Zwerg-Miere

Zwerg-Miere
Zwerg-Miere (Cherleria sedoides)

Zwerg-Miere (Cherleria sedoides)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung:Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie:Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Unterfamilie:Alsinoideae
Gattung:Cherleria
Art:Zwerg-Miere
Wissenschaftlicher Name
Cherleria sedoides
L.

Die Zwerg-Miere (Cherleria sedoidesL., Syn.: Minuartia sedoides(L.) Hiern)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Cherleria innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Die Zwerg-Miere gehört zum „Grundstock“ der „nivalen Flora“.

Beschreibung und Ökologie

Illustration aus Atlas der Alpenflora
Habitus im Habitat

Vegetative Merkmale

Die Zwerg-Miere wächst bei Wuchshöhen von 2 bis 6 Zentimetern in halbkugeligen Polstern. Die Grundachse ist reich verästelt mit zahlreichen, gedrängten, im unteren Teil abgestorbene Blätter tragenden, im oberen Teil dicht beblätterten Sprossen.[2]

Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind bei einer Länge von 3 bis 6 Millimetern schmal- linealisch und meist kahl.[3]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht Juni bis September. Die Blüten stehen einzeln auf kurzen Stielen.[3]

Die zwittrige Blüte ist fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind frei, gelbgrün und 1,5 bis 3 Millimeter lang. Die Kronblätter sind fehlend oder wenn vorhanden dann fädlich und grünlich oder weiß. Die Kapselfrucht ist bis zu doppelt so lang wie der Kelch.[3]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 52, seltener 26 oder 48.[4]

Ökologie

In die dichten Polster nisten sich gerne andere Pflanzen als „Polstergäste“ ein. Die Pflanze kommt fast ganz ohne Kronblätter aus, denn die robusten, gelbgrünen Kelchblätter sind ein guter Schutz gegen das Alpenklima und locken gleichzeitig Fliegen als Bestäuber an. Die Pflanze ist unempfindlich gegen Winddürre und Windschliff. Die Samen reifen während des Winters noch in Höhenlagen von 3100 Metern. Sogar die Fruchtkapseln sind in die Polster eingesenkt, wobei es ungeklärt bleibt, wie die Samen aus den löchrigen Vertiefungen verbreitet werden.

Vorkommen

Die Zwerg-Miere ist in den Alpen, Pyrenäen, Karpaten und Balkan verbreitet. Diese Pionierpflanze wächst auf Kalk wie auch auf Silikat auf Schutt und Fels. Sie ist in Höhenlagen von 1800 bis 3800 Metern anzutreffen. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Caricetalia curvulae. Sie kommt oft in Initialstadien auf Moränenboden mit Luzula spicata vor. Man findet sie aber auch im Elynetum und in Pflanzengesellschaften des Androsacion alpinae.[4] In den Allgäuer Alpen steigt sie von 1700 Meter im Tiroler Teil am Südwesthang des Aggensteins bis zu 2500 Metern in Bayern an der Trettachspitze auf.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 1 (alpin und nival), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung erfolgte unter dem Namen (Basionym) Cherleria sedoides durch Carl von Linné. Seit 1899 war lange Zeit Minuartia sedoides(L.) Hiern der akzeptierte Name. Nach molekulargenetischen Untersuchungen wurden die Arten der Minuartia s. l. in elf Gattung aufgeteilt. Seit Moore 2017 ist Cherleria sedoidesL. wieder der akzeptierte Name.[1]

Weitere Synonyme für Cherleria sedoidesL. sind: Alsine canaliculataDulac, Alsine cherleriaPeterm., Alsine cherlerianaSt.-Lag., Arenaria sedoides(L.) Druce, Cherleria caespitosaLam., Moehringia sedoides(L.) Clairv.

Literatur

  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Xaver Finkenzeller: Alpenblumen. Erkennen & bestimmen. Herausgegeben von Gunter Steinbach. Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3. (Steinbachs Naturführer).

Einzelnachweise

  1. a b Abigail J. Moore, Markus S. Dillenberger: A conspectus of the genus Cherleria (Minuartia s.l., Caryophyllaceae). In: Willdenowia, Volume 47, Issue 1, Februar 2017, S. 5–14. doi:10.3372/wi.47.47101
  2. Hans-Christian Friedrich: Minuartia sedoides. In: Karl Heinz Rechinger (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Band III. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 1 (Phytolaccaceae – Portulacaceae). Paul Parey, Berlin/Hamburg 1979, ISBN 3-489-60020-7, S. 821–823 (erschienen in Lieferungen 1959–1979)..
  3. a b c d Minuartia sedoides (L.) Hiern In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 26. März 2021.
  4. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 382.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 506.

Weblinks

Commons: Zwerg-Miere (Cherleria sedoides) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Cherleria sedoides RF.jpg
Autor/Urheber: Robert Flogaus-Faust, Lizenz: CC BY 4.0
Zwerg-Miere [Cherleria sedoides (= Minuartia sedoides)], Flue bei Zermatt, Wallis, Schweiz
MinuartiaSedoides1.JPG
Autor/Urheber: Thomas Mathis, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Minuartia sedoides, Schynige Platte, Kanton Bern, Schweiz
Minuartia sedoides Atlas Alpenflora.jpg
Minuartia sedoides (Alsine sedoides)