Zottiges Weidenröschen

Zottiges Weidenröschen

Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung:Myrtenartige (Myrtales)
Familie:Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Unterfamilie:Onagroideae
Gattung:Weidenröschen (Epilobium)
Art:Zottiges Weidenröschen
Wissenschaftlicher Name
Epilobium hirsutum
L.

Das Zottige Weidenröschen (Epilobium hirsutum) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae).

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Band 10

Vegetative Merkmale

Das Zottige Weidenröschen, auch Rauhaariges Weidenröschen genannt, wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 50 bis 180 (selten bis zu 250) Zentimetern. Als Überdauerungsorgan wird ein weit kriechendes, dickes Rhizom gebildet, das meist schon zur Blütezeit fleischige Sprossachsen treibt, die mit Niederblättern besetzt sind. Der aufrechte, reich verzweigte Stängel ist durch lange abstehende Haare und oben mit kurzen Drüsenhaare dicht und weich bis filzig behaart und fühlt sich beim Anfassen kühl an. Die Ausbildung der Behaarung ist standortabhängig. Aus den Achselknospen der unteren Stängelteile entwickeln sich bald fleischige Ausläufer von bis zu 30 Zentimeter Länge.

Die unteren Laubblätter sind fast kreuzgegenständig, die restlichen wechselständig angeordnet. Die Laubblätter sind sitzend und halb stängelumfassend oder mit der Basis am Stängel leicht herablaufend. Die fast kahlen bis drüsig zottig oder filzig behaarten Blattspreiten sind bei einer Länge von 6 bis 12 (selten bis zu 23) Zentimetern und einer Breite von 1 bis 4 Zentimetern schmal-lanzettlich. Die Blattränder besitzen starke Zähnchen.

Die Trichome der Pflanze sind aus einer einzigen Zelle ohne Basalzelle aufgebaut. Die Zellwand ist cutinisiert und besitzt eine aufsitzende Pore an der Spitze. Der obere Teil der Trichomzelle enthält Flavonoide wie beispielsweise Quercitrin und Myricitrin.[1]

Generative Merkmale

Die Blütezeit liegt zwischen Juli und September. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch. Ihre purpurfarbenen, in der Knospenlage linksdeckenden Blütenkronblätter besitzen eine Länge und einen Durchmesser bis zu 2 cm. Die Narbe ist vierteilig und ihre Zipfel neigen sich vor dem Aufblühen zusammen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[2]

Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum)

Ökologie

Blütenökologisch handelt sich um vormännliche „Trichterblumen“, die selbststeril sind. Im Gegensatz zu anderen Epilobium-Arten sind die Blüten auch bei Regen aufrecht und geöffnet. Die Samen sind leichter als Wasser und können mehrere Wochen schwimmen.

Außer durch Samen vermehrt sich die Art vegetativ durch die dicken, weißlichen, mit Niederblättern besetzten, weithin kriechenden „Wurzelstöcke“. So besiedelt sie bereits vor der Blüte gemähte Feuchtwiesen. Das Vieh verschmäht die Blätter und Stängel sowohl frisch als auch im Heu. Die Drüsenhaare und Nadelkristalle in den Blattzellen wirken als Fraßschutz.

Schmetterlingsraupen

Das Zottige Weidenröschen ist Nahrungspflanze der Raupen folgender Schmetterlingsarten: Mittlerer Weinschwärmer, Nachtkerzenschwärmer, Schwertlilieneule, Labkrautschwärmer und Schwarzweißer Weidenröschenspanner (Spargania luctuata).[3]

Vorkommen und Nutzung

Das Zottige Weidenröschen wächst zerstreut in Staudenfluren an Bächen, Gräben, Quellen und im Saum von Weidengebüsch. Es liebt lehmige, etwas kalkhaltige Böden. Nach Ellenberg ist es eine Halblichtpflanze, ein Mäßigwärmezeiger, ausgesprochener Stickstoffzeiger, Feuchte- bis Nässezeiger sowie Schwachsäure-/Schwachbasen- bis Basen- und Kalkzeiger, intermediär-kontinental wachsend[4] und nach Oberdorfer eine Verbandscharakterart der Zaunwindengesellschaften (Convolvulion=Calystegion sepium) bzw. sogar eine Charakterart der Assoziation Convolvulo-Epilobietum hirsuti.[2] In den Allgäuer Alpen steigt es im Vorarlberger Teil an der Burglalpe am Feuerstätter Kopf östlich Sibratsgfäll bis zu einer Höhenlage von 1270 Metern auf.[5]

Gelegentlich wird das Zottige Weidenröschen als Zierpflanze kultiviert. Als solche wurde sie auch in Australien und in die USA eingeführt und hat sich dort seit etwa 1990 stellenweise stark ausgebreitet.

Trivialnamen

Für das Zottige Weidenröschen bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Schosskraut, Wasserviolen und braun Weiderich.[6]

Bilder

Literatur

  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Gunter Steinbach (Hrsg.), Bruno P. Kremer u. a.: Wildblumen. Erkennen & bestimmen. Mosaik, München 2001, ISBN 3-576-11456-4.
  • Zottiges Weidenröschen. FloraWeb.de
  • Jiarui Chen, Peter C. Hoch, Peter H. Raven: Epilobium. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Band 13: Clusiaceae through Araliaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Peking / St. Louis 2007, ISBN 978-1-930723-59-7, S. 414 (englisch, online). (englisch).

Einzelnachweise

  1. Krajšek et al. (2011): Morphology and glandular activity of unicellular trichomes of Epilobium hirsutum. Biologia Plantarum, 55(1), S. 149–152 (doi:10.1007/s10535-011-0020-z).
  2. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 684.
  3. Schmetterlingsfutterpflanze: Epilobium hirsutum L., Zottiges Weidenröschen.
  4. Epilobium hirsutum – Zottiges Weidenröschen
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 247.
  6. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 139.(online).

Weblinks

Commons: Zottiges Weidenröschen (Epilobium hirsutum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Blütenstand

Taxonym: Epilobium hirsutum ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: bei der Uttissenbachmühle, Bezirk Zwettl, Niederösterreich - ca. 550 m ü. A.

Standort: Bachufer
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Bespitzte Kelchblätter

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Vierteilige Narbe

Taxonym: Epilobium hirsutum ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Neue Donau, Wien-Floridsdorf - ca. 160 m ü. A.

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Dieses Bild zeigt eine Blüte des Zottigen Weidenröschens (Epilobium hirsutum).
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Waagrecht-abstehend behaarter Stängel

Taxonym: Epilobium hirsutum ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Neue Donau, Wien-Floridsdorf - ca. 160 m ü. A.

Standort: Uferbereich