Zweiter Anglo-Afghanischer Krieg

Zweiter Anglo-Afghanischer Krieg
Teil von: Anglo-Afghanische Kriege

Schlacht von Kandahar
Datum1878 bis 1880
OrtAfghanistan
AusgangBritischer Sieg[1]
FolgenRückzug der Briten aus Afghanistan[2][3][4]

Außenpolitik Afghanistans nun unter britischem Einfluss[3][5]

Konfliktparteien

Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich

Emirat Afghanistan

Befehlshaber

Vereinigtes Konigreich 1801 Frederick Roberts

Schir Ali
Mohammed Ayub Khan

Zentralasien im 19. Jahrhundert
Mohammed Yakub Khan (Mitte) und Louis Cavagnari (2. v. l.) (1879)

Der Zweite Anglo-Afghanische Krieg (englisch Second (Anglo-)Afghan War) von 1878 bis 1880 war eine von drei militärischen Interventionen des Britischen Empire in Afghanistan zwischen 1839 und 1919, den Anglo-Afghanischen Kriegen. Ziel dieser Kriege war es, die britische Vormachtstellung in diesem Raum zu sichern und den Expansionsbestrebungen des Russischen Reiches Einhalt zu gebieten. Der anglo-russische Konkurrenzkampf in dieser Region wird auch als The Great Game bezeichnet.

Hintergrund

Der Konflikt zwischen Russland und Großbritannien hatte 1839–1842 zum Ersten Anglo-Afghanischen Krieg geführt. 1852 verschärfte sich die Situation erneut mit einer russischen Expansionswelle in Mittelasien und der Unterwerfung des Khanats Kokand. Der Emir von Buchara war 1866 bis 1868 das nächste Angriffsziel der Russen. Am 13. Mai 1868 fiel Samarkand. Es entstand das Generalgouvernement Turkestan, in Nachbarschaft Afghanistans.

Nach dem Tod Dost Mohammeds, des Widersachers der Briten im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg, war dessen Sohn Schir Ali Khan sein Nachfolger geworden. Dieser wurde aber nach nur drei Jahren von seinem älteren Bruder Mohammed Afzal Khan verdrängt. 1868 konnte Schir Ali den Emirtitel zurückerlangen. Im Juli 1878 erlaubte er Russland – zum Ärger der Briten – die Einrichtung einer Gesandtschaft in Kabul. Der Vizekönig von Indien Lord Lytton protestierte und beauftragte im September General Neville Chamberlain, ebenfalls das Recht einer Repräsentation in Kabul zu erwirken. Dessen Mission wurde jedoch von den Afghanen abgefangen und zur Umkehr gezwungen.

Verlauf

Die Briten marschierten am 21. November 1878 mit drei Kolonnen in Afghanistan ein. Aufgrund der schlechten Erfahrungen im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg wurden starke Kräfte der Britisch-Indischen Armee und der British Army zusammengezogen. Die größte Kolonne, die Peshawar Valley Field Force, bestehend aus zwei Divisionen mit insgesamt 16.000 Mann, unter Generalleutnant Samuel Browne, marschierte über den Chaiber-Pass und gewann die Schlacht von Ali Masjid. Die zweite Kolonne unter Generalleutnant Donald Stewart, 1. Baronet, die Kandahar Field Force, marschierte mit 13.000 Mann über den Bolan-Pass. Die kleinste Kolonne war die Kurram Valley Force unter Frederick Roberts. Die drei Kolonnen besetzten einen großen Teil des Landes.

Schir Ali floh nach Russland, von dem er sich Unterstützung versprach, starb aber im Februar des folgenden Jahres in Masar-e Scharif. Sein Nachfolger wurde Mohammed Yakub. Er unterzeichnete im Mai 1879 den Vertrag von Gandamak. Dieser räumte den Briten nicht nur das Recht von Residenturen in Kabul und anderen Städten ein, sondern gab ihnen auch die Kontrolle über Afghanistans Außenpolitik. Von britischer Seite wurde der Vertrag von Louis Cavagnari unterzeichnet. Dieser zog am 24. Juli 1879 mit einer Eskorte von 89 Bewaffneten als britischer Gesandter in Kabul ein. Am 3. September 1879 wurde Cavagnari mit seinem gesamten Stab von aufständischen Afghanen ermordet.

Damit begann die zweite Phase des Kriegs. In dieser besetzten zunächst die Briten unter General Frederick Roberts am 9. Oktober Kabul, wo sie im Dezember belagert wurden. Am 22. Juli 1880 setzte Roberts Abdur Rahman, Sohn des ältesten Sohns von Dost Mohammed Afzul Khan, als neuen Emir ein. Ein anderer Sohn Schir Alis, Mohammed Ayub Khan, der sich im Westen des Landes bei Herat gehalten hatte, besiegte im Juli 1880 ein britisches Heer in der blutigen Schlacht von Maiwand, wurde aber am 1. September, nachdem er die Überlebenden in Kandahar belagert hatte, von Roberts’ Truppen in der Schlacht von Kandahar geschlagen.

Folgen

Am 1. September 1880 wurde Abdur Rahman Khan neuer Emir von Afghanistan. Mohammed Ayub Khan ging nach Persien ins Exil und später nach Indien, wo er 1914 starb. Die Kontrolle über die afghanische Außenpolitik musste von Abdur Rahman Khan an die Briten abgegeben werden. Abdur Rahman Khan erhielt dafür eine jährliche finanzielle Unterstützung. Die im April 1880 gewählte neue britische Regierung unter William Ewart Gladstone gab sich, auch aufgrund der hohen Kosten der Besetzung, mit dem Erreichten zufrieden und beschloss 1881 den Abzug der Truppen. Mit der Durand-Linie gelang es Großbritannien 1893, seine kolonialen Besitzungen in Indien gegen Afghanistan abzugrenzen. Die Linie wurde nach dem damaligen Außenminister der indischen Verwaltung, Sir Henry Mortimer Durand, benannt und unter britischem Druck im Einvernehmen beider Seiten für 100 Jahre von 1893 bis 1993 beschlossen. Die Demarkationslinie wurde bewusst durch die Siedlungsgebiete der Paschtunen gelegt, um aus Afghanistan eine Pufferzone zu machen und so das Volk der Afghanen besser kontrollieren zu können. Etwa ein Drittel Afghanistans wurde von den Briten annektiert. Diese Stammesgebiete liegen heute in Pakistan.

Literatur

  • Thomas Barfield: Afghanistan: A Cultural and Political History. Princeton University Press, Princeton 2010, ISBN 978-0-691-14568-6, S. 146 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Philip J. Haythornthwaite: The Colonial Wars Source Book. Arms and Armour, London 1997, ISBN 1-85409-436-X.
  • John Duncan, John Walton: Heroes for Victoria 1837–1901. Queen Victoria’s Fighting Forces. Spellmount, Speldhurst 1991, ISBN 0-946771-38-3.

Weblinks

Commons: Zweiter Anglo-Afghanischer Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Karl J. Schmidt: An Atlas and Survey of South Asian History. M. E. Sharpe, Armonk, N. Y./London 1995, ISBN 1-56324-333-4, S. 74 (ScanInternet Archive).
  2. a b L. W. Adamec, J. A. Norris: Anglo-Afghan Wars. In: Encyclopædia Iranica. Vol. II, Fasc. 1, 15. Dezember 1985, hier: J. A. Norris: ii. Second Anglo-Afghan War (1878–80), S. 37–41 (englisch, iranicaonline.org [abgerufen am 25. Mai 2020] letzte Aktualisierung am 3. August 2011).
  3. a b Thomas Barfield: Afghanistan: A Cultural and Political History. Princeton University Press, Princeton 2010, ISBN 978-0-691-14568-6, S. 146 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Martin Kay: Understanding Holocausts. How, Why and When They Occur. iUniverse, 2002, S. 84 (englisch, Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 22. August 2010] auch u. d. T.: Understanding Holocausts: How, Why and When They Occur. Bad Posturee).
  5. Masato Toriya: Afghanistan as a Buffer State between Regional Powers in the Late Nineteenth Century. An Analysis of Internal Politics Focusing on the Local Actors and the British Policy. In: Cross Disciplinary Studies. Nr. 5. Slavic Research Center, Hokkaido University, Sapporo 2015, S. 49–61, S. 49 (englisch, hokudai.ac.jp [PDF; 301 kB; abgerufen am 25. Mai 2020]).

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9th Lancers on the Line of March from Kabul to Kandahar, by Caton Woodville (1856–1927)
Mohammad Yaqub Khan with British officers in May of 1879.jpg

Group. The Amir Yakub Khan, General Daod Shah, Habeebula Moustafi, with Major Cavagnari C.S.I. & Mr Jenkyns [Gandamak].

Photograph, a formal seated portrait of five figures (Major Cavagnari second from left, Amir Yakub Khan in the centre, the tall Daoud Shah next to the Amir, and Jenkyns and Habibullah Moustafi at extreme left and right), taken by John Burke at Gandmak in Afghanistan in May 1879. Burke accompanied British forces into Afghanistan in 1878 and covered the events of the Second Anglo-Afghan War (1878-80), becoming the first significant photographer of the country and its people in the process. The British, having defeated the Amir Sher Ali's forces, wintered in Jalalabad, waiting for the new Amir Yakub Khan to accept their terms and conditions. One of the key figures in the negotiations was Pierre Louis Napoleon Cavagnari (1841-1879). A half-Irish, half-Italian aristocrat, descended from the royal family of Parma on his father's side, he had been brought up in England, with schooling at Addiscombe. He served with the East India Army in the 1st Bengal Fusiliers and then transferred into political service, becoming Deputy Commisssioner at Peshawar, and was appointed as envoy by the Viceroy Lord Lytton in the 1878 mission to Kabul which the Afghans refused to let proceed. This refusal was one of a series of events which led to the Second Afghan War.

In the photograph, the 34 year old Yakub is wearing the white clothes he favoured. The six foot tall Daoud Shah, from the Ghilzai tribe, was his commander-in-chief. He had served under the former Amir Sher Ali as well and was known as an able man. Habibullah Khan had been a trusted confidant of Sher Ali and was now the moustafi or prime minister of Yakub Khan.

In May 1879, Yakub Khan travelled to Gandamak, a village just outside Jalalabad and entered into negotiations with Cavagnari as a result of which the Treaty of Gandamak was signed whereby the Amir ceded territories to the British and accepted a British envoy in Kabul. Cavagnari took up the post of British Resident in Kabul in July 1879. He was known to be reckless and arrogant rather than discreet and his role as envoy was viewed as injudicious even by some of the British. The situation in Kabul was tense and eventually some Afghan troops who had not been paid by the Amir rebelled and attacked the Residency, killing Cavagnari and his mission in September 1879. The war was far from over despite the treaty and British troops were recalled over the mountains to occupy Kabul, secure it and launch punitive action against the Afghans. Yakub Khan abdicated, taking refuge in the British camp and was subsequently sent to India in December.
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Karte Zentral-Asiens vor 1893
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The flag of Afghanistan between 1880 and 1901. The file is a solid black rectangle, and we also use it for the "black banner" of early Islam, i.e. the "Abbasid flag", i.e. the black flag used in the Abbasid Revolution from 747; equivalent in appearance but with a more intuitive (albeit misspelled) filename, File:Abbassid banner.svg may be used for that..