Ba Jin

Ba Jin, 1938

Ba Jin (chinesisch 巴金, Pinyin Bā Jīn; * 25. November 1904 in Chengdu, Sichuan; † 17. Oktober 2005 in Shanghai) war ein chinesischer Schriftsteller, Romancier, Essayist, Publizist, Übersetzer und Anarchist.

Leben

Ba Jin gilt als einer der wichtigsten und meistgelesenen chinesischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er schrieb hauptsächlich Romane. Sein eigentlicher Name war Li Yaotang (李堯棠 / 李尧棠, Lǐ Yáotáng) bzw. Li Feigan (李芾甘, auch Liu Fangan). Ba Jin wählte sein Pseudonym aus der Zusammensetzung der Namen der russischen Anarchisten Bakunin (枯宁) und Kropotkin (克鲁泡特), die er, wie Emma Goldman verehrte. Er stammt aus einer reichen und mächtigen Scholaren-Familie und betätigte sich nach Besuch einer Fremdsprachenschule als Übersetzer russischer und anderer fremdsprachiger Dichter. Zeitweise studierte er in Shanghai und ab 1926 in Frankreich. Sein literarisches Schaffen begann in den 1920er Jahren. Er betätigte sich auch als Herausgeber literarischer Periodika und Publikationen und übertrug ausländische Literatur mit Hilfe von Esperanto-Übersetzungen ins Chinesische.

Während des japanisch-chinesischen Krieges war er zusammen mit Mao Dun und Liu Baiyu an antijapanischer Propaganda beteiligt. Nach 1949 gehörte er dem Volkskongress an. Während der Kulturrevolution wurde er als Konterrevolutionär angesehen und dann 1977 rehabilitiert.

Ba Jin war ein Verfechter der Plansprache Esperanto.

Sein literarisches Werk wurde vom französischen und russischen Roman, insbesondere Tschechow, Turgenew und Émile Zola, beeinflusst. Seine Romane drücken starke Emotionen aus, während er sich nach eigenem Bekunden nie um die handwerkliche Seite seiner Schriftstellerei gekümmert hat. Seine frühen Werke sind geprägt von starker Subjektivität und Romantik, während in seinen späteren Werken ein kritisch-realistischer Zug erscheint.

Ab 1980 war Ba Jin Vorsitzender des chinesischen PEN. In den 1980er Jahren war er auch Vorsitzender des chinesischen Esperanto-Bundes (Ĉina Esperanto-Ligo). Seit den 1990er Jahren war er schwer an Parkinson-Krankheit und Krebs erkrankt.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua würdigte Ba Jin als „einen der größten kulturellen Meister des modernen Chinas“.

Der Asteroid (8315) Bajin, den chinesische Wissenschaftler entdeckten, wurde 1999 nach Ba Jin benannt.[1] 1985 wurde er als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[2]

Ba Jin starb 2005 wenige Wochen vor seinem 101. Geburtstag.

Werke (Auswahl)

  • 《灭亡》 (Mièwáng, Untergang, 1929)
  • 《爱情》 (Àiqíng, Liebe, Romantrilogie, 1936)
  1. 《雾》 (Wù, Nebel)
  2. 《雨》 (Yǔ, Regen)
  3. 《电》 (Diàn, Blitz)
  • 《激流》 (Jīliú, Heftige Strömung, Romantrilogie 1940),
  1. 《家》 (Jiā, Die Familie)
  2. 《春》 (Chūn, Frühling)
  3. 《秋》 (Qiū, Herbst)
  • 《火》 (Huǒ, Feuer, 1940–1945)

In westliche Sprachen übersetzte Werke

  • Garten der Ruhe (qì yuán 《憩园》), übersetzt von Joseph Kalmer. Carl Hanser Verlag, München 1954.
  • Ward Four: A Novel of Wartime China. ISBN 0-8351-2646-3.
  • Kalte Nächte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-03329-8.
  • Die Familie, übersetzt von Florian Reissinger auf der Grundlage der 31. chinesischen Auflage im März 1949 im Kaiming-Verlag, Shanghai. Oberbaumverlag, Berlin 1980, ISBN 3-933314-38-0.
    • als Suhrkamp Taschenbuch, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-37647-0.
  • Sha Ding. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1981, ISBN 3-518-01725-X.
  • Herbst im Frühling. Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 2005, ISBN 7-119-03625-4.
  • Krankenzimmer Nr. 4 (Dìsì Bìngshì 《第四病室》), übersetzt von Alexander Saechtig. Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing, 2009, ISBN 978-7-119-06017-0.

Weblinks

Commons: Ba Jin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Minor Planet Circ. 35491
  2. Honorary Members: (Pa Chin) Ba Jin. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 4. März 2019.

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