Merkurios
Merkurios (griechisch μερκούριος, lateinische Form: Mercurius) ist der Name einer legendarischen Person, die in der orthodoxen Kirche als Groß- oder Megalo-Märtyrer verehrt wird.
Über die Lebensdaten und Historizität des Merkurios ist nichts Sicheres bekannt, die Gestalt ist aber in Legenden breit bezeugt. Dort gilt er als Soldatenheiliger und wird mit den vierzig Märtyrern von Sebaste in Verbindung gebracht, die im 4. Jahrhundert in Kleinarmenien wegen ihres Bekenntnisses zum Christentum hingerichtet wurden. In den Legenden über den Heiligen ist eine Tendenz zu immer mehr und grausameren Martern festzustellen. Es finden sich auch die Bezeichnungen Mercurius von Caesarea (Mercure de Césarée) und Markorios Abi Seffen (arabisch أبو سيفين, „der Besitzer zweier Schwerter“) nach einer Legende, nach der ihm der heilige Erzengel Michael ein zweites Schwert gegeben haben soll. Im Synaxarium Aethiopicum (um 1400, als Übersetzung älterer ägyptischer Texte) findet sich der Name Marqoryos, für den das Ökumenische Heiligenlexikon angibt, er sei zusammengesetzt aus dem „originär syrischen ‚Mār‘ (ܡܳܪ) und dem vom griechischen Κύριος stammenden ‚Qoryos‘ (ܩܘ̇ܪܝܘ̇ܣ)“, die beide „Herr“ bedeuteten und auch Christus bzw. Gott bezeichneten. Als griechischen Namen führte das Ökumenische Heiligenlexikon Philopater „der den Vater Liebende“ an; dies sei der Geburtsname, und der Heilige habe bei der Taufe den Namen Mercurius erhalten.[1]
Das Ökumenische Heiligenlexikon gibt als Lebensdaten an, ohne dafür die Quellen zu benennen:
Der Soldat und Märtyrer sei um 225 als Sohn eines römischen Beamten, der aus der Sketischen Wüste in Ägypten stammte, in Kappadokien geboren worden und um 251 in Cäsarea, dem heutigen Kayseri gestorben. Seine Eltern seien Christen geworden, auch Philopater sei getauft worden und habe dabei den Namen Mercurius erhalten. Im Alter von 17 Jahren sei er Soldat geworden, habe sich im Kampf gegen die Perser ausgezeichnet und mit Hilfe seines Schutzengels einen glänzenden Sieg errungen, wodurch er die Aufmerksamkeit von Kaiser Decius errungen habe. Von Neidern sei er als Christ entlarvt, gefoltert und hingerichtet worden, weil er sich weigerte, der Göttin Artemis zu opfern.[2]
In der Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica) des um 450 gestorbenen Kirchenhistorikers Sozomenos wird eine Vision geschildert, der zufolge der römische Kaiser Julian Apostata durch einen Speerwurf in einer Schlacht im Jahr 363 auf himmlisches Geheiß hin ums Leben kam.[3] Hierin wird in der weiteren reichen Legendenbildung die Tat eines Mār Qorios (Herr Quorios) oder Marqur gesehen, die er selber ausführte oder durch Gebet bewirkte. Die Verehrung dieser Gestalt als Merkurios ist für das 5. Jahrhundert in Caesarea in Kappadokien bezeugt.[4]
Merkurios-Reliquien befinden sich in der Abtei S. Sophia in Benevento, die dorthin in Langobardischer Zeit von Aeclanum übertragen wurden, und im Deutschen Orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen. Im Pantokrator-Kloster auf dem Athos wird ein Teil des Schildes des Merkurios als Hauptreliquie verehrt. Als Fest- oder Gedenktag des heiligen Merkurios gilt in den orthodoxen Kirchen der 24. November, in der koptischen der 21. November, in der armenischen der 26. November, in der lateinischen Kirche der 25. oder 26. November.[5]
Literatur
- Hans Reinhard Seeliger: Merkurios. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 145 f.
- Norman Hepburn Baynes: The Death of Julian the Apostate in a Christian Legend. In: Journal of Roman Studies 27 (1937), S. 22–29.
- T. Orlandi: La leggenda di S. Mercurio e l’uccisione di Giuliano. In: T. Orlandi: Studi copti. Milano 1968, S. 87–145.
- T. Orlandi: Passione e miracoli di S. Mercurio. Milano 1976.
- Alexandre Piankoff: St. Mercure Abu Seifein. In: Bulletin de la Societé d’archéologique copte 8 (1942), S. 17–24.
- Ökumenisches Heiligenlexikon: (Philopater) Mercurius
Einzelnachweise
- ↑ heiligenlexikon.de: BiographienM/Mercurius
- ↑ heiligenlexikon.de: BiographienM/Mercurius
- ↑ Sozomenos: Historia Eccelsiastica VI, 2, 3ff.
- ↑ Johannes Malalas: Chronographia XIII., 332ff; PG 97, 496–500.
- ↑ Hans Reinhard Seeliger: Merkurios. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 145 f.