Agadem
Agadem ist eine Sahara-Oase in Niger mit rund 500 Einwohnern.
Geographie
Agadem befindet sich am Südrand der Großen Sandwüste von Bilma in der Wüste Ténéré und gehört zum Gemeindegebiet von N’Gourti in der Region Diffa.[1] Die Oase liegt auf einer Höhe von 350 m.[2] Trotz ihrer geringen Einwohnerzahl ist sie auf vielen Globen und Atlanten verzeichnet.
Das ganze Gelände ist weiträumig versalzen. Die Salzschicht erinnert beim Begehen oder Befahren an splitterndes Glas. Die wenigen Dattelpalmen werden zur Erntezeit von Nomaden abgeerntet. Ein Brunnen liefert Wasser von schlechter Qualität.[3] In der Umgebung leben vereinzelt Dorkasgazellen und Mendesantilopen.[4]
Geschichte
Die Oase wurde im 19. Jahrhundert von mehreren europäischen Afrikaforschern besucht. Die Briten Hugh Clapperton, Dixon Denham und Walter Oudney erreichten Agadem Anfang 1823 bei ihrer Sahara-Durchquerung. Ihnen zufolge handelte es sich um ein fruchtbares Tal mit Hunderten Gazellen und um einen beliebten Treffpunkt von gewalttätigen Plünderern aller Art.[5] Im Jahr 1855 hielt sich der Deutsche Heinrich Barth hier auf und hob die Bedeutung der Oase für Karawanen hervor.[6] Der Deutsche Gerhard Rohlfs beschrieb seine 1866 hier verbrachten Abende als die angenehmsten im Zuge seiner Sahara-Durchquerung.[7] Im Jahr 1870 wurde Agadem vom Deutschen Gustav Nachtigal besucht.[8]
Zu Kolonialzeiten befand sich hier ein französisches Fort, das heute verfallen und nahezu von Sand verschüttet ist. In der französischen Kolonialzeit wurde Agadem zunächst dem 1907 geschaffenen Kreis Bilma zugeordnet, 1954 fiel es an N’Guigmi.[9] Im Jahr 1986 führte die Rallye Dakar über Agadem.[10]
Bevölkerung
Laut Volkszählung 2012 hat der Ort 487 Einwohner, die in 62 bäuerlichen Haushalten leben.[1] Bei der Volkszählung 2001 hatte Agadem 218 Einwohner in 39 Haushalten.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
Hier verläuft die extrem schwierige Piste Bilma – Zoo Baba – Dibella – Agadem – N’Gourti – N’Guigmi – Diffa.[12] Die Piste entspricht einer Jahrhunderte alten Route für den Karawanenhandel. In Agadem treffen weitere aus dem Süden kommende Karawanenrouten zusammen: eine führt über Tesker nach Birni Kazoé, eine über Kossotori nach Boutti und eine nach Rig Rig im Nachbarland Tschad.[13]
Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist ein Gesundheitszentrum im Dorf vorhanden.[14] Es gibt eine Schule.[15]
Agadem-Ölfeld
Der China National Petroleum Company (CNPC) gelang es 2011 Ölfelder an der Grenze zu Tschad zu erschließen. 2012 flossen 20.000 Barrel pro Tag. Der Bau der Niger-Benin-Pipeline zum Tiefseehafen Sèmè Kraké bei Porto-Novo war im März 2023 zu 70 % abgeschlossen. Da die derzeitige Grenzproduktion auf 20.000 bpd geschätzt wird, sollte Niger seine Produktionskapazität auf 110.000 bpd erhöhen. Eigentümer des Feldes sind CNPC (zu 2/3), CPC und die Regierung von Niger.[16][17][18]
Literatur
- Geneviève Désiré-Vuillemin: La fille de Kaocen. In: Le Saharien. Nr. 157, 2001, S. 52–55.
Einzelnachweise
- ↑ a b Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 10, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- ↑ Julien Rechenmann: Catalogue des stations gravimétriques réoccupables en Afrique Occidentale. Mesures effectuées de 1953 à 1965. ORSTOM, Bondy 1966, S. 140 (core.ac.uk [PDF; abgerufen am 9. Oktober 2022]).
- ↑ Holger Reineccius: Ténéré-Wüste und Aïr-Gebirge – S. 32. In: Afrikanisches Bilderbuch: Durch die Ténéré-Wüste nach Djado. Archiviert vom am 21. März 2008; abgerufen am 10. August 2015.
- ↑ Thomas Rabeil, John Newby, Abdoulaye Harouna: Conservation of Termit and Tin Toumma (Niger). Annual Report for 2007 of the Sahara Conservation Fund. (PDF) Sahara Conservation Fund, 2008, S. 8–9, abgerufen am 4. August 2023 (englisch).
- ↑ Dixon Denham, Hugh Clapperton, Walter Oudney: Narrative of Travels and Discoveries in Northern and Central Africa. In the Years 1822, 1823, and 1824. 3. Auflage. Vol. 1. John Murray, London 1828, S. 161.
- ↑ Heinrich Barth: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855. Zweiter Band. Justus Perthes, Gotha 1860, S. 442.
- ↑ Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika. K. Thienemanns Verlag, Stuttgart/Wien 1984, ISBN 3-522-60580-2, Kap. 14 (Volltext online im Projekt Gutenberg [abgerufen am 22. März 2020] Erstausgabe: 1874).
- ↑ Jean-Paul Labourdette, Dominique Auzias: Niger 2009. Nouvelle édition de l’Université, Paris 2009, ISBN 2-7469-1640-1, S. 33.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 258–259.
- ↑ Dakar Retrospective 1979–2007. (PDF) Amaury Sport Organisation, archiviert vom am 8. Juli 2011; abgerufen am 14. Februar 2018 (englisch).
- ↑ Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- ↑ Gerhard Göttler: Sahara. DuMont, Köln 2002, S. 372.
- ↑ Thomas Rabeil, Vincent Turmine: Atlas de la Réserve Naturelle Nationale de Termit et Tin-Toumma. Sahara Conservation Fund, Niamey 2016, S. 46 (rris.biopama.org [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2020]).
- ↑ Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 26. Oktober 2020 (französisch).
- ↑ Répertoire National des Centres d’Enrôlement et de Vote (CEV). (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Commission Electorale Nationale Indépendante (CENI), République du Niger, 13. September 2020, S. 51, archiviert vom am 3. September 2022; abgerufen am 28. Dezember 2021 (französisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ https://www.dandc.eu/de/article/niger-ist-afrikas-neuer-oelexporteur
- ↑ https://www.agenceecofin.com/petrole/1503-106496-pipeline-niger-benin-490-millions-de-recettes-fiscales-au-profit-du-benin-sur-20-ans
- ↑ https://www.offshore-technology.com/marketdata/oil-gas-field-profile-agadem-complex-conventional-oil-field-niger/
Koordinaten: 16° 50′ N, 13° 17′ O
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(c) Holger Reineccius, CC BY-SA 3.0
Das ehemalige Franzosenfort in Agadem (heute versandet, versalzen und verlassen) im östlichen Niger.