Elsnig

WappenDeutschlandkarte

Koordinaten: 51° 37′ N, 12° 56′ O

Basisdaten
Bundesland:Sachsen
Landkreis:Nordsachsen
Verwaltungs­gemeinschaft:Dommitzsch
Höhe:88 m ü. NHN
Fläche:36,9 km2
Einwohner:1378 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:37 Einwohner je km2
Postleitzahl:04880
Vorwahlen:03421, 034223
Kfz-Kennzeichen:TDO, DZ, EB, OZ, TG, TO
Gemeindeschlüssel:14 7 30 120
Adresse der Verbandsverwaltung:Bahnhofstraße 6
04880 Elsnig
Website:www.elsnig.com
Bürgermeister:Stefan Schieritz (FDP)
Lage der Gemeinde Elsnig im Landkreis Nordsachsen
KarteArzbergBad DübenBeilrodeBelgern-SchildauCavertitzDahlenDelitzschDoberschützDommitzschDreiheideEilenburgElsnigGroßtreben-ZwethauJesewitzKrostitzLaußigLiebschützbergLöbnitzMockrehnaMockrehnaMügelnNaundorfWiedemarOschatzRackwitzBelgern-SchildauSchkeuditzSchönwölkauMügelnTauchaTorgauTrossinWermsdorfWiedemarTorgauZschepplinWiedemar
Karte

Elsnig ist eine Gemeinde im Nordosten des Landkreises Nordsachsen in Sachsen (Deutschland). Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Dommitzsch an.

Elsnig (Luftaufnahme 2015)

Geografie

Lage

Elsnig liegt inmitten der Elbauen am westlichen Elbufer sowie am Flüsschen Weinske und an Altarmen der Elbe. Die Gemarkung befindet sich in der Elbaue auf Anschwemmböden und außerhalb dieses Standorts meist auf Sand. Die Stadt Torgau liegt ca. acht Kilometer südöstlich und die Stadt Dommitzsch ca. fünf Kilometer nordwestlich der Gemeinde. Elsnig liegt am Ostrand des Naturparkes Dübener Heide.

Ortsteile

Geschichte

Das Straßendorf wurde 965 erstmals urkundlich genannt. Der Ortsname lautete 965 Olsnic und wurde bereits 1368 als Elsnig erwähnt. Zwischendurch gab es kleinere Abweichungen.

1378 übertrugen die Kurfürsten von Sachsen dem Kloster Buch das Dorf (nach der Auflassung durch „Otto von Gnanstein kemerer von Grunow“) mit allen Rechten und beiden Gerichten.[2] Im gleichen Jahr verzichtete „vrouwe Agnes von Gnannensteyn vrouwe czu grunav“ auf das Dorf, das ihr Leibgedinge gewesen war.[3] 1379 wurde die Urkunde über Verkauf und Bezahlung durch „Otto kemmerer von Gnannensteyn herr czu Grunow“ ausgestellt, in der auch das Kirchlehen genannt wird, also das Patronatsrecht.[4] Zu diesem Zeitpunkt bestand also die Kirche bereits, wie auch nach ihrer Baugestalt zu vermuten. Im gleichen Jahr verzichteten mehrere Herren auf ihre Rechte in Elsnig. Unklar bleiben Art und Umfang; es könnten Lehnsleute des Herrn von Gnandstein gewesen sein.[5] 1380 gelobte „Otto kemmerer von Gnannenstein“ dem Abt Nikolaus vom Kloster Buch, falls er von jemandem wegen des Verkaufs oder Eigentums am Dorf Elsnig angesprochen würde, „daz wol wir sy gewern, alzo recht ist“. Gemeint ist wohl rechtlicher Beistand (Gewere) bei Ansprüchen anderer.[6]

1480 verlieh Abt Simon von Kloster Buch den Brüdern Hans und Gallus Wilkein den dritten Teil des Gerichtes in Elsnig und bestätigt ihnen die Einnahmen, die den vorherigen belehnten Richtern zustanden an „Geld, an Schweinen, Gänsen, Hühnern, Lämmern, oder woran das sein mag, nach solcher Zahl, wie bisher gehalten wurde“.[7]

Friedrich der Große unterschreibt nach der Schlacht von Torgau auf den Altarstufen der Elsniger Kirche Befehle an seine Truppe (Gemälde von Bernhard Rode, um 1793)

Friedrich der Große verbrachte die Nacht vom 3. auf den 4. November 1760 in der Kirche von Elsnig. Während der Schlacht von Torgau war er zuvor von einer Kartätschenkugel am Brustkorb verwundet worden. Sein Adjutant Beerenhorst und ein Reitknecht retteten den zeitweilig Bewusstlosen vor seinen Feinden und brachten ihn hierher, weil im gesamten Ort wegen der zahlreichen Verwundeten keine sonstige Bleibe für den König zu finden war. Auch nachdem Friedrich wieder zu sich gekommen war, blieb er zunächst hier, um die – letztendlich doch nicht lebensbedrohliche – Wunde behandeln zu lassen. Zugleich schrieb er – der Überlieferung nach auf den Stufen des Altars – Befehle für seine Truppe. Er hielt die Schlacht für verloren, ehe ihm der Kapitän von Grävenitz die unerwartete Nachricht vom Sieg der Preußen über die Österreicher überbrachte, der dank des Einsatzes seines Generals Hans-Joachim von Zieten zustande gekommen war.[8][9]

Die Flur Elsnig besaß 1895 787 Hektar Land, das von Bauern bewirtschaftet wurde.

In den 1930er Jahren wurde bei Elsnig eine Munitionsfabrik der WASAG errichtet. In deren Zuge entstand auch die Waldsiedlung. Die Fabrik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg teildemontiert und das Areal bis zur Wende von der Nationalen Volksarmee nachgenutzt. In einem Pilotprojekt wurde ab 2003 versucht, die durch das ehemalige WASAG-Werk verursachten Umweltschäden, insbesondere der Verschmutzung durch die Schadstoffe TNT und 2,6-DNT, zu beseitigen.[10]

2005 geriet Elsnig in die Schlagzeilen, als dort Spezialisten der US-Armee ein am 13. April 1945 abgeschossenes Jagdflugzeug vom Typ Lockheed P-38 Lightning ausgruben und die sterblichen Überreste des Piloten in die USA überführten.[11]

Die übergeordnete Verwaltung übte ab 1551 das Amt Torgau, 1816 bis 1952 der Landkreis Torgau, 1952 bis 1994 der Kreis Torgau, ab 1994 der Landkreis Torgau-Oschatz und seit 2008 der Landkreis Nordsachsen aus.

Bevölkerung

JahrEinwohner
20021.788
20051.676
20101.589
20151.455
JahrEinwohner
20201.385
20211.391
20221.378

Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres (Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen)[12]

Politik

Gemeinderat

Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 14 Sitze des Gemeinderates wie folgt:[13]

Partei / WählergruppeStimmenanteilSitze
FDP32,4 %5
CDU31,0 %4
Freie Wählergemeinschaft Torgau-Oschatz (FWG)27,8 %4
AfD08,9 %1
Gesamt100 %14

Bürgermeister

  • 1994–2008: Ulrich Großmann (CDU)[14]
  • 2008–2020: Karlheinz Herrmann (parteilos)[15]
  • seit 2020: Stefan Schieritz (FDP)

Schieritz wurde am 20. September 2020 mit 97,9 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von sieben Jahren[16] gewählt.[17]

Sehenswürdigkeiten

Kirche in Elsnig

→ siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Elsnig → siehe auch: Liste der Naturdenkmale in Elsnig → siehe auch: Liste der Bodendenkmale in Elsnig

Verkehr

Die B182 und die stillgelegte Bahnstrecke Pretzsch–Torgau durchqueren den Ort Elsnig sowie die Ortsteile Neiden, Waldsiedlung und Vogelgesang.

Die Buslinie 759 der Nordsachsen Mobil GmbH verbindet Elsnig mit der Kreisstadt Torgau.[18]

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: Elsnig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4251. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 200.
  3. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4252. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 201.
  4. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4289. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 202.
  5. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4288. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 203.
  6. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 4323. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 205.
  7. Originalurkunde SHStA Dresden: 10001, Ältere Urkunden, Nr. 8418. Druck bei Schöttgen, Codex Diplomaticus Monasterii Buch, als Nr. 262.
  8. Roland Krüger: Mit Ziethen aus dem Busch – Spuren des Siebenjährigen Krieges in Torgau. In: Deutschlandrundfahrt. Deutschlandfunk, 18. August 2007, abgerufen am 26. Juni 2023.
  9. Friedrich Ludwig Aster: Ausführlicher Bericht, wie die merkwürdige Schlacht bei Siptitz ohnweit Torgau am 3. November 1760 geschehen. Hilscher, Leipzig 1776.
  10. Raimund Haberl et al.: Constructed Wetlands for the Treatment of Organic Pollutants, in: Journal of Soils and Sediments 2003, S. 120f.
  11. Kriegsschicksal: Die Heimkehr des Leutnants Estill. In: Spiegel Online. Abgerufen am 24. November 2016.
  12. Statistische Berichte / A / I / 2. Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen nach Gemeinden. In: www.statistischebibliothek.de. Abgerufen am 28. November 2023.
  13. Gemeinderatswahl 2019. In: wahlen.sachsen.de. Abgerufen am 28. November 2023.
  14. Bürgermeisterwahl 1994. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 28. November 2023.
  15. Bürgermeisterwahl 2008. In: www.statistik.sachsen.de. Abgerufen am 28. November 2023.
  16. Rechtsstellung des Bürgermeisters. In: Sächsische Gemeindeordnung, § 51 (3). Abgerufen am 28. November 2023.
  17. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 20. September 2020. In: wahlen.sachsen.de. Abgerufen am 28. November 2023.
  18. Bus 759. In: www.nordsachsen-mobil.de. Abgerufen am 28. November 2023.

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ElsnigKirche1.JPG
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Kirche Elsnig
Friedrich der Große nach der Schlacht bei Torgau (wohl 1793).jpg
Bernhard Rode: Friedrich der Große nach der Schlacht bei Torgau (wohl 1793), Öl auf Leinwand. „Im Katalog der Berliner Akademieausstellung von 1795 liest man unter Nr. 9: ‚Nach der Schlacht bei Torgau ließ sich der König eine Dorfkirche [ Elsnig ] aufschließen, etliche Lichter auf den Altar setzen, und etwas Feuer auf den Steinen vor dem Altar anmachen, setzte sich auf die Stufen des Altars nieder, und schrieb selbst verschiedene Befehle auf einer ihm gebrachten Kirchenbank. Er ließ sich auch ein Bund Stroh bringen, worauf er sich nach Mitternacht bei dem Feuer niederlegte.’ Die Herkunft der Anekdote ließ sich nicht ermitteln. Da sämtliche Häuser des Ortes mit Verwundeten belegt waren, nahm der König wie selbstverständlich Quartier in dem kalten Gebäude. Der Feldherr teilte die Strapazen des Krieges mit seinen Soldaten. Dabei unterstellte sich der Monarch augenscheinlich – so die bildkünstlerische Interpretation des frommen Malers – der Fürsorge Gottes. Der Überlieferung zufolge, nutzte Friedrich ungesäumt die Rast, um die Siegesnachricht seinem Minister Karl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (1714-1800) schriftlich mitzuteilen. Auf unvorteilhafte Weise ist die Handlung durch einen gewaltigen Pfeiler getrennt, der übrigens nicht so recht zu einer Dorfkirche passen will. Der Schein des Feuers, der hierdurch in seiner Intensität gemildert wird, die brennenden Kerzen, das weiße Altartuch sowie die aufgeschlagene Heilige Schrift über der Szene dienten Rode dazu, die allgemein bekannte Bedürfnislosigkeit des preußischen Königs quasi feierlich hervorzuheben, ohne in billiges Pathos zu verfallen. Im Gegensatz zu der sich gestellten Aufgabe, nämlich der Schilderung eines letztlich vergänglichen Ereignisses, auch wenn der Maler es als Tugendsubtrat fixierte, ist die Figur des Königs als jugendlicher Held mit ‚klassisch griechischem Profil’ ahistorisch getroffen.“ -- Rainer Michaelis, Fridericiana. Christian Bernhardt Rode (1725-1797) (Berlin 1999) S. 30-31.
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Wappen der Gemeinde Elsnig
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Wappen des Landkreises Nordsachsen
„In Gold zwischen zwei blauen Wellenpfählen ein aufgerichteter rot bewehrter und gezungter schwarzer Löwe.“
Der Kreistag des Landkreises Nordsachsen hat am 10. Dezember 2008 beschlossen, das vorstehend beschriebene Wappen zu führen.
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Elsnig in Saxony - Landkreis Nordsachsen
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Elsnig, Luftaufnahme (2015)