Zugführer (Bahn)

Der Zugführer eines IC gibt das Abfahrsignal. Er ist an dem roten Zugführerärmelstreifen zu erkennen.
Ein Zugführer in den USA
(c) Bundesarchiv, Bild 102-01342 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Zugführer der Deutschen Reichsbahn um 1928

Mit Zugführer (betriebliche Bezeichnung der Deutschen Bahn, bei den Österreichischen Bundesbahnen und in der Schweiz; kurz Zf, in Österreich Zgf) oder Zugchef (verkehrliche Bezeichnung im Fernverkehr Deutsche Bahn, neue Bezeichnung in der Schweiz) wird bei einem Eisenbahnunternehmen ein Mitarbeiter bezeichnet, dem die Verantwortung für die Sicherheit und ordnungsgemäße Abwicklung einer Zugfahrt übertragen ist.

Geschichte

Zu Zeiten der deutschen Ländereisenbahnen wurde der Zugführer auch als Kondukteur bezeichnet, in der Schweiz trifft das heute noch bei einigen Bahnen zu.

1924 wurde bei der Deutschen Reichsbahn der rote, über die Schulter getragene Gurt als Uniformteil und allgemeine Kennzeichnung für den Zugführer verbindlich eingeführt.[1] Der Zugführer hatte es bei allen Fahrten von Personenzügen anzulegen, außer er war selbst der einzige Zugbegleiter oder bei Triebwagenfahrten.[2]

Bis 1969 hatten in Deutschland auch Güterzüge einen eigenen Zugführer, mit einer Änderung der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung 1969 wurden die Aufgaben des Zugführers während der Fahrt dem Triebfahrzeugführer übertragen.

Der Schwerpunkt der Aufgaben des Zugführers lag ursprünglich darin, im Bahnbetrieb die Sicherheit der Zugfahrt zu gewährleisten. Inzwischen hat sich, vor allem in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn, als zweiter Tätigkeitsschwerpunkt der Service für Reisende herausgebildet.

Deutsche Bahn

Dem Zugführer (bei der DB Fernverkehr AG Zugchef) obliegt zusammen mit den Zugschaffnern (bei der DB Fernverkehr AG Zugbetreuer), die Fahrausweiskontrolle. Der Zugführer ist an seiner roten Armbinde (Zugführerärmelstreifen[3], früher: rote Schärpe) zu erkennen. Der Zugführer ist gegenüber allen Mitarbeitern im Zug weisungsbefugt.

Im betriebssicherheitlichen Bereich obliegt dem Zugführer die Zugaufsicht. In dieser Eigenschaft muss er vor der Abfahrt die Abfahrbereitschaft des Zuges feststellen und dem Triebfahrzeugführer den Abfahrauftrag mit dem Abfahrsignal Zp 9 oder mündlich erteilen (siehe dazu Zugaufsicht). Wenn eine örtliche Aufsicht vorhanden ist, nimmt diese meistens die Zugaufsicht wahr.

Die Ausbildung zum Zugführer beinhaltet u. a. den Bahnbetrieb mit den Teilbereichen Rangieren inkl. Kuppeln, Bremsprobeberechtigung, Erstellen der Wagenliste und Bremsberechnung sowie die technische Wagenkunde und nicht zuletzt Fahrausweisverkauf und -kontrolle sowie Service im Kundenbereich.

Im Regionalverkehr werden Kundenbetreuer im Nahverkehr (KiN) eingesetzt. Diese ersetzen den traditionellen Zugschaffner.

Benötigt ein Zug aufgrund von technischen Einrichtungen (Technikbasiertes Abfertigungsverfahren) keine separate Person für diese Rolle, übernimmt der Triebfahrzeugführer die betriebssicherheitliche Verantwortung und ist damit zugleich Zugführer. Das ist bei S-Bahnen, bei den meisten Regionalzügen sowie in der Regel bei Güterzügen der Fall.

Seit einer Änderung der Fahrdienstvorschrift im Jahr 2015 wurde die darin bislang vorgesehene Position des Zugführers gestrichen.[4] Dies bedeutet jedoch nicht, dass im Betrieb deutscher Eisenbahnen keine Zugführer mehr eingesetzt werden. So müssen Eisenbahnverkehrsunternehmen in ihrem jeweils eigenen Betriebsregelwerk (BRW) festlegen, wer welche internen betrieblichen Aufgaben des Zugpersonales (z. B. Zugabfertigung) wahrnimmt. Die Fahrdienstvorschrift für Nichtbundeseigene Eisenbahnen (FV-NE) sieht zudem weiterhin einen Zugführer vor, geht aber auch davon aus, dass dessen Aufgaben im Regelfall vom Triebfahrzeugführer wahrzunehmen sind[5].

Im März 2021 begann DB Fernverkehr erstmals, neu eingestellte Mitarbeiter zu Zugchefs auszubilden. Das Unternehmen plant im Jahr 2022, mindestens 300 neue Zugchefs auszubilden. Die Ausbildung zum Zugchef kann im Rahmen eines einjährigen Quereinstieges absolviert werden.[6]

Schweiz

Bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wurde die Berufsbezeichnung in Zugchef und Reisezugbegleiter aufgeteilt.

Wissenswertes

In der öffentlichen Berichterstattung wird die Bezeichnung Zugführer regelmäßig falsch verwendet. Der Zugführer ist nicht die Person, die den Zug steuert. Dabei handelt es sich korrekterweise um den Triebfahrzeugführer oder (veraltet) Lokführer.

Einzelnachweise

  1. Reichsbahndirektion in Mainz (Hrsg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion in Mainz vom 26. April 1924, Nr. 17. Bekanntmachung Nr. 393, S. 227.
  2. Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hrsg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 29. Juli 1933, Nr. 34. Bekanntmachung Nr. 399, S. 152.
  3. DB Ril 408.0301, Bekanntgabe 10A zu 01.12.2012
  4. DB-Richtlinie (Ril) 408.21-27 auf der Webseite der DB Netz AG, abgerufen am 23. Januar 2021
  5. vgl. Übersicht der VDV-Regelwerke, abgerufen am 23. Januar 2021
  6. Aus Ex-Stewardess wird Zugchefin. In: rheinpfalz.de. 7. April 2022, abgerufen am 19. Januar 2024.

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Zugführer Abfahrsignal.jpg

Der Zugführer eines IC gibt im Bahnhof Saalfeld (Saale) das Abfahrsignal.
Bundesarchiv Bild 102-01342, Deutsche Reichsbahn, Zugführer.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 102-01342 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Zugführer der Deutschen Reichsbahn. Der Zugführer hat vor Abfahrt des Zuges die Wagen seines Zuges aufzuschreiben, die Bremsprozente auszurechen und sie dem Lokführer mitzuteilen. Während der Fahrt ist er der maßgebende für den Zug verantwortliche Beamte.
Train Conductor.gif
Train conductor leaning out of an Amtrak train at Wilmington, Delaware in 2006