Zurlaubenhof

Der Zurlaubenhof von Westen
Seeblick auf den Zurlaubenhof

Der Zurlaubenhof (auch St. Konradshof) ist ein barockes Herrschaftsgut in der Stadt Zug und der Stammsitz der Familie Zurlauben, welche vom 15. bis 18. Jahrhundert im Söldnerwesen tätig war. Er gilt als «Baujuwel von ausgesprochener Einzigartigkeit» und hat sein ursprüngliches Erscheinungsbild weitgehend erhalten.[1]

Die Anlage besteht aus einem 1597 bis 1621 erbauten Herrenhaus mit St. Konradskapelle (1635 geweiht), einem Pächterhaus (1645) und einer zweistöckigen Loggia als Erweiterung des Pächterhauses (1736). Eine Überführung verbindet das Herrenhaus mit der Loggia und dem weissen Saal im Pächterhaus. Im dritten Stock des Herrenhauses befindet sich der vertäfelte Festsaal mit Wand- und Deckenmalereien.

Geschichte

(c) Wa18, CC BY 3.0
Der Zurlaubenhof mit der St. Michaelskirche im Hintergrund
Die Kapelle St. Konrad im Zurlaubenhof mit Botengang zum Haupthaus

Der Zurlaubenhof steht auf dem Areal eines Bauerngutes mit Wies- und Rebland, das ursprünglich als «Schildhof» oder «Hof am Schild» bekannt war. Gemäss einer Urkunde des Klosters Kappel von 1277 wurde das Feld unterhalb der alten St. Michaelskirche in Zug als «Schilt» bezeichnet. Mit dem Ortsnamen «Schild» dürfte die Bodenerhebung gemeint sein, auf der die heutige St. Michaelskirche steht.[2]

Die Besitzer des Hofs am Schild können bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Im 16. Jahrhundert wurde er in mehrere Parzellen aufgesplittet. Die wohl beste nördlich des Hofs konnte auch als Rebland dienen. Sie wurde 1529 von Heini Müller an Hauptmann Thomas Stocker veräussert. Auf dieser Parzelle kam sehr wahrscheinlich ab 1597 das Herrenhaus zu stehen. 1616 verkaufte sie Rudolph Stocklin, der letzte Bauer, welcher den Hof am Schild noch selbstständig bebaut hatte, für rund 2000 Gulden an Ammann Conrad Zurlauben.[3]

Die Zurlauben kauften 1595 ihren eigentlichen Stammsitz, den Weingartenhof an der Stelle des heutigen Postgebäudes in Zug. Beim Tod Conrad Zurlaubens 1629 waren beide Höfe mit Schulden beladen. Den Schildhof erbte sein jüngerer Sohn Heinrich. Er war Hauptmann in französischen Diensten und heiratete 1642 eine reiche Solothurnerin. 1645 baute er an Stelle eines Bauernhauses das Pächterhaus mit einem Gartensaal. Er verstarb ebenfalls stark verschuldet im Jahr 1650. Fünf Jahre später ging der Hof an seinen Neffen Heinrich Zurlauben-Speck, der wiederum verschuldet 1676 starb. Dessen Schwager und Gläubiger Kaspar Dorer, Stadthauptmann von Baden, übernahm den Hof. Von Dorers Erbengemeinschaft fiel der Hof an die Familie von Landesfähnrich Karl Josef Brandenberg.

1742 konnte er von Oberstleutnant Johann Jacob Kolin gekauft werden, dessen erste Frau eine Zurlauben war. Er liess die Erweiterung mit der Galerie vornehmen. Nach der Heirat seiner Tochter mit General Beat Fidel Zurlauben gelangte der Hof in den Besitz des letzten Vertreters seines Geschlechts. Ihm gehörte auch der Weingartenhof, den er jedoch im gleichen Jahr verkaufte.[4] Beat Fidel Zurlauben pflegte das Anwesen stets «Château» zu nennen.[5]

Bis 1799 war der Zurlaubenhof im Besitz der Familie Zurlauben. 1843 wurde er von der Familie Bossard erworben. 1970 wurde das Hauptgebäude von den Eigentümern mit Unterstützung der öffentlichen Hand renoviert.[6] 2022 hat die Familie Bossard das Herrschaftsgut der Stadt Zug für 65 Millionen Schweizer Franken verkauft. Die Stadtzuger Bevölkerung nahm eine entsprechende Vorlage am 19. Juni 2022 mit einem Ja-Anteil von über 90 Prozent an.[7]

Literatur

  • Franz Wyss: Zur frühesten Baugeschichte des Zurlaubenhofes in Zug, in: Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zug (Hg.): Zuger Neujahrsblatt 1963, S. 7–21.
  • Linus Birchler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug (Die Kunstdenkmäler der Schweiz), II. Halbband, Birkhäuser, Basel 1934, S. 475–493.
  • Viktor Luthiger, sen.: Kapelle und Hof St. Konrad, in: Zuger Kalender, 96. Jahrgang, Zug 1951, S. 36–40.

Weblinks

Commons: Zurlaubenhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andreas Faessler: Die Geschichte eines Herrensitzes, in: Zuger Zeitung, 20. Dezember 2019, abgerufen am 20. Juni 2020.
  2. Franz Wyss: Zur frühesten Baugeschichte des Zurlaubenhofes in Zug, S. 7.
  3. Franz Wyss: Zur frühesten Baugeschichte des Zurlaubenhofes in Zug, S. 8.
  4. Franz Wyss: Zur frühesten Baugeschichte des Zurlaubenhofes in Zug, S. 9.
  5. Andreas Faessler: Als man den Bossards ans Zimmer wollte, in: Zuger Zeitung, 25. Oktober 2017, abgerufen am 20. Juni 2020.
  6. https://www.zurlaubenhof.ch/, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  7. Marco Morosoli: Zurlaubenhof: Im Juli soll das Geschäft bereits abgewickelt sein, in: Zuger Zeitung, 20. Juni 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.

Koordinaten: 47° 9′ 43″ N, 8° 31′ 0″ O; CH1903: 681742 / 224003

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Wildenburg in Zug (Schweiz)