Spiegelwelten:Alexander Pherostirch auf Ackermann Island

Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.

Ackermann Island im Januar 2012. Okay, Kenner wissen, das die Ortangabe "Ackerman Island" nicht wirklich genau ist. Aber das ist ja auch egal... Seit Wochen jedenfalls schmort Alexander Pherostirch, selbsternannter Thronfolger von Hamunaptra in den Katakomben der Insel. Denn der Hausherr, Hauke Ackermann persönlich, hat nicht zum Tee geladen. Vielmehr geht es dem Wissenschaftler und Hobby-Welteroberer um Aufklärung. Wieso kam es zum Tode des alten Pharaos Pherostirchs dem Kühlen? Und wieso kommt der junge Alexander auf die Idee, Ackermann würde so einen merkwürdigen Thronwechsel einfach dulden? Fragen über Fragen... Es gilt, sie zu klären

HEUTE!

Vernehmungszimmer nach Vorstellung des Künstlers (das Fenster ist Fiktion)

Die folgende Szene ist echt. Sie wurde nirgendwo übertragen, doch sie ist so passiert. Ob's wichtig ist? Man weiß es nicht... Ob's alle Probleme der Welt löst? Wohl kaum... Ob sie, der werte Leser sich davon unterhalten fühlt? Wohl kaum. Ob dieser reißerische Schreibstil dieser doch sehr blutarmen Veranstaltung wirklich gerecht wird? Wir werden es nie erfahren...

(Spät am Abend: Alex Pherostich sitzt allein in einer dunklen Kammer auf einem klapperigen Holzstuhl. Vor ihm ein Tisch mit einer alten Frankfurter Rundschau, die sich im Dunkel eh nicht lesen lässt. Alex ist nervös und schaut ängstlich von einer Richtung in die nächste. Alexander erwartet Hauke Ackermann. Doch es herrscht Stille. Furchteinflößende Stimmung.
Aber nicht lange. Alexander scheint ein Geräusch ausgemacht zu haben und reagiert spontan).

Alexander Pherostirch, rufend: Ackermann? Ackermann, sind Sie das? Ich wäre bereit zu reden! Wie die vergangenen zwei Wochen auch! Okay, anfangs war das eine ganz nette Abwechslung zu meinen unfähigen Bediensteten in Augsburg, aber so langsam wird mir die Zelle hier unheimlich! Zugegeben, mein Land braucht mich nicht, meine Minister machen eh nichts, wenn ich nicht da bin, aber ich, ich will hier raus! Hören Sie mich?! Ich hatte sogar genug Zeit, die gesamte Zeitung zu entziffern, die Sie hier wartezimmermäßig ausgelegt haben! Obwohl meine Augen jetzt tierisch brennen! Okay, ganz habe ich sie nicht gelesen. Weil ich nach der Hälfte bemerkt habe, dass sie sieben Jahre alt ist, Ackermann! Wieso? Mein halber Mund fühlt sich entweder taub oder wund an und gestern habe ich begonnen, in Kinderreimen zu sprechen! Das macht mir Angst! Ackermann, ich will R-E-D-E-N! Außerdem ist das ein verdammt unbequemer Stuhl, wo haben Sie den überhaupt her?

(Weißer Rauch hüllt den Raum ein. Alexander wird die Sicht genommen. Als sich der Rauch verzieht, liegt vor ihm ausgebreitet ein Zettel, auf dem mit roter Schrift geschrieben steht: EBAY! Ein kaltes Lachen ertönt. Es scheint von einem weit entfernten Ort zu kommen, doch hallt von den feuchten Wänden des Gemäuers hernieder)

Alexander Pherostirch (mit einem Ausdruck der seltenen Mischung aus Verachtung und purem Terror im Gesicht): Das dachte ich mir doch, kein vernünftiger Möbelladen würde so einen verleimten Pfusch... Was rede ich da! Ackermann! Ich mache Ihre Psychospielchen nicht mit! Treten Sie vor mich oder lassen Sie's ganz bleiben! Wahnsinnig nütze ich Ihnen aber auch nichts! Was Ihnen vermutlich einerlei ist... Egal! Zeigen Sie sich endlich!

(Zu Alexanders linker und rechter Seite strömt wieder Rauch hervor. Der Imperiale Marsch aus Star Wars ertönt und eine Klappe im Boden öffnet sich. Hauke Ackermann steigt auf einem hydraulischen Trittbrett stehend aus dem Rauch hervor. Zwei Glebs, die Klonkriegermasken tragen reichen ihm ein Taschentuch und einen Aktenordner.)

Ackermann (sich mit dem Taschentuch die Finger abwischend): Du glaubst nicht, was man bei Ebay alles bekommen kann... Aber dies soll nicht das Thema unserer lauschigen Konversation sein... Ich will dich ja nicht auf die Folter spannen. Obwohl... Die Angst in deinen kindlichen Augen... Die belustigt mich ja schon.

(Ackermann stützt sich vor Pherostich auf dem Tisch auf und schaut ihm tief in die Augen. Anschließend dreht er sich mit einer dramatischen Geste mit dem Rücken zu Pherostich.)

Ackermann: Alex, Alex, Alex... Wir hatten keinen so guten Start miteinander. Ich hoffe du hast den Aufenthalt hier in meinem bescheidenen Heim genossen und änderst etwas an unserem suboptimalen Beginn...

Alexander Pherostirch (eindeutig eingeschüchtert): N-natürlich, höchstverehrter Ackermann. Genossen habe ich v-v-vieles. Ihre Küche vor allem. Wer auch immer hier kocht, es ist ga-ganz vorzüglich. Sie müssen mir bei Gelegenheit außerdem mal z-zeigen, wie Sie das mit dem Rauch machen, mächtigster Ackermann. Aber nun zum wi-wichtigen Teil: Wenn ich d-das richtig verstehe, waren Sie mit den Umständen, unter denen ich die Macht ergriffen, ähm, unter denen ich an die M-Ma-Macht gekommen bin nicht einverstanden, großartigster Ackermann. ...

Ackermann (dreht sich wieder um, beugt sich herunter und schaut Alex tief in die Augen. Seine Stimme ist leise und zischend) Ach, du hast bemerkt, dass ich mit deiner merkwürdigen Art der Machtergreifung und der anschließenden Selbstbeweihräucherung eines Kindergartenpupsers nicht zufrieden sein könnte, ja...? Und vor allem kannst du alles erklären...? Na, das freut mich ja sehr. Dann hast du jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder du tust es – und zwar vernünftig. Oder du wechselst vorher die Hose. Ich rieche, was du soeben getan hast... (zu den Glebs) GEBT UNSEREM GAST EINE WINDEL!

(Die Glebs reichen Alexander eine Windel und drehen sich dann um, während Alexander an sich selbst den schamvollen Akt des Windelwechselns vollzieht. Mehr wird an dieser Stelle aus Gründen des Geschmacks nicht geschildert. Hier denke man bitte stattdessen an schöne, saubere, vollkommen ekelfreie Bilder wie das einer frischgesaugten Wohnung, auf deren Boden man Herz-OPs durchführen könnte.)

Alexander Pherostirch (beschämt): Das war nur, weil ich so selten auf die hiesigen sanitären Anlagen gelassen wurde... Achja, die Erklärung für den plötzlichen Machtwechsel, gnadenvoller Ackermann. Ich... ich... (denkt verzweifelt nach) Ich... habe ihn umgebracht! Ja, ich habe meinen Vater ermordet. Jetzt ist es raus. Puh, bin ich erleichtert. Ich war einfach scharf auf sein Ferienhaus, nein, sein Kamel, oder doch eher seine Frau, ich meine, seinen Anwalt... ähm, genau, ich wollte Pharao werden! Deshalb hab ich ihn erledigt, ganz trivial.

Ackermann (vergnügt): Ach? Na so etwas? DU hast ihn also umgebracht? Schön. So etwas in der Art wollte Ich hören. Gut, wenn du so schlau bist und weil meine Zeit hier ohne die ganze Story völlig verschwendet wäre erzählst du mir doch freundlicherweise auch, WIE du es angestellt hast. Das ist doch kein Problem für dich, du großer böser, böser Täter (schaut Alex verächtlich an)

Alexander Pherostirch (unsicher): Klar, gar kein Problem, majestätischer Ackermann. Nun, ich habe ihm in seinen Gemächern aufgelauert, ich habe ja zum Palast praktischen freien Zugang. In seinem privaten Zimmer versteckte ich mich. Und zwar, öhm, in seinem Schrank, genau! Als er nach dem Mittagessen nach Hause kam und jenen Schrank öffnen wollte, erschlug ich ihn hinterrücks! Und zwar... von vorne...

Ackermann: Ach so. Gut. Da bin Ich ja mächtig beeindruckt.... Aber soll Ich dir was sagen? (hebt seinen rechten Zeigefinger und tippt damit unwirsch auf Alexs Stirn) Die Wahrheit würde mich viel mehr interessieren.

Alexander Pherostirch (fasst beinahe unwillkürlich an seine Stirn, hält sich aber zurück): Die Wahrheit, fantastischer Ackermann? Die sage ich doch schon: Ich habe meinen Vater Pherostirch XXXII aus Habgier erschlagen. Kaltblütig. Mit... meiner Faust. Und gesehen hat mich dabei niemand, weil, ähm, weil ich mir aus der Tapete im Palast einen Tarnumhang genäht hatte! Und ich so für alle de facto unsichtbar war... (seufzt und gibt auf) Ich bin nicht sehr überzeugend, oder?

Ackermann: Glaubst du vielleicht, Ich hätte mit den Jahren nicht schon so Clowns wie dich vor mir gehabt? (lacht auf) Also bitte... Wenn Ich an Lightening denke oder an diesen Mohammed der mal Kurdistan regiert hat... Ich erkenne es, wenn ein dümmlicher Primat mir einen Haufen billigsten Müll erzählt. Willst du mich vielleicht an der Nase herumführen? Glaube mir, das willst du nicht... Du sagst mir jetzt SOFORT, was damals im Palast passiert ist. Andernfalls (macht eine dramatische Handbewegung in Richtung der GLEBS) testen diese Kollegen hier, ob deine Beine einem Reißtest gewachsen sind. Deine Wahl. (winkt ab und dreht sich wieder mit dem Rücken zu Alexander Pherostich)

Alexander Pherostirch: Puh, die Wahrheit also. Das ist jetzt peinlich und ich hatte gehofft, dass ich um dieses Geständnis herumkäme, ultimativer Ackermann. In Wahrheit habe weder ich noch irgendwer sonst meinen Vater getötet. Er starb, als er sich beim Ordnen seiner gigantischen Sammlung getrockneter Feigenblätter versehentlich die Kehle durchschnitt. Als ich ihn auffand, war es schon zu spät. Dieser Tod, so wahr und bin ich mir sicher, ist eines solchen Pharaos, wie es mein Vater war, nicht würdig. Deshalb ließ ich seine Leiche heimlich mit der Hilfe meines Hausurologen, der ja an die Schweigepflicht gebunden ist, verschwinden und erzählte die Unwahrheit über seine Todesumstände. Auch auf die Gefahr hin, dass man mich töten, oder sogar schlimmer, feuern könnte.

Ackermann: Ach ja? Und SO ETWAS wiederum stimmt? Bist du dir ganz sicher?

Alexander Pherostirch: Meinen Sie ernsthaft, wunderbarster Ackermann, dass ich mir so etwas ausdenken, aber mich selbst nicht glaubhaft als Mörder darstellen könnte? Zuviel der Ehre. Es ist die Wahrheit, von der ich nicht wollte, dass sie jemals ans Licht kommt.

Ackermann: Wenn Ich ehrlich bin, glaube ich nicht einmal, das du in der Lage bist, dir unfallfrei einen Kaffee zu kochen. Und was ist mit Sebastian? Erklärst du mir das vielleicht auch noch?

Alexander Pherostirch: Das liegt aber wirklich meistens nicht an mir. Wissen Sie, kosmisch-galaktisch-mächtiger Ackermann, wie leicht man sich an frischem Kaffee verbrennt? Achja, Sebastian. Das ist auch schnell geklärt: Er hatte keine Lust Pharao zu werden. Mein Onkel Sebastian hielt sich für zu alt, sowieso ungeeignet und zeigte auch den für diesen Nebenzweig der Familie typischen Mangel an Motivation. Wir einigten uns darauf, dass besser ich Pharao werden sollte. Weil die Hamunaptresier beim Erbrecht aber keinen Spaß verstehen, mussten wir seinen Tod inszenieren. Er wollte dann unter falschem Namen ein neues Leben als Bademeister in Rainstetten anfangen. Allerdings habe ihm geraten, nach spätestens einem Monat Job und Aufenthaltsort zu wechseln, man wird ihn also nicht mehr auffinden können. Kann ich jetzt in Bälde gehen? Ich müsste dringend mal duschen...

Ackermann: Dazu kommen wir noch. Zunächst stelle Ich fest, dass in deiner Familie offensichtlich nur Menschen mit dem IQ eines Bandwurms herrschen. Da stelle Ich mir doch glatt die Frage, ob MEINE Provinz Hamunaptra sich von dir vertreten lassen kann...

Alexander Pherostirch: Im Vergleich zu eurem Genie, weisester Ackermann, mag dies durchaus stimmen. Aber die Alternativen sind nicht besser, eher schlechter. Weder meine Verwandten, noch die meisten der "Intellektuellen" am hamunaptresischen Hof haben noch annähernd soviel restlichen Hirnschmalz wie ich. Und mein Volk akzeptiert auf dem Thron nur einen Hamunaptresier.

Ackermann: Vielleicht sollte Ich euer dummes System abschaffen und ein passenderes einführen? Oder kann Ich mich eventuell auf deine Loyalität und dein schnelles Lernen als guter Staatsmann des Fortschritts verlassen, Alexander? Diese Wahl liegt bei dir...

Alexander Pherostirch (wird bleich): Unser System abschaffen? Bei den Göttern, bitte nicht, unnachahmlicher Ackermann! Die prostitutionelle Monarchie ist vielleicht nicht die uneingeschränkt beste Regierungsform, aber sie ist unsere Regierungsform! Ich verspreche, loyal zu sein. Ich werde eure Befehle befolgen und mich um diesen Haufen kümmern. Ich gelobe Besserung! Ich habe keine Geheimnisse mehr vor Ihnen, omnipotenter Ackermann.

Ackermann: Das freut mich für dich. Nun, wenn du dann so freundlich wärst, mir diese paar Zusicherungen für die Verlängerung des Engagements Hamunaptras in der AGdAiS und deiner absoluten Loyalität zu meiner Person zu unterschreiben könnte Ich mich bereit erklären, dich wieder in deine kleine, niederträchtige Heimat zu schicken... (Reicht Alexander den Aktenordner und einen Stift)

Alexander Pherostirch (schlägt den Ordner auf): Okay, da muss ich unterschreiben... und da... und da. (hält inne) Moment, wie funktioniert es eigentlich dass hier schon alles drin... egal, ich frag am besten gar nicht erst. Ich möchte einfach nach Hause. Zu meiner Dusche. Auch wenn die Verträge über arg viel Kleingedrucktes verfügen. Aber was habe ich noch zu verlieren? (lacht schwach) Und jetzt kann ich zurück nach Hamunaptra?

Ackermann: Natürlich. Ich halte mein Wort bekanntermaßen. Ich hoffe du weißt, was du zu tun hast. Dies hier kann nur eine Kostprobe von dem gewesen sein, was Ich wirklich mit dir anstellen könnte. Erzittere vor meiner Macht. Ich rate es dir.

(Ackermann dreht sich auf dem Absatz um und verlässt den Raum durch eine wie aus dem Nichts auftauchende Tür. Wieder strömt dichter Nebel ins Zimmer und nimmt dem verwirrten Alexander komplett die Sicht. Als sich der Nebel wieder lichtet steht er vor den Toren Augsburgs. Schlagartig wird ihm klar, dass er immer noch die Windel trägt)

Alexander Pherostirch: Na klasse, als ob er die nicht auch durch irgendetwas Angemesseneres hätte ersetzen können. Wirklich, Alleinherrscher. Ich muss ihn aber echt bei Gelegenheit wieder nach dem Trick mit dem Rauch fragen.

(Breitbeinig watschelt er durch die Straßen, auf den Palast der Pherostirchs zu und versucht dabei so würdevoll auszusehen, wie ein erwachsener Mann aus einer Königsfamilie in Windeln nur kann. Mühsam erklimmt er die Palaststufen. Die Palastgarde versucht nicht zu lachen und den Neuankömmling stattdessen zu ignorieren.)

Alexander Pherostirch (nonchalant im Vorbeigehen zu der Wache): Sie sind gefeuert. (Die Wache steht verdattert da, als sie Alexander erkennt und ihre Lage realisiert. Nach einigen Schritten dreht sich Alexander Pherostirch noch einmal um.) Bevor Sie gehen, machen Sie bitte die Duschräume frei und bestellen Sie alle meine Minister und Berater hierher. Sagen Sie ihnen ihr Chef muss sie sehr, sehr dringend sprechen.