Zwangsabtreibung

Als Zwangsabtreibung bezeichnet man einen Schwangerschaftsabbruch, der behördlich erzwungen wird. Es beschneidet die Rechte des Menschen auf Sexualität und Fortpflanzung.

Die Nötigung zum Schwangerschaftsabbruch mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel beschneidet die persönlichen Freiheitsrechte. Darüber hinaus haben auch ungeborene Kinder Rechte; die Kinderrechtskonvention schützt Kinder sowohl vor als auch nach der Geburt.

Deutschland

Von Zwangsabtreibung betroffen waren in der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem Zwangsarbeiterinnen. Zudem wurden im Rahmen einer Eugenik und nationalsozialistischen Rassenhygiene Kinder aus Gründen einer so genannten Euthanasie ermordet; auf Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses wurden Menschen durch Zwangssterilisation unfruchtbar gemacht.

Schweiz

In der Schweiz wurden im Rahmen der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen bis in die 1970er hinein neben Zwangssterilisationen und -kastrationen auch Zwangsabtreibungen durchgeführt.[1]

Nordkorea

Nach Zeugenaussage von Soon Ok Lee vor dem Senat der Vereinigten Staaten werden schwangere Gefangene in Lagern zu Schwangerschaftsabbrüchen durch Injektionen gezwungen; trotzdem lebend geborene Babys würden gleich nach der Geburt getötet.[2]

Osttimor

Aus Osttimor werden aus der indonesischen Besatzungszeit Zwangssterilisationen, Zwangsabtreibungen und Zwangsverhütung zur Bevölkerungskontrolle und Indonesierung berichtet.

Volksrepublik China

In der Volksrepublik China gab es, um die bis 2015 verfolgte Ein-Kind-Politik durchzusetzen, laut Medienberichten auch Zwangsabtreibungen[3][4] und Zwangssterilisationen[4]. Bekam eine Frau ein weiteres Kind, musste die Familie hohe Geldstrafen zahlen und mit weiteren Nachteilen rechnen. In einigen Regionen Chinas durfte eine Familie, deren erstes Kind ein Mädchen war, jedoch ein weiteres Kind bekommen. Diese Ungleichbehandlung wurde von Menschenrechtsorganisationen stark kritisiert.[4]

Zu den öffentlich bekannt gewordenen Fällen gehört die 31-jährige Pan Chunyan (chinesisch 潘春煙), die im achten Monat der Schwangerschaft zu einem Schwangerschaftsabbruch gezwungen wurde.[5] Im Juni 2012 wurde der Fall der 23-jährigen Feng Jianmei (冯建梅) bekannt, die im siebten Monat zu einem Schwangerschaftsabbruch gezwungen wurde.[6][7][8][9]

Von Zwangsabtreibungen waren auch Menschen in Tibet betroffen, berichtet unter anderem die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Abgerufen am 4. Mai 2022.
  2. United States Senate Hearings: Testimony of Ms. Soon Ok Lee, 21. Juni 2002. Justizausschuss des Senats der Vereinigten Staaten, archiviert vom Original am 24. Dezember 2013; abgerufen am 21. September 2011 (englisch).
  3. Widerstand gegen Ein-Kind-Politik Foto von Zwangsabtreibung erzürnt Chinesen. In: Spiegel online, 15. Juni 2012 (online)
  4. a b c FAZ.net: China erlaubt weiter nur ein Kind pro Familie (abgerufen am 14. Januar 2013)
  5. Gnadenlose Politik – Abtreibung im achten Monat
  6. Zwangsabtreibung in der Provinz Shaanxi
  7. Der Fall der Chinesin Feng Jianmei
  8. Zwangsabtreibung im siebten Monat
  9. Behörden bitten um Entschuldigung
  10. Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, 1999 (online)