Jägerhof (Wilhelmsthal)
Der Jägerhof ist ein Baudenkmal im Ortsteil Wilhelmsthal der Gemeinde Gerstungen im Wartburgkreis in Thüringen, 8,5 km südlich von Eisenach.
Geschichte
Das Gebäude wurde in seiner ursprünglichen Form 1743 als Schlossgasthof „Zum Auerhahn“ des etwa 200 m westlich gelegenen Jagdschlosses Wilhelmsthal errichtet. 1938 wurde die Anlage als „Gaujägerhof Thüringen“ neu aufgebaut. Dieser war mit finanziellem und organisatorischem Einsatz der Thüringer Jägerverbände als repräsentatives Versammlungs- und Schulungszentrum konzipiert worden und sollte als vierter Reichsjägerhof fortan der thüringischen Jägerschaft als Ausgangspunkt für Jagden im ehemals herzoglichen Wilhelmsthaler Jagdrevier dienen.[1] Noch 1940 bestand der Name „Zum Auerhahn“. Ab 1942 wurde das Objekt als Lazarett genutzt und im selben Jahr begonnen, den historischen Schlossgasthof abzubrechen. Nach Kriegsende erfolgte ab 1946 eine Nutzung als „Staatsgasthof Auerhahn“, bis 1947 auf dem Gelände eine pädagogische Fachschule für Neulehrer eingerichtet wurde, welcher 1957 die Bezirksjugendschule der FDJ folgte.[2]
1975 wurde die Anlage zum „Erholungsheim Wilhelmsthal“ der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands umgebaut und diente fortan der Erholung privilegierter Bürger des DDR-Regimes. Die Bronzefiguren des Jägerhofes wurden zwischenzeitlich in den Kartausgarten in Eisenach transloziert, wo sie heute noch zu besichtigen sind.[3] Nach der Wende 1989 stand der Gasthof als Hotel „Haus Wilhelmsthal“ mit Schwimmhalle allen Erholungssuchenden offen, bis es 1998 schloss.[2]
Danach stand das Objekt leer und verfiel unter der Obhut des Forstamtes Marksuhl zusehends. Weite Teile der zum großen Teil aus den 1930er Jahren erhaltenen Inneneinrichtung fielen illegalem Verkauf,[4] Diebstahl und Vandalismus zum Opfer.[5]
Seit 2008 befindet sich das Bauwerk in Privatbesitz. Der Eigentümer leitete sofort wichtige Schritte ein, das Denkmal und die Nebengebäude vor dem weiteren Verfall zu retten. Die der Bundesstraße B 19 zugewandte Hauptansicht wurde denkmalgerecht wiederhergestellt und An- und Umbauten von 1975 zurückgebaut. Von 2010 bis 2015 wurde in dem Nebengebäude „Alte Wache“ der Imbissbetrieb „Wanderrast Zum Auerhahn“ geführt. 2012 wurde ein Wildgehege mit dem Besatz von Sika-Hirschen eingerichtet und damit an die in Wilhelmsthal traditionelle Gatterhaltung von Hirschen angeknüpft. Zum Tag des offenen Denkmals 2013[2], 2015[5] und zum "117. Deutschen Wandertag" 2017[6][7] konnte der Gasthof Auerhahn/Jägerhof in öffentlichen Führungen besichtigt werden. 2019 fand zur Bundesfachtagung für landwirtschaftliche Wildhaltung eine Exkursion nach Wilhelmsthal statt. Das Nutzungskonzept in Verbindung mit Wildhaltung und Tourismus wurde vom Eigentümer und Wildhalter vorgestellt.[8] Für die Rettung und Entwicklung eines tragfähigen Nutzungskonzeptes des ehemaligen Jägerhofs "Zum Auerhahn" in Wilhelmsthal wurde der Denkmalschutzpreis des Wartburgkreises von Landrat Reinhard Krebs überreicht.[9]
Weblinks
- Rainer Beichler: Jägerhof Wilhelmsthal vor dem Verfall gerettet. In: Eisenach Online. 29. August 2013, abgerufen am 3. März 2016 (basierend auf Pressemitteilung der Stadt Eisenach[2]).
Einzelnachweise
- ↑ Christian Knobloch: Zu schön, um zu verstummen - Die Schloss- und Parkanlage Wilhelmsthal. Hrsg.: Förderkreis Schlossanlage Wilhelmsthal e.V. 3. Auflage. Resch-Druck GmbH, Meiningen 2012, ISBN 978-3-940295-01-9, S. 368.
- ↑ a b c d Serie zum Tag des offenen Denkmals am 8. September: Jägerhof Wilhelmsthal vor dem Verfall gerettet. Stadt Eisenach, 20. März 2018, abgerufen am 11. Dezember 2018.
- ↑ Karlheinz Büttner: Das Eisenach unserer Urgroßväter. Hrsg.: Nestler Top Cards. 1. Auflage. www.ideenteufel.de, Eisenach 2011, S. 104. Seit 2017 in 2. Auflage mit ISBN 978-3-9813159-4-3
- ↑ Kamin sorgt für eine "heiße Geschichte" in Wilhelmsthal. 29. November 2013, abgerufen am 11. Dezember 2018.
- ↑ a b Tag des offenen Denkmals – Jägerhof Wilhelmsthal. In: Eisenach Online. Abgerufen am 20. Januar 2019.
- ↑ 117. Deutscher Wandertag. Bürgerverein Mosbach e.V., 13. April 2017, abgerufen am 11. Dezember 2018.
- ↑ Programm: 117. Deutscher Wandertag 2017. 8. Juli 2016, abgerufen am 11. Dezember 2018 (englisch).
- ↑ Stefanie Krauss: Sika Hirsche fühlen sich im Jägerhof wohl. 30. April 2019, abgerufen am 30. April 2019.
- ↑ Katja Schmidberger: Wartburgkreis ehrt mit dem Denkmalschutzpreis mutige Entscheider. 5. September 2019, abgerufen am 5. September 2019 (deutsch).
Koordinaten: 50° 55′ 9,7″ N, 10° 18′ 34,1″ O
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Außenansicht des denkmalgeschützten "Jägerhofs" im Gerstunger Ortsteil Wilhelmsthal.
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Diese Bronzeplastik war ursprünglich am Jägerhof in Wilhelmsthal aufgestellt und ziert nun den Kartausgarten in Eisenach.
Autor/Urheber: Issleib, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Hauptbau mit zentralem Zwerchgiebel über Mittelrisalit und weit herabgezogenem Satteldach flankiert von je einem giebelständigen Seitenflügel in Fachwerkoptik mit Satteldach und breiten Schleppgraupen. Sichtbares Fachwerk der Geibeldreiecke konstruktives Gefüge mit Fußbändern in Andreaskreuzverstrebung und Fußwinkelhölzern im Brüstungsbereich. Erdgeschoß massiv mit regelmäßig angeordneten Flachbogenfenstern und Türen sowie passenden Fensterläden.