Koptische Schrift

Koptische Schrift
SchrifttypAlphabet
SprachenKoptische Sprachen: Sahidisch, Bohairisch, Fayyumisch, Achmimisch, Subachmimisch
Verwendungszeitab 2. Jh. n. Chr., ab dem 7. Jh. vom Arabischen verdrängt. Heute noch verwendet für sakrale Zwecke in der Koptischen Kirche.
Verwendet inÄgypten, Nubien
Offiziell inÄgypten
AbstammungProtosinaitische Schrift
 → Phönizische Schrift
  → Griechisches Alphabet
   → Koptische Schrift
Abgeleitetealtnubische Schrift
BesonderheitenHat 8 Buchstaben mehr als das griechische Alphabet
Coptic.jpg
Koptische Inschrift aus dem 3. Jahrhundert
Mudil Psalter.jpg
Psalter von al-Mudil, 4./5. Jahrhundert

Die koptische Schrift ist eine Alphabetschrift, die seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. für die koptische Sprache verwendet wird und aus dem griechischen Alphabet hergeleitet ist. Die Form der Buchstaben weicht teilweise vom Griechischen ab, außerdem wurde die koptische Schrift um 8 Zeichen demotischen Ursprungs erweitert. Diese Zeichen wurden benötigt, um die mit dem griechischen Alphabet nicht darstellbaren Laute [ʃ], [f], [x], [h], [tš], [kʲ] sowie die Lautkombination [ti] zu schreiben. Im Gegensatz zum Demotischen konnten so erstmals in der Verschriftlichung des Ägyptischen auch Vokale geschrieben werden, was für die Erforschung der ägyptischen Vorgängersprachen von Bedeutung wurde. Insgesamt enthält das koptische Alphabet 32 Buchstaben.

Geschichte der Schrift

Verwandtschaft von Koptisch und Hieroglyphen

Seit der Eroberung Ägyptens 332–331 v. Chr. unter Alexander und der anschließenden ptolemäischen Herrschaft unterlag Ägypten einer intensiven Hellenisierung. So wurde Griechisch Verwaltungssprache. Kenntnisse der griechischen Sprache und Literatur und des griechischen Alphabets waren dadurch mit der Zeit weit verbreitet. Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurden in Ägypten einige Texte auf Mittelägyptisch oder Demotisch in der griechischen Schrift verfasst, die als altkoptische Schrift bekannt ist. Sie enthält demotische Zusatzbuchstaben für bestimmte, dem Griechischen fremde Laute. Die ersten Texte sind vor allem magische Texte wie der Papyrus BM 10808.

Seit der Christianisierung Ägyptens im 3./4. Jahrhundert wurden die älteren ägyptischen Schriften, also die Hieroglyphen, das Hieratische und die demotische Schrift vollständig aufgegeben; die in Ägypten lebenden Christen verfassten ägyptische Texte nun in einer modifizierten Form der griechischen Schrift, die nun als koptische Schrift bezeichnet wird.

Seit das Koptische als Umgangssprache vom Arabischen verdrängt wurde, ist die koptische Schrift nur noch in der Koptischen Kirche für liturgische Zwecke in Verwendung. Da eine Kenntnis des Koptischen nur noch in Ausnahmefällen vorhanden ist, sind die liturgischen Bücher als Bilinguen in Koptisch und Arabisch verfasst.[1] Ein Mönch schrieb im 14. Jahrhundert die wohl letzte Originaldichtung dieser inklusive ihrer Vorstufen zeitlich am längsten genutzten Sprache der Menschheit im sahidischen Dialekt.[2]

Seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. wurde das im heutigen Sudan gesprochene Altnubisch mit der altnubischen Schrift geschrieben, die aus der koptischen Schrift abgeleitet ist.

Das Schriftsystem und die Buchstaben

Im Gegensatz zu den zuvor für die Verschriftlichung des Ägyptischen angewandten Systemen ist die koptische Schrift eine Lautschrift, die Vokale und Konsonanten gleichermaßen berücksichtigt. Je nach Dialekt gibt es dabei etwa 30 Buchstaben; in der Regel stellt ein Buchstabe der koptischen Schrift ein Phonem dar, hierzu gibt es jedoch einige Ausnahmen. th, ph, kh, ks, ps undϯ ti sind in den meisten Dialekten Monogramme, die jeweils eine Folge zweier Phoneme repräsentieren. Umgekehrt können /y/ plene alsⲉⲓ und /w/ alsⲟⲩ geschrieben werden. Das Phonem /ʔ/ besitzt keinen korrespondierenden Buchstaben. Teilweise ist die koptische Schrift an den Phonen anstelle der Phoneme ausgerichtet, so wird /nō/ [nu] alsⲛⲟⲩ (nu) geschrieben. Außerdem konnten Konsonanten mit einem Supralinearstrich markiert werden, wenn sie silbisch standen.

Die folgende Liste gibt einen Überblick über das gesamte koptische Alphabet mit der lateinischen Transkription, den entsprechenden Phonemen und der rekonstruierten Aussprache. Dabei weichen die angegebenen Phoneme teilweise dialektabhängig ab; die rekonstruierte Aussprache bezieht sich nur auf genuin koptische Wörter, während die Aussprache bei griechischen Wörtern teilweise abwich. Näheres zur in der letzten Spalte angedeuteten Darstellung von Zahlen findet sich im Artikel Koptische Zahlen.

ZeichenNameÜbersetzungEntsprechendes PhonemRekonstruierter LautwertZahlwert
BildUnicode
Coptic Alpha-min.svg,alpʰaa/a/[a]1
Copte b.png,bētab/b/[β]2
Copte g.png,gammag/g/, /k/[g]3
Copte d.png,daldad/d/, /t/[d]4
Copte e.png,eie/e/[e]5
Copte soou.png,sou(6)
Copte z.png,zētaz/s/, /z/[z]7
Copte ee.png,ētaē/eː/[eː]8
Coptic Theta-min.svg,tʰēta/th/, /tʰ/[tʰ]9
Copte i.png,iōtai/j/[i], [j]10
Copte k.png,kappak/k/[k]20
Copte l.png,laulal/l/[l]30
Copte m.png,m/m/[m]40
Coptic Ne-min.svg,n/n/[n]50
Copte ks.png,kˢi/ks/[ks]60
Coptic Ou-min.svg,ouo/o/[o]70
Coptic Pi-min.svg,pip/p/[p]80
Copte r.png,r/r/[r]100
Copte s.png,sēmmas/s/[s]200
Coptic Tau-min.svg,taut/t/[t]300
Copte u.png,heu/w/[u], [w]400
Coptic Phi-min.svg,pʰi/ph/, /pʰ/[pʰ]500
Copte kh.png,kʰi/kh/, /kʰ/[kʰ]600
Coptic Pxi-min.svg,pˢi/ps/[ps]700
Coptic O-min.svg,ōō/oː/[oː]800
Coptic Sai-min.svgϢ,ϣšaiš/ʃ/[ʃ]
Copte f.pngϤ,ϥfaif/f/[f]90
Copte x.pngϦ,ϧḫai/x/[x]
Copte h.pngϨ,ϩhorih/h/[h]
Copte dj.pngϪ,ϫḏanḏiač, ḏ, j/t͡ʃ/[t͡ʃ]
Copte tsh.pngϬ,ϭčimač, kʲ/kʲ/[kʲ]
Copte ti.pngϮ,ϯtiti/ti/[ti]
Coptic Ro-bar.svg,pˢis ənše900

Koptisch in Unicode

Unicode kodiert die koptische Schrift im Unicode-Block Koptisch, Unicode-Block Griechisch und Koptisch und die hauptsächlich im Bohairischen verwendeten speziellen Zahlzeichen unter Unicodeblock Koptische Zahlzeichen.

Literatur

  • Wolfgang Kosack: Lehrbuch des Koptischen. Teil I: Koptische Grammatik. Teil II: Koptische Lesestücke. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1974, ISBN 3-201-00889-3.
  • Joachim Friedrich Quack: How the Coptic Script came about. In: Eitan Grossman, Peter Dils, Tonio Sebastian Richter, Wolfgang Schenkel (Hrsg.): Greek Influence on Egyptian-Coptic: Contact-Induced Change in an Ancient African Language. DDGLC Working Papers 1 (= Lingua Aegyptia. Studia Monographica. Band 17). Widmaier, Hamburg 2017, ISBN 978-3-943955-17-0, S. 27–96 (PDF).
  • Wolfgang Kosack: Koptisches Handlexikon des Bohairischen. Koptisch – Deutsch – Arabisch. Verlag Christoph Brunner, Basel 2013, ISBN 978-3-9524018-9-7.
  • Jan Quaegebeur: De la préhistoire de l’écriture copte. In: Orientalia lovaniensia analecta, 13, 1982, S. 125–136.
  • Rodolphe Kasser: Alphabet in Coptic, Greek, Alphabets, Coptic, Alphabets, Old Coptic. In: Aziz S. Atiya (Hrsg.): The Coptic Encyclopedia. Macmillan Publishing Company, New York 1991, Band 8, S. 30–45.

Weblinks

Commons: Coptic inscriptions – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siegfried G. Richter: Das koptische Ägypten. Schätze im Schatten der Pharaonen. Mit Fotos von Jo Bischof. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8053-5211-6, S. 98–102.
  2. Das Triadon. Ein sahidisches Lehrgedicht des 14. Jahrhunderts. Übersetzt von Peter Nagel (= Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Wissenschaftliche Beiträge, Reihe K: Byzantinistische Beiträge. Band 7). Abteilung Wissenschaftspublizistik der Martin-Luther-Universität, Halle (Saale) 1983, DNB 850819342.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Coptic Alpha-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Alpha (minuscule)
Copte l.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte m.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte k.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic O-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic O (minuscule)
Koptisch hiero.png
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: PD-Schöpfungshöhe

Koptische Schrift und ägyptische Hieroglyphen im Vergleich

Coptic Pxi-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Pxi (minuscule)
Coptic Sai-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Sai (minuscule)
Copte u.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte x.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic Phi-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Phi (minuscule)
Copte h.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte s.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte g.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte z.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Mudil Psalter.jpg
The Mudil Psalter was discovered in the Coptic cemetery of Al-Mudil in Middle Egypt in 1984. It is the earliest complete psalter in the Coptic language.
Coptic Ne-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Ne (minuscule)
Copte ks.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte ti.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte soou.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic Theta-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Theta (minuscule)
Copte f.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic Tau-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Tau (minuscule)
Coptic Pi-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Pi (minuscule)
Copte i.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte dj.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte e.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte d.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte r.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic Ou-min.svg
(c) Afanous, CC BY-SA 3.0
Coptic Ou (minuscule)
Copte tsh.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte b.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Copte ee.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic Ro-bar.svg
Autor/Urheber: Afanous, vectorized by Ipankonin, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Coptic symbol
Copte kh.png
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0