Kneifer

Typische Kneiferform, Faltbar

Der Kneifer (auch Klemmer, Pince-Nez oder Zwicker) ist die seitenbügellose Nasen-Klemm-Brille vom zweiten Viertel des 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert (um 1840–um 1940). Sie waren eine modernere Variante der mittelalterlichen Klemmbrillen und wurden parallel zu den bereits erfundenen Ohrenbrillen (Brillen mit Seitenbügeln) verwendet. Kneifer waren in ganz Europa und den USA, in allen Gesellschaftsschichten und geschlechterübergreifend, äußerst beliebt. Diese damals modernen Klemmer hatten eine hoch elastische Federspange zwischen den Gläsern und seitliche Nasenauflagen, oft mit Kork bzw. Lederauflage. Die federnde Verbindung zwischen den Gläsern sorgte nicht nur für einen guten Sitz auf der Nase, sondern man konnte auch, für besonders kleine Etuis, die Gläser übereinander falten.

In der Mehrheit werden die Bezeichnungen Kneifer, Klemmer und Pince-Nez verwendet (Hersteller, historische Fachliteratur), seltener die Bezeichnung Zwicker oder Zwickel (Unterhaltungsliteratur des 20. Jh.). Dazu gibt es eine fast unendlich wirkende Menge an Bezeichnungen und Kombinationen die von den Herstellern in ihren Katalogen und ihrer Werbung oft modellübergreifend verwendet wurden bzw. in Fachbüchern und Fachpublikationen vorkommen: China-, Japan-, Kanada-, Amerika-, Wiener-, Kaiserklemmer, Sportkneifer, Autofixklemmer, Pince-nez, Pincenez, Oxford Kneifer, Winsor-Kneifer, englischer Klemmer, Fernklemmer, Nahklemmer, Halbklemmer (mit einem Glas für z. B. Einäugige), Halbbrillenkneifer (mit zwei halbierten Gläsern), Patent-Kneifer mit federnden Doppelklemmstegen (um 1880), Lohmanns Orthozentrische Kneifer (1919), Spiralkneifer, Brillenkneifer, Schmetterlingskneifer (M.v.Rohr, 1934). (Quelle: [1][2])

Kneifer mit Bi–Gläsern und ovaler Glasform stammen vorrangig aus der Zeit 1840–1915, Kneifer mit runden konvex–konkaven Menisken Gläsern von 1912 bis 1940 und später.

1Katharine Wright, die Schwester der Flugpioniere Wright mit gut sichtbarem Kettchen mit Halt im Haar. Sicherheitskettchen oder Bänder waren ein fast obligatorisches Zubehör bei Kneifern. Sicherlich auch nicht ganz uninteressant, Katharine Wright trägt auf allen Fotos von ihr eine Brille. Als jugendliche eine Ohrenbrille (mit seitlichen Bügelstangen) und ab ihrem College-Abschluss (1898) dann ausschließlich Kneifer.

Unterarten der Kneifer

  • Rednerbrille 1825, Joseph Bressy ließ sich eine Klemmfederbrille patentieren die nach hinten ausgestellte Nasenstege hatte[3]. Diese Nasenstege saßen am oberen Ende der Nasenwurzel direkt auf dem Nasenknorpel. Beeinträchtigten so weder das Atmen noch die Stimme beim Reden. Daher Rednerbrille. Ob überhaupt und wann diese patentierte Brille gefertigt wurde, ist nicht bekannt. Selbst in der Fachliteratur des späten 19. Jh. wird bezweifelt, ob es neben der Patentschrift auch entsprechende Brillen gab.
  • Kanadischer Klemmer, Amerikanischer Kneifer. Neuerung und Besonderheit war hier die zusätzliche Federung der Nasenauflagen an der oberen Befestigung. Ob die Bezeichnung etwas mit der Herkunft zu tun hat, oder es sich nur um Marketing handelte, ist nicht sicher. Wahrscheinliche Verwendung ab 1850.
  • Chinakneifer, Japanklemmer. Meist verwendet für Metall oder Schildpatt Klemmer mit gerundeter Nasenauflage, bogenförmiger Brücke und ovalen Gläsern ohne zusätzlich Federelemente.
  • Kaiserklemmer, Sportkneifer. Typisch ist hier, dass die elastische Brücke nur je eine Verbindung zum Glas bzw. Fassungsrahmen hat, statt deren zwei. Schildpatt, Zelluloid, Metall und Randlos. Vor allem die Bezeichnung „Kaiserklemmer“ wurde von den div. Herstellern auch gerne für andere kaiserlich wirkende Klemmerformen benutzt.
  • Wiener Klemmer, ähnlich Canada Klemmer, aber mit runden Gläsern und Winsor Ringen.[4]
  • Oxford Kneifer Ähnlich einer Springlorgnette ohne Stiel aber mit Nasenflügeln. Zusammenfaltbar.[5]
  • Halbbrille nach Ribard Aus dem Jahre 1902 stammte eine streifenförmige Glasform, die auf E. Ribard zurückgeht. Dazu schrieb Moriz v. Rohr 1911: „Offenbar wünschte er den Träger eines solchen Klemmers in den Stand zu setzen, sowohl oberhalb als unterhalb an seinem Glase vorbeizusehen; man geht wohl in der Annahme nicht fehl, dass es sich meistens um schwächere Gläser, wahrscheinlich sogar vornehmlich um solche gehandelt hat, die als Lupen- oder Presbyopenbrillen verwendet wurden.“

Regionale Bezeichnungen:
Frankreich - pincenez (pincer »Kneifzange« + nez »Nase«) ['paaz-ny']
Spanien - gafas de pinza
Österreich - Stecher
Süddeutschland - Zwicker, Zwickel
Hessen (D) - Petzer
abfällig auch gerne - „Nasenkneifer“

Asti Klemmer (Balkenklemmer)

Nach dem man erkannte, das es nicht nur sphärische Fehlsichtigkeiten gab, sondern auch astigmatische (1807)[6], verbreiteten sich solche astigatischen Gläser dann ab 1825[7] langsam aber stetig. Der Kneifer mit seiner elastischen Brücke zwischen den Gläsern, der um 1840 in Mode kam, eignete sich allerdings nicht für diese Gläser. Die Achsen der Gläser verdrehten sich beim aufsetzen gegeneinander. Abhilfe kam 1861 durch den Bristoler Optiker J. Braham, der eine horizontalen Sprungfeder zwischen die Gläser des Kneifers setzte. So blieb die Klemmfunktion auf der Nase erhalten, und gleichzeitig blieb aber auch beim Aufsetzen die horizontale der Gläser immer gleich. Diese, parallel zu den normalen Klemmern erhältlichen, neuen Kneifer nennen sich Asti Klemmer und waren speziell für torische astigmatische Zylindergläser. Auch bei dieser Brille gab es keine standardisierte Bezeichnung und so wurden von den Herstellern aus Kneifer, Klemmer, Pince-nez und Zylinder, torisch astigmatisch allerlei Wortschöpfungen gebildet. Weitere Bezeichnungen waren „Balkenklemmer“, „Vertikalklemmer“ und „Horizontalklemmer“. Die Mitte des 19. Jh. immer mehr an Bedeutung gewinnende Problematik des Augenabstandes, im Bezug zu den optischen Achsen der eingebauten Brillengläsern, war aber weder bei dem Standardkneifer noch bei dem Asti Klemmer in befriedigender Weise zu lösen.

Fingerklemmer

Der Fingerklemmer (auch Fingerkneifer oder Fits U Pince Nez) ist die letzte und jüngste Erfindung unter den bügellosen Nasenkneifern. In Frankreich von Jules Cottet 1893[8] erfunden und patentiert, aber erst nach Weiterverkauf des Patentes 1901 dann in USA von AO (American Optical Company) erstmals gefertigt. Um 1910 tauchten sie dann auch auf dem deutschen Markt auf. Mit ovalen Bi-Gläsern bis etwa 1915, danach dann mit runden Menisken-Gläsern noch etwa bis 1940. Fingerklemmer waren sehr beliebt, vor allem auch, sicherlich aus kosmetisch ästhetischen Gründen, mit randlosen Gläsern. Ausgestattet mit Nasenstegen die, mit Hilfe zweier gefederter Hebel, sich auf die Nase klemmen ließen. Da man dies am besten einhändig mit Daumen und Zeigefinger machte, ergab sich daraus die Bezeichnung Fingerklemmer. Verkaufsbezeichnung in USA Fits-U Eyeglasses und in Deutschland z. B. durch die Fa. Menrad als Fingerkneifer ab 1910 vertrieben. Um den besten Sitz auf der Nase zu ermöglichen wurde beim Optiker, mit Hilfe von rund 12 Musterbrillen, die beste Nasenstegbreite für den jeweiligen Kunden ermittelt.

Weblinks

Commons: Kneifer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klemmer&Kneifer Brillenmuseum
  2. Begriffswirrwarr für Klemmer und Kneifer
  3. Bressys-Klemmer
  4. Interessantes von Brille und Kontaktlinse. Heinrich Fleck
  5. https://www.wilke-optik.de/wp-content/uploads/winsor-kneifer-12272-2-670x397.jpg
  6. Thomas Young - Lecture on Optical Instruments
  7. Sir George Biddell Airy
  8. 1930 Rohr-Die optischen Instrumente

Auf dieser Seite verwendete Medien

Knijpbril of pince-nez met ovale glazen op sterkte, montuur van koper met hoge brug en neussteunen uit één stuk, objectnr 71141.JPG
Autor/Urheber: Museum Rotterdam, Lizenz: CC BY-SA 3.0


Objectgegevens
Titel: Knijpbril of pince-nez met ovale glazen op sterkte, montuur van koper met hoge brug en neussteunen uit één stuk
Beschrijving: Knijpbril of pince-nez met ovale glazen op sterkte. Het montuur van de glazen en de brug is van koper. De brug ligt hoog geplaatst en breed tussen de wenkbrauwen en loopt vrijwel evenwijdig met de glazen naar beneden toe, overgaand in smalle lange neussteunen. Deze delen zijn bekleed met een kunststof (?) laag. Onderaan het rechterglas zit een oogje waaraan een stukje van een zeer fijne schakelketting bevestigd is. Aan het linkerglas zit een knopje en een deel van een haakje of iets dergelijks.
Herkomst: St. Historisch Kostuummuseum.
Trefwoorden: knijpbril, bril, ooglens, uitrusting, kledingaccessoire, vrouwenkleding, kostuum
Datering: 1895 - 1925
Materiaal: koper, glas, papier
Afmetingen: (cm) hg 4,8 / br 9,1 / dp 1,0 / glas hg 2,5 / glas br 3,5
Associatie: vrouw, zien, gezichtsvermogen, bijziend, oogafwijking, correctie
Vorm & decoratie: kleding
Inventarisnr: Museum Rotterdam 71141
1870um-Adelina Patti.jpg
spanische Opernsängerin
Goudkleurig pince-nez of knijpbril van Opoe Herfst, objectnr 27525.JPG
Autor/Urheber: Museum Rotterdam, Lizenz: CC BY-SA 3.0


Objectgegevens
Titel: Goudkleurig pince-nez of knijpbril van Opoe Herfst
Beschrijving: Gouden of vergulde pince-nez of knijpbril met ovale glazen, met een oogje voor een koordje of kettinkje. Neusverbinding van gedraaid metaal.
Herkomst: Opoe Herfst, Petronella Elisabeth Herfst-Braams (Amsterdam 1841 - Rotterdam 1948), was vanaf 1946 was de oudste inwoonster van Nederland. Zij woonde in bij haar dochter aan de Libanonweg in Kralingen.
Trefwoorden: knijpbril, bril, uitrusting, kledingaccessoire, vrouwenkleding, kostuum
Datering: 1910 - 1941
Materiaal: metaal, glas
Afmetingen: (cm) br 9,0 / hg 3,0
Associatie: optiek, vrouw, Rotterdam, Kralingen-Crooswijk, Kralingen West, Libanonweg, Opoe Herfst, oudste inwoner
Vorm & decoratie: kleding
Inventarisnr: Museum Rotterdam 27525
Knijpbril of pince-nez, ronde glazen op sterkte met fijn goudkleurig montuur, kleine goudkleurige metalen brug met draaibare neussteuntjes, objectnr 64168-1.JPG
Autor/Urheber: Museum Rotterdam, Lizenz: CC BY-SA 3.0


Objectgegevens
Titel: Knijpbril of pince-nez, ronde glazen op sterkte met fijn goudkleurig montuur, kleine goudkleurige metalen brug met draaibare neussteuntjes
Beschrijving: Pince-nez of knijpbril met ronde glazen in een fijn en goudkleurig metalen montuur. Aan de buitenrand, in het midden, zijn de glazen verbonden door een korte neusbrug van goudkleurig metaal. Daaraan zijn twee korte, maar draaibare, neussteuntjes vastgeschroefd. Een deel van de neussteuntjes is aan de binnenzijde bekleed met een crèmekleurig kunststof (?) laagje.
Trefwoorden: knijpbril, bril, ooglens, uitrusting, kledingaccessoire, kostuum
Datering: 1900 - 1940
Materiaal: glas, metaal, koper? kunststof?
Afmetingen: (cm) hg 4,0 / br 10,0 / dp 1,0 / glas: dm 3,8
Associatie: zien, gezichtsvermogen, verziendheid, oogafwijking, correctie
Vorm & decoratie: kleding
Inventarisnr: Museum Rotterdam 64168-1
1903-Hadersleben-Frau mit Klemmer.jpg
Fotoatelier Hadersleben, Albr. Dose, Foto, Frau mit Klemmer
APinceNezFelts.jpg
Autor/Urheber: Infrogmation of New Orelans, Lizenz: CC BY-SA 3.0

A pair of "pince-nez" style eyeglasses.

Note the spring at bridge, felt where glasses hold nose, and loop on one end for string or light chain to be attached to.
M0354 1951-38-018 1.jpg
Autor/Urheber: MONNIN Jacques, Lizenz: CC BY-SA 3.0
020220819 114501 Maria Konopnickas Pincenez-briller.jpg
Autor/Urheber: Silar, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Maria Konopnickas Pincenez-briller
1898 Katharine Wright.jpg
Katharine Wright mit Kneifer Brille und selten gut sichbarem Sicherheitskettchen mit Halt im Haar
M0354 1951-38-020 1.jpg
Autor/Urheber: MONNIN Jacques, Lizenz: CC BY-SA 3.0
1896um Dame mit Asti-Klemmer.jpg
Porträt-Karte einer Dame mit Brille, Foto-Atelier-Altenburg 1896. Deutschland
FitsUEyeglassesNeverKnow1913.jpg
1913 advertisement for "Fits-U Eyeglasses", showing man dressed in fashion of the era with pince-nez style eyeglasses.
Knijpbril of pince-nez, ovale glazen op sterkte zonder montuur, kleine goudkleurige metalen brug met scharnierende neussteuntjes, met bijbehorende koker, objectnr 20115-1.JPG
Autor/Urheber: Museum Rotterdam, Lizenz: CC BY-SA 3.0


Objectgegevens
Titel: Knijpbril of pince-nez, ovale glazen op sterkte zonder montuur, kleine goudkleurige metalen brug met scharnierende neussteuntjes, met bijbehorende koker
Beschrijving: Pince-nez met ovale glazen en goudkleurige neusbrug, met bijbehorende bruin leren brillenkoker (2).
Trefwoorden: knijpbril, bril, ooglens, uitrusting, kledingaccessoire, mannenkleding, kostuum
Datering: 1900 - 1915
Materiaal: glas, metaal
Afmetingen: (cm) hg 3,0 / br 10,2 / dp 1,0 / glas: hg 3,0 / br 4,0
Associatie: Rotterdam, Stadscentrum, Stadsdriehoek, Hoogstraat, M. van Os, man, zien, gezichtsvermogen, bijziendheid, oogafwijking, correctie
Vorm & decoratie: kleding
Inventarisnr: Museum Rotterdam 20115-1