Diverses:Mein Ebolahelfer-Tagebuch

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.


Monrovia, der Immobilenpreis ist hier komischerweise extrem niedrig

18. Oktober 2014 - Ankunft in Liberias Hauptstadt Monrovia, Tag 1 im Camp

Heute sind wir mit einem Flugzeug des Roten Kreuzes in Monrovia gelandet. Der Flug war ruhig, wir haben die meiste Zeit gepokert. Einer Krankenschwester aus den USA ging ziemlich schnell das Geld aus. Also musste sie ihren Schutzanzug als Einsatz bringen. Sie hat die Runde verloren und das hat ihr ganz und gar nicht gefallen. Naja, sie wird sich vermutlich eh nur kurz darüber ärgern können.
Wir landeten und waren überascht am Ende der Rollbahn lediglich weitere Ebolahelfer zu treffen, die uns mit ihren Fahrzeugen erwarteten. Keine Kontrollen oder ähnliches. Wir begannen die Hilfsgüter auf LKWs und unser persönliches Hab und Gut auf diese schicken Toyota-Pick-ups zu laden, die man sonst in Afrika nur mit Maschinenkanonen auf der Ladefläche zu sehen bekommt. Dann fuhr ein Konvoi aus bewaffneten Fahrzeugen aufs Flughafengelände, natürlich waren auch einige Toyota-Pick-ups mit Maschinenkanonen auf der Ladefläche dabei. Wir freuten uns schon. Eskorte zum Camp. Falsch gedacht. War nur das Begrüßungskommite einer örtlichen Miliz. Da wir Waren (Medikamente, Zelte, medizinische Geräte) im Wert von über 10000€ ins Land einführten, wurden Steuern fällig, wie uns der nette Herr mit der goldenen AK-47 freundlicherweise erklärte. Wir wollten da mal nicht widersprechen und händigten einen Teil unserer Güter aus. Man bedanke sich bei uns recht freundlich für die problemlose Kooperation und dann entfernte sich der Konvoi wieder, aber nicht ohne ein paar Salven auf den Tower des Flughafens abzufeuern. In Liberia ist der Name wohl Programm, jeder kann scheinbar tun und lassen was er will. Hätt ich das gewußte, dann wäre ich vor der Ebolaepidemie schonmal privat hergekommen.

Die Unterkunft war miserabel...
...aber die Toiletten haben das Ganze noch übertroffen

Nach einer mehrstündigen Irrfahrt durch Monrovia erreichten wir endlich das Camp am Rande der Stadt. Sah irgendwie nach Konzentrationslager aus. Überall Wachen, Stacheldraht und Menschen, die richtig Elend aussahen. Nur diesesmal ging es darum, Menschen, die in Lagern eingepfercht werden zu retten. Wir Deutschen lernen halt dazu. Unsere Unterkunft lag am Rand des Lagers. Extrem schäbige Hütte. Man sollte meinen wenn man in ein Land kommt und dort unter Einsatz seines Lebens versucht Menschen zu retten, dann würde man wenigstens ne anständige Unterkunft bekommen. Aber man versichterte uns, diese Baracke wäre absoluter Luxus. Sie verfüge über einen eigenen Stromgenerator und es wurde noch niemand in ihr ermordet. In Liberia gibts das wohl nicht oft. Also luden wir unser Gepäck ab und machten uns auf den Weg zur Einweisung. Mittlerweile war es schon Nachmittag und ich bekam langsam Hunger. Hunger, ein Gefühl, dass die armen Menschen hier nur zu gut kennen. Aber in Anbetracht der Ebolaepidemie haben die Menschen hier gerade andere Sorgen. Ebola hat also auch was gutes, nicht nur für die hungernden Menschen, sondern auch für mich. So ein Auslands-Hilfseinsatz macht sich gut im Lebenslauf. Lebenslauf...wenn ich daran denke; die meisten Menschen hier habe da wahrscheinlich lediglich ihr Geburtsdatum drin stehen. Wenn überhaupt, die Analphabeten-Rate hier dürfte hier etwa so hoch sein wie der Prozentsatz an pädophilen Priestern, irgendwas deutlich über 90%.

Wo war ich? Ah ja, das Briefing. Uns wurde eine Karte des Lagers und der Stadt ausgehändigt, es gab ne Sicherheitseinweisung, das Handbuch für den Arzt und dann die Dienstpläne. Dann war auch endlich Zeit fürs Abendessen. Allerdings erstmal für die Patienten. Die meisten hingen eh am Tropf, ging also recht fix. Dann gabs Abendessen für uns. Schmeckte irgendwie komisch. Ich hoffe doch mal der Holzofen mit dem gekocht wird ist nicht der gleiche, mit dem die Toten verbrannt werden. Nach dem Essen dann zurück in die Baracke und ein paar Stunden schlafen.
Die Nazis hätten ihren Spaß dran: Hurra, hurra, ein Nigger brennt

19.Oktober 2014 - Tag 2 im Ebolacamp
um 5.30Uhr klingelte der Wecker. Kurz was frühstücken und dann rein in den Schutzanzug. Schon nach 2 Minuten war es so brütend heiß darin. Warum konnte Ebola nicht in einer kälteren Region ausbrechen? Z.B. in Grönland. Am Vormittag war ich für Leichenverbrennung eingeteilt. Wie sich herausstellte war meine Befürchtung unbegründet. Der Ofen, in dem die Leichen verbrannt werden wird nur zur Zubereitung von Essen für ohnehin schon Infizierte verwendet. Wir kamen mit dem Verbrennen kaum hinterher. Ständig karrten LKWs neues Brennmaterial heran. Die Toten müssen verbrannt werden. Selbst die Leichen sind noch infektiös. Dieses Ebola ist schon ein kleines Arschloch. Aber wenigstens trifft es die dritte Welt. Nicht auszudenken, wenn ein wichtiges Land davon befallen werden würde. Irgendwann war dann Mittagspause. Viel konnte ich nicht essen. Mir graute schon vor der Arbeit am Nachmittag: Durch die Stadt fahren und Leichen einsammeln. Ich musste unweigerlich an Ritter der Kokosnuss denken: "Bringt eure Toten raus! Gebt mir eure Kaputten! Ich nehme sie in Zahlung. 3 Pens! Man kann sie wenden lassen! Sie werden wie neu!"
Ich finde selbst von einer so todernsten (höhöhö) Tätigkeit sollte man sich nicht runterziehen lassen. Also nach der Pause ab auf den LKW und rein in die Stadt. Dauerte nicht lange und der LKW war schon fast komplett gefüllt. Dann erregte ein makaberes Schauspiel unsere Aufmerksamkeit: Ein beinahe toter Infizierter lag mitten auf der Straße, in ein paar Metern Abstand eine Menschenmenge. Alle wedelten mit Geld. Der Grund wurde schnell klar. Hier wurden Wetten abgeschlossen, wie lange es der Infizierte auf der Straße noch machen würde. Wir gesellten uns dazu und setzen auch ein wenig Geld. Da kam ein Bewaffneter, gab dem Buchmacher Geld, sagte "20 Sekunden" und begann zu zählen, wie uns unser Dolmetscher mitteilte. Bei 20 schoß er dem armen Ebolakranken in den Kopf, nahm das ganze Geld vom Buchmacher und ging wortlos weiter. Soviel Grips hätte ich dem Typen gar nicht zugetraut. Aber uns wars recht. Naja, nur ein bisschen schade um das Geld. Wir luden die Leiche auf und brachten sie zur Verbrennung. So ging das den ganzen Nachmittag. Abends fiel ich total erschöpft ins Bett, wenn man das unbequeme Ding so nennen konnte.

20.Oktober 2014 - Tag 3 im Ebolacamp
Heute sollte ich den ganzen Tag im Camp bleiben und Patienten betreuen. Waschen, Schmerzmittel verabreichen, Essen und Trinken geben, Bettwäsche wechseln, usw. Ganz schön anstrengend. Aber ich wußte, worauf ich mich einlasse wenn ich herkomme, also will ich mich mal nicht beschweren. Ich ging also Zelt für Zelt ab und kümmerte mich so gut es ging um die Kranken. Dann kam ich an ein Zelt, das ein wenig abseits stand. Ich warf einen Blick hinein. Ein Tisch, ein Stuhl, und auf dem Tisch Zigaretten, Feuerzeuge und Handys. Auch Ebolahelfer brauchen mal ne Raucherpause und wollen mit ihren Familien telefonieren. Ich rauche eigentlich nicht, aber ich war so erledigt, ich streifte meinen Handschuh ab und stibitze mir ne Zigarette. Würde schon keinem auffallen. Ich rauchte sie heimlich ein wenig abseits und ging zurück zur Arbeit.

Die Stupidedia-Gesundheitsminister warnen:

Rauchen kann tödlich sein

Den ganzen Tag Patienten pflegen und einer sieht elender aus als der andere. Und es deprimiert schon ein wenig, wenn man sich so reinhängt und dann trotzdem über 90% abkratzen. Und diese ständige Hitze im Schutzanzug. Man kann sich nichtmal den Schweiß abwischen, der einem das Gesicht runterläuft. Trotz unserer Bemühungen durften wir wieder jede Menge Leichen aus den Zelten schaffen. Da fällt mir ein: Was treibt eigentlich die Krankenschwester, die ihren Anzug beim Pokern verloren hat? Naja, ich werds schon erfahren, wenn sie sich ansteckt. Wie auch immer, auch dieser lange, harte Arbeitstag ging irgendwann zu Ende. Während des Abendessens unterhielt ich mich mit ein paar Kollegen. Wir beschlossen in die Mitarbeiter-Kneipe zu gehen, dort würde heute irgendeine Vorstellung stattfinden. Nur ein Kollege meinte er kommt etwas später, er müsse noch die Habseligkeiten der Verstorbenen einsammeln und zum Verbrennen bringen. Deren Habseligkeiten würden etwas abseits der Behandlungszelte in separaten Zelten aufbewahrt. Da ist mir irgendwie die Lust auf Unterhaltung in der Kneipe vergangen...

Finger weg, geheim!

LiebesTagebuch.svg

Die geheimen Tagebücher eines reisenden Kameltreibers   ·   Die Suche nach meiner Traumfrau   ·   Ein Tag im Leben eines Hauptschullehrers   ·   Gregs Tagebuch   ·   Hitler-Tagebücher   ·   Memoiren eines Südkoreaners   ·   Reise durch die Kolonien   ·   Reisetagebuch von Christoph Columbus   ·   Tagebuch des Adam   ·   Tagebuch Dieter Bohlens   ·   Tagebuch eines Ebolahelfers   ·   Tagebuch eines Bundesheerrekruten   ·   Tagebuch einer Wolke   ·   Tagebuch einer Fressmaschine   ·   Tagebuch eines Archäologen   ·   Tagebuch eines Afghanistanreisenden   ·   Tagebuch eines Halbmetallers   ·   Tagebuch eines Hoppers   ·   Tagebuch eines Kranken   ·   Tagebuch eines Mopses   ·   Tagebuch eines Nazis   ·   Tagebuch eines Nordkoreaners   ·   Tagebucheintrag eines Obdachlosen   ·   Tagebuch eines obdachlosen Kriegsveteranen (1946)   ·   Tagebuch eines schwedischen Schülers   ·   Tagebuch eines Tagebuchlesers   ·   Tagebuch eines Vampirs   Tagebuch eines YouTubers   Urlaubstagebuch 2011 

kritzel, kritzel...