Von der Britischen Militärregierung genehmigte Wappen in Schleswig-Holstein

Nach dem Zweiten Weltkrieg durften die Gemeinden in der Britischen Besatzungszone, die über kein eigenes Wappen verfügten, die bis dahin verwendeten Dienstsiegel mit nationalsozialistischem Reichsadler und Hakenkreuz im Eichenkranz nicht mehr benutzen. Auch die Verwendung des preußischen Adlers und anderer an das Deutsche Kaiserreich erinnernde Symbole war unerwünscht.

Der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein empfahl daher im Januar 1946 die Annahme von Siegeln mit örtlichen Symbolen. Die Genehmigung behielt sich die Britische Militärregierung vor. Sie erfolgte formlos, d. h. ohne Blasonierung und historische Begründung. Diese Bildsiegel folgten meisten nicht den strengen heraldischen Regeln, sodass man im eigentlichen Sinne auch nicht von Wappen sprechen kann, obwohl sie durch den Schild die äußere Form aufweisen und wohl auch als solche gedacht waren.

Es ist nach heutigen Erkenntnissen davon auszugehen, dass die meisten Gemeinden - je nach regionaler Lage - das Holsteiner Nesselblatt oder die Schleswiger Löwen als Motiv gewählt haben, bevor sie ab April 1947 - nach Schaffung der juristischen Voraussetzungen - dazu übergegangen sind, das Landeswappen Schleswig-Holsteins als Symbol zu wählen. Dennoch sind auch individuelle Siegel in Gebrauch gewesen. Die genaue Zahl lässt sich aber heute nicht mehr feststellen.

In den 1990er Jahren führte das Landesarchiv Schleswig-Holstein eine Umfrage bei den Kreisverwaltungen durch, um festzustellen, welche Gemeinden noch von der Britischen Militärregierung genehmigte Wappen bzw. Bildsiegel verwenden, die dem Landesarchiv nicht bekannt sind. Dabei wurde festgestellt, dass es sich um die Gemeinden Bosau, Malente, Ratekau und Steinfeld sowie Bekdorf, Huje, Kleve, Krummendiek, Moorhusen, Oldendorf und Willenscharen handelt. Die Wappen der vier erst genannten Gemeinden waren heraldisch weitestgehend korrekt und konnten mit Blasonierung und historischer Begründung in die Kommunale Wappenrolle beim Landesarchiv eingetragen werden.

Die Bildsiegel der sieben letztgenannten Gemeinden - alle im Kreis Steinburg gelegen - sind heraldisch nicht beschreibbar. Auch ist heute nicht klar, ob die Tingierung die Ursprüngliche war, oder ob diese nachträglich hinzugefügt bzw. geändert wurde. Auch diese „Wappen“ wurden in die Wappenrolle aufgenommen, aber ohne Abbildung, Blasonierung und historische Begründung und mit dem Hinweis, dass es sich nicht um Wappen im eigentlichen Sinne, sondern um Bildsiegel handelt.

Literatur

Martin Reißmann: Die Wappen der Kreise, Ämter, Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein / bearb. von Martin Reißmann unter Mitw. von Uta Heß. Husum 1997 (Veröffentlichungen der Schleswig-Holsteinischen Landesarchivs; 49). ISBN 3-88042-815-8; S. 379 ff.

Weblink

Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein

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Krummendiek Siegel.png
Siegel der Gemeinde Krummendiek im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein
Krummendiek-Wappen.png
Wappen der Gemeinde Krummendiek im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.
Oldendorf-Steinburg Wappen.png
Wappen der Gemeinde Oldendorf im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.
Willenscharen Siegel.png
Siegel der Gemeinde Willenscharen im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein
Steinfeld-Wappen.png
Wappen der Gemeinde Steinfeld im Kreis Schleswig-Flensburg
Blasonierung: Geteilt. Oben in Blau drei goldene Ähren nebeneinander, unten in Gold zwei schwarze Steine über einer golden verzierten schwarzen Urne.
Huje-Wappen.png
Wappen der Gemeinde Huje im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.
Kleve (IZ) Siegel.png
Siegel der Gemeinde Kleve im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein
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Wappen der Gemeinde Kleve im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.
Wappen Ratekau.png
Wappen der Gemeinde Ratekau im Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Über blauem Schildfuß, darin eine goldene Garbe, in Gold rechts eine grüne Eiche, an der unten ein silberner Stein lehnt, links eine eintürmige silberne Kirche mit roten Dächern; darüber zwei auswärts geneigte schwarze Ähren.
Malente Wappen.png
Wappen der Gemeinde Malente im Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Von Silber und Rot schräg geteilt. Vorn fünf blaue Wellen, hinten ein perspektivisch gezeichnetes, aus der Teilung hervorkommendes schwarzes oberschlächtiges Mühlrad.
Moorhusen Wappen.png
Wappen der Gemeinde Moorhusen im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.
Bekdorf-Wappen.png
Wappen der Gemeinde Bekdorf im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.

Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.

Beschreibung gem. Hauptsatzung: Das Wappen der Gemeinde Bekdorf zeigt auf silbernen Grund drei Bauernhäuser, schwarz und rot, im blauen Wasser ein silbernes Nesselblatt, darüber eine grüne Deichkante.
Huje Siegel.png
Siegel der Gemeinde Huje im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein
Moorhusen (IZ) Siegel.png
Siegel der Gemeinde Moorhusen im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein
Bosau Wappen.png
Wappen der Gemeinde Bosau im Kreis Ostholstein, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Gespalten. Vorn in Blau ein liegender silberner stilisierter Adlerkopf am Spalt mit dem Schnabel nach oben, hinten in Rot ein aufgerichteter goldener Löwe.
Willenscharen Wappen.png
Wappen der Gemeinde Willenscharen im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein.
Blasonierung: Heraldisch nicht beschreibbar.
Oldendorf (IZ) Siegel.png
Siegel der Gemeinde Oldendorf im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein
Bekdorf Siegel.png
Siegel der Gemeinde Bekdorf im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein