Zweibrückenstraße 8 (München)

Haus Zweibrückenstraße 8 in München
Gedenktafel zur Erinnerung an Fritz Rosenthal
Wandmalerei als Andenken an das Gasthaus Zum Postgarten.

Das Haus Zweibrückenstraße 8 im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in München wurde 1903 errichtet. Das Wohn- und Geschäftshaus ist ein geschütztes Baudenkmal (Aktennummer D-1-62-000-7788 in der Denkmalliste für München beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege).

Geschichte und Gestaltung

Das Gebäude im Stil der Neorenaissance (nach Vorbildern der sog. deutschen Renaissance) wurde von dem Architekten Hans Hartl entworfen, der auch gleichzeitig Bauherr war. Das Haus mit Doppelgiebel und skulptiertem Steinerker besitzt an der nördlichen Fassadenseite eine Wandmalerei, die Bezug nimmt zum ehemaligen Restaurant zum Postgarten im Erdgeschoss. Dieses Kunstwerk erstreckt sich vom zweiten bis zum dritten Obergeschoss zwischen je zwei mal zwei Fensterreihen und wurde um 1905[1] nach einer Zeichnung des Malers Gottfried Gottlieb Klemm ausgeführt.[2] Signiert ist das Kunstwerk mit „G.G.K.“, der Jahreszahl der Vollendung des Gebäudes und der Jahreszahl der Restaurierung der Zeichnung. Zu sehen ist ein Postreiter – bekleidet mit der Tracht der Zeit – auf einem Pferd, der durch ein Spalier in Richtung Straße reitet.[3][4] Das Gasthaus fand eine neue Bleibe im Neubau und hatte bis zum Jahr 1971 Bestand.[5][6] Weiterer geschichtlich einzuordnender Fassadenschmuck befindet sich zwischen der ersten und zweiten Etage auf der linken Seite der Hauswand. Es ist eine Kanonenkugel, die zur Hälfte ihres Durchmessers aus dem Wandputz herausragt. Unterhalb der Kugel ist eine Gedenktafel angebracht. Diese beschreibt in kompaktem Text von deren Geschichte; die Inschrift der Tafel lautet wie folgt: NACH DER BESCHIESSUNG DES ROTEN TORES DURCH MARSCHALL CONDE AM 8 SEPT. D. J. 1796 HIER GEFUNDEN. Die im Jahr 1796 auf dem Grundstück des Postgartens gefundene Metallkugel war bereits im Vorgängerbau des alten Postgartens in die Fassade eingelassen.[7]

Der Architekt des Gebäudes, als komplette Figur in sitzender Pose, ist oberhalb des rechten Fensters im Erdgeschoss in eine Natursteinplatte als Halbrelief eingearbeitet.

Das Haus überstand den Zweiten Weltkrieg nahezu ohne Schaden.[8] Bereits 1933 wurden die ursprünglichen Aufsätze der beiden Giebel, die reicher gestaltet waren, durch einfachere ersetzt.[9] In den Jahren 1984/1985 wurde das Gebäude in eine Eigentumswohnanlage umgewandelt.

Schalom Ben-Chorin

Eine Gedenktafel erinnert daran, dass Schalom Ben-Chorin als Fritz Rosenthal am 20. Juli 1913 in diesem Haus geboren wurde.

Fassadenschmuck im Erdgeschoss

Literatur

  • Denis A. Chevalley, Timm Weski: Landeshauptstadt München – Südwest (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.2/2). Karl M. Lipp Verlag, München 2004, ISBN 3-87490-584-5, S. 703.

Weblinks

Commons: Zweibrückenstraße 8 (München) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ansichtskarte, postalisch gelaufen 1905, noch ohne die Wandmalerei
  2. Franz Zauner: München in Kunst und Geschichte. Lindauer, München 1914, S. 253. (bezugnehmend auf einen Artikel von Alexander Heilmeyer in der Zeitschrift Kunst und Handwerk, Jahrgang 1907/1908, Heft 7, S. 197–208)
  3. Weitere Einzelheiten finden sich im Buch Stadt im Überblick auf den Seiten 162–163 bzw. die Neuauflage, München im Überblick die Seiten 164 bis 165, hier mit einer Fotoansicht aus dem Jahr 1898, mit dem Blick auf die Museumsinsel, und die Zweibrückenstraße bis hinein zur Thierschstraße. Auf dem Fototafel dieser Seite ist noch das Gebäude zu sehen, in dem sich die Gast und Tafern-Wirthschaft zum Postgarten befand. Das nur eine Etage hohe, langgezogene Bauwerk, ist zwischen die bereits linker und rechter Hand neu hochgezogenen Wohnhausbauten als flacher quadratischer Bau mit Schrägdach, zu erkennen.
  4. Im Buch Zu Gast im alten München findet sich eine Beschreibung des Vorgängerbaus und dessen Eigentümer. Des Weiteren zwei Fotoansichten aus den Jahren 1893 und 1896.
  5. Habel, Merten, Petzet, Quast: Münchener Fassaden. Prestel, München 1974, S. 264. (Foto aus dem Jahr 1973, hier ist bereits eine neue Gaststätte eingezogen)
  6. Eine weitere Fotoansicht zeigt Richard Bauer in seinem Buch Der Stadtfotograf auf Seite 197, aus der Zeit von vor 1892, als das Nachbarhaus mit der Hausnummer 10 noch nicht neu ausgeführt war.
  7. Alckens: Die Gedenktafeln der Stadt München. S. 64. (Gedenktafel 147, weitere geschichtliche Ausführungen zur Kugel, und dem Roten Turm)
  8. Richard Bauer: Fliegeralarm. Hugendubel, München 1987/1997, S. 176. (Foto vom 8. Juni 1945, nahezu unzerstörte Gebäude an der Zweibrückenstraße zwischen der Baaderstraße und Morassistraße)
  9. Auf alten Ansichten bis 1930 ist die Verzierung um den Giebel noch sichtbar.

Koordinaten: 48° 7′ 59,9″ N, 11° 34′ 58,7″ O

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München-Isarvorstadt Zweibrückenstraße 8 552.jpg
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Mietshaus in der Zweibrückenstraße 8 in der Isarvorstadt im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in München (Bayern/Deutschland), 1903 von Hans Hartl gebaut, Relief
München-Isarvorstadt Zweibrückenstraße 8 553.jpg
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Mietshaus in der Zweibrückenstraße 8 in der Isarvorstadt im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in München (Bayern/Deutschland), 1903 von Hans Hartl gebaut, Eingang
München-Isarvorstadt Zweibrückenstraße 8 Schalom Ben Chorin 551.jpg
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Mietshaus in der Zweibrückenstraße 8 in der Isarvorstadt im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in München (Bayern/Deutschland), 1903 von Hans Hartl gebaut, Gedenktafel am Geburtshaus von Schalom Ben Chorin
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Mietshaus in der Zweibrückenstraße 8 in der Isarvorstadt im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in München (Bayern/Deutschland), 1903 von Hans Hartl gebaut, Kopfskulptur am Eingang
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Münche, Zweibrückenstraße 8. Fassadenmalerei gezeichnet von Gottfried Gottlieb Klemm um das Jahr 1905. Renoviert 1956, und abermals renoviert in den neuzehnhundertachziger Jahren. Die beiden schwarzen Linien vor dem Bild zeigen die Oberleitung der Trambahn.
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München. Fassadenansicht Zweibrückenstraße 8.

Zweibrückenstraße 8. Auf der Suche nach einer Kanonenkugel im Wandputz an der Fassade stellten sich nun diese Informationen ein. August Alckens kennt die Kugel bereits in seinem Buch ,Die Gedenktafeln der Stadt München' , und er hat dazu folgendes notiert. Text der Tafel: NACH DER BESCHIESSUNG DES ROTEN TORES DURCH MARSCHALL CONDE AM 8 SEPT. D. J. 1796 HIER GEFUNDEN, ¸ber der Tafel ist eine Kugel eingemauert. Des Weiteren seine Erklärung:

Der dem alten Isartor vorgelagerte 1576 erbaute Wehrbau des Roten Tores hatte bei der Erstürmung durch die oberbayerischen Bauern in der Weihnacht 1705 schwer gelitten und war beim Abzug der kaiserlichen Truppen, die während der Erbfolgekrieges 1744 vorübergehend München besetzt hielten, niedergebrannt, dann aber wieder erneuert worden. 1796 war er nicht so sehr der Beschieflung der österreicher und Condéer als dem Brand eines in der Nähe in Flammen aufgegangenen großen Holzlagers zum Opfer gefallen; er wurde im folgenden Jahre niedergelegt.

Im Buch, Zu Gast im alten München, findet sich eine Beschreibung und zwei Fotoansichten des alten Anwesens auf der Zweibrückenstraße 8. Dort stand ehedem das Gasthaus "Zum Postgarten", dieses wurde auch noch bis 1971 im neuen Gebäude, 1903 erbaut, das Datum am Portal über dem Eingang, dort betrieben. Seither ist die Ultraschnellchemiefressensangelegenheit unten drinnen.

Die Zeichnung wurde, wie in Zauners München in Kunst und Geschichte 1914 berichtet, (nach einem Artikel Heilmeyer, Alexander: in Zeitschrift Kunst und Handwerk, Ausgabe 1908/1909) von Gottfried Gottlieb Klemm gezeichnet, daher auch die Signien G.G.K. im unterem Bildbereich, nebst dem hinteren Huf.

Im Buch, Münchener Fassaden (1974) wird das Gebäude als Abschlußbildbericht vorgestellt.

Der Architekt des Gebäudes, ein Hans Hartl, hat sich auch noch an der Fassade verewigt. Interssant ist, dass das Architekturmuseum der TUM in München einen anderen Architekten gelistet hat, und auch ein anderes Baujahr, anstelle 1903, das Jahr 1910 nennt. Oswald Bieber ist hier aufgeführt. Es könnte angenommen werden, dass Hartl damals zum Architekturbüro von Bieber gehört haben mag, da sich noch weitere Gemeinsamkeiten finden. (vermut)

Lehmbruch hat die Situation im Buch Ein Neues München Städteplanung und Stadtentwicklung um 1800, Forschung und Dokumentation, genauestens beschrieben, im Bericht ab S. 97, Städtebauliche Entwicklung am Isartor, und der Verbindung bis zur Isar. Dort auch der Rote Turm mit Abb. so zeigt sich, dass das Bauwerk unmittelbar an die Isarbrücke gestellt war, also ca. 200m bis 300m bis zur Kanonenkugelfundstelle. Der gesamte Artikel in dem Buch würde nun aber den Rahmen sprengen.

Im Buch Stadt im Üerblick (S.162-163) bzw. Neuauflage, München im Überblick (S.164-165) Fotoansicht aus dem Jahr um 1898, mit Blick auf die Museumsinsel, und die Zweibrückenstraße bis hinein zur Thierschstraße. Auf dem Foto ist noch der alte Postgarten zu erkennen. Das nur ein Stockwerk hohe, langgezogene Gebäude, zwischen die bereits links und rechts eingefügten Neubauten.

Und abschliessend finden wir in Denkmäler in Bayern - Landeshauptstadt München' / Südwest unter Zweibrückenstraße 8. Mit weiteren Ärklerungen zum Gebäude, und den bis in die Neuzeit durchgeführten Veränderungen am Gebäude. So hatte es den zweiten Weltkrieg so gut wie unbeschadet überstanden.
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Mietshaus in der Zweibrückenstraße 8 in der Isarvorstadt im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt in München (Bayern/Deutschland), 1903 von Hans Hartl gebaut, Kopfskulptur am Eingang