Windmaschine
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
Windmaschinen sind hochkomplexe technische Gerätschaften, die aber trotzdem jeder mit guter familiärer Anbindung oder einem gutwilligen Freundschaftskreis nachbauen kann, wenn man sich an die Aufbauanleitung hält.
Inhaltsverzeichnis
Verfügbarkeit
Im Grunde können die Einzelteile jeder Art von Windmaschine in jedem Baumarkt sehr preiswert erworben werden. Vor allem deswegen sehr preiswert, weil für den Zusammenbau ja nur ein Teil erforderlich ist, nebst den kostenlos arbeitenden Freunden und Verwandten. Zu letzterem ist allerdings noch einiges zu beachten:
Vorbereitungen
Menpower
Man sollte die "Community"-Mitglieder in freudige Erwartung setzen. So darf man ihnen auf keinen Fall erzählen, was auf sie zukommt und am besten eine große "Überraschung", etwas "ganz Tolles" ankündigen oder dass eben die anderen Verwandten/Freunde (die sich natürlich untereinander mögen oder sehr hassen müssen) auch kämen. So ist es letztlich egal, ob die Betroffenen aus Vorfreude oder aus unverhohlener pathologischer Neugier oder simplen Futterneid kommen.
Catering
Man sollte keinen teuren Kaffee kaufen und sich vor der Aktion außerdem einen Vertrauten aussuchen, mit dem abgesprochen ist, dass er eh nicht erscheinen wird, um sich dann über ihn medienträchtig aufregen zu können "Tja, wo bleibt denn ______ (Namen eintragen), der wollte doch zur Bäckerei?! (Sie waren natürlich schon vorher in der Bäckerei und fressen die leckeren Erdbeertörtchen allein, klar!)
Aufbauort
Der Aufbauort richtet sich nach der Größe der Windmaschine: Die kleinsten fangen etwa bei 3 x 4 Metern an, die größten weisen eine Fläche von bis zu 6 x 8 Metern auf: entsprechend ist zu planen, ob das eigene Grundstück ausreicht oder ob Sie genau wissen, dass Ihr Nachbar nicht zu Hause ist.
Aufbau
Einleitung
Mit einem Blick unbedarfter als ein Hund, der sich gerade an einem Baum vergnügt, weist man seine ahnungslosen Helfer darauf hin, "mal eben nach draußen zu gehen - nein, sicher kann der Kaffee mitgenommen werden", wobei der letzte Satz scheinbar seelenlos nur in den Raum hineingesprochen wird. Der allgemeine Rudeltrieb wird dazu führen, dass einem ein Teil folgt, vor allem auch, weil man ja die Erdbeertörtchen versteckt hat und es drinnen nichts zu fressen gibt. Sodann macht man sich die unbewusste aus dem Kindlichen herrührende Faszination für alles Verpackungsmaterial zu Nutze, in dem man nun bei strahlendem Sonnenschein langsam, sehr langsam, die im Baumarkt gekaufte Folie entblättert.
Murphys Gesetz
Aufgrund physikalischer, astronomischer und paranormaler Gesetzmäßigkeit spürt man bereits bei der ersten Phase des Auseinanderlegens einen leichten Windzug, der sich ein bisschen unter die Folie bauscht. Erste unaufgeforderte Versuche der mit Kaffeetassen bewaffneten Freunde, die Folie mit dem Sonntagsschuh in Zaum zu halten, finden statt. Selbst hatte man keinen Kaffee mitgenommen.
Spätestens, nachdem die Folie in die andere Richtung noch dünner entfaltet wird, beginnen sich kleine Windhosen zu bilden, die immer stärker die nur fragil scheinende Folie immer wieder zu bizarren Formen wirft und immer stärker gegen den sich immer klarer ausbildenden Kreis von nur scheinbar Unbeteiligten wirbelt. Dauernd schauen sie sich welpenhaft-blöd um, als wollten sie sagen, dass sie ja nicht anders könnten oder weil sie - etwas peinlich gerührt - mit dieser albernen Geschichte nicht von Passanten in Verbindung gebracht werden wollen. Dann ist es ein Weggucken. Die Kaffeetassen werden ungefähr einen Meter seitwärts ab- und das Rauchen eingestellt. Beidhändiges Vorgehen ist gefragt, wenn die wild zuckende Folie partout nicht liegen-, ja, sogar durch die brausende Luft enteilen will. Erste Paragliding-Artefakte sind zu sehen, letzte etwaig beteiligte Freundinnen werden nun gegen Männer ausgetauscht.
Mittlerweile tobt ein regelrechter Sturm. Auch die mittlerweile auf der Folie abgestellten Kaffeetassen halfen ohnehin nicht wirklich, die Elemente in Zaum zu halten. Der Sturm zerrt mit aller Gewalt an der Abdeckfolie, schlägt die ösenbestückten Kanten manchem ins Gesicht, der fluchend zu mehr Aufmerksamkeit überredet wird.
Die Männer schreien sich unverständliche Wortfetzen zu, die Welt droht unterzugehen und auf einmal wird Georg vermisst: man hatte sich die letzten Minuten in diesem Tohuwabohu ja nur auf sich konzentrieren können. Die umgeschütteten Kaffeetassen stören nun auch nicht mehr, da man deren Scherben nicht mehr findet.
Abschluss
Da die Folie bei diesem Orkan unmöglich mehr festgehalten werden konnte, schießt sie zuckend und schlängelnd in rasender Geschwindigkeit von dannen. Die entnervten Communityleute machen sich genauso schnell davon, um zu Hause nach dem rechten zu sehen. Und man selbst sitzt kurze Zeit später auf dem Balkon und isst Erdbeertörtchen und trinkt bolivianischen Espresso, weil das bei stürmischem Wetter ja so romantisch ist.