Via Podiensis
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Die Via Podiensis (lateinisch via = Weg, podium = Le Puy (dt. ‚Bergkuppe‘)) ist einer der vier historischen Jakobswege in Frankreich. Sie deckt sich heute im Wesentlichen mit dem Fernwanderweg GR 65 (frz. sentier de grande randonnée). Sie führt von Le Puy-en-Velay in der Auvergne nach Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen.
Pilgerweg
Die Epoche der Pilgerzüge nach Santiago de Compostela nahm ihren Anfang im 10. Jahrhundert. Einer der ersten verbürgten Reisenden war im Jahr 951 der Bischof Godeschalk von Puy. Im Pilgerführer des Liber Sancti Jacobi aus dem 12. Jahrhundert wird die Strecke erstmals beschrieben.
Ausgangspunkt der Via Podiensis ist die Kathedrale Notre-Dame von Le Puy-en-Velay in der Auvergne. Sie führt zunächst über das Zentralmassiv zur Abtei von Aubrac, im Gemeindegebiet von Saint-Chély-d’Aubrac, und erreicht durch die Schlucht des Dourdou de Conques die Klosterkirche Sainte-Foy in Conques, im Mittelalter berühmt für ihre Reliquien der heiligen Fides. Nächstes wichtiges Ziel ist die Benediktiner-Abtei von Figeac. Mit einem Abstecher kann man von dort aus das etwas nördlich liegende Rocamadour mit den Überresten des heiligen Amadour besuchen.
Der Weg folgt dem Lot bis nach Cahors, wo er sich nach Süden wendet. Weitere Klöster am Weg waren in Moissac und La Romieu. In der Gascogne werden Condom und Aire-sur-l’Adour durchquert. Südlich der Gave de Pau geht es in die Pyrenäen nach Ostabat, wo sich die Via Podiensis mit den nördlicher verlaufenden Pilgerwegen Via Turonensis und Via Lemovicensis vereinigt. Hinter Saint-Jean-Pied-de-Port überquert sie die Grenze nach Spanien am Col de Roncevaux. Ab dort heißt der Pilgerweg Camino Francés.
Welterbe
Im Jahr 1998 hat die UNESCO die „Wege der Jakobspilger in Frankreich“ als Weltkulturerbe ausgezeichnet, ähnlich wie den Camino Francés in Spanien. Im Gegensatz zu Spanien musste man jedoch in Frankreich eingestehen, dass ein Schutz der tatsächlichen mittelalterlichen Wege nicht möglich war, denn moderner Straßenbau und nicht mehr zu rekonstruierende Streckenänderungen hatten sie zu großen Teilen verschwinden lassen. So wurden stattdessen einzelne, für die Pilgertradition wichtige Bauwerke als Repräsentanten ausgewählt.
Nur an der Via Podiensis konnten noch Teilabschnitte identifiziert werden, die einen Denkmalschutz ermöglichten. Es handelt sich um sieben relativ kurze Abschnitte zwischen:
- Nasbinals und Saint-Chély-d’Aubrac (17 km)
- Saint-Côme-d’Olt und Estaing (17 km)
- Montredon und Figeac (18 km)
- Faycelles und Cajarc (22,5 km)
- Bach und Cahors (26 km)
- Lectoure und Condom (35 km)
- Aroue und Ostabat (22 km)
Die geschützte historische Wegführung ist dabei nicht immer identisch mit dem modernen Fernwanderweg GR 65: So überquert der moderne Weg vor Ostabat z. B. die Bidouze, trifft am sogenannten Croix de Gibraltar auf einer Berghöhe auf die anderen Strecken und biegt dort nach Süden ab; im Mittelalter reiste man jedoch durch das nördlich gelegene Saint-Palais und folgte dann dem Talverlauf über Uhart-Mixe.
Zu den geschützten Bauwerken gehören an der Via Podiensis auch einige alte Brücken: die Pilgerbrücke über die Boralde in Saint-Chély-d’Aubrac, die Alte Brücke in Espalion, die Brücke über den Lot in Estaing, die Brücke über den Dourdou in Conques und die Brücke von Artigue bei Beaumont-sur-l’Osse. Der Pont Valentré in Cahors liegt ebenfalls am Weg.
Streckenführung
Département | Orte in der Reihenfolge des Erreichens |
Haute-Loire | Le Puy-en-Velay – Montbonnet – Monistrol-d’Allier – Saugues |
Lozère | Saint-Alban-sur-Limagnole – Aumont-Aubrac – Nasbinals |
Aveyron | Aubrac – Saint-Chély-d’Aubrac – Saint-Côme-d’Olt – Espalion – Estaing – Golinhac – Espeyrac – Sénergues – Conques – Noailhac – Decazeville – Livinhac-le-Haut |
Lot | Montredon – Saint-Félix – Figeac – Béduer – Gréalou – Cajarc – Varaire – Espagnac-Sainte-Eulalie – Marcilhac-sur-Célé – Sauliac-sur-Célé – Cahors – Lascabanes |
Tarn-et-Garonne | Lauzerte – Moissac – Auvillar |
Gers | Flamarens – Miradoux – Lectoure – La Romieu – Condom – Beaumont-sur-l’Osse – Kloster Flaran |
Landes | Aire-sur-l’Adour – Miramont-Sensacq – Pimbo |
Pyrénées-Atlantiques | Arthez-de-Béarn – Sauvelade – Navarrenx – Charre – Aroue-Ithorots-Olhaïby – Saint-Palais – Ostabat-Asme – Larceveau-Arros-Cibits – Saint-Jean-le-Vieux – Saint-Jean-Pied-de-Port |
Bildergalerie
- Kathedrale Notre-Dame in Le Puy
- Alte und neue Wegmarkierung in Le Puy
- Wegekreuz auf der Brücke über die Boralde
- Alte Brücke in Espalion
- Klosterkirche Sainte-Foy in Conques
- (c) Sting, CC BY-SA 2.5Pont Valentré in Cahors
- Innenansicht der Kathedrale Saint-Pierre in Condom
- Kreuzgang der Abtei Saint-Pierre in Moissac
- Saint-Jean-Pied-de-Port
Literatur
- Bert Teklenborg: Radwandern entlang des Jakobswegs. Vom Rhein an das westliche Ende Europas. (Radwanderreiseführer, Routenplaner). 3. überarbeitete Auflage. Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck 2007, ISBN 978-3-7022-2626-8.
- Féderation Française de la Randonée Pédestre: GR 65, sentier de Saint-Jacques-de-Compostelle: le Chemin du Puy : Moissac-Roncevaux, FFRP, Paris 1999. ISBN 2-85699-756-2
- Louis Laborde-Balen: Du Puy en Velay à Roncevaux par le GR 65, Führer mit Landkarten. ISBN 2-905521-50-3
- Heinrich Wipper: Wandern auf dem französischen Jakobsweg. Via Podiensis. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2008. ISBN 978-3-7701-8009-7
- Norbert Rother: Frankreich: Jakobsweg – Via Podiensis, Conrad-Stein-Verlag, 8. Aufl. 2011/12. ISBN 978-3-86686-287-6
- Bettina Forst: Französischer Jakobsweg – Via Podiensis von Le Puy-en-Velay bis zu den Pyrenäen, Bergverlag Rother 4. Aufl. 2015. ISBN 978-3-7633-4350-8
- Bert Teklenborg: Jakobsweg der Freude – Von Strasbourg nach Santiago. Tyrolia Innsbruck 2008. ISBN 978-3-7022-2625-1
- Carmen Rohrbach: Muscheln am Weg – Mit dem Esel auf dem Jakobsweg durch Frankreich. National Geographic Frederking & Thaler Verlag GmbH, 2002. ISBN 3-89405-246-5
Weblinks
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Skarabeusz, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die stilisierte Jakobsmuschel ist das moderne Erkennungszeichen mehrerer Jakobswege.
Autor/Urheber: Theklan, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Donibane Garazi, Nafarroa Beherea (Saint-Jean-Pied-de-Port, Basse-Navarre, dép. des Pyrénées-Atlantiques).
Autor/Urheber: Phillip Capper aus Wellington, New Zealand, Lizenz: CC BY 2.0
Saint Foy abbey-church in Conques, France
Conques, Aveyron
(c) Sting, CC BY-SA 2.5
The medieval Valentré bridge over the Lot river at the city of Cahors, France.
Autor/Urheber: Hk kng, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map of the world heritage sites of the Way of St. James in France. German localization.
Geographic data were processed with GMT, final layout done with Inkscape.croix des pélerins à saint chely d'aubrac photo offerte par la cybersister P.A
Autor/Urheber: Josep Renalias, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Abadia de Saint-Pierre de Moissac - Claustre, pilier de Saint Matthieu (avec le livre) et Saint Barthelemy (avec la barbe).
Autor/Urheber: GIRAUD Patrick, Lizenz: CC BY-SA 1.0
Le Puy-en-Velay Haute-Loire France
Autor/Urheber: Fod, Lizenz: CC BY 2.5 dk
The nave of Cathédrale Saint-Pierre de Condom - one of the churches in Condom, France (Note: Picture has Geotag information stored in EXIF.)