Zwillinge (Sternbild)

Sternbild
Zwillinge
Legende
Astronomischer NameGemini
GenitivGeminorum
KürzelGem
Rektaszension6003006h 00m 30s bis 8075808h 07m 58s
Deklination2094835+9° 48′ 35″ bis 2352326+35° 23′ 26″
Fläche513,761 deg²
Rang 30
Voll­stän­dig sicht­bar90° N bis 54,9° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europaWinter
Anzahl der Sterne heller als 3 mag4
Hellster Stern (Größe)Pollux (1,16 mag)
Meteorströme
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
QuellenIAU

Zwillinge (lateinisch Gemini, astronomisches Zeichen: ♊) ist ein Sternbild der Ekliptik.

Beschreibung

Das Sternbild Zwillinge, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Die Zwillinge bilden ein lang gezogenes Rechteck. Die auffällig hellen Sterne Castor (Kastor) und Pollux bilden die beiden nordöstlichen Eckpunkte.

Durch den westlichen Teil der Zwillinge zieht sich das Band der Milchstraße, daher findet man in diesem Bereich mehrere offene Sternhaufen.

Ab ca. Ende August kann man die Zwillinge am nordöstlichen Morgenhimmel auffinden. Im Winter der Nordhalbkugel steht es hoch im Süden, um dann letztmals im Mai am Abendhimmel komplett gesehen werden zu können.

Da die Zwillinge auf der Ekliptik liegen, ziehen Sonne, Mond und die Planeten durch das Sternbild. Die Sonne durchläuft die Zwillinge gegenwärtig vom 21. Juni bis zum 21. Juli. Legt man die heutigen Sternbildgrenzen zu Grunde, befand sich der Sommerpunkt von 15 v. Chr. bis 19. Oktober 1989 n. Chr. in diesem Sternbild.

Geschichte

Die Zwillinge gehören zu den 48 Sternbildern der antiken Astronomie, die bereits von Claudius Ptolemäus beschrieben wurden. Das Sternbild ist der Ursprung des Tierkreiszeichens Zwillinge. Aufgrund der Präzessionsbewegung der Erdachse hat sich der Durchgang der Sonne gegenüber der Antike aber verschoben.

Im Jahre 1930 wurde der Zwergplanet Pluto bei der Auswertung fotografischer Platten in den Zwillingen entdeckt.

Mythologie

Details siehe Artikel: Dioskuren

In der griechischen Mythologie waren Kastor und Polydeukes (lat. Pollux) unzertrennliche Zwillingsbrüder. Ihre Mutter, Leda, empfing Kastor von ihrem Ehemann, König Tyndareos von Sparta, und Polydeukes von Zeus, der sich ihr in der Gestalt eines Schwans näherte. Daher war Kastor menschlich und sterblich, Polydeukes dagegen von göttlicher Herkunft und unsterblich. Die Brüder schlossen sich Iason und den Argonauten bei deren Suche nach dem goldenen Vlies an und erlebten zahlreiche Abenteuer. Aus einem Streit mit ihren Weggefährten, den Zwillingsbrüdern Lynkeus und Idas, ging Pollux als einziger Überlebender hervor. Er wandte sich an seinen göttlichen Vater und bat ihn, seine eigene Unsterblichkeit mit Kastor teilen zu dürfen. Fortan verbringen die Brüder ihre Tage abwechselnd im Hades oder auf dem Olymp. Außerdem wurden sie als Sternbild am Himmel verewigt.

Die Araber sahen in dem Sternbild einen liegenden Löwen.

Himmelsobjekte

Sterne

BFNamen o. andere BezeichnungenGrößeLjSpektralklasse
β78Pollux1,16m34K0 III
α66Castor1,58m50A1 V
γ24Alhena, Almeisan1,93m105A0 IV
μ13Tejat Posterior, Nuhatai, Calx2,94 bis 3,00m250M3 III
ε27Mebsuta3,06m900G8 Ib
η7Tejat Prior3,24 bis 3,96m250M3 III
ξ31Alzir3,4m64F5 III
δ55Wasat3,50m60F2 IV
θ343,6m150A3 III
κ773,57m150G8 III
λ543,58m80A3 V
ζ43Mekbuda3,7 bis 4,2m1200G0 + G1
ι603,78m150K0 III
υ694,06m250M0 III
ν184,13m300B7 IV
14,16m
ρ624,16m60F0 V
σ754,23m
τ464,41m
304,49m
e384,73m80A9 + G5
ο714,89m60F0 V
A574,89m
g814,89m
χ4,94m
φ834,97m
b655,01m
f745,04m
515,07m
645,07m
565,09m
π805,14m
ω425,20m
635,20m
d365,28m

Pollux (β Geminorum), der hellste Stern in den Zwillingen, ist 34 Lichtjahre entfernt. Er ist ein orange leuchtender Riesenstern der Spektralklasse K0.

γ Geminorum ist ein 105 Lichtjahre entfernter, weiß leuchtender Stern der Spektralklasse A0. Die Namen Alhena oder Almeisan sind altarabischen Ursprungs und bedeuten so viel wie „das Brandzeichen“ bzw. „der Scheinende“.

ε Geminorum ist trotz seiner Entfernung von etwa 900 Lichtjahren auffallend hell. Es handelt sich um einen Riesenstern der Spektralklasse G5 mit dem 150fachen Durchmesser unserer Sonne.

Der arabische Name Mebsuta leitet sich von „die ausgestreckte Pranke des Löwen“ ab.

Der Stern liegt fast genau auf der Ekliptik, daher wird er mitunter von Planeten bedeckt. Im Jahre 1976 zog der Mars von der Erde aus gesehen genau vor dem Stern vorbei.

Der 60 Lichtjahre entfernte Stern δ Geminorum liegt ebenfalls in unmittelbarer Nähe der Ekliptik. Im Jahre 1857 wurde er vom Saturn bedeckt. Der arabische Name Wasat bedeutet „die Mitte“.

Doppelsterne

SystemGrößenAbstand
α1,9/2,9m4,3"
ζ4,0/7,6m101"
38 Gem4,7/sup>/7,7m7,1"

Castor (α Geminorum) ist ein komplexes Mehrfachsystem, bei dem drei Hauptsterne um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Jeder der Hauptsterne wird wiederum von einem lichtschwachen Begleiter umkreist, der allerdings nicht im Teleskop sichtbar ist und nur spektroskopisch nachweisbar ist. Die drei Hauptsterne können bereits mit einem kleineren Teleskop beobachtet werden.

Veränderliche Sterne

ObjektGrößePeriodeTyp
μ2,94 bis 3,00munregelmäßig Veränderlicher
η3,24 bis 3,96m235 Tage, 3 Tagehalbregelmäßig, bedeckungsveränderlich
ζ3,7 bis 4,2m10,15 TageBedeckungsveränderlicher

μ Geminorum ist ein veränderlicher Stern, dessen Helligkeit sich ohne erkennbare Regelmäßigkeit verändert. Es handelt sich um einen tiefrot leuchtenden Stern der Spektralklasse M0. Der Name Tejat Posterior bedeutet der „hintere Fuß“.

η Geminorum ist ein Roter Riese in 190 Lichtjahren Entfernung, dessen Helligkeit mit einer Periode von etwa 235 Tagen schwankt. Er ist ein halbregelmäßig Veränderlicher (Typ SRc). Darüber hinaus ist er ein bedeckungsveränderlicher Stern, da er von einem lichtschwachen Begleiter umkreist wird, der ihn etwa alle drei Tage teilweise bedeckt.

ζ Geminorum ist ein 1200 Lichtjahre entfernter veränderlicher Stern vom Typ der Delta-Cepheiden. Der arabische Name Mekbuda leitet sich von „die eingezogene Pranke des Löwen“ ab.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M)NGCsonstigeGrößeTypName
3521685,5mOffener Sternhaufen
21297mOffener Sternhaufen
21589mOffener Sternhaufen
22669,5mOffener Sternhaufen
23319,5mOffener Sternhaufen
23569,7mOffener Sternhaufen
23929mPlanetarischer NebelEskimonebel
23958mOffener Sternhaufen
24208,3mOffener Sternhaufen

Das Messierobjekt M 35 ist ein offener Sternhaufen in ca. 3.000 Lichtjahren Entfernung. Er ist bereits mit bloßem Auge als nebliger Fleck erkennbar. Mit einem Prismenfernglas kann er in Einzelsterne aufgelöst werden. Bei höherer Vergrößerung im Teleskop werden immer mehr Einzelsterne (insgesamt etwa 200) sichtbar.

NGC 2129 ist ein offener Sternhaufen in 6.000 Lichtjahren, der allerdings nur wenige Sterne enthält.

In der Nähe des Sterns δ Geminorum findet man NGC 2392, einen planetarischen Nebel in 2.500 Lichtjahren Entfernung. Damit bezeichnet man einen Stern, der am Ende seiner Entwicklung seine äußere Gashülle abgestoßen hat. Zurück bleibt ein Weißer Zwergstern. Im Teleskop erscheint NGC 2392 als nebliger runder Fleck. Auf langbelichteten Fotografien werden Strukturen erkennbar, die an ein Gesicht erinnern, das von einer Fellkapuze eingerahmt wird. Daher erhielt das Objekt den Namen Eskimonebel.

Weitere Objekte

Jonckheere 900, ein planetarischer Nebel welcher 1912 von Robert Jonckheere entdeckt wurde

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Gemini – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Zwillinge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
GeminiCC.jpg
Autor/Urheber: Till Credner, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Photography of the constellation Gemini, the twins, in morning twilight. Planet Saturn was in Gemini in the year 2003.
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Autor/Urheber: , Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gemini constellation map