Zolloberinspektor Kressin

Tatort Logo.svg Viktor Kressin
SenderWDR
Aktiv1971–1973
OrtKöln
Fälle7 (+ 3 Gastauftritte)
VorgängerErster Ermittler des WDR
NachfolgerHaferkamp
Team
Zollrat(1971–1973)
Viktor Kressin (Nordrhein-Westfalen)

Zollinspektion Köln (NRW)

Zolloberinspektor Viktor[1] Kressin ist eine fiktive Figur aus der Fernsehkrimireihe Tatort, gespielt von Sieghardt Rupp. Er ermittelte bundesweit, so beispielsweise in Köln, Hamburg oder Bonn. Auch im angrenzenden Ausland war Kressin tätig, wie Lüttich in Belgien oder Kopenhagen in Dänemark.

Der WDR produzierte sieben Folgen mit Kressin als Hauptermittler; vier davon schrieb Wolfgang Menge. Kressin war stets allein unterwegs, bewegte sich aber in seinem jeweils zu klärenden Fall im Hoheitsbereich eines anderen Tatortermittlers, sodass es Gastauftritte anderer Tatort-Kommissare, wie beispielsweise von Trimmel, Lutz, Konrad, Marek und Liersdahl gab. Auch Kressin war bei drei anderen Tatortermittlern zu Gast und in das Geschehen involviert. Zolloberinspektor Kressin war in den Jahren 1971 bis 1973 als Ermittler aktiv.

Hintergrund

Die Fernsehkrimireihe Tatort ging 1970/1971 an den Start. Die fiktive Figur des Zollfahnders Kressin war ursprünglich für eine eigenständige Fernsehserie gedacht. Da die ARD jedoch in Zugzwang geriet, und um schnell Filme für die neue Tatort-Reihe zur Verfügung zu haben, wurde Kressin in den Tatort eingebunden. Während die anderen frühen Ermittler der Reihe eher älter waren und in ihrer Rolle Vaterfiguren entsprachen, schuf man mit dem „Playboy“ Kressin etwas komplett Neues – auch äußerlich. Eine Besonderheit stellte die Figur auch insofern dar, als diese dienstlich nicht bei der Kriminalpolizei angesiedelt ist, wie fast alle übrigen Ermittler. Kressin ist bisher der einzige Zollfahnder in der Reihe, daneben gibt es unter den deutschen Tatort-Produktionen einige wenige Folgen mit einem MAD-Beamten sowie zwei einzelne Folgen mit jeweils einem Streifenpolizisten als Hauptermittler.

Um die Besetzung der Rolle des Kressin gab es Querelen. Der Autor Wolfgang Menge hatte Kressin als fiktive Figur geschaffen und war mit der Besetzung nicht so recht einverstanden. Zunächst hatte er sich mit dem WDR auf Heinz Bennent als Darsteller geeinigt. Beim Schreiben der Drehbücher musste er aber feststellen, dass Bennent nicht für alle Folgen passend war. Per Casting einigte man sich schließlich mit Einverständnis des WDR auf Sieghardt Rupp. Jedoch hielt Menge auch ihn nicht für die Idealbesetzung, sodass er nach dem fünften Tatort die Zusammenarbeit an den Kressin-Folgen beendete.[2]

Figuren

Kressin

Kressin, ein schlanker, dunkelhaariger, hochgewachsener Mann Anfang 40 mit kantigen Gesichtszügen, tritt stets in smarter James-Bond-Manier auf, mit coolen Sprüchen und begleitet von hübschen Frauen. Seinem Charme und Charisma können nur die wenigsten Damen widerstehen. Mit reichlich Haargel, lässiger Kleidung und sportlicher Figur stellt er sich allen Herausforderungen. Er arbeitet unkonventionell und ist nicht teamfähig. Immer im Alleingang unterwegs, spannt er manchmal auch seine – von Film zu Film wechselnde – weibliche Begleitung mit ein. In "Kressin und der tote Mann im Fleet" hat er sogar zwei Begleiterinnen, mit denen er offensichtlich gleichzeitig das Bett teilt. Die beiden Damen verstehen sich prächtig und nehmen zum Beispiel zusammen ein Bad.

Während über das Sexualleben der anderen TV-Ermittler dieser Ära nahezu nichts bekannt ist, wird ständig gezeigt, wie sich Kressin mit attraktiven Frauen im Bett vergnügt. Tatsächlich war Rupp auch sehr viel jünger als die üblichen Kommissars-Darsteller dieser Zeit, die mit fast großväterlicher Attitüde auftraten (Erik Ode, Walter Richter, Siegfried Lowitz, Heinz Eckhardt). Rupp war der erste Repräsentant einer jüngeren Generation von Schauspielern (Hansjörg Felmy, Götz George, Eberhard Feik, Manfred Krug), die später die stark angejahrten Ermittler nach und nach ablösten und sich im Auftreten deutlich von diesen unterschieden.

Als Frauenheld, Macho und Raucher ist Kressin stets auf Eroberungen aus, am liebsten sind ihm Damen mit einem flotten Sportwagen, den er sich gerne für seine Ermittlungen ausleiht. Er selbst scheint kein Auto zu besitzen. Kressin verführt nahezu jede Frau bis ca. 40, der er begegnet, dies scheint sein zentraler Lebensinhalt zu sein. Obwohl der Vorname des Zolloberinspektors anscheinend Viktor lautet, wird er von jedem – auch von seinen oft leicht bekleideten Gespielinnen – grundsätzlich nur als Kressin angesprochen.

Seine Fälle löst Kressin nebenbei, während er sein Leben genießt. Über den eigenen Beruf äußert er sich abfällig, allerdings ist er ein fähiger und hartnäckiger Ermittler, der seinen Job ernst nimmt, was ihm immer wieder zum Erfolg verhilft – weshalb er bei seinem Vorgesetzten gut angesehen ist. Seinen Hauptwidersacher, den kriminellen Bandenchef Sievers, jagt er jedoch vergebens. Sievers, von Ivan Desny als smarter Gentlemanverbrecher im Rolls-Royce gespielt, ist als Drahtzieher in nahezu alle Fälle verwickelt, mit denen sich Kressin zu befassen hat, und entzieht sich immer wieder erfolgreich dem Zugriff des Ermittlers. Kressin ist ständig unterwegs und scheint bei der Zollfahndung kein eigenes Büro zu haben. Er unterscheidet sich stark von den beamtenhaften Zollermittlern, die ein Jahrzehnt später in der Serie "Schwarz Rot Gold" in Erscheinung traten.

Da Kressins Besoldung seinem Lebensstil nicht so recht entspricht, hat der Ermittler jede Menge Schulden, über die er aber nicht weiter bekümmert ist. Auf jeden Fall bleibt er geradlinig auf der Seite des Rechts und ist nicht korrupt. Als echtes Raubein geht er keiner Schlägerei aus dem Weg und ähnelt darin dem ein Jahrzehnt später auftretenden Kommissar Horst Schimanski.[3] Der sportliche Sieghardt Rupp führte dabei wie später auch Götz George die Stunts in der Regel selbst aus und ließ sich bei Schlägereien oder Treppenstürzen nicht doubeln.

Zollrat

Der Zollrat, Kressins Vorgesetzter, wird von Hermann Lenschau gespielt. Er hat stets nur kurze Auftritte, oftmals aus der Ferne am Telefon, weil Kressin gerade in ganz anderen Städten agiert. Dabei segnet er in der Regel Kressins Aktionen ab, gibt Anordnungen für einen Einsatz oder rügt ihn auch schon mal, wenn Kressin über das Ziel hinausgeschossen ist. Bis auf die Folge Tote Taube in der Beethovenstraße ist der Zollrat in jeder Episode mit dabei.

Sievers

Sievers, der Edelganove, wird von Ivan Desny gespielt. Mit seinem kleinen noblen Schnauzbart und der Ausstrahlung eines Kosmopoliten tritt er absolut gelassen und selbstsicher auf. Er ist immer höflich, hat ausgesucht gute Manieren und trägt teure, zweifellos maßgeschneiderte Kleidung. Standesgemäß ist Sievers im Rolls-Royce mit Chauffeur und liechtensteinischem Kennzeichen unterwegs, er bewohnt wechselnde Nobelvillen. Sievers fährt allerdings auch schon mal mit der Bahn. Der Gentlemangangster scheint im kriminellen Bereich auf nahezu jedem "Geschäftsfeld" aktiv zu sein (Rauschgifthandel, Alkoholschmuggel, Kunsthandel, Gangsterbefreiung, internationale Waffengeschäfte, illegaler Goldhandel …).

Sievers ist außer in der Folge Tote Taube in der Beethovenstraße in jeder der sieben Kressin-Episoden mit dabei, mitunter auch nur in einer winzigen Sequenz, durch die deutlich wird, dass er einmal mehr als Drahtzieher im Hintergrund aktiv war. Trotz aller Bemühungen Kressins, der ein starkes Interesse hat, seinen notorischen Gegenspieler zu verhaften, ist er bis zur letzten Folge nicht zu fassen.[2] Wie mit der Kressin-Figur selbst orientierten sich die Autoren hier offensichtlich an den Filmen der James-Bond-Reihe, in denen der wiederkehrende Bösewicht Blofeld auftaucht. Ein durchgehender Gegenspieler blieb in der Tatort-Reihe die Ausnahme; erst 2013 tauchte in den Filmen mit Nick Tschiller wieder eine derartige Figur auf.

Folgen mit Kressin als Hauptermittler

FallTitelErstausstrahlungFolgeAutorRegieBesonderheiten
1Kressin und der tote Mann im Fleet10. Jan. 19713Wolfgang MengePeter BeauvaisGastauftritt Trimmel
2Kressin und der Laster nach Lüttich07. Mär. 19715Wolfgang MengeTom ToelleGastauftritt Lutz
3Kressin stoppt den Nordexpress02. Mai 19717Wolfgang MengeRolf von SydowGastauftritt von Trimmels Assistent Höffgen
4Kressin und die Frau des Malers28. Mai 197218Pim de la Parra jr., Klaus Recht, Hans Heinrich ZiemannPim de la Parra jr.Gastauftritt Kommissar Konrad
5Kressin und der Mann mit dem gelben Koffer09. Jul. 197220Wolfgang MengeMichael VerhoevenGastauftritt Marek; Friedrich Nowottny und Ernst-Dieter Lueg in Gastrollen
6Tote Taube in der Beethovenstraße07. Jan. 197325Samuel FullerSamuel FullerLief in den USA im Kino
7Kressin und die zwei Damen aus Jade08. Jul. 197331Karl Heinz WillschreiRolf von SydowGastauftritt Liersdahl und Schäfermann

Der Fall Tote Taube in der Beethovenstraße ist eine Ausnahme unter den Kressin-Folgen: Kressin spielt nur eine Nebenfigur in den ersten 10 Filmminuten, und Hauptermittler ist ein amerikanischer Privatdetektiv. Der Amerikaner Samuel Fuller schrieb das Drehbuch und führte Regie. In den USA lief der Film 1974 im Kino.

Folgen mit Kressin als Gastermittler

Folge des HauptermittlersTitelErstausstrahlungFallAutorRegieBesonderheiten
2Der Fall Geisterbahn12. Mär. 197216Hansjörg Martin, Hans Dieter SchwarzeHans Dieter SchwarzeWegen unklarer Lizenzrechte nach Konkurs der Produktionsfirma nicht wiederholt[4]

Hauptermittler Kommissar Konrad, Produktion des HR

2Die Samtfalle12. Nov. 197223Fritz EckhardtWalter DavyMarek als Hauptermittler, Produktion des ORF
3Jagdrevier13. Mai 197329Herbert LichtenfeldWolfgang PetersenFinke als Hauptermittler, Produktion des NDR

Kressin ist keine handelnde Figur, sondern Finke u. a. schauen den Tatort Nr. 18 Kressin und die Frau des Malers im Fernseher einer Gaststätte

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Vorname wird in der Folge „Kressin und der Laster nach Lüttich“ in Minute 47:21 von seinem Vorgesetzten einmal erwähnt.
  2. a b Zolloberinspektor Kressin Dienstausweis bei tatort-blog.de
  3. Zollfahnder Kressin Daten zum Ermittler bei tatort-fundus.de
  4. ‚Tatorte‘ im Giftschrank – Verbotene Früchte bei tatort-fundus.de, abgerufen am 11. Oktober 2015.

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