Ohrlöffelstachelinge

Ohrlöffelstachelinge

Auriscalpium vulgare, die Typusart der Gattung

Systematik
Unterabteilung:Agaricomycotina
Klasse:Agaricomycetes
Unterklasse:unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung:Täublingsartige (Russulales)
Familie:Ohrlöffelstachelingsverwandte (Auriscalpiaceae)
Gattung:Ohrlöffelstachelinge
Wissenschaftlicher Name
Auriscalpium
Gray 1821

Die Ohrlöffelstachelinge (Auriscalpium) sind die Typgattung der Familie der Ohrlöffelstachelingsverwandten (Auriscalpiaceae). Die Pilze haben kleine, braunsamtige Hüte mit einem stacheligen (hydnoiden) Hymenophor und einem mehr oder weniger seitlich ansetzenden Stiel. Die Sporen sind amyloid und warzig bis stachelig ornamentiert. Der Ohrlöffel-Stacheling (Auriscalpium vulgareS.F. Gray) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art und zugleich die Typusart der Gattung. Der Pilz wächst auf Koniferenzapfen. Die Bezeichnung der Pilze geht zurück auf Lateinisch auriscalpium, eine linsenförmige Spachtel, die früher unter anderem zur Ohrreinigung benutzt wurde.[1]

Merkmale

Makromerkmale

Die Fruchtkörper sind in Hut und einen mehr oder weniger seitlich ansitzenden Stiel gegliedert. Der nierenförmige Hut ist 7–20 mm breit und gewölbt bis flach. Die stumpfbraune, mehr oder weniger glatte Oberseite ist trocken und zottig bis filzig-samtig behaart. Das Hymenophor ist wie beim Semmel-Stoppelpilz stachelig (hydnoid). Die Stachel sind weißlich, matt braun oder grau. Der unberingte Stiel misst 20–140 × 1–3 mm. Der Pilz hat ein zähes Fleisch (Kontext) und ein weißes bis cremefarbenes Sporenpulver.[2][3][4]

Mikromerkmale

Die ellipsoiden, amyloiden Sporen sind warzig oder stachelig ornamentiert und nicht cyanophil. Sie sind etwas dickwandig und messen 4,5–5,5 × 3,5–4,5 µm. Die Basidien sind 4-sporig und haben an ihrem basalen Ende Schnallen. Auch Zystiden sind vorhanden. Das Hyphensystem ist dimitisch. Es sind Skeletthyphen und 3–5 µm breite, gloeoplere Hyphen vorhanden, die als keulige oder spitze Gloeozystiden bis ins Hymenium hineinragen. Die Huthaut (Pileipellis) ist ein Trichoderm oder ein Konioderm. Die Hymenophoraltrama ist regelmäßig.[2][3][4]

Ökologie und Verbreitung

In Mitteleuropa kommt nur eine Art Auriscalpium vulgare vor, die saprobiontisch auf Nadelholz, beziehungsweise auf vergrabenen Nadelzapfen wächst. Arten, die in Neuseeland, Südamerika oder Asien vorkommen, können auch Laubholz zersetzen. Weltweit gibt es etwa 16 Arten.[5][6][4]

Systematik

1821 trennte Gray die Gattung Auriscalpium von der Gattung Hydnum ab, zu der Linné die Arten 1753 wegen ihres stacheligen Hymenophors gestellt hatte.[7]

Minimum Evolution-Stammbaum von Auriscalpium . Auriscalpium ist nah verwandt mit Gloiodon und Dentipratulum. Der Stammbaum wurde mit dem MEGA 5.10-Programm erstellt. Alle rDNA-Sequenzen stammen von der GenBank. Der Bootstraptest wurde mit 1000 Wiederholungen durchgeführt. Alle weiteren Informationen werden in der Bildbeschreibung angegeben.

Die Gattung ist phylogenetisch sowohl mit der Gattung Gloiodon, deren Arten effus-reflexe Fruchtkörper besitzen, als auch mit der monotypischen Gattung Dentipratulum verwandt, die ebenfalls hydnoide, aber gesellig wachsende Fruchtkörper hat.[2][8][9]

Quellen

Einzelnachweise

  1. D. Chabard (Hrsg.): Medizin im gallisch-römischen Altertum. La médecine dans l’antiquité romaine et gauloise. Exposition par le Museum d’histoire naturelle et le Musée Rolin dans le cadre du Bimillénaire de la Ville d’Autun. Musée d’Histoire Nauturelle, Ville d’Autun 1985 / Stadt Ingelheim/Rhein 1986, S. 31.
  2. a b c A. Bernicchia und S.P. Gorjón: Fungi Europaei - Corticiaceae s. l. Band 12, 2010, S. 160 (online).
  3. a b Maas Geesteranus: Hydnaceous fungi of the eastern old world. In: Verhandelingen Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Afdeling Natuurkunde. Vol.: 60, 1971, S. 277 (online).
  4. a b c Jens H. Petersen & Thomas Læssøe: About genus Earpick Fungus (Auriscalpium). In: MycoKey. Abgerufen am 22. Februar 2013 (englisch).
  5. Indexfungorum Search. In: indexfungorum.org. Abgerufen am 20. April 2013.
  6. Auriscalpium. Gray, Nat. Arr. Brit. Pl. (London) 1: 650 (1821). In: MycoBank.org. International Mycological Association, abgerufen am 19. Februar 2013 (englisch).
  7. Samuel Frederick Gray: A natural arrangement of British plants. according to their relations to each other as pointed out by Jussieu, De Candolle, Brown. Hrsg.: F. Bataille, Besançon. Vol 1. London 1821, S. 650 (englisch, online).
  8. Ellen und Karl-Henrik Larsson: Phylogenetic relationships of russuloid basidiomycetes with emphasis on aphyllophoralean taxa. In: The Mycological Society of America (Hrsg.): Mycologia,. Vol.: 95, Nr. 6. Lawrence 2003, S. 1037–1065. (online).
  9. Auriscalpium. Gray, Nat. Arr. Brit. Pl. (London) 1: 650 (1821). In: CABI databases: speciesfungorum.org. Abgerufen am 20. Februar 2013.
Commons: Ohrlöffelstachelinge (Auriscalpium) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Auriscalpium vulgare 230840.jpg
Autor/Urheber: Alan Rockefeller, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Fruit bodies of the fungus Auriscalpium vulgare. Specimen found in Nevado de Toluca, Mexico, Mexico.
Gloiodon.svg
Autor/Urheber: User:Thkgk, Lizenz: CC0

Figure. Evolutionary relationships of Gloiodon (Minimum Evolution-Tree)

The evolutionary history was inferred using the Minimum Evolution method. The optimal tree with the sum of branch length = 0.30938192 is shown. The percentage of replicate trees in which the associated taxa clustered together in the bootstrap test (1000 replicates) are shown next to the branches. The tree is drawn to scale, with branch lengths in the same units as those of the evolutionary distances used to infer the phylogenetic tree. The evolutionary distances were computed using the Maximum Composite Likelihood method and are in the units of the number of base substitutions per site. The ME tree was searched using the Close-Neighbor-Interchange (CNI) algorithm at a search level of 2. The Neighbor-joining algorithm was used to generate the initial tree. The analysis involved 21 nucleotide sequences. All positions with less than 95% site coverage were eliminated. That is, fewer than 5% alignment gaps, missing data, and ambiguous bases were allowed at any position. There were a total of 878 positions in the final dataset. Phylogenetic and molecular evolutionary analyses were conducted using MEGA version 5 (Tamura, Peterson, Peterson, Stecher, Nei, and Kumar 2011). All sequences were obtained from the Genbank and were aligned by the Muscle algorithm with standard settings.
List of the GenBank Sequences.