Spiegelwelten:Hinterweltprogramm
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
Das Hinterweltprogramm ist ein Forschungsprojekt des Vereinigten Königreichs Hinterwald zur Erforschung des so genannten K-Raums. Ziel ist es einerseits, die Wechselwirkungen zwischen realer Welt und den literarischen Parasitendimensionen zu erforschen, andererseits dient es dazu, eine Menge Leute zu beschäftigen, die unter anderen Umständen zuviel Freizeit hätten, die sie mit Bombenbau, oder schlimmer noch, Versuchen zur Herstellung von Tiramisu verbringen könnten. Das Hinterweltprogramm wurde daher von Großkanzler Solon Winckelzug auch aus sozialpolitischen Erwägungen heraus gestartet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Paraphysikalische Grundlagen
- 2 Verlauf
- 2.1 10. 02. 2011 - Regierung startet Hinterweltprogramm
- 2.2 16. 02. 2011 - Die Expedition beginnt
- 2.3 25. 02. 2011 - Erste Expedition geglückt: zu viele mögliche Schlagzeilen
- 2.4 26. 02. 2011: Experimentalliterarischer Forschungstrakt geht in Flammen auf!
- 2.5 27. 02. 2011: Pressekonferenz zur Zukunft des Hinterweltprogramms
- 3 08. 03. 2011: Hinterwelt 2.0 - Hinterwald legt sich eine Kolonie zu
Paraphysikalische Grundlagen
Allgemeines
Das Hinterweltprogramm beruht auf einem der simpelsten und zugleich verkanntesten physikalischen Pfeiler, dem Wie-jeder-weiß-Prinzip: Jeder weiß über die Wirkung einer Sache ziemlich gut Bescheid und hat auch so seine Vermutungen über die Ursache. Gerade der Charakter als Allgemeingut verhindert nun aber gerade, dass die offensichtliche Ursache auch als solche benannt würde - sie erscheint schlichtweg als zu einfach. Direkte Folge dieser Situation ist die Schaffung von Universitäten, deren zentrale Funktion darin besteht, für naheliegende Dinge möglichst abwegige Begründungen zu finden, die sich dem Verständnis der Allgemeinheit entziehen. Dieser Vorgang wird als Fortschritt bezeichnet. Lediglich die ausgereiftesten Gesellschaften kommen irgendwann wieder darauf zurück, dem Wie-jeder-weiß wieder Vertrauen zu schenken und es einfach zu benutzen - die Ergebnisse sind in den meisten Fällen mehr als verblüffend.
Anwendung im Hinterweltprogramm
Wie jeder weiß und meist schon am eigenen Leib erlebt hat, enthalten die meisten Bücher eine eigene Welt, die nur selten mit der des jeweiligen Lesers identisch ist. Schon nach wenigen Seiten, ja, manchmal nur Zeilen formt sich im Bild des Lesers ein Bild dieser Welt, obwohl die aufgenommene Informationsmenge den spezifischen Detailreichtum nicht hervorgerufen haben kann – dafür ist sie einfach zu gering. Diesen Umstand halten die meisten Forscher für einen tollen Beweis der menschlichen Vorstellungskraft und einen noch viel tolleren Beweis dafür, dass wir zu Recht die Welt beherrschen. Im Grunde belegt es aber nur, wie egozentrisch Forscher sind, beziehungsweise deren einzigartige Eigenschaft, aus offensichtlichen Dingen hanebüchenen Unsinn zusammenzuspinnen.
Die Diskrepanz zwischen aufgenommener Informationsmenge und Detailliertheit des entstandenen Bildes resultiert lediglich aus der Tatsache, das es den meisten Lesern gelingt, beim Rezipieren von Literatur zwischen den Zeilen hindurch einen Blick auf die dahinter liegende Welt zu erhaschen, ein Blick, der ihnen jedoch unbewusst bleibt, da sie vom vordergründigen Prozess der Schriftzeichenentschlüsselung in Atem gehalten werden.
Fast jedes Buch enthält ein solches literarisches Parasitenuniversum, das an unser eigenes angeheftet ist wie die Zecke an den Hund – und zwar mit derselben Funktion: Literarische Kleindimensionen weisen ein permanentes energetisches Defizit auf, das sie aus anderen, selbstständigen Universen heraus ausgleichen müssen – dieser Prozess wird hierzulande schlicht Lesen genannt und mehr oder weniger freiwillig vollzogen. Aus diesem Mechanismus heraus erklärt sich auch die Unbeliebtheit der meisten Schullektüren: Bei diesen handelt es sich um besonders gierige Parasitenwelten, die dem Leser erstaunliche Energiemengen entziehen, woraus sich die Erschöpfung und der Widerwille erklären, das betreffende Buch je wieder in die Hand zu nehmen.
Verlauf
10. 02. 2011 - Regierung startet Hinterweltprogramm
Itz, Hinterwald. Noch euphorisiert von der Entdeckung der Reichsflugscheibe haben herausragende Köpfe der in Itz versammelten Forschergemeinde des Vereinigten Königreiches (Körpergröße über 1,65 m) in einem heute vorgelegten Forschungsbericht einen Teil der noch immer offenen Frage beantworten können: Was geschah mit Quadratl? Das etwa einmonatige Verschwinden der Stadt (Schlimme Zeiten berichtete) sowie die Flucht der Hinterwalder in den K-Raum vor dem damals drohenden Dimensionscrash warf im Rückblick immer wieder die Frage auf:
Den ersten Lösungsansatz für diese Frage fanden die Forscher per Zufall beim Ausmisten einiger Büros in einem abgelegenen Trakt der Universität Itz. Zwischen Pizzaresten aus dem frühen 19. Jahrhundert, verrotzten Taschentüchern und einigen noch weit unappetitlicheren Dingen fand sich Pimminella Zychtigongs Meisterwerk Backebackekuchen mit Herrn Ente und Frau Karpfen – ein ob seiner Betulichkeit seit Jahrzehnten indiziertes Kinderbuch. Darin ist von einer Welt die Rede, die aus einem riesigen See besteht, dessen Herren ein paar Enten sind, die sich erstaunlich gut mit den Fischen unter ihrem Hintern verstehen. Zusammen erleben sie allerlei wenig kindgerechte Abenteuer (kein Blut), bei denen Kekse mit Fischaroma eine entscheidende Rolle einnehmen.
Dieser Fund wäre sicherlich wie all der andere Unrat in die Tonne gewandert, wenn nicht Großkanzler Winckelzug davon berichtet hätte, dass Quadratl fast einen Monat in einer Dimension zugebracht habe, die von Enten beherrscht werde und in der die Kekse nach Fisch schmeckten. Elektrisiert von dieser Kombination schlossen die Forscher das Kinderbuch an ein K-Raum-Generator an, und es gelang ihnen, ein Portal zu öffnen. Der eilig angereiste Solon Winckelzug rief, kaum dass er einen Blick auf die andere Seite geworfen hatte: „Das ist doch der Mistkerl, der seinen vermaledeiten Entendarm auf meine Schuhe entleert hat!“ Daraufhin stürmte er los, um ein Jagdgewehr zu besorgen. Die verdutzten Forscher sahen den betreffenden Ganter auf der anderen Seite irritiert davonfliegen.
Damit fällt aber auf das Was des K-Raumes endlich ein bescheidenes Licht der Erkenntnis. Es handelt sich bei diesem um kleinere Interdimensionen, die gewissermaßen zwischen den dominanteren Hauptdimensionen eingequetscht sind – und dies ganz wörtlich: Aus Perspektive der Hauptdimensionsbewohner befinden sie sich zwischen zwei Buchdeckeln. Die Raumverhältnisse der Hauptdimension gelten jedoch nicht für das Innere der Interdimension, im Gegenteil, diese kann je nach Beschaffenheit des jeweiligen literarisch induzierten Kosmos von der Größe einer Stadt bis zu nahezu unendlichen Ausdehnungen belaufen. In jedem Fall handelt es sich aber um reduziertere Welten, die keinesfalls die Komplexität von Hauptdimensionen wie beispielsweise der Spiegelwelt aufweisen.
Noch ungeklärt ist allerdings, in welches Buch die Hinterwalder im Rahmen der Evakuierung im Zuge des Dimensionscrashs flohen. Sicher ist nur: es war nicht Ding bzw. Vermutlich-Ding. Unklar ist auch, ob die Interdimensionen durch das Herumschreiben in ihren Trägern (d. h. den Büchern) beeinflusst werden, was mit den Interdimensionen geschieht, wenn das Werk vernichtet wird, ob im Interraum vorgenommene Veränderungen sich auf den in der Hauptdimension zu lesenden Text auswirken und so weiter – ein ganzer Berg von ungeklärten Fragen türmt sich vor den Forschern auf.
Angesichts dieser Situation gründete Großkanzler Winckelzug das so genannte Hinterweltprogramm zur Erforschung des K-Raumes. Zwar schien es, als ginge es ihm vorrangig darum, den renitenten Ganter zur Strecke zu bringen, jedoch schien er sich der Tragweite des Programms durchaus bewusst zu sein:
„ | Ohne jetzt des Federkleid dieser blöden Ente schon vorzeitig verteilen zu wollen, sieht es doch so aus: Auf der Spiegelwelt interessiert sich niemand groß für Literatur, da sind wir eigentlich die einzigen. Auch vom K-Raum haben die anderen keinen blassen Schimmer – es dürfte also niemanden jucken, wenn wir mal schauen, was die literarischen Interdimensionen so alles zu bieten haben, denn anscheinend kann man Sachen aus ihnen mitbringen – eine nette Nebenerwerbsquelle für Rohstoffe und den ganzen Quatsch, Freizeitdomizil, was auch immer. Irgendwas werden diese Hinterwelten schon zu bieten haben. Wir werden einfach mal eine Art Forschungsstation in irgendeiner Landschaftsbeschreibung einrichten und ein bisschen herumprobieren – mal sehen, was dabei herauskommt. | “ | Solon Winckelzug |
16. 02. 2011 - Die Expedition beginnt
Itz, Hinterwald. Das vor kurzem von Großkanzler Winckelzug persönlich in die Wege geleitete Hinterweltprogramm wird morgen seinen vorläufigen Höhepunkt mit einer ersten Expedition in die unendlichen Weiten des K-Raums finden.
Einer offiziellen Mitteilung der Universitätsleitung zufolge wird sich ein Team aus Experimentalphilologen und Großwildjägern morgen über ein stabilisiertes K-Raumportal in die literarische Interdimension von Pimminella Zychtigongs Backebackekuchen mit Herrn Ente und Frau Karpfen begeben – eben jenes Werk, in dem Quadratl mehrere Wochen lang eingeschlossen war. Ziel ist es, dem dringenden Wunsch des Großkanzlers nachzukommen, den verbrecherischen Ganter zu finden und zur Strecke zu bringen, der die Schuhe des Regierungschefs beschmutzte.
Mit der beabsichtigten Liquidierung des Verbrechers können zugleich die Auswirkungen einer von außen initiierten Veränderung einer solchen literarischen Zwischendimension studiert werden. Die Annahme der federführenden Experimentalphilologen ist nämlich, dass eine Veränderung des „Inhalts“ von „innen“ auf den Textkorpus zurückwirkt – soll heißen: hat das Team Erfolg müsste sich der Wortlaut in Frau Zychtigongs Buch verändern.
Der Leiter der Expedition, Chaim MacSinister, bezeichnete die Bedingungen dieses Werkes als ideal: da es sich um ein indiziertes Werk handle, befänden sich die meisten Exemplare einschließlich des Manuskripts in Gewahrsam. Man könne also ganz genau studieren, wie sich die Wechselwirkungen zwischen realer Welt und literarischer Parasitendimension gestalteten. Sollten die Versuche erfolgreich sein, wolle man in das Manuskript des Textes – das ja als Grundlage der Interdimension zu gelten habe – einige Absätze einfügen, in denen beispielsweise eine Inselkette mit einigen netten, unterwerfungswilligen Ureinwohnern beschrieben werde, die sich nichts sehnlicher wünschten, als zum Vereinigten Königreich Hinterwald zu gehören und jedem Hinterwalder ein Sortiment billigen Muschelschmucks zu schenken.
25. 02. 2011 - Erste Expedition geglückt: zu viele mögliche Schlagzeilen
Itz, Hinterwald. Nach mehr als einer Woche im K-Raum kehrte am heutigen Abend die erste wissenschaftliche Expedition wohlbehalten zurück in die reale Welt - und konnte Erfolge vermelden: Der Ganter, der dem Großkanzler einst so schnöde auf die Schuhe schiss, ist schmückt nunmehr nur noch einen Teller. Solon Winckelzug hierzu: "Ausgezeichnet, wenn auch etwas zäh!"
Den Forschern gelang es jedoch nicht nur, das vogelfreie Flugvieh zur Strecke zu bringen, sondern auch eine Reihe wichtiger Erkenntnisse über das Wesen der literarischen Parasitendimension zu sammeln, in die sie vorgestoßen waren. In einem kurzen Bericht an die Universitätsleitung (unter 300 Seiten) stellten sie folgende Punkte als wesentlich heraus:
- Das Innere von Büchern entspricht den physikalischen Gegebenheiten, die der Text vorgibt, der in der übergeordneten Heimatdimension lesbar ist. So wussten die Forscher, dass es im untersuchten Werk keine Erwähnung von festem Untergrund gibt, sondern stets nur ein See undefinierter Größe beschrieben wird. In der K-Raum-Realität hat zur Folge, dass es tatsächlich nur diesen See gibt - allerdings in unendlicher Ausdehnung und in weit höherer Detailschärfe, als das Werk selbst vermuten lässt. Einer der Teilnehmer der Expedition meinte dazu:
„ | Nach drei Tagen in diesem kleinen Boot auf diesem abartig großen See konnte ich keine Seerosen mehr sehen. Anfangs glaubte ich an eine permanente Wiederholung des immer wieder gleichen Grünzeugs, aber wir mussten feststellen, dass jede Rose für sich einzigartig war, obwohl das im Buch selbst so nicht beschrieben wird. | “ | Anonymer Forscher |
- Wird die hinter dem Text eines Buches liegende Dimension betreten, erscheint man dort nach der beschriebenen Handlung. Eventuelle Aktivitäten im K-Raum wirken daher nicht auf den zugrundeliegenden Text zurück. Diese Erkenntnis kam den Expeditionsteilnehmern schockartig in dem Moment, als sich die Schrotkugeln in den gesuchten Ganter bohrten. Im Grunde war ihnen zwar klar gewesen, dass es sich bei diesem um einen der Protagonisten des Buches handelte, allerdings hatte niemand einen Gedanken daran verschwendet, was geschehen wüde, wenn man diesen in Jenseits befördern würde. In den Sekunden, in denen der Getroffene einen kläglichen Laut ausstoßend zu Boden sank, wurde den Forschern klar, dass sie rein theoretisch Gefahr liefen, au ewig im K-Raum eingeschlossen zu werden - allerdings war dies nicht der Fall. Ein mitgeführtes Exemplar des Textes zeigte trotz des Protagonistentodes keinerlei Veränderungen, was ein hörbares Aufatmen zur Folge hatte.
- Das Innere von Büchern lässt sich durch Veränderungen in der Erstschrift des zugrunde liegenden Textes beeinflussen, allerdings muss es sich um das Erstmanuskript desselben handeln – die bloße Druckkopie reicht nicht aus. Noch während der Rückkehr in die reale Welt begannen die Forscher mit Versuchen der Textveränderung, weil sie sich auf dem endlosen See gründlich verfahren hatten und nun einen Wegweiser zum Ausgangspunkt in das Werk hineinschreiben wollten. Es misslang. Allerdings begann man auf der anderen Seite des K-Raumportals fast zeitgleich damit, an Textveränderungen zu arbeiten, weil man genau diese Verlaufen befürchtete. Auch hier zeigte sich, dass eine Veränderung des Textes keine spürbaren Folgen hatte. Als man allerdings begann, das ursprüngliche Manuskript um Wegweiser zum Ort des Portals zu bereichern, erschienen diese ohne Verzögerung.
- Dinge und Personen können zwischen Haupt- und Parasitendimensionen hin- und herwechseln, allerdings muss die energetische Bilanz gewahrt bleiben: für alles, was hinausgeht, muss auch etwas hineingehen. Diese Erkenntnis traf die Forscher wie viele Erkenntnisse allgemein schlagartig erst, als es schon zu spät war. So bemerkten die in Itz verbliebenen Forscher eine eigenartige Destabilisation des K-Raumportals in dem Moment, als die Expedition samt Boot und kistenweise sinnloser Ausrüstung durch das Portal hindurchgegangen war - im selben Moment schwappte eine durchaus umfängliche Wassermenge aus dem Portal, deren spezifisches Gewicht - so die anschließende Vermutung - ziemlich genau dem der in den K-Raum eingetretenen Gruppe samt Ausrüstung entsprach. Das Flackern des Portals ließ erst nach, als die Woge abebbte. Bei der Rückkehr war man entsprechend vorbereitet: Vermittels einer in den K-Raum hineinreichenden Wasserleitung pumpte man sofort Wasser auf die andere Seite, als die Forschergruppe zurückkehrte. Das Flackern des Portals währte so nur wenige Augenblicke und blieb weit schwächer als beim ersten durchschreiten. Die Theoriebegeisterten unter den Gelehrten formulierten aus dieser Beobachtung den Allgemeinen K-Raum-Energieerhaltungssatz, der lautet: Die Bilanz muss stimmen.
Wir haben ein Problem. Diese letzte Erkenntnis stellt eine direkte Ableitung aus den bisherigen Beobachtungen und Feststellungen dar und wurde leider nicht in den Forschungsbericht aufgenommen. Die Nüchterneren unter den Forschern gaben nämlich zu bedenken, dass vor nicht allzu langer Zeit fast fünf Millionen Hinterwalder durch diverse K-Raumportale marschiert seien, wobei aber - wie sich nun langsam herausstelle - nicht alle den Weg zurück gefunden hätten. Folglich müsse es auf der Spiegelwelt zumindest noch einige wenige Dinge geben, die aus einer literarischen Parasitendimension stammten. Man könne, so die Bedenkenträger, nur hoffen, dass es sich auch nur um Wasser handele. Ihre Sorgen gingen allerdings in der allgemeinen Euphorie ein wenig unter.
Nur wenige Stunden nach der Rückkehr erschien Großkanzler Solon Winckelzug im Experimentalliterarischen Forschungstrakt der Universität Itz, beglückwünschte die Expeditionsteilnehmer, pappte jedem einen massiven Orden an die Brust und ließ sich den ihm zu Ehren zubereiteten Ganter schmecken. Noch während des Essens umriss er die weitere Vorgehensweise: Die Forscher erhielten den Auftrag, in Pimminella Zychtigongs Manuskript eine kleine Insel hineinzuschreiben, auf der man eine Forschungsstation einrichten könne - ein Ansinnen, das von den Forschern begeistert aufgegriffen wurde, woraufhin sich Winckelzug zu einer gewagten These verstieg, die unmittelbar von einem Donnergrollen aus dem Himmel beantwortet wurde:
„ | Gegen uns können derzeit sogar die Götter einpacken. Bei uns gibt's nicht nur Schokolade und ein bisschen dümmliche Hierarchie, sondern eine ganze Neue Welt. Vielleicht sollten gewisse Leute ein wechseln der Gebetsadresse in Erwägung ziehen. | “ | Solon Winckelzug |
26. 02. 2011: Experimentalliterarischer Forschungstrakt geht in Flammen auf!
Itz, Hinterwald. Aus bislang noch völlig ungeklärter Ursache ging heute am späten Nachmittag der Experimentalliterarische Forschungstrakt der Universität Itz in Flammen auf. Die wenigen anwesenden Forscher (immerhin ist heute Sabbath) konnten sich zwar aus dem Gebäude retten, doch steht das gestern noch so umjubelte Hinterweltprogramm damit vor dem Aus. Ob außer den Forschern überhaupt etwas den Flammen entkommen ist, werden wohl erst die nächsten Stunden zeigen.
- 16:20 Ein Bekennerschreiben geht im Verwaltungstrakt der Universität ein. Darin bekennt sich ein gewisser HERR, der in den letzten Wochen eher international aktiv war, indirekt dazu, das Feuer gelegt zu haben. Die Itzer Polizei erklärte ziemlich gelangweilt, man werde Ermittlungen aufnehmen und vor allem die Echtheit des Schreibens sehr genau prüfen. Derzeit, so sickert durch, stehen vor allem einige Studenten unter Verdacht, die heimlich im Forschungstrakt geraucht haben sollen.
- 16:30 Die Itzer Feuerwehr erklärt, dass sie den Brand vorerst eingedämmt hat - was allerdings nur bedeutet, dass er nicht mehr auf andere Gebäude übergreifen kann. Der Forschungstrakt selbst steht weiterhin lichterloh in Flammen.
- 18:30 Wie die Feuerwehr vor wenigen Minuten bekanntgab, ist der Brand nun gelöscht. Die Forscher begannen sofort damit, in den noch rauchenden Trümmern nach Resten des Hinterweltprogramms zu suchen. Die Aussichten sind allerdings mehr als schlecht; das Feuer hat den Trakt derart gründlich eingeebnet, dass es außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit steht, dass hier noch Bücher, geschweige den ein K-Raumportal gefunden werden. Solon Winckelzug kündigte zu diesem Thema und den ersten Gefechten im Kommunistischen Krieg für den späten Abend eine Rede bei Schlimme Zeiten an.
- 22:00 Die wie besessene Wühlmäuse in den Trümmern grabenden Wissenschaftler sind unter dicken Ascheschichten und verkohlten Balken auf ein kleines Wunder gestoßen: Das K-Raumportal zu Pimminella Zychtigongs Backebackekuchen mit Herrn Ente und Frau Karpfen. Obwohl die raumkrümmenden Bücherstapel vollständig verbrannt sind, die das Portal eigentlich offenhielten, existiert das Portal nachwievor. Doch nicht nur dies ist überraschend, sondern auch die Tatsache, dass die literarische Paralleldimension trotz offensichtlicher Vernichtung des zugrundeliegenden Manuskripts trotzdem noch exitiert. Die Universitätsleitung hat für den morgigen Vormittag eine Konferenz zu dieser Sache angekündigt, zu der sich auch Großkanzler Winckelzug selbst eingeladen hat - wir dürfen gespannt sein.
27. 02. 2011: Pressekonferenz zur Zukunft des Hinterweltprogramms
Aula der Universität Itz, Hinterwald, 14:00 Uhr Ortszeit. Nachdem gestern das Hinterweltprogramm unverhofft und kurz vor dem Durchbruch Opfer der Flammen wurde, hat die Universitätsleitung heute eine groß angelegte Konferenz anberaumt, um alle damit in Verbindung stehenden Fragen zumindest auf den Tisch zu legen – ob es zur Klärung kommt, ist eine andere Geschichte. Durch das Programm begleitet Sie unser Kommentator Chaim Windbeutel.
Vorgeplänkel
Meine sehr verehrten Damen und Herren, einen guten Tag wünsche ich Ihnen hier aus der Aula der Universität Itz. Wie ich sehe, sind die Reihen bereits gut gefüllt – es hat sich ja auch einiges an Prominenz angekündigt. Neben der Chefredakteurin von Schlimme Zeiten, Frau Sara Thilozin und dem Heereschef Esra Lynchhausen hat auch der Großkanzler sein Kommen zugesagt... besser: er hat darauf bestanden, eingeladen zu werden. Eigenlich wollte er heute zur Jagd hinüber in die ustbekische Wildnis, aber diese Sache schien ihm dann doch wichtiger – vielleicht kann er auch hier das eine oder andere erlegen, hahahaha… ähm, ja. Nun scheint die Chose zu beginnen, denn gerade sehe ich, wie sich der Großkanzler an den Sicherheitsleuten vorbeiquetscht, die ihn offensichtlich nicht in den Saal lassen wollen...
Winckelzug: ...deshalb zum letzten Mal: Schieb deinen Hintern zur Seite, ich bin der verdammte Großkanzler dieses Landes… Ausweis?! Du fragt mich nach einem Ausweis? Junge, wenn in meinem Ausweis "Großkanzler" stünde, fände sich bei dir der Hinweis "Vollidiot"! Was denn für ein Ausweis?! Wir sind in Hinterwald, da gibt es so etwas nicht... Woher stammst du?... Dachte ich’s mir doch… manchmal frage ich wirklich, wie das Franzoséland es bei soviel Käferzählerei soweit hat bringen können. So und jetzt mach Platz!
Winckelzug schiebt sich an dem unsicher gewordenen Saalordner vorbei und steuert zielsicher in Richtung Podium und wundert sich scheinbar daüber, dass der Platz in der Mitte schon von Rektor der Universität besetzt ist, der zugleich auch Winckelzugs Nachfolger in diesem Amt ist. Offensichtlich ist es eine ungewohnte Situation für den Großkanzler, diesmal nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
Ja, meine Damen und Herren, es scheint da noch einiges an Verwirrung zu geben, aber jetzt setzt sich Großkanzler Solon Winckelzug neben Sara Thilozin. Beide scheinen sich recht gut zu verstehen... eigentlich ungewöhnlich für einen Regierungschef und die Leiterin der außerparlamantarischen Presseopposition, hahahaha... ähm, ja - vielleicht liegt es ja am Fußball. So, und nun scheint die Konferenz endlich zu beginnen, der Itzer Rektor Itzach Uforst ergreift das Wort.
Rektor Itzach Uforst steht Rede und Antwort
Uforst: Tja, willkommen allerseits. Die Vorrede können Sie sich nachher bei meiner studentischen Hilfskraft abholen, deren Namen ich leider vergessen habe. Liegt wohl am Alter. Aber sie ist jung, blond und wunderschön, sollte also nicht schwerfallen, sie zu finden. Wie gesagt, das Alter - da rennt einem die Zeit davon, deshalb heute keine einleitenden Worte, Sie wissen, worum es...
Thilozin: Wissen wir, deshalb die Frage: Ist das Hinterweltprogramm am Ende?
Uforst: Nein, wir...
Thilozin: Werden Sie jetzt gläubig?
Uforst: Nein, wieso sollte ich?
Thilozin: Ich stelle hier die Fragen, Rektor. Das Hinterweltprogramm wurde von einem Herrn HERR eingeäschert. Da wäre ein bisschen Glaube doch wohl angebracht.
Uforst: Nein. Wir haben Vor Ausbruch des Brandes ein Bekennerschreiben erhalten, in dem ein gewisser Herr HERR die Verantwortung für das Ereignis übernimmt - angeblich, weil unser über alles geschätzter Großkanzler ihm ein bisschen auf die Füße getreten ist. Dieser Herr HERR nimmt für sich eine Art göttlichen Status in Anspruch, verbunden mit einer Art Richterrolle. Ich bin Wissenschaftler, meine Damen und Herren, mit irgendwelchem Religionsgequatsche kann ich nichts anfangen und werde mich auf Diskussionen in diese Reichtung auch nicht einlassen. Allerdings muss ich Ihnen mitteilen, dass ich den Verdacht habe, dass wir selbst am Auftauchen dieses HERRN Schuld sind...
Thilozin: Das müssen Sie erklären.
Uforst: Wie Sie sich vielleicht erinnern, haben wir vor wenigen Monaten unsere gesame Bevölkerung - mich eingeschlossen - in den K-Raum evakuiert, um der Bedrohung durch den Crash der Dimensionen zu entgehen. Wie wir jetzt festgestellt haben, gibt es ein labiles Gleichgewicht zwischen unserer Hauptdimension und der untergeordneten literarischen Parasitendimension, das sich...
Thilozin: Komm zur Sache, Itzach!
Uforst: Jaja, schon gut. Also, wir haben fünf Millionen Menschen in irgendeine literarische Parasitendimension geschafft, ohne genau zu wissen, wo diese liegt oder was genau sie ist. Für alles, was hineingeht, muss etwas hinausgehen... und nicht alle Leute sind zurückgekommen. Noch heute vermissen wir knapp 500 Leute, die in Treberan durch ein Portal gegangen sind, dass sich nach dem Crash nicht mehr öffnen ließ. Irgendetwas aus einer literarischen Dimension ist immer noch hier auf der Spiegelwelt, und ich habe den dringenden Verdacht, dass es sich bei Herrn HERR um so etwas handelt. Wer weiß, welches religiöse Buch wir da aus Versehen geöffnet haben.
Betretenes Schweigen erfüllt den ganzen Saal. Auch der Moderator such noch nach Worten, doch Sara Thilozin findet diese schneller als er.
Thilozin: Itzach, soll das etwa heißen, wir haben aus Versehen einen Gott auf die Spiegelwelt geholt, der jetzt mit aller Macht verhindern will, dass wir ihn wieder in das Buch einsperren, aus dem er gekommen ist?
Uforst (nach kurzem Zögern): Ja, ziemlich genau das will ich damit sagen.
Thilozin: Und weiter? Wie sollen wir gegen einen Gott angehen? Haben wir da nicht schon verloren? Wir können ihn weder in sein Buch zurückbringen noch wissen wir, was das überhaupt für ein Typ ist.
Uforst: Neinneinnein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es sich erade nicht um einen Gott handelt, sondern um eine literarische Figur. Und alle literarischen Figuren haben das Problem der Eindimensionalität: Sie haben nur die Charakterzüge und Fähigkeiten, die ihnen per Schrift zu gesprochen werden. Und da ist unser Ansatzpunkt...
Thilozin: Und wenn - einfach mal angenommen - dieser Herr HERR als allmächtig, allwissend und was weiß ich nicht noch alles beschrieben wird?
Uforst: Dann hätte er sich kaum dazu herabgelassen, nur unseren Forschungstrakt anzuzünden. Ich habe mir die Aktionen dieses HERRN in den letzten Tagen angesehen: Von "allwissend" und "allmächtig" kann nicht die Rede sein... Natürlich, die Wasserbrücke vor Luxusburg ist beeindruckend, aber ein Allmächtiger müsste sich nicht solche Mühe machen, er hätte wohl einfach den Meeresboden abgesenkt.
Thilozin: Was schlagen Sie also vor, Rektor?
Uforst: Tja, ich denke, wir sollten einfach weitermachen...
Unruhe kommt im Publikum auf, Großkanzler Winckelzug hat sich erhoben und steuert zielsicher das Podium an.
Großkanzler Winckelzug ergreift das Wort
Meine Damen und Herren, scheinbar steht uns eine weitere Rede des Großkanzlers bevor. Er ist jetzt auf dem Podium angekommen und wechselt einige vertrauliche Worte mit Itzach Uforst, der in diesem Moment zustimmend nickt. Mal sehen, was der Großkanzler zu sagen hat.
Winckelzug: Guten Tag, meine Damen und Herren! Bin ich auch bis in die letzten Reihen zu verstehen? (Zustimmendes Gemurmel) Ja? Gut. Ich habe mich kurz mit dem geschätzten Kollegen Uforst beraten, und kann Ihnen nun mitteilen, dass das Hinterweltprogramm nicht nur fortgesetzt, sondern auch intensiviert wird. Allerdings wird es nach dieser Konferenz einer gewissen Geheimhaltung unterliegen. Wir haben nämlich festgestellt, dass dieser HERR auch bloß die Nachrichten liest - soviel zum Thema Allmacht. Ich werde Ihnen also nur den groben Rahmen dessen darlegen können - alles weitere folgt im stillen Kämmerlein. Also, noch einmal für die Geschichtsbücher:
„ | Wir lassen uns von einem aus einem Buch ausgebüchsten Möchtegern-Gott nicht in die Knie zwingen, nur weil er entdeckt hat, wie man Streichhölzer benutzt. | “ | Solon Winckelzug |
Eine vielstimmiger Chor erfüllt die Aula der von "Meine Fresse, soetwas dämliches" bis zu "Das musste endlich mal gesagt werden" reicht.
Aufruhr im Saal. Großkanzler Winckelzug scheint jedoch damit gerechnet zu haben, denn er wartet gelassen darauf, dass sich sein Publikum wieder beruhigt. Das scheint nun auch Wirkung zu zeigen, denn die meisten Zuhörer setzen sich wieder.
Winckelzug: Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, eine Art Waffenstillstand mit diesem Herrn HERR zu schließen. Wir verzichten auf eine Suche nach dem Buch, aus dem er stammt, dafür mischt er sich nicht mehr in unser Hinterweltprogramm ein. Das ist mein Angebot. Doch egal, wie die Antwort auch ausfällt, wir werden weitermachen. Nochmal für die Geschichtsbücher:
„ | Wir werden weitermachen, komme was da wolle. | “ | Solon Winckelzug |
So, und nun zum Hinterweltprogramm. Wir machen nicht nur weiter, wir setzen auch noch einen drau. Wir können an Pimminella Zychtigongs Buch nicht weiterforschen? Dann eben nicht. Dann nehmen wir eben ein anderes. Und damit wir nicht mit irgendwelchen Autoren ins Gehege kommen, die hernach noch klagen oder uns anderweitig auf die Nerven gehen, schreiben wir ein komplett neues Buch, das sich einzig und allein der Erforschung des K-Raums dient. Ich hab da auch schon eine Idee:
Ich kenne aus meiner Studentenzeit noch drei gute Jungs, die heute Schriftsteller sind. Mit Literatur kennen die sich aus. Lassen wir sie zusammenkommen und ein ganz spezielles Buch schreiben, Thema: Der fünfte Staat im Vereinigten Königreich. Ja, meine Damen und Herren: Legen wir uns eine literarische Erweiterung unseres Staatsgebietes zu, eine literarische Kolonie, wenn Sie so wollen, ein Dominion - was auch immer.
Natürlich sollte das Ganze uns auch ein bisschen die Taschen füllen, immerhin sind wir offiziell immer noch pleite und der aktuelle Krieg kostet eine Menge Geld. Ein reiches Land also, am besten ohne Grenzen zu irgendetwas anderem, eine Insel mitten im Meer. Das spart uns schon einmal die Grenzsicherung. Das Land sollte durchaus wohlhabend sein und ohne Murren Steuern an das Vereinigte Königreich abführen - ganz anders als unsere aktuelle Bevölkerung. Schön wäre auch, wenn es sich um ein nettes Land handelte. Man mag vom Tourismus halten was man will, aber er bringt eine Menge Geld. Und wer würde nicht gern in seinem Lieblingsroman Urlaub machen? Also: Die drei Autoren sollten alle Bestseller mit einbauen - aber zugleich das Niveau wahren, immerhin wollen wir das Land behalten.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Wir brauchen natürlich eine Art Sicherung. Ich möchte nicht plötzlich eine Horde zorniger literarischer Figuren auf der Matte stehen haben, die ihre Freiheit oder soetwas von uns verlangen. Im Text muss verankert sein, dass sie voll und ganz Teil Hinterwalds sind, und nie, ich betone: nie, versuchen werden, sich selbstständig zu machen.
Ich habe vollstes Vertrauen in die drei Herren, die ich aus offensichtlichen Gründen hier nicht nennen werde: Wenn dieser HERR tatsächlich nur Nachrichten hört, um dann irgendetwas anzuzünden, werde ich ihm nicht die Adressen seiner nächsten Opfer nennen. Wenn er aber tatsächlich allmächtig sein sollte, ist es sowieso egal, dann weiß er schon jetzt alles. Mein Angebot an ihn steht jedenfalls, und unsere Richtung ist auch klar: Wir machen weiter und erweitern unser Staatsgebiet in den K-Raum hinein. Meine Damen und Herren, verehrter Rektor, vielen Dank.
Im Saal herrscht Schweigen, meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist regelrecht unheimlich.
Manöverkritik und Diskussion
Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben es gehört: Großkanzler Winckelzug möchte nicht nur weitermachen, sondern noch einen draufsetzen... wahrscheinlich fragen sich alle gerade, was Hinterwald eigentlich mit einem fünften Landesteil anfangen soll - und vor allem: Was wird dieser HERR dazu sagen. Oh, ich sehe gerade, wie Sara Thilozin sich erhebt, um etwas zu sagen. Alle Blicken richten sich nun gespannt auf sie.
Thilozin: So, Großkanzler...
Die Spannung steigt. Unerträglich, finden Sie nicht auch?
Thilozin: ...Sie haben uns das ja alles sehr schön dargelegt,...
Unerträglich.
Thilozin: ...dieser ganze schöne Plan mit dem neuen Land und so,...
Ohoh, was wird denn jetzt kommen?
Thilozin: ...und ihr Plan, wie Sie Herrn HERR zur Vernunft bringen wollen,...
Thilozin macht es aber auch spannend, meine Damen und Herren. Sie hat eine rhetorische Pause eingelegt und sieht sich im Saal um. Jetzt, jetzt endlich wendet sie sich wieder dem unmenschlich ruhig dastehenden Großkanzler zu. Meine Güte, den scheint das gar nicht zu berühren.
Thilozin: ...all das haben Sie sehr wortreich dargelegt,...
Ohoh.
Thilozin: ...doch eine Sache wirft bei mir Fragen auf:
Das war's. Winckelzug ist seinen Job los. Wenn Thilozin schon so anfängt, war's das endgültig. Winckelzug ist weg, aus und vorbei. Ende.
Thilozin:...Warum in Barthommeds Namen leiten Sie das erst jetzt in die Wege. Eine literarische Kolonie? Warum haben wir nicht schon längst eine? Nun aber flinke Hufe, meine Herren, ich möchte meinen Jahresurlaub gern dort verbringen!
Meine Güte, tosender Applaus im Saal, tosend, meine Damen und Herren. Wer hätte damit noch gerechnet! Damit ist die Sache entschieden, denn gegen Thilozin das Wort zu erheben traut sich hier ganz sicher niemand. Die nächsten Tage versprechen spannend zu werden: Wird das Experiment gelingen? Wir der HERR wieder eingreifen? Wir halten Sie in jedem Fall auf dem Laufenden, ich verabschiede mich von Ihnen und gebe damit zurück ins Studio.
08. 03. 2011: Hinterwelt 2.0 - Hinterwald legt sich eine Kolonie zu
Itz, Hinterwald, , Der Parameter „APK“ ist der Vorlage unbekannt!. Wie vor wenigen Minuten bekannt wurde, gelang es dem von Großkanzler Winckelzug beauftragten Autorenteam schon vor zwei Tagen, ein neues, eigens für die K-Raumexperimente geschriebenes Werk fertigzustellen und über ein erstes Portal zugänglich zu machen. Die so aufgeschlossene literarische Zwischendimension enthält ein Land namens Apark, dass sich entsprechend der im gleichnamigen Buch (Borke, Phineas; Randenthaun, Levi; Wortclauber, Barthommed: Apark. Eine Welt hinter den Worten. Itz: Universitätsverlag 2011. 1317 S., Leinenbindung) als Teil des Vereinigten Königreichs Hinterwald sieht.
Sollte sich dieser erste Eindruck bestätigen, hat Hinterwald seine Einwohnerschaft handstreichartig verzwölffacht - die wirtschaftlichen wie auch politischen Folgen wären unabsehbar. Die Autoren dieser Welt vesicherten indes in einer der Universitätsleitung vorliegenden Erklärung, dass sie eine Reihe von Sicherungen eingeschrieben hätten, die Zitat "jeden Ärger mit unseren neuen Mitbürgern von vornherein ausschließen."
In jedem Falle müssen Wege und Regularien gefunden werden, die das Zusammenleben von Hinterwaldern und Aparkern im Rahmen eines gemeinsamen Staates regeln. Angeblich gibt es bereits Überlegungen, eine Art Literarisches Weltenreich zu gründen. Derartige Überlegungen werden jedoch vor allem von Autorenteams ventiliert, die ebenfalls an K-Raumstaaten arbeiten, im Rahmen des Hinterweltprogramms bisher aber zu kurz kamen. Angeblich sind drei weitere K-Raum-Kolonien bereits in Arbeit - Itzach Uforst, Rektor der Universität Itz, meinte hierzu: "Nur weil man einen Stift halten kann, ist man noch lange kein Autor. Diese Projekte laufen nach dem Motto Wir nehmen uns frei, um uns ein Reich zu erschaffen. Für's erste wird daraus nichts."
Abzuwarten bleibt indes, wie sich Großkanzler Solon Winckelzug zu diesem Erfolg positioniert, immerhin geht das Projekt zu einem nicht unerheblichen Teil auf ihn bzw. seine enervierende Beharrlichkeit zurück. Allerdings kursieren Gerüchte, wonach sich Winckelzug bereits in der Aparker Hauptstadt Tatorth aufhält, um mit Chefredakteurin Sharon Holm den politischen Status' Aparks en detail zu erörtern - Itzach Uforst, hier abermals als Kommentator auftretend: "Winckelzug ist Junggeselle. Und Frau Holm soll ihre... nun ja,... Reize haben. Würde mich nicht wundern, wenn Solon ein paar Tage länger bliebe."
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