Zwischenfall auf Hügel 192

Zwischenfall auf Hügel 192 ist die euphemistische Bezeichnung der Entführung, Gruppenvergewaltigung sowie des Mordes an der Vietnamesin Phan Thị Mào am 19. November 1966. Das Kriegsverbrechen wurde von Angehörigen der US-amerikanischen Streitkräfte während des Vietnamkrieges begangen.[1]

Ablauf

Die Tat geschah in der südvietnamesischen Region Bình Định.

Am 17. November 1966 informierten Sergeant David Edward Gervase und Private First Class Steven Cabbot Thomas, beide Mitglieder der 1st Cavalry Division, ihre Squad-Mitglieder Privates First Class Robert M. Storeby, Cipriano S. Garcia und Joseph C. Garcia über ihre Pläne, bei der nächsten Aufklärungsmission eine „junge hübsche Frau“ aus der Umgebung zu entführen und zu vergewaltigen. Am nächsten Morgen erreichte der Aufklärungstrupp das kleine Dorf Cát Tường. In einem Haus entdeckten sie die 21-jährige Phan Thị Mào. Die Soldaten fesselten ihre Handgelenke mit einem Seil, knebelten sie und entführten sie gewaltsam. In einem abgelegenen Tal entdeckten die Soldaten eine verlassene Holzhütte, wo sie die Frau vergewaltigten. Nur der Soldat Robert M. Storeby, der schon am Anfang Bedenken bezüglich der Aktion geäußert hatte, weigerte sich, an der Vergewaltigung teilzunehmen. Nach der Vergewaltigung wurde der Aufklärungstrupp in ein Gefecht mit den Vietcong verwickelt. Abseits dieser Kampfhandlungen zerrte Steven Cabbot Thomas die verletzte und wehrlose Phan Thị Mào in ein Waldstück, wo er sie mit seinem Kampfmesser und seinem Sturmgewehr ermordete.

Folgen

Robert M. Storeby informierte seine Vorgesetzten unverzüglich über den Vorfall. Jedoch zog die militärische Führung des Aufklärungstrupps keine direkten Konsequenzen und wollte das Geschehene geheim halten. Storeby bekam daraufhin Morddrohungen von seinen Kameraden. Jedoch wollte Storeby das Geschehene nicht ungesühnt lassen und wandte sich trotz Drohungen an höhere Instanzen. Daraufhin kam es zu einer Untersuchung durch die United States Army. Die Schwester von Phan Thị Mào identifizierte die Leiche an dem Ort, an dem sie ermordet worden war.

Im März und April 1967 wurden die Soldaten vor einem Militärgericht angeklagt. Steven Cabbot Thomas, dem die Todesstrafe drohte, wurde in erster Instanz zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese wurde jedoch in zweiter Instanz auf acht Jahre reduziert. David Edward Gervase wurde zunächst zu zehn Jahren Haft verurteilt, jedoch wurde diese auf acht reduziert. Joseph Garcia wurde zunächst zu einer fünfzehnjährigen Haftstrafe verurteilt, später aber aufgrund einer Verfassungsbeschwerde freigesprochen. Cipriano S. Garcia wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt. Alle Soldaten außer Storeby wurden unehrenhaft entlassen.

Rezeption

Der Vorfall wurde von dem Autor Daniel Lang im Jahr 1969 in einem Artikel des Magazins The New Yorker beschrieben. Lang veröffentlichte auch ein Buch über den Vorfall.

Im Jahr 1970 kam der deutsche Spielfilm o.k., der das Ereignis behandelt, in die Kinos. 1989 erschien der Film Die Verdammten des Krieges, der weitgehend auf dem Vorfall basiert.

Literatur

  • Incident on Hill 192 von Daniel Lang

Einzelnachweise

  1. "Casualties of War". Abgerufen am 9. Mai 2021.