründe gegen die Errichtung des Primatfernsehens.

Sofort neue Affengesetze und Primatfernsehen für alle!

Privatsender finanzieren sich ausschließlich durch Werbung. Diese hat bekanntlich den Sinn, ihren Betrachter zum Konsum zu motivieren. Bei den Affen schlug das fehl. Nicht, dass es nicht gelungen wäre, bei den Testaffen Bedürfnisse nach Waschmaschinen und PS-starken Autos zu erzeugen, nein, das war es nicht. Nur leben die meisten Primaten in Deutschland in Zoos, eingesperrt und daher zum Konsum unfähig. Man fand zwar anderswo auch Affen, allerdings waren die in ihrem Urwald von nächsten Waschmaschinen- oder Autohändler viel zu weit entfernt – oder – wenn man sie in Schweden in kunterbunten Villen antraf – zahlenmäßig nicht stark genug, um die Kosten für eine neue Redaktion zu rechtfertigen.

Es musste etwas unternommen werden. Und man tat etwas. N24 verlagerte seinen Schwerpunkt von der andauernden Berichterstattung über den zweiten Weltkrieg hin zu der miesen Qualität deutscher Zoos. Bei Oliver Geissen kamen nur noch angebliche ehemalige Tierpfleger zu Wort, die berichteten, wie unglaublich schlimm es den Tieren in den Tiergärten ging. In explosiv wurde gefragt, womit es die Tiere verdient hätten, eingesperrt zu werden, und da die Sendung ohne Promis einfach nicht auskommt, fanden sich prompt auch ein paar Selbstdarsteller, die sich für die Freilassung aller Zootiere einsetzten.

Und tatsächlich, es bildeten sich Gruppen bei Facebook, und nicht später demonstrierten Flashmobs vor den Zoos. Die Tiergärten wurden belagert und niemand mehr hinein gelassen. Immer mehr Organisationen bildeten sich, die meinten, Menschenrechte auch für Menschenaffen anwenden zu müssen. Als sie den Besitz eines funktionierenden Fernsehgerätes ebenfalls als Menschenrecht deklarierten, bekamen sie schlagartig sogar Gratis-Werbezeiten in den Privatsendern.

Irgendwann manifestierte sich einzig und alleine die Forderung nach einer Glotze für jeden Affen, und sie bekamen selbige. Seitdem verbringen die Affen jeden Tag damit, in eine Sperrholzkiste zu schauen. Damit haben sie sich wieder einen Schritt dem Menschen angepasst, oder um es positiver auszudrücken: Die Evolution ist abgeschlossen.

Das Programm besteht abwechselnd aus Diashows von Bananen, Werbung, von alten Dschungelcampfolgen, Werbung und vorbeilaufenden Passanten. Die können sie zwar sehen, wenn sie aus ihren Gitterstäben herausgucken, aber wenn es im Fernsehen ausgestrahlt wird, ist es viel realer und spannender. Finanziert wird das kostenaufwendige Programm übrigens durch Werbung. Die Fernseher sind nämlich so aufgestellt, dass jeder Besucher sie sehen kann, und damit die Werbung. So gelingt es den Fernsehsendern, die Menschen auch dann mit Werbung zu beschallen, wenn sie sich eigentlich durch einen Zoobesuch der medialen Allmacht der Television zu entziehen versuchen. Ende gut, alles gut!

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