Spiegelwelten:Spoken Word
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
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Dieser Artikel ist zwar im Namensraum Spiegelwelten zu finden, er spielt aber in der Orbis Alius. Was ist die Orbis Alius? • Was sind die Spiegelwelten? |
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Stadtstaat Spoken Word | |
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Wahlspruch: Turn the radio on. | |
Kontinent | Otrantonien |
Amtssprache | Verständlich |
Hauptstadt | Spoken Word |
Regierungsform | Inselbeherrschung mit Aspekten eines Faustkampfs in einer Kneipe |
Staatsoberhaupt und Regierungschef | Bürgermeister Loraine Heim |
Pressedienst | Gesprochenes Wort |
Fläche | 5.025 km² |
Einwohnerzahl | 2.300 |
Bevölkerungsdichte | 0,457 Einwohner pro km² |
Gründung | Konnte nicht ermittelt werden |
Nationalhymne | Video killed the Radio Star |
Internet-TLD | .ssw |
Der Stadtstaat Spoken Word ist eine Insel im Süden von Otrantonien. Obwohl die genaue Lage der Insel bekannt ist, ist es für Außenstehende schwer, in die Stadt zu gelangen, und für Bewohner schwer, die Stadt zu verlassen.
Der wichtigste Kommunikationskanal ist die Radiosendung Gesprochenes Wort, in der in unregelmäßigen Abständen das Leben auf der Insel geschildert wird.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Spoken Word befindet sich auf der südlichen Inselkette von Otrantonien, doch trotz der genauen Lokalisierung der Insel ist es schwer, diese zu finden - fast so scheint es, als wolle die Insel selbst nicht gefunden werden. Dort, wo sie verzeichnet ist, ist höchstens mal ein Riesenkalmar, der das Forschungsschiff versenkt, das die Insel sucht und sich anschließend fragt, warum er als Tiefseefisch eigentlich so weit an der Wasseroberfläche ist. Ansonsten zeichnet sich die Gegend rein äußerlich von ausgeprägt gutem Wetter, klarem Wasser und außerordentlich freundlichem aus.
Die Inselbewohner selbst beschreiben ihre Gegend als außerordentlich unbeständig und wechselhaft. Dass irgendwo auf der Insel plötzlich eine Wüste auftaucht und diese am nächsten Morgen durch eine saftig grüne Wiese ersetzt wird, ist nicht ungewöhnlich - so empfinden es die Bewohner aber auch nicht wirklich. Sie haben sich der Lage angepasst und sind gegenüber solchen Ereignissen gleichgültig eingestellt, wissen aber, dass es eigentlich nicht so sein sollte. Momentan ist beispielsweise neben dem Stadttor von Spoken Word
ein schlafender Vulkan.
Flora und Fauna
Zusammen mit der sich stets ändernden Landschaft von Spoken Word ändern sich auch die Tiere und Pflanzen, die auf der Insel zu finden sind - als ob sie zusammen mit ihrer Gegend auftauchen und auch wieder verschwinden. Trotzdem scheint sich die Vegetation nicht wirklich ihrer Gegend anzupassen.
Nicht ganz so anpassungsfähige Tiere
Die Fische in den auftauchenden Seen haben außergewöhnlich große Augen und werden permanent durch die Sonne geblendet. Dass sie des Öfteren mal zusammenstoßen und die Fische im Alter von nur wenigen Monaten ob der ständigen Kollisionen mit Artgenossen einen leichten Dachschaden haben, erscheint da nicht wirklich verwunderlich.
Die durch die Wüste kriechenden Schlangen vergraben sich gerne mal im Sand und warten dort auf ihre Beute. Tritt ein Mensch auf sie, platzen sie wie ein Luftballon, was das Schleichen in dieser Region ziemlich schwer macht. Aber erstens will dort niemand schleichen, da es keinen Grund dafür gibt, und zweitens klingt das Platzen zu lustig, um es sein zu lassen. Außerdem gibt es auf der Insel nach Ansicht der Bewohner sowieso zu viele von den Schlangen, die es sich auch gerne mal in der Stadt breit machen und dort irgendwo verstecken. Dass dann aus Versehen mal welche in der Waschmaschine mitgewaschen werden, passiert halt mal. Sollen die Schlangen halt besser aufpassen.
Die Kühe, die zusammen mit der Wiese auftauchen, benehmen sich zum Leidwesen der Einwohner weder wie normale Kühe, die gerne mal weiden und sich morgens und abends melken lassen, noch wie heilige industanitische Kühe, die man nicht mal böse angucken darf, um nicht böses Karma zu bekommen. Nein, sie hovern zehn Zentimeter über den Boden und können ihre Bewegungsrichtung nicht selbst steuern, sondern stoßen gegen eine Wand, prallen von dort ab und hovern dann weiter. Wie Billardkugeln schweben sie durch die Stadt, stoßen beim Jahrmarkt ein paar Stände um und hovern dann wieder aus der Stadt raus, wenn sie denn mal das Stadttor treffen und anschließend wegfliegen. Was allerdings mit denen passiert, die über die Küste hinaus ins offene Meer hovern, weiß niemand - vermutlich tauchen sie einfach nur auf der anderen Seite der Insel wieder auf.
Noch unfähigere Pflanzen
Die Tiere werden eigentlich nur noch von den Pflanzen getoppt, die sich zwar rasant verbreiten, aber ebenso schnell wieder zugrunde gehen, weil sie nie was von Darwin gehört haben und/oder die Evolution mal was zum Lachen brauchte.
Lianen im Dschungel scheinen jedem einzuleuchten - da gehören sie hin, da hängen sie von Bäumen und Affen und Tarzan schwingen an ihnen entlang. An Bergen haben Lianen allerdings eher wenig verloren, doch das interessiert die Pflanzen nicht. Es gibt weit und breit keine Bäume, an denen sie herunterhängen können; sie halten sich lediglich an kaltem Fels fest. Dies gibt insbesondere an stürmischen Tagen ein bizarres Bild für die Bewohner von Spoken Word ab, da der Wind die Lianen bewegt und es so aussieht, als hätte der Berg wellige Haare voller Volumen: Die Frisur sitzt. Einige Lianen, insbesondere die älteren, können sich jedoch nicht lange festhalten, brechen ab und fliegen in die Stadt.
In der Wüste würde man vielleicht Kakteen vermuten, die mit wenig Wasser zurechtkommen und die starke Hitze abhalten. Nicht jedoch die selbstentzündende Wüstenblume: Sie benötigt viel Wasser und kann keine Hitze ab. Nach spätestens vier Stunden fängt die Blume Feuer und verbrennt, wenn sie nicht regelmäßig gegossen ist. Da jedoch niemand Lust hat, sich das anzutun, gibt es immer wieder mal für wenige Sekunden lodernde Stichflammen, die man allerdings kaum von der Hitze der Wüste unterscheiden kann, und danach war's das. Kurze Zeit später entsteht an anderer Stelle eine neue Wüstenblume. Wie sie sich fortpflanzen, müsste bislang noch erforscht werden, allerdings war bislang noch niemand Feuer und Flamme dafür.
Während Pflanzen wie üblich mit Photosynthese ihre Energie aus der Sonne beziehen, atmet die Lungenpflanze Sauerstoff wie ein normaler Mensch. Im Grunde sieht sie auch aus wie eine menschliche Lunge und verhält sich auch so: Sie bläht sich auf und sackt dann wieder zusammen. Durch den Sog fängt die Lungenpflanze kleine Insekten. Manchmal aber auch ein großes Reh, das dann für kurze Zeit die Lunge verstopft. Die Reaktionen sind immer dieselben: Die Lungenpflanze hustet, um die Atemwege wieder freizukriegen. Das Reh, das nicht wirklich auf der Speisekarte der Lungenpflanze steht, wird dann kurzerhand einhundert Meter weit weggeschleudert und die Fliege, die eigentlich das Beutetier ist, ist dann auch wieder ganz woanders. Nicht selten verhungern Lungenpflanzen deshalb gerne mal, aber durch das Husten können sie wenigstens die Samen wegpusten, aus denen dann neue Lungenpflanzen entstehen. Sind die Temperaturen allerdings zu niedrig, wachsen die Pflanzen nicht oder bekommen eine Erkältung, Dauerhusten und stecken andere Pflanzen in der Nähe an, was dann in einen handfesten Sturm münden kann.
Bevölkerung
Spoken Word ist nur eine relativ kleine Stadt mit rund 2.300 Einwohnern. Entsprechend ländlich geht es auch vor Ort zu; es erinnert an ein Fischerdorf, in dem jeder jeden kennt. Fremde wären zwar gern gesehen, kommen aber nie auf die Insel. Umgekehrt schaffen es die Insulaner nicht, die Insel zu verlassen. Zwar haben bereits mehrere versucht, mit einem Boot so weit zu fahren, bis sie die Küste hinter sich nicht mehr sehen konnten, aber prompt tauchte vor ihnen dieselbe Küste wieder auf. Während einige wenige ob der Lage frustriert sind, haben sich die meisten mit dieser Besonderheit abgefunden.
Ihr einziger Kontakt zur Außenwelt ist eine kleine Radiostation, die in unregelmäßigen Abständen sendet. Auch außerhalb der Insel können die Funkwellen empfangen werden. Um dies zu gewährleisten, wurde ein zweihundert Meter hoher Turm gebaut, auf dessen Spitze Jugendliche regelmäßig Melonen auf den Boden werfen. Einmal wurde auch aus unbekannten Gründen eine Brieftasche runter geworfen, aber die steckte in einer der Wasserfrüchte drin.
Chronologisten
In den Kellern des Stadtarchivs sind alle Dokumente aus alter Zeit aufbewahrt und chronologisch sortiert. Allerdings hat die ganze Zeit im Keller bei den Chronologisten ihre Spuren hinterlassen: Sie wagen sich nicht mehr nach oben und die anderen Bewohner wagen sich nicht mehr in den Keller, da sie um Leib und Leben fürchten. Als eine Art Feuertaufe findet daher alljährlich das "Finde etwas über deine Stadt heraus"-Event, in der die Kinder für ein Schulreferat in die Keller des Stadtarchivs geschickt werden und irgendetwas Brauchbares aus der Zeit ihrer Urgroßeltern herausfinden sollen. Meistens endet dies in einem Großaufgebot von Ein-Mann-Polizei, Feuerwehr und Sanitätern (zumindest für die Verhältnisse der kleinen Stadt), um die wütenden und in ihrer Ruhe gestörten Chronologisten wieder zurück in den Keller zu treiben. Diese Tage sind die Einzigen, an denen die Bevölkerung etwas aus der Zeit erfährt, aus der dato niemand mehr lebt. Die Angst vor Chronologisten hat sich so stark ausgebildet, dass alles, was chronologisch sein könnte, gemieden wird - nur die Mutigen hängen sich einen Kalender auf, haben eine Uhr im Wohnzimmer oder wissen, wann es wirklich Zeit ist, den Kuchen aus dem Backofen zu holen.
Elfen
Auf den immer wieder mal auftauchenden Wiesen Spoken Words gibt es mehrere kleine Elfendörfer. Kaum größer als ein ausgestreckter Mittelfinger fliegen die Wesen durch die Stadt und spielen den Bewohnern einige Streiche. Die Einwohner von Spoken Word halten jedoch die Existenz von Elfen für vollkommen kitschig, als dass dies wahr sein könnte, weshalb es verboten ist, die Existenz von Elfen anzuerkennen. Sie werden daher ignoriert; die Missgeschicke, die aus den Streichen resultieren, sind per Gesetz Pech und durch die gesetzliche Elfen-existieren-nicht-Versicherung abgedeckt. Die mangelnde Anerkennung der Elfen führt jedoch dazu, dass Elfen sich selbst überlassen sind. Außerhalb ihrer Dorfgemeinschaften agieren sie untereinander ziemlich brutal, da sie keine Strafen fürchten müssen. Direkt angreifen tun die Elfen die Menschen jedoch nicht, da sie von ihnen ignoriert werden.
Politik
Die gesamte Politik ist eine Pseudodemokratie. Die Insel scheint einen eigenen Willen zu haben, was politische Ausrichtungen angeht, weshalb alle politischen Entscheidungen letztlich auf sie zurückgeht.
Bürgermeisteramt
Das Bürgermeisteramt ist das höchste staatliche Amt, das der Stadtstaat zu vergeben hat. Die Insel entscheidet über verschiedene Zeichen, dass es an der Zeit ist, einen neuen Bürgermeister zu bestimmen. Die Zeichen sind Beispielsweise der Tod des regierenden Bürgermeisters, eine gravierende Veränderung auf der Insel wie beispielsweise ein plötzlich auftauchender Lavapool auf dem Hof der Grundschule oder ein Ausbruch der Chronologisten aus den Kellern des Stadtarchivs.
Es stellen sich in der darauf folgenden Woche die Kandidatinnen und Kandidaten in der Kneipe "Nur ein Pub" vor. In einer Blitzrunde stellen die Kandidatinnen und Kandidaten ihre politische Agenda vor, danach prügeln sich die Zuhörenden, wer ihnen besser gefallen hat. Die Person, die als letztes steht, darf entscheiden, für wen das komplette Volk stimmt. Bei der letzten Wahl wurde die Möglichkeit verschenkt, da ein Kleinkind von einem Vater beim Windelwechseln auf der Herrentoilette vergessen wurde - der Vater hatte mitbekommen, dass die Prügelei bereits begann und das Kind auf dem Wickeltisch liegen lassen. Das Kind war als letzte Person noch bei Bewusstsein, schrie aber ununterbrochen. Doch egal, wen das Kind bestimmt hätte, am Ende entscheidet die Insel selbst, wer das Bürgermeisteramt bekommt, indem ein zufällig ausgelöster Erdrutsch das Haus des gewinnenden Kandidaten zerstört und dieser zwangsweise ins Rathaus einziehen muss. Selbst, wenn es geologisch völlig unlogisch ist, das Haus irgendwie durch einen Erdrutsch zu zerstören, schafft es die Insel trotzdem.
Derzeit ist Loraine Heim der amtierende Bürgermeister von Spoken Word. Er versprach nichts, trat nicht mal offiziell an, sondern fand sein Haus nach der Prügelei nur durch Schutt und Steine verschüttet vor. In seiner ersten Amtshandlung beauftragte der ehemalige Schlosser Wissenschaftler, einen Elektrozaun gegen nicht existierende Elfen zu entwickeln. Bisher elektrisierte der Zaun jedoch einmalig die Lianen eines Berges, die aufgrund des Windes mit dem Zaun in Berührung kamen. Seitdem ist der Berg magnetisch und alle Kompasse richten sich nach ihm aus, wenn er sich denn auf der Insel befindet und nicht gerade wieder verschwunden ist.
Radiostation
- Hauptartikel: Gesprochenes Wort
Die Radiostation von Spoken Word ist das kulturelle und politische Zentrum der Insel. Nicht etwa während einer Pressekonferenz werden die neuen politischen Agenden vom Bürgermeister verkündet, sondern über eine Radioansprache. Nicht etwa über das Fernsehen werden Nachrichten verbreitet - Fernseher töten Radiostars, wie jeder weiß. Und nicht in Fernsehtalkshows holt man plötzlich eine Axt hervor, haut den Tisch in der Mitte platt und klaut anschließend die Mikrophone. In unregelmäßigen Abständen erzählt Karl Uhu von dem Geschehen auf der Insel: Was passiert in der Politik? Was ist gerade voll angesagt? Und was will man Außenstehenden eigentlich gerne mitteilen? Im Grunde bleibt dieser Radiosender die einzige Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen. Wer möchte, kann die Hotline des Radiosenders anrufen und hoffen, dass man die korrekte der 25 offenen Leitungen trifft, um durchzukommen. Der Hot Button läuft!
Polizeiapparat
Eine Polizei ist in Spoken Word eigentlich nicht nötig - die Stadt ist so klein, dass jeder alles weiß und Aktionen schlichtweg nie unbeobachtet bleiben. Jeder kennt jeden und keiner kennt niemanden. Trotzdem versucht sich Günther Kleen als selbsternannter Sheriff, Ruhe und Ordnung in die ruhige und ordentliche Stadt zu bringen und dort auch zu halten. Dafür, dass die Kriminalitätsrate sehr niedrig ist, ist der Sheriff sehr erfolgreich. Mit seinem Segway streift er durch die Straßen und Gassen und grüßt die Leute. Nachts schläft er. Manchmal ist es auch umgekehrt, aber nachts ist nie was los, weshalb es Kleen zu langweilig wird und er lieber wieder tagsüber auf Streife geht.
Militär
Warum sollten 2.300 Einwohner ein Militär unterhalten? Es wären viel zu hohe Kosten, die überhaupt nicht im Verhältnis stehen. Und zuml, gegen wen sollte man Krieg führen? Es ist sehr schwer, nach Spoken Word zu kommen oder die Insel überhaupt zu verlassen. Wenn die Insulaner plötzlich beschließen, einen Panzer zu bauen, wüssten sie nicht, wie sie ihn über den Horizont hinausschaffen sollten.
Viel eher setzen die Bewohner auf Diplomatie. Streit auf der Insel wird nur bei der Wahl zum Bürgermeisteramt mit Fäusten ausgetragen, ansonsten wird miteinander gesprochen und geredet. Das führt zwar manchmal dazu, dass einige gar nicht mehr miteinander sprechen, da sich Person A im Ton vergriffen hat und Person B sich wie erschossen fühlt, den Krankenwagen ruft und drei Tage auf der Intensivstation liegt, aber meist vertragen sich die Leute wieder. Großartig aus dem Weg gehen können sich die Leute in der kleinen Stadt eh nicht.
Die Wortgewandtheit der Insulaner ist die schärfste Waffe, die sie kennen. Atomwaffen kennen sie zwar auch, halten sie aber für weniger wirksam. Wer will schon in einer verstrahlten und zerbombten Region siegen, wenn er die Gegner psychologisch in Grund und Boden reden kann? Donald Trump. Ganz abgesehen davon ist das auch die einzige Waffe, die die Insulaner außer Landes schaffen können - über ihre Radiostation können sie täglich, stündlich, ständig Berichte und Ansichten senden. Die Diskussionsbereitschaft der Bewohner sollte und darf dabei aber auch nicht unterschätzt werden: Dass unterschiedliche Meinungen ausgestrahlt werden, ist nunmal ein Nebeneffekt des Meinungspluralismus, könnte etwaige Gegner allerdings stark verwirren.
Terrorismus
Ja, selbst in einer kleinen Stadt gibt es eine handvoll Terroristen. Eigentlich ist es nur einer. Und eigentlich ist er kein Terrorist, sondern eine Nervensäge: Sven Gerund wird von den Bewohnern aber gerne als Terrorist bezeichnet, weil er mit seinen nervigen Aktionen die Leute terrorisiert. Hier mal Kaugummi auf der Straße werfen. Da mal Mentos in Cola-Dosen werden. Und dort mal eine Brieftaube mit C4 beladen. Letzteres scheiterte aber daran, dass die Taube das C4 nicht hochheben konnte und Sven keine Ahnung hatte, was C4 eigentlich genau ist, weshalb er einfach aus einem massiven Holzschachbrett das Feld C4 ausschnitt.
Woher Sven diese kriminelle Energie nimmt, ist bislang ein Rätsel, dem sich schon drei Wissenschaftler verschrieben haben. Dass sie ihn aufgrund dessen auf Schritt und Tritt verfolgen, ist auch der Grund, weshalb sich Spoken Word eine Geheimpolizei einsparen kann - man liest einfach die peer-reviewten Berichte der Eierköpfe.
Kultur und Wissenschaft
Ein kleines Volk von nur 2.300 Mitgliedern, das eine eigene Kultur hat? Ja, das gibt es. Die ist allerdings nicht allzu sehr ausgeprägt.
Neben dem typischen "Das haben wir schon immer so gemacht", da man ja aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeit hat, in den Stadtarchiven nach den Ursprüngen einer Kultur zu suchen, liegt ein großer Fokus auf der Wissenschaft. Rund zehn Prozent der Bevölkerung bezeichnet sich selbst als "in der Wissenschaft tätig". Das reicht jedoch vom Professor der einzigen Universität im Land bishin zum Kindergartenkind, das gerade die ersten naturwissenschaftlichen Gesetze entdeckt, dann merkt, dass es sie nicht ändern kann und stattdessen in die Politik will, um sie dort zu ändern - was in Spoken Word theoretisch möglich ist. Nur leider hält sich die Natur nicht an die Gesetze von Spoken Word und ist damit gleichzeitig die "Person", dessen ausstehende Bußgelder Rekordniveau haben. Da die Natur keine ladungsfähige Anschrift hat, konnte ihr leider noch nicht der Prozess gemacht werden.
Die mangelnde Bewusstheit an kulturellen Eigenheiten und wo sie herkommen führte auch zu einer recht eigenwilligen Entscheidung der Flagge: Alle hören Radio und alle frühstücken. Was liegt dann näher, als diese beiden Sachen zu verbinden und eine ausgewürfelte Farbe als Hintergrund dranzuklatschen? Eben. Vermutlich alles andere. Vielleicht wird deshalb demnächst auch viel zu viel Geld für eine völlig blödsinnige Entscheidung ausgegeben, ob die Flagge beibehalten werden soll oder nicht, und wenn nein, wie sie auszusehen hat.
Das Schwarze Loch
Nachdem der Mond verklagt wurde, er möge zu Forschungszwecken doch bitte etwas näher an die Erde herankommen, versuchte der beste Werfer von Spoken Word, auf dem höchsten Berg die Gerichtspost auf den Mond zu werfen, damit die Klage offiziell als zugestellt gilt. Der Mond sollte sich nicht weiter als 823 Meter entfernt von Spoken Word aufhalten, sonst würde ein Bußgeld fällig werden. Nicht wirklich überraschend gelang es jedoch nicht, die Gerichtspost auf den Mond zu werfen; stattdessen riss sie in die kleine Stadt ein kleines, aber feines Schwarzes Loch, welches nun unaufhörlich irgendwelche Gegenstände einsaugt. Die Stadtverwaltung reagierte bereits mit einer Liste der Dinge, die in das Schwarze Loch geworfen werden sollten und dürfen, wozu eindrücklich Nutella, verrostete Fahrräder und alte Sofas gehören, nicht jedoch die Erinnerungen an den Ex, die Hausaufgaben oder Organe. Eine Erforschung, wo das Schwarze Loch hinführt, steht noch aus, da momentan ein von der Polizei errichteter Zaun die Wissenschaftler davon abhält, rein zu springen und es selbst herauszufinden.
Sport
Gibt's. Aber auf Spoken Word wird alles, was körperlich anstrengend ist, als Sport bezeichnet. Die Treppe hochlaufen? Sport. Fahrrad zum Bäcker fahren? Sport. Einen Albtraum haben und nachts völlig aus der Puste und klatschnass geschwitzt aufwachen? Sport. Gerne denken sich die Bewohner auch mal neue Spiele aus, die allerdings strohfeuerartig kurz beliebt sind, dann aber in der Versenkung verschwinden und nie wieder gesehen werden. So gab es auf Spoken Word schon eine Bowling-Bahn, die mittlerweile verfallen ist, eine Fallschirmsprungschule, die daran scheiterte, dass die Piloten selbst auch Fallschirm gesprungen sind und dann niemand mehr das Flugzeug landen konnte und Unter-Wasser-Modellieren, das jedoch plötzlich wieder unpopulär wurde, als Zuckerwatte gerade in war und man dies nicht mit ins Nass nehmen konnte.