1903 Thomas Mann Tristan Manuskript


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Beschreibung:
Thomas Mann.Tristan. Faksimile des Manuskripts.

In: Deutsche Dichterhandschriften. Hrsg. von Dr. Hans Martin Elster. Erster Band: Thomas Mann. Dresden: Lehmann & Schulze 1920.

Text:
Tristan
von Thomas Mann
1.
Hier ist Einfried, das Sanatorium! Weiß und geradlinig liegt es mit
seinem langgestreckten Hauptgebäude und seinem Seitenflügel inmitten des weiten Gartens, der mit
Grotten, Laubengängen und kleinen Pavillons aus Baumrinde ergötzlich ausgestattet ist, und
hinter seinen Schieferdächern ragen tannengrün, massig und weich zerklüftet die Berge himmelan.
Nach wie vor leitet Doktor Leander die Anstalt. Mit seinem zweispitzigen
schwarzen Bart, der hart und kraus ist wie das Roßhaar, mit dem man die Möbel stopft,
seinen dicken, funkelnden Brillengläsern und diesem Aspekt eines Mannes, den die Wissen-
schaft gekältet, gehärtet und mit stillem, nachsichtigem Pessimismus erfüllt hat, hält er auf
kurz angebundene und verschlossene Art die Leidenden in seinem Bann, — alle diese Indi-
viduen, die, zu schwach, sich selbst Gesetze zu geben und sie zu halten, ihm ihr Vermögen ausliefern,
um sich von seiner Strenge stützen lassen zu dürfen.
Was Fräulein von Osterloh betrifft, so steht sie mit unermüdlicher Hingabe
dem Haushalte vor. Mein Gott, wie tätig sie, treppauf und treppab, von einem Ende der
Anstalt zum anderen eilt! Sie herrscht in Küche und Vorratskammer, sie klettert in
den Wäscheschränken umher, sie kommandiert die Dienerschaft und bestellt unter den Gesichts-
punkten der Sparsamkeit, der Hygiene, des Wohlgeschmacks und der äußeren Anmut den
Tisch des Hauses, sie wirtschaftet mit einer rasenden Umsicht, und in ihrer extremen Tücht-
igkeit liegt ein beständiger Vorwurf für die gesamte Männerwelt verborgen, von der
noch niemand darauf verfallen ist, sie heimzuführen. Auf ihren Wangen aber glüht in
zwei runden, karmoisinroten Flecken die unauslöschliche Hoffnung, dereinst Frau Doktor
Leander zu werden...
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