Falkplan
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
Bei einem Falkplan handelt es sich auf den ersten Blick um eine ganz normale, gefaltete Straßenkarte. Auf den zweiten Blick jedoch ist sie mit Löchern, Ritzen und Sollbruchstellen übersät.
Während der Plan von außen noch ein gewisses Maß an Stabilität vorgaukelt, kommt schon beim ersten Entfaltungsprozess Unordnung ins System. Wilde Panikattacken des unerfahrenen Nutzers wechseln sich ab mit gelegentlichen, als störend empfundenen Reißgeräuschen. Haben diese Geräusche erst so richtig begonnen, nehmen sie rasch überhand und dann ist der Plan auch schon unwiederbringlich zerstört.
Die Lebensdauer eines Falkplans
Die Lebensdauer variiert sehr stark von Nutzer zu Nutzer. Minimumlebensdauer ist 3min 20sek, denn so lange braucht ein Neunutzer zum ersten Entfalten mindestens. Nunja, dann ist er auch erfahrungsgemäß jedes Mal kaputt.
Hat man jedoch schon erste Erfahrungen mit der Tücke des Objekts gemacht, kann ein Falkplan durchaus erheblich länger halten. Faustregel: Je erfahrener der Nutzer, desto langlebiger der Plan. Es wird erzählt, ein preußischer Beamter habe (1931) einen Falkplan trotz täglicher Benutzung nahezu zwei Wochen sinnvoll verwendet. Andere wiederum halten das für ein Gerücht, oder maximal eine Verwendung als einlagiges Klopapier für realistisch.
Mit einem Falkplan kann man allerlei Dinge machen:
Man kann auf ihm Telefonnummern notieren, Adressen vermerken, man kann ihn kleinreißen, damit man den ein oder anderen Straßenzug in stabiler Detailansicht bekommt - ja, und man kann sich den Boppes damit abwischen. Nur zuverlässig navigieren, das kann man mit ihm nicht.
DOCH: Hier ist sie, eine Premiere im Internet, das Geheimrezept: Wie kann ich sicher mit einem Falkplan zu meinem Ziel finden!?
Die Geschichte des Falkplans im 20.Jahrhundert
Die Erfindung des Falkplans
Der Falkplan ist nicht wie allgemein vermutet eine Erfindung des Teufels. Nein, weit gefehlt. Der Falkplan wurde 1920 vom japanischen Stadtplaner Dipl. Ing. Falkeshi Oregami erfunden. Klar. Bei einem Japaner sind die Arme halt nicht gar so lang, und das vollständige Entfalten einer Standardstraßenkarte entpuppt sich meist als unlösbare Herausforderung.
So kam der geniale Ingenieur auf die Idee, man müsse Stadtpläne so falten können, dass man durch einfaches Umblättern in ihnen lesen könnte, wie etwa in einem Buch. Daraufhin entwickelte er mit seiner Ehefrau zusammen (die hieß Sherenshnit Oregami und hatte noch viel kürzere Arme als ihr Mann) eine Patentfaltung, bei der man nach rechts, links, nach oben und nach unten umblättern kann. Theoretisch jedenfalls.
Der Siegeszug in aller Welt
Da die Idee von einem winzigen Stadtplan, den man nicht entfalten muss um ihn zu lesen, brillant ist, verkaufte sich das Patent schnell in alle Welt. Auch in Deutschland, Holland und Äquatorialguinea gab es Städte, deren Straßenkarten auf Falkplänen gedruckt wurden. 1939 hatten sich weltweit über 1 Million Exemplare verkauft - kein Wunder bei der Kurzlebigkeit...
Erste kleinere Pannen
1938 unterzeichnete in Hamburg ein stellvertretender Stellvertreter des Gröfaz ein Lieferabkommen für die deutsche Wehrmacht. In der Folge wurden 300.000 Falkpläne an die verschiedenen Truppenteile ausgeliefert. 1939 glaubte sich die deutsche Wehrmacht beim Überfall in Polen perfekt ausgerüstet. Aufgrund der enorm kurzen Dauer des Blitzkriegs, fielen die Falkpläne auch nicht negativ auf. Die polnischen Truppen waren schon vernichtend geschlagen, als die Wehrmacht die Städte erreichte. Der Gröfaz irrte in seinem Glauben, der Sieg sei durch die Falkpläne zustande gekommen!
Als dann Deutschland im Juni 1941 auch noch die UdSSR überfiel, offenbarte sich rasch ein weiterer Nachteil der Falkpläne: Sie sind überhaupt nicht wintertauglich. Schon der geringste Frost lässt sie in ihre Einzelteile zerbröseln. Die Eroberung der größeren Städte wurde für Hitlers Truppen zur Unmöglichkeit. Andauernd verirrten sich Truppenteile, Kompanien, sogar ganze Divisionen. Minsk, Charkow, Kiew, Leningrad.
Stalingrad: das Waterloo des Falkplans
Als jedoch im Winter 1942/43 der 6.Armee in Stalingrad alle verbliebenen Falkpläne einfroren, war die Wende im Zweiten Weltkrieg perfekt. Die gesamte 6.Armee verirrte sich in den verwinkelten Gassen der Metropole, verhungerte oder geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Auch der Rest der Truppe hatte endgültig das Vertrauen in die Führung verloren. Wenig später tat das dann auch der Krieg: er ging verloren.
Der Falkplan heute
Im Nachkriegsdeutschland spielte der Falkplan aufgrund seiner Vorgeschichte erst mal keine führende Rolle. Altmodische Straßenkarten, mit denen man Straßen auch tatsächlich findet, liefen dem Trendprodukt den Rang ab.
Erst nach und nach gerieten die Misserfolge in Vergessenheit und die Verkaufszahlen erholten sich. Warum genau, das ist nicht bekannt. Aber nach einer gewissen Zeit gerät alles in Vergessenheit. Vor allem seit den 80er Jahren erfreut sich der Falkplan nun wieder enormer Beliebtheit; und das vor allem bei der jüngeren Generation.
Schnitzeljagd durch die Großstadt entwickelt sich zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung für ortsfremde Touristen. Als Reserveklopapier ist es vor allem in Schweden, Norwegen, Finnland und Skandinavien beliebt. Vor allem, weil es dort gar keine Städte gibt, in denen man sich mithilfe eines Falkplanes nicht orientieren kann. Alles in allem kann man also von einer rosigen Zukunft für den Falkplan ausgehen.
Siehe auch
Geocaching