Schienenersatzverkehr
Der folgende Artikel ist ein Satire-Artikel. Es kann sein, dass er nicht ganz ernst gemeinte Aussagen enthält. Es kann aber auch sein, dass der Artikel irgendeine tiefgründige Botschaft vermitteln möchte.
Schienenersatzverkehr ist ein Massensport, in dem es praktisch täglich Wettbewerbe mit vielen spontanen Teilnehmern gibt. Zweck des Spiels ist, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass eins schlimmer ist als die Eisenbahn: der Versuch, die Eisenbahn auf die Straße zu verlagern.
Inhaltsverzeichnis
Beteiligte Personen
Als Teilnehmer werden zufällig ausgewählte Fahrgäste, Zugbegleiter und Lokführer verpflichtet. Gesteuert wird das Spiel durch sogenannte Fahrdienstleiter, die Zufallselemente wie Unfälle, Bauarbeiten, Stellwerksdefekte oder defekte Züge auslösen. Die anonym agierende Transportleitung stellt den Schiedsrichter.
Varianten
Geplanter Schienenersatzverkehr
(Die einfachste Schwierigkeitsstufe) Hierbei werden die Baustellen und ihre Auswirkungen lange im voraus durchgeplant bis ins allerletzte Detail, auch die Fahrpläne werden angepasst, teils mit stark verlängerten Fahrzeiten. Der Zusammenprall von Plan und Realität verläuft wie erwartet: Busse bleiben im Stau stecken, die Fußwege für Umstiege sind viel zu lang und nicht ausgeschildert, die Busse haben zu wenig Platz für Passagiere und Gepäck. Hier sind Kurzstreckenläufer mit Ortskenntnis im Vorteil.
Kurzfristiger Schienenersatzverkehr
Dieser kommt zum Tragen, wenn Unfälle oder defekte Infrastruktur Strecken kurzfristig, aber tagelang unbrauchbar machen. Es wird ein Fahrplan für die Busse aufgestellt, aber den Busfahrern nicht mitgeteilt. Diese kennen außerdem die Örtlichkeiten nicht und verfahren sich andauernd. Fahrgäste erhalten Punkte, wenn sie mit dem Smartphone aushelfen. Das ist nicht einfach, wenn der Fahrer einen ganz seltenen Dialekt oder nur „Ausländerisch“ spricht. Erfahrungen in der Schnitzeljagd oder beim Orientierungslauf sind gefragt.
Busnotverkehr
Am Tag eines Totalschadens an der Infrastruktur wird einfach nur improvisiert, um zumindest die gestrandeten Passagiere fortzuschaffen. Alle Busunternehmen der Gegend werden gefragt, was sie anbieten können, aber das dauert. Hier müssen die Fahrgäste Ellenbogen und Hartschalenkoffer gegen ihre Leidensgenossen einsetzen. Ringer und Wrestler können sich nun bewähren.
Ersatzschienenverkehr
Auch bekannt als Umleitung. Die Passagiere bekommen für das gleiche Geld viel mehr Landschaft zu sehen, und auch viel mehr Zeit, um Bilder zu machen oder den Speisewagen zu plündern. Körperlich ist hierbei nur bestes Sitzfleisch gefordert – und eine starke Blase, denn irgendwann werden alle Toiletten zu erklärt.
Pseudo-Ersatzverkehr
Auch bekannt als Gar kein Ersatzverkehr. Es wurde nicht für notwendig empfunden, Zeit und Geld zu investieren, um einen Ersatzverkehr einzurichten. Stattdessen werden einfach regionale Züge wie S- und U-Bahnen als Ersatz genommen, die sowieso schon fahrplanmäßig verkehren. Hier hat man die Möglichkeit, das Leben in vollen Zügen zu geniessen und bedenkenlos mit fremden Menschen zu kuscheln.
Evakuierung
(Die schwerste Diziplin.) Egal ob der Zug die Oberleitung abgeräumt hat, jemand überfahren wurde oder einfach nur die Technik herumzickt: Die Fahrgäste warten gerne ein paar Stunden, während die DB diverse Möglichkeiten zur Behebung ausprobiert. Logischerweise versagen zuerst die Klimaanlagen und Toiletten, wenn der Strom weg ist. Irgendwann darf man aussteigen und zu einem Bus kraxeln, was Hürdenläufern eher gelegen kommt. Mit viel Glück kommt aber ein anderer Zug, der außerdem nicht bereits voll ist. Bis zur Weiterfahrt vergeht so oder so noch einige Zeit. Alle freuen sich: morgen kommen sie in die Zeitung und haben etwas zu erzählen.
Bewertung
Es gewinnt derjenige, der mit der geringsten Verspätung ins Ziel kommt (bei Zugpersonal ist das der Feierabend an dem geplanten Ort). Der Verlust eines Gepäckstücks führt aber zu drei Strafstunden für das Abklappern aller Fundbüros. Wer das Ziel nicht erreicht, erhält einen Reisegutschein für einen neuen Versuch. Wer auf Eigeninitiative ein Taxi nimmt oder per Anhalter fährt, wird disqualifiziert.