SAR-Klasse 4E

SAR-Klasse 4E
Lokomotive 4E E258 im Mai 1993
Nummerierung: E219–E258
Anzahl: 40
Hersteller: NBL, GEC
Baujahr(e): 1952–1953
Ausmusterung: gegen Ende der 1980er Jahre
Achsformel: 1’Co–Co1’
Spurweite: 1067 mm (Kapspur)
Länge über Kupplung: 21.844 mm
Höhe: 3.924 mm
Drehzapfenabstand: 10.795 mm
Drehgestellachsstand: 6.833 mm
Gesamtradstand: 18.390 mm
Dienstmasse: 157 t
Reibungsmasse: 131 t
Radsatzfahrmasse: 21,8 t
Höchstgeschwindigkeit: 97 km/h (60 mph)
Stundenleistung: 2.262 kW
Dauerleistung: 1.878 kW
Anfahrzugkraft: 322 kN
Stundenzugkraft: 185 kN
Dauerzugkraft: 141 kN
Treibraddurchmesser: 1.295 mm
Laufraddurchmesser außen: 762 mm
Motorentyp: GEC WT580
Stromsystem: 3 kV Gleichstrom
Anzahl der Fahrmotoren: 6
Antrieb: Tatzlager

Die SAR-Klasse 4E war eine Serie von 40 Elektrolokomotiven für den Betrieb mit 3 kV Gleichstrom Fahrleitungsspannung, die von der South African Railways (SAR) zwischen 1952 und 1954 in Dienst gestellt worden waren. Die Lokomotiven mit der Achsfolge 1’Co–Co1’ waren für den Einsatz auf der Bahnstrecke von Kapstadt über den Hex River Pass nach Touwsrivier in der Karoo bestimmt und hatten anfänglich den Übernamen Green MambaGrüne Mamba“.[1]

Hersteller

(c) Col André Kritzinger, CC BY-SA 3.0
An den Stirnwandtüren angebrachte Logos von GEC und NBL
(c) Col André Kritzinger, CC BY-SA 3.0
Loknummer der E258
(c) Col André Kritzinger, CC BY-SA 3.0
NBL Firmenschild der 4E mit der Nummer E258

Die Lokomotiven der Baureihe 4E wurden von General Electric Company (GEC) in Manchester konstruiert und von North British Locomotive Company (NBL) zwischen 1952 und 1953 in Glasgow gebaut. Sie trugen die Nummern E219 bis E258. Die Baureihe 4E war in ihrer Zeit eine der stärksten Elektrolokomotiven der Welt.[2][1][3]

Technik

Die Lokomotiven mit zwei Führerständen haben auf der linken Seite des Maschinenraums zwei große Lüftungsöffnungen, an der rechten Wand entlang führt der Seitengang durch den Maschinenraum, der die beiden Führerstände verbindet. Wie bei den Lokomotiven der Baureihen 1E, 2E und 3E sind auch bei der 4E die Mittelpufferkupplungen an den Drehgestellen montiert, so dass keine Zug- und Druckkräfte über den Wagenkasten übertragen werden.[2]

Die Baureihe 4E hat zwei Triebgestelle mit je drei Triebachsen und einer Bisselgestell an den äußeren Enden. Dieselbe Achsanordnung wurde auch bei den Diesellokomotiven der Baureihe 32 angewandt, aber die 4E-Lokomotiven waren die einzigen Elektroloks mit dieser Achsfolge in Südafrika.[1]

Einsatz

Die Baureihe 4E war eigens für den Einsatz am Hex-River-Pass ausgelegt. Die von Kapstadt in Richtung Johannesburg fahrenden Züge wurden nach 238 km Fahrt auf der Ostseite des Passes in Touws River von Dampflokomotiven der Baureihen 23, 25 und 25NC übernommen und über die nicht elektrifizierte Strecke nach De Aar gebracht, von wo sie entweder über Kimberley oder Bloemfontein ihr Ziel erreichten.[1]

Die ersten abgelieferten Lokomotiven wurden auf der Natal Main Line eingesetzt, bis die Elektrifizierung der Strecke Worchester–Touws River fertiggestellt war. Sie mussten aber vorzeitig von diesem Einsatz abgezogen werden, weil die engen Bögen der Strecke Rahmenbrüche verursachten.[4]

Die erste 4E-Lokomotive, die nach Kapstadt verlegt wurde, war die E219. In ihrem neuen Einsatzgebiet verkehrte sie anfänglich auf den Strecken des mit 1500 V Gleichstrom betriebenen S-Bahn-Netzes, bevor dieses im November 1954 auf 3000 V umgestellt wurde. Die niedere Fahrleitungsspannung schränkte die Leistungsfähigkeit und den freizügigen Einsatz der Lokomotive stark ein.[4]

Die E247 war für kurze Zeit im westlichen Transvaal-Kreis eingesetzt, als sie 1957 von Natal nach Kapstadt überführt wurde. Der Kreis hatte die Genehmigung, die Lokomotive während vier bis sechs Wochen zu nutzen, bevor sie nach Kapstadt abgegeben wurde.[5]

Hex-River-Tunnel-Projekt

Die Lokomotiven der Baureihe 4E wurden im Rahmen des Hex-River-Tunnel-Projektes beschafft, das zum Ziel hatte, die Strecke über den Hex-River-Pass mit Neigungen bis 25 ‰ und engen Bögen durch eine Strecke mit einer Neigung 15 ‰ zu ersetzen. Die neue Strecke hätte von einer 4E-Lokomotive in Einfachtraktion mit einem 1000-t-Zug befahren werden können,[1] den sie auch in der Steigung hätte anfahren und auf 40 km/h beschleunigen können.[6]

Der Bau der neuen Strecke wurde zwar 1945 begonnen, musste aber wegen finanziellen Schwierigkeiten auf unbestimmte Zeit verschoben werden, weshalb die 4E-Lokomotiven in Doppeltraktion auf der alten Strecke über den Berg eingesetzt werden mussten.[7]

Die Bauarbeiten an den Tunnels wurden mehrmals wieder aufgenommen, mussten aber immer wieder wegen Finanznöten eingestellt werden, so dass die neue Strecke mit dem 13,5 km langen Tunnel erst am 27. November 1989 eröffnet werden konnte. Zu dieser Zeit waren die meisten 4E-Lokomotiven bereits ausrangiert, so dass die Serie ihrem ursprünglichen Verwendungszweck nie zugeführt werden konnte.[1]

Farbgebung

Die Baureihe 4E wurde in einem flaschengrünen Anstrich mit roten Bahnräumern geliefert. Die Farbe und die große Länge der Lok von fast 22 m brachten der Lok schnell den Übernamen afrikaans Groen MambaGrüne Mamba“ ein, welcher zu afrikaans Groot Mamba „Große Mamba“ wurde, als die um einiges kürzeren Lokomotiven der Baureihe 5E 1955 abgeliefert wurden, die den Übernamen afrikaans Klein Mamba „Kleine Mamba“ bekamen.[8]

Bald nach der Betriebsaufnahme beschwerten sich die Landwirte im Hex River Valley, dass die Lokomotiven im grünen Anstrich schlecht zu sehen wären, wenn sie sich durch die Weinberge fahrend einem Bahnübergang näherten. Um die Sichtbarkeit zu verbessern, wurden rund um die Lok laufende gelbe Linien eingeführt, wobei verschiedene Varianten ausprobiert wurden. Schließlich entschied man sich für ein gelbes Band an der Seitenwand, das an der Stirnseite V-förmig zusammenlauft und dadurch an Schnurrhaare (englisch “Whiskers”) erinnert. Weiter wurden an der Seitenwand um das Nummernschild mehrere gelbe Bänder angeordnet. Dieses Whiskers Livery wurde später für alle Elektrolokomotiven der SAR übernommen.[9]

Ab den 1960er-Jahren ersetzte allmählich ein Whiskers livery in Golfrot und Gelb den grün-gelben Anstrich.[1]

Fabriknummern

Die NBL-Fabriknummern der Lokomotiven der Baureihe 4E sind in der Tabelle aufgeführt.[8]

Klasse 4E 
Lokomotivnummer Werksnummer
E219 26859
E220 26860
E221 26861
E222 26862
E223 26863
E224 26864
E225 26865
E226 26866
E227 26867
E228 26868
E229 26869
E230 26870
E231 26871
E232 26872
E233 26873
E234 26874
E235 26875
E236 26876
E237 26877
E238 26878
E239 26879
E240 26880
E241 26881
E242 26882
E243 26883
E244 26884
E245 26885
E246 26886
E247 26887
E248 26888
E249 26889
E250 26890
E251 26891
E252 26892
E253 26893
E254 26894
E255 26895
E256 26896
E257 26897
E258 26898

Bilder

Das Hauptbild zeigt die Lok mit der Nummer E258 in einem frühen Anstrich in Grün und Gelb am 24. Mai 1993. Die Bilder zeigen einige der anderen Anstriche, welche die Lokomotiven während ihrer Einsatzzeit getragen haben.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Leith Paxton, David E. Bourne: Locomotives of the South African Railways: A Concise Guide. C. Struik, 1985, ISBN 0-86977-211-2 (Google Buch [abgerufen am 27. März 2016]).
  2. a b South African Railways Index and Diagrams Electric and Diesel Locomotives, 610 mm and 1065 mm Gauges, Ref LXD 14/1/100/20. 28. Januar 1975, und Ergänzungen
  3. Bernhard Schmeiser: Werksliste der North British Locomotive Company.
  4. a b Les Pivnic: South African Railways & Harbours Photo Journal. Band 6, S. 15.
  5. Les Pivnic: South African Railways & Harbours Photo Journal. Band 19, S. 9.
  6. Manfred Kopka: Briefmarken mit Class 4E (SAR). In: www.uqp.de. Abgerufen am 28. März 2016.
  7. South African Construction World. Juni 1990, S. 60–61.
  8. a b Railways of Southern Africa: Locomotive Guide 2002. Beyer-Garratt Publications, 1994 (Google Buch [abgerufen am 28. März 2016] 4E-Foto, die mit der Liste der gesammelten Ergänzungen vom 4. Januar 2009 hinzugefügt).
  9. Les Pivnic: South African Railways & Harbours Photo Journal. Band 7, S. 16–17.

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